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Bemerkungen zur Formgeschichte des Evangeliums II. Das Evangelium des Matthäus als Katechismus

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

Gottfried Schille
Affiliation:
Dresden, Germany

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War einmal em Evangelium geschrieben, so konnte es aus verschiedenen Gründen zur gelegentlichen Wiederholung des Entwurfes und damit zur Gattung der Evangelien kommen. Die galiläische Homologie, die Marc. vermutlich seinem Werke zugrunde gelegt hatte, war vielleicht in anderen Teilen der ersten christlichen Gemeinde weniger anerkannt. Jedenfalls führt Matt. die Worte wider Chorazin, Bethsaida und Kapernaum mit sich, die sich gegen das galiläische Zentrum richten: ‘Da begann er zu fluchen über die Städte, in denen seine meisten Krafttaten geschehen waren, weil sie nicht Buße taten’ xi. (20ff. par.). Sicherlich unterlag die Homologie auch einer fortschreitenden Vertiefung vornehmlich der Aussagen, die von der Ankunft und Erhöhung des Kyrios handein, vgl. bei Matt. die stärkere Betonung der Vorgeschichten (1. Evangelienteil) und den Missiónsbefehl. Die Stoffauswahl des Marc. mochte größere Lücken aufweisen, wollte man auf die andernorts entstandenen bzw. gesammehen Überlieferungen nicht einfach verzichten. Bei Matt. hat das Anliegen, die bekannten Traditionen vollzähliger zu sammeln, zur Zusammenstellung von zehn Wundertraditionen (Kap. 8f.), sieben Gleichnissen über die Kirche (Kap. 13) und sieben Endgleichnissen (Kap. 24f.), aber auch sonst zu vielen Erweiterungen über den ganzen Stoff hin geführt. Wer mit einer lebendig wachsenden katechetischen Überlieferung rechnet, auf weiche das Systematisieren direkt hinweisen dürfte, wird dies und die weitgehende Übereinstimmung zwischen Matt. und Luc. bei vielen dieser zugefügten Traditionen sogar ohne die Annahme einer ‘Logienquelle Q’ verständlich finden, obgleich das Problem damit noch nicht gelöst ist. Mit dem wachsenden Weitblick der Lehrer auf Grund der Missionserfolge, aber ebenso durch den Verlust der ParusieNaherwartung mag auch der Stoff angewachsen sein.

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Articles
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Copyright © Cambridge University Press 1958

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References

page 101 note 1 Vgl. meine demnächst in Z.D.P.V. erscheinende Arbeit ‘Die Topographic des Markusevangeliuma, ihre Hintergründe und ihre Einordnung’.Google Scholar

page 101 note 2 Darauf weist Bornkamm, G. hin in der Schrift ‘In memoriam E. Lohmeyer’.Google Scholar

page 102 note 1 Vgl. schon Taylor, C., The Teaching of the Twelue Apostles (1886), und dann v. a. A. v. Harnack, Die Apostellehre und die jüdischen beiden Wege 2(1896);Google ScholarSeeberg, A., v. a. Der Katechismus des Urchristenheit (1903); Klein, Der älteste christliche Katechismus und die jüdische Propagandaliteratur (1909). Vgl. ferner die Literatur zu Did. und zur Frage der urchristlichen Paränese (Lasterkataloge, Haustafein, usw.).Google Scholar

page 102 note 2 Vgl. Bemerkungen zur ormgeschichte des Evangeliums. Rahmen und Aufbau des Markus-Evangeliums’, N.T.S. iv (1957), 124.Google Scholar

page 102 note 3 Vgl. v. a. die Erzählungen von Kornelius, dem Kämmerer und dem Gefängniswärter von Philippi.Google Scholar

page 103 note 1 V. 6 ‘Wenn du hast durch deiner Hände (Werk), so gib zur Versöhnung deiner S¨nden’. V. 7 ‘Gib gem und ohne Murren; wisse nämlich, wer der gute Lohner ist.’ V. 8b ‘Denn wenn ihr im Unsterblichen Genossen seid, wieviel mehr in den irdischen Dingen.’ Man kennt bereits vor der Taufe den Lohngeber, kann zur Sühnung der Sünden beitragen und ist Genosse der Heiligen.Google Scholar

