Wenn wir von sozialen Unterschichten im Zusammenhang mit dem Prozeß der Industrialisierung sprechen, denken wir unwillkürlich an die Fabrikarbeiterschaft. Es liegt daher nahe, unser Thema als eine Frage nach der Entstehung der industriellen Lohnarbeiterschicht aufzufassen. In der Tat möchte ich mich auch im wesentlichen auf diese Frage konzentrieren; doch sei gleich eingangs bemerkt, daß, wie immer wir auch die Periode der Frühindustrialisierung zeitlich abgrenzen, das Thema „soziale Unterschichten” damit bei weitem nicht ausgeschöpft ist, ja daß wir uns den Zugang zur Beantwortung wesentlicher Fragen nach Herkunft, Zusammenset2ung, sozialer Bewertung und Lebensgefühl der Fabrikarbeiterschaft verbauen, wenn wir unseren Blick zu eng auf diese selbst richten. Deshalb müssen andere Gruppen, die sog. „unterbäuerliche Schicht”, die Handwerksgesellen, die bald agrarisch, bald gewerblich tätigen Tagelöhner, die ländliche und städtische Heimarbeiterschaft, die Dienstboten und ebenso das herren- und heimatlose Volk der Bettler und Vagabunden einbezogen werden, auch wenn wir sie hier nur als Reservoir für die gewerblich-industrielle Unterschicht behandeln können.