Poesie und Prosa sind derart aufeinander angewiesen, dass sie sich zwar zeitweise voneinander entfernen und, wie zwei Arme eines Flusses, das Wasser sich abgraben können, dann aber immer wieder in Vereinigungen und neuen Verflechtungen sich gegenseitig stärken.
Deuten Rilkes Werke, da seiner Persönlichkeit entsprechend, aus ihr sprechend, sie aussprechend, im Zusammenhang, auf sein Wesen und seine Entwicklung hin, so kann der Cornet am ehesten gesondert, als “Dichtung an sich” verstanden werden. Diese schon 1899 geschriebene Weise mag, wie Heygrodt2 vermutet, nicht lange vor ihrem Ersterscheinen, 1906, als Rilke sein Buch der Bilder schrieb, endgiltige Gestalt erfahren haben. Friedrich von Oppeln-Bronikowski hat in seiner (damals fördernden) Arbeit3 auf den Cornet, da er im nämlichen Jahre erschien, wohl nicht mehr einzugehen vermocht. Fritz Strich aber, der den Weg des Gottsuchers und—künders darstellt, hat dieses am meisten entpersönlichten Werks am ehesten entraten zu können geglaubt.4 Vielleicht auch schenkte er ihm keine Beachtung, weil ihm der Rilke der Neuen Gedichte, Anderer Teil und des Buchs der Bilder am fernsten steht. Stellt er doch den “russischen” Rilke, der durch Tolstoi sein Selbst gefunden, als Typus dem “westlichen” George gegenüber, glaubt er doch, erst in den Sonetten an Orpheus und in den Duineser Elegien sei die Gefahr des Aesthetizismus überwunden.