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Rilkes Cornet
Published online by Cambridge University Press: 02 December 2020
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Poesie und Prosa sind derart aufeinander angewiesen, dass sie sich zwar zeitweise voneinander entfernen und, wie zwei Arme eines Flusses, das Wasser sich abgraben können, dann aber immer wieder in Vereinigungen und neuen Verflechtungen sich gegenseitig stärken.
Deuten Rilkes Werke, da seiner Persönlichkeit entsprechend, aus ihr sprechend, sie aussprechend, im Zusammenhang, auf sein Wesen und seine Entwicklung hin, so kann der Cornet am ehesten gesondert, als “Dichtung an sich” verstanden werden. Diese schon 1899 geschriebene Weise mag, wie Heygrodt2 vermutet, nicht lange vor ihrem Ersterscheinen, 1906, als Rilke sein Buch der Bilder schrieb, endgiltige Gestalt erfahren haben. Friedrich von Oppeln-Bronikowski hat in seiner (damals fördernden) Arbeit3 auf den Cornet, da er im nämlichen Jahre erschien, wohl nicht mehr einzugehen vermocht. Fritz Strich aber, der den Weg des Gottsuchers und—künders darstellt, hat dieses am meisten entpersönlichten Werks am ehesten entraten zu können geglaubt.4 Vielleicht auch schenkte er ihm keine Beachtung, weil ihm der Rilke der Neuen Gedichte, Anderer Teil und des Buchs der Bilder am fernsten steht. Stellt er doch den “russischen” Rilke, der durch Tolstoi sein Selbst gefunden, als Typus dem “westlichen” George gegenüber, glaubt er doch, erst in den Sonetten an Orpheus und in den Duineser Elegien sei die Gefahr des Aesthetizismus überwunden.
- Type
- Research Article
- Information
- Copyright
- Copyright © Modern Language Association of America, 1929
References
Note 1 in page 911 Karl Vossler, “Poesie und Prosa” (Gesammelte Aufsätze zur Sprachphilosophie, München 1923).
Note 2 in page 911 Mlgen d. Lit.-Hist. Ges. Bonn. 2, Jahrg, 1907.
Note 4 in page 911 Zts. für Deutschkunde, 1926.
Note 5 in page 912 Richard Freienfels, “Rainer Maria Rilke,” Das literarische Echo, 9, S. 1292.
Note 6 in page 913 Eugen Lerch, “Typen der Wortstellung,” Idealistische Neuphilologie, Vossler—Festschrift, Heidelberg, 1922, S. 106.
Note 7 in page 913 Harry Maync, “Rainer Maria Rilke und seine” Weise von Liebe und Tod,“ Zeitschrift für deutschen Unterricht, 30.
Note 8 in page 915 In der Numerierung der Szenen folge ich der einmal von Harry Maync durchgeführten Anordnung. (Zts. für deutschen Unterricht, XXX).
Note 9 in page 916 Musik zum Cornet von Kasimir von Pászthory. Verlag Fr. Kistner und C. F. W. Siegel, Leipzig.
Note 10 in page 917 Dieselbe Stileigentümlichkeit hat zweifellos bei zahlreichen Gedichtanfängen Richard Dehmels statt (“Und wir gingen still im tiefen Schnee” u. s. w.), die K. Bojunga durch Umschreibungen wie “Stilfeinheiten,” “Wucht der Eingänge,” zu kennzeichnen sich bemüht. Dr. Klaudius Bojunga, “Bemerkungen zu Richard Dehmels Sprachkunst,” Zts.für Deutschkunde, 1920, S. 116.
Note 11 in page 918 Oskar Walzel, “Wege der Wortkunst,” Idealistische Neuphilologie, Vossler—Festschrift, Heidelberg, 1922, S. 51.
Note 12 in page 918 Genehmigt nicht selbst die Grammatik eine ähnliche syntaktische Verkürzung, wenn sie Auslassung des von einem der sechs Hilfszeitwörter abhängigen Infinitivs wie kommen oder gehen z. B., als im Hilfszeitwort und dem trennbaren Praefix mitverstanden, zulässt? (Beisp: Er will hinein, er muss fort u. s. w.)
Note 13 in page 919 Oskar Walzel, “Die deutsche Literatur von Goethes Tod bis zur Gegenwart.” In Scherer—Walzel, Geschichte der deutschen Literatur. Berlin. 1921.
Note 14 in page 922 Leo Spitzer, “Das synthetische und das symbolische Neutralpronomen im Französischen.” (Idealistische Neuphilologie. Heidelberg. 1922).
Note 15 in page 923 Fritz Strich, “Natur und Geist der deutschen Dichtung, Die Ernte,” Muncker—Festschrift, Halle a. d. S., 1926.
Note 16 in page 923 Oskar Walzel, “Leitmotive in Dichtungen,” Zts. für Bücherfreunde, N. F. 8, 2. S. 270. Ad. von Grolman, Adalbert Stifters Romane, Halle, 1926.