Welchen Platz nimmt die Bibliographic der Arbeiterbewegung und des Sozialismus heute ein und wie füllt sie ihn aus? Der beträchtliche Aufschwung, den in den letzten 15 Jahren die Historiographie auf diesem Gebiet erfahren hat, fand seinen Ausdruck auch in erheblich vermehrter bibliographischer Tätigkeit. Die Zahl der in den letzten 10 bis 15 Jahren veröffentlichten Bibliographien ist bedeutend höher als die der im vorhergegangenen halben Jahrhundert gedruckten. Der Historiker der Arbeiterbewegung, wie übrigens auch manche seiner Kollegen anderer Spezialgebiete, benutzt häufig die ihm von den Hilfs-wissenschaften zur Verfügung gestellten Arbeitsinstrumente, insbesondere Bibliographien, ohne die ihrer Herstellung eigenen Bedingungen und Probleme näher zu kennen. Dies mangelnde Verständnis ist der Forschung im allgemeinen abträglich und führt, wie wir weiterhin sehen werden, zu Kraftvergeudung. In einzelnen Fällen kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, die Geschichtsschreibung sei der Bibliographie vorausgeeilt, die unumgängliche bibliographische Vorbereitung der Arbeit durch den Historiker sei unzulänglich gewesen oder jedenfalls nicht von dem dazu berufenen Spezialisten durchgeführt worden. Die eigentliche Ursache solcher Erscheinungen ist weniger in Uebereilung des Historikers oder im Zurückbleiben des Bibliographen zu suchen, sondern vielmehr in mangelnder Koordination beider Tätigkeiten und infolgedessen ungenügend formulierten Ansprüchen an die Qualität der von der Hilfswissenschaft geforderten Arbeit. Auf die Frage der Koordination werden wir noch zurückkommen. Wenden wir uns zuerst, ohne jegliche polemische Absicht, einigen Fragen zu, die uns für den Bibliographen wesentlich zu sein scheinen. 1. Die Isolierung der Bibliographen fährt zu einer bedeutenden Kraft-verschwendung. Gar nicht selten unternehmen zwei oder mehr Forscher ungewusst und unabhängig voneinander eine gleiche Arbeit.