In der weiten Landschaft der Textkritik gibt es zweifellos ein hochinteressantes Gebiet, so interessant, daß es gelegentlich sogar die Augen einer breiteren Öffentlichkeit auf sich zieht: die Handschriftenfunde. Dort nämlich warten vielleicht noch die größten Überraschungen; von da aus können seit langem anerkannte Ergebnisse wieder fragwürdig werden. Gerade die letzten Jahrzehnte haben gezeigt, wie wenig Grund zu der Annahme besteht, daß die Erde, daß verstaubte Klosterbibliotheken, oder was es sonst an Schlupfwinkeln geben mag, bereits alle Schätze preisgegeben, alle Geheimnisse verraten hätten. Aber mit so aufregenden Dingen haben es die Erwägungen leider nicht zu tun, die ich hier anstellen möchte. Sie wollen vielmehr einladen zu einem Blick in die staubige Werkstatt, wo das seit Generationen gesammelte Material nun geprüft und verarbeitet wird. Es ist ein ungeheures Material, and man muß sagen, daß die Verarbeitung mit den Funden auch nicht entfernt Schritt halten konnte. Umso dringlicher ist uns diese stets neue Aufgabe der Verarbeitung gestellt.