page 104 note 1 In III, wird etwa eine Seligpreisung formal übernommen. Bihlmeyer druckt den Vers in seiner Ausgabe (Funk-Bihlmeyer, Die Apostolischen Väter 2, 1924) als Zitat.Google Scholar

page 104 note 2 Did. I, I ist formal fast zur juridischen Formel erstarrt.Google Scholar

page 104 note 3 So geht etwa das Fasten für die Verfolger (Did. 1, 3) über die Aussagen der Bergpredigt hinaus.Google Scholar

page 104 note 4 Er fehit in Barn. xviii–xx größthenaeils, und dies mit gutem Grund, da die Zweiwegelehre dort in poatbaptismaler Situation erscheint, also wohl nur ins Gedächtnis zurückgerufen wird.Google Scholar

page 104 note 5 Damask. xv, 7ff. Staerk: ‘Am Tage, wo er spricht mit dem Ephoren, der für die Voliversammiung da ist, sollen sic ihn aufnehmen mit dem Eide des Bundes, den geschlosseri hat Mose und Israel…(teilweise zerstört)… und nicht soll ihn einer wissen 1assen die Rechtsordnungen, big er steht vor dem Ephoren, (und dann) soll er ihn einführen darin, indem er ihn genau prüft’ (von mir kursiv gedruckt).Google Scholar

page 105 note 1 Vgl. Barn. XVIII, I ‘Laßt uris zu ciner anderen Gnosis und Lehre schreiten.’Google Scholar

page 105 note 2 In der postbaptismalen Situation des Barn, fallen gewisse Dinge selbstverstandlich fort: Die Norm der Nchstenliebe (Did. i, 2 b), die katechismusartige Einkleidung (besonders Did. ii, i), die Anklange an die Bergpredigt (Did. 1, 3–6) einschließlich der Wendung in Did. in, 7 und die katechismusartige Reihe Did. III, 1–6. Das bedeutet, daß die Zweiwegelehre um einen großen Teil des antebaptismalen Stoffes vermindert wird.Google Scholar

page 105 note 3 Die juridischen Formeln, die Kurzgebote, die Lasterkataloge, die fünf synthetischen Sätze Did. iii, 1–6 (Mord, Hurerei, Gözendienst, Diebstahi und Lästerung) durften lernbare Zusammenfassung der Missionsbotschaft enthalten.Google Scholar

page 106 note 1 Vgl. die Lasterkataloge des ‘Todesweges’ Did. v; Barn. xx.Google Scholar

page 106 note 2 Vgl. Did. iv, 2, ‘Wo die Herrlichkeit redet, dort ist der Kyrios’.Google Scholar

page 106 note 3 Matthäus, S. 205f.;Google ScholarMarkus, S. 36. Beides in: Neues Testament Deutsch, I, 1 (1937).Google Scholar

page 106 note 4 Vgl. den juridischen Stil, die Besprechung mehrerer Gebote in Antithesen ähnlichen Aufbaus, die Aufreihung kurzer Lernsätze, die uris wegen Hirer Einprägsamkeit allbekannten Bilder vom Licht, Balken im Auge, Lilien auf dem Felde usw., das Lerngebet des Vater-Unser, das auch in der Gemeindelehre (Did. viii, 2) erscheint, und die dreimal fast gleichlautende Mahnung, im Stillen zu wirken (Almosen, Gebet, Fasten).Google Scholar

page 107 note 1 Vgl. etwa Luc. xii das Gleichnis vom reichen Kornbauer und das Logion vom Schätzesammeln.Google Scholar

page 107 note 2 Vgl. etwa Luc. x das Liebesgebot vor dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter.Google Scholar

