War einmal em Evangelium geschrieben, so konnte es aus verschiedenen Gründen zur gelegentlichen Wiederholung des Entwurfes und damit zur Gattung der Evangelien kommen. Die galiläische Homologie, die Marc. vermutlich seinem Werke zugrunde gelegt hatte, war vielleicht in anderen Teilen der ersten christlichen Gemeinde weniger anerkannt. Jedenfalls führt Matt. die Worte wider Chorazin, Bethsaida und Kapernaum mit sich, die sich gegen das galiläische Zentrum richten: ‘Da begann er zu fluchen über die Städte, in denen seine meisten Krafttaten geschehen waren, weil sie nicht Buße taten’ xi. (20ff. par.). Sicherlich unterlag die Homologie auch einer fortschreitenden Vertiefung vornehmlich der Aussagen, die von der Ankunft und Erhöhung des Kyrios handein, vgl. bei Matt. die stärkere Betonung der Vorgeschichten (1. Evangelienteil) und den Missiónsbefehl. Die Stoffauswahl des Marc. mochte größere Lücken aufweisen, wollte man auf die andernorts entstandenen bzw. gesammehen Überlieferungen nicht einfach verzichten. Bei Matt. hat das Anliegen, die bekannten Traditionen vollzähliger zu sammeln, zur Zusammenstellung von zehn Wundertraditionen (Kap. 8f.), sieben Gleichnissen über die Kirche (Kap. 13) und sieben Endgleichnissen (Kap. 24f.), aber auch sonst zu vielen Erweiterungen über den ganzen Stoff hin geführt. Wer mit einer lebendig wachsenden katechetischen Überlieferung rechnet, auf weiche das Systematisieren direkt hinweisen dürfte, wird dies und die weitgehende Übereinstimmung zwischen Matt. und Luc. bei vielen dieser zugefügten Traditionen sogar ohne die Annahme einer ‘Logienquelle Q’ verständlich finden, obgleich das Problem damit noch nicht gelöst ist. Mit dem wachsenden Weitblick der Lehrer auf Grund der Missionserfolge, aber ebenso durch den Verlust der ParusieNaherwartung mag auch der Stoff angewachsen sein.