Ausgehend von der Gestaltung des Briefpräskriptes wird der Jakobus–brief in textpragmatischer Hinsicht als apostolischer Diasporabrief interpretiert. Intention, sprachliche Gestaltung und wesentliche Themen entsprechen der Tradition frühjüdischer Diasporabriefe (EpJer, 2 Makk 1–2, syrBar 78–86, ParJer 6.17–23). Die Überlieferung der frühjüdischen Diasporabriefe in griechischer Sprache verweist auf die Funktion des Griechischen als Medium der Einheit des Gottesvolkes unter den geschichtlichen Gegebenheiten des Frühjudentums. Aus dem Ver–gleich mit zentralen Aussagezusammenhängen der frühjüdischen Briefe (Gottesverständnis, Aussagen über das Gottesvolk, Zukunftserwartungen, Toraverstandnis) ergibt sich, daβ der Jakobusbrief mit ähnlichen sprachlichen Mitteln und durch eng verwandte Überlieferungen die Identität der Briefadressaten als an Christus glaubende Glieder des Gottesvolkes stärken will.