page 107 note 3 Vgl. besonders bei Luc. und Joh. die Einleitung bzw. Abrundung einer Rede bzw. das Unterbrechen verachiedener Redestoffe durch einen Wunderbericht.Google Scholar

page 108 note 1 Auch I Thess. iv. I; ii. 4. I Cor. vii. 32ff. fordert, daß dem Herrn gefalle.Google Scholar

page 108 note 2 Schniewind, J., Matthäus, Neues Testament Deutsch, 1, i, 97.Google Scholar

page 109 note 1 Vgl.Jac. v. 19f.; Judas 22f.Google Scholar

page 110 note 1 Vom ‘Felsen’ redet die Taufsprache: I Cor. iii; Rom. xv. 20; Epn. ii. 20 ‘erbaut auf dem Grund der Apostel und Propheten’, iii. 17; Col. i. Heb. vi. i und I Pet. v. 10.Google Scholar

page 110 note 2 Die Stadt auf dem Berge meint das neue Jerusalem:Google ScholarRad, G. v., ‘Die Stadt auf dem Berge’, Ewing. Theol. (Aprilheft 1949).Google Scholar

page 110 note 3 Vgl. die zwölf Tore des neuen Jerusalems nach Apoc. xxi. 13 f.Google Scholar

page 110 note 4 Terminus technicus der Taufsprache: Heb. xii. 18, 22. Vgl. ‘Proselyt’.Google Scholar

page 110 note 5 Vgl. den u. U. taufliturgischen Satz Eph. ii. 10: ‘Sein Gesch¨pf sird wir, geschaffen zu guten Werken, die er bereitet hat, daß wir in ihnen wandeln.’Google Scholar

page 110 note 6 Dies Evangelium gehört sachlich vor den biographischen Luc.Google Scholar

page 110 note 7 Dafür könnte man die Bedeutung des Matt. für die Alte Kirche ins Feld führen, vgl. seine Voranstellung vor Marc. im Kanon.Google Scholar

page 111 note 1 Bultrnann, R. in Eutharisterion II für H. Gunkel (1922), S. 3ff.Google Scholar

page 111 note 2 Vgl. die ‘Güte Gottes’ in Od. Sal. XXXIII, 3 f., die auf einem Gipfel ihren Bußtug erhebt: ‘Und er stand auf dern erhabenen Gipfel und ließ seine Stimme ausgehen von den Enden der Erde und bis zu ihren Enden. Und er zog an sich alle, die auf ihn hörten.’Google Scholar

page 111 note 3 Es geht wieder urn die geheime Lehre!Google Scholar

page 111 note 4 Diese reden von den Bruderpflichten: Vom Ärgernis, von der Rettung der Kleinsten (vorn Hirt), von der Sorge urn den sundigen Bruder, von der Versöhnlichkeit und vorn Schallcsknecht.Google Scholar

page 112 note 1 Matthäus, Neues Testament Deutsch, 1, i, 208.Google Scholar

page 112 note 2 Sie lauten beinahe gleich: ‘Und er zog umhcr in ganz Galiläa, lehrte in ihren Synagogen, predigte die Frohbotschaft vom Königtum und heilte alle Krankhcit und Schwachheit im Volk.’Google Scholar

page 113 note 1 Die Nachfolge3 (1950).Google Scholar

page 113 note 2 Die Partizipe ‘tauft’ und ‘lehrt’ hängen grammatiach von dem übergreifenden ‘macht zu J¨ngern’ ab.Google Scholar

page 113 note 3 Michel, O., ‘Der Abschluß des Matt.’, Evang. Theol. (1950), S. 21: ‘Matt. xxviii. 18–20 ist der Schlüssel zum Verständnis des ganzen Buches.’Google Scholar

page 114 note 1 Bornkamm, M. W. hat G. im Seminar zum ersten Male auf die Nähe zwischen der Bergpredigt bzw. Matt. und der Did. hingewiesen.Google Scholar

page 114 note 2 Ob die Angabe über die hebräische Sprache em spater Rückschluß ist oder auf älterer Tradition beruht, kann ich nicht entscheiden.Google Scholar