Während die Literatur über den Marxismus unübersehbar geworden ist, wurde der Erforschung von Marx' Persönlichkeit und Lebensgang nicht die erforderliche Aufmerksamkeit gewidmet, und zudem ist der grösste Teil der biographischen Literatur unkritisch. Das ist um so auffallender, als die Kenntnis der Marx-Biographie unerlässlich für das Verständnis des Marxismus ist; E. H. Carr hat darauf nachdrücklich hingewiesen. Es ist nun kein Geheimnis, dass Marx' Biographie grosse Lücken aufweist; über wichtige Ereignisse und ganze Abschnitte seines Lebens sind wir ungenügend unterrichtet. Selbst der Briefwechsel mit Engels, die Hauptquelle der Biographie, ist ein Torso; man darf annehmen, dass einige hundert Briefe fehlen. Nicht nur quantitativ ist das ein entsetzlicher Verlust; zweifellos sind sehr viele wichtige Briefe vernichtet worden. Engels selbst gab Marx einmal den Rat, bestimmte Briefe zu vernichten, was Marx jedoch bei der Gelegenheit nicht tat.
Für die Kenntnis des Menschen Marx fehlen uns die wichtigsten Unterlagen. Wie war sein Verhältnis zur Familie, zur Mutter, zur Frau, zu Engels? Welche Motive und Einflüsse bestimmten die Wandlung seiner Beziehungen zu politischen Freunden und Gegnern? Rjazanov erinnert sich, Laura Lafargue einmal sein Bedauern darüber ausgesprochen zu haben, dass „Marx uns so wenig ‘Subjektives’, rein Persönliches hinterlassen” habe; sie habe ihm darauf die „Bekenntnisse” gezeigt, mehr nicht. Gerade viel intimes Material ist verloren.