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Paulus und die Weisheit

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

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Es soil nicht nur die allgemeine, religionsgeschichtliche Frage gestellt werden, wie weit Paulus faktisch in der Tradition der jüdischen Weisheit steht. Die Frage soil präzisiert werden: Wie geht Paulus aktiv mit dieser Weisheit um, indem er ihre Methoden verwendet, ihre Gedanken verarbeitet, im Stil der Weisheit literarisch gestaltet? Vielleicht ergeben sich aus dieser Fragestellung Gesichtspunkte für ein Urteil in dem immer noch offenen Streit darüber, wie das sachliche Zentrum seiner Theologie zu bestimmen sei: Ist er der Theologe der Rechtfertigung, hellenistischer Mystiker, apokalyptischer Pneumatiker oder in einem allgemeineren Sinne theologischer Weisheitslehrer? Umstritten sind: die Struktur seiner Eschatologie, das Verhältnis von Eschatologie und Heilsgeschichte, Eschatologie und Ethik, Soteriologie und Ethik usw. Vor allem: 1st seine Theologie wirklich als ‘Anthropologie’ zu bestimmen (Bultmann) oder ist sie primär Entwurf eines (eschatologisch bestimmten) Weltbildes bzw. Geschichtsbildes?

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Copyright © Cambridge University Press 1966

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page 231 note 1 Die ihrerseits ein komplexes Gebilde ist: altorientalischen Ursprungs, im Hellenismus mit griechischen Ideen durchsetzt, von der Apokalyptik amalgamiert, die ihre Einblicke in Natur und Geschichte als ‘Weisheit’ zu bezeichnen liebt (Hen. xxxvii. 2 ff.; 4. Esr. xiv. 45 ff. usw.).Google Scholar

page 231 note 2 Instruktiv wäre ein Überblick über den Ablauf der Paulus-Deutung seit F. C. Baur.Google Scholar

page 231 note 3 Seeberg, A., Der Katechismus der Urchristenheit (1903)Google Scholar; Lietzmann, H., ‘Symbolstudien’, Z.N. W. xxi ff. (1922 ff.)Google Scholar; Dodd, C. H., The Apostolic Preaching and its Developments (1936)Google Scholar; Cullmann, O., Die ersten christl. Glaubensbekenntnisse (1943)Google Scholar; Kelly, J. N. D., Early Christian Creeds (1950)Google Scholar; Neufeld, V. H., The Earliest Christian Confessions (1963).Google Scholar

page 231 note 4 Champion, L. G., Benedictions and Doxologies in the Epistles of Paul (Diss. Heidelberg, 1934)Google Scholar; Kamlah, E., Traditionsgeschichtl. Unters. zur Schlußdoxologie des Röm. (Diss. Tübingen, 1955).Google Scholar

page 231 note 5 Bes. von, M.Dibelius, Kataloge; A. Vögtle, Die Tugend- und Lasterkataloge im NT (1936)Google Scholar; Wibbing, S., Die Tugend- und Lasterkataloge im NT (1959)Google Scholar; Kamlah, E., Die Form der katalogischen Paränese im NT (1964)Google Scholar. Die Versuche von Wibbing und Kamlah, die Katalogform aus Qumran bzw. dem Iran abzuleiten, sind mißlungen. Es bleibt bei dem von Vögtle festgestellten Zusammenhang mit der jüdisch-hellenistischen Weisheit (Sap.; Philo). Topoi: Bradley, D. G., ‘The Topos as a Form in the Pauline Paraenesis’, J.B.L. LXXII (1953), 238 ff.Google Scholar

page 232 note 1 Dabei ist zu beachten, daß das Stichwort ποΤεύεν/ποΤς seinen Sitz in der Tradition des Credo hat, s. Röm. x. 9.Google Scholar

page 232 note 2 Vgl. die formale Härte, mit der das Präteritum in Röm. vi. 4 f. vermieden werden muß.Google Scholar

page 232 note 3 Das wird durch den Vergleich mit Kol. und Eph. bestätigt, s. A. 3, S. 234.Google Scholar

page 232 note 4 In 2. Kor. v führt Paulus die Darlegung zu einem geprägten Satz hin (v. 14 f.).Google Scholar

page 232 note 5 Von der anderen Seite her: Das Credo wird anthropologisch bezogen. Die objektiven Aussagen über Christus sind erst ausgelegt, wenn der Gläubige sich in ihnen selbst versteht.Google Scholar

page 233 note 1 Die Gliederung in ΤάγμαΤα I. Kor. xv. 23 f. ist nur noch ein Restbestand apokalyptischer Ordnung. Sie ist außerdem christologisch modifiziert.Google Scholar

page 233 note 2 Dabei ist für die Hoffnung Künftigkeit konstitutiv. In welchem Sinn Zukunft und Gegenwart ineinandergreifen, zeigt Paulus in der Kritik des Enthusiasmus, dann thetisch in der Existenzanalyse von Röm. v–viii. Die Reduktion des Apokalyptischen ist richtig gesehen von H. Schwantes, Schöpfung der Endzeit (1963).Google Scholar

page 233 note 3 Schlatter, A., Die Theologie des Judentums nach dem Bericht des Josefus (1932), S. 208, von den Pharisäern: ‘Nur durch die Lehrtätigkeit wurde die Erhaltung der Tradition bewirkt, nicht durch die Literatur.’Google Scholar

page 233 note 4 Schlatter, , S. 199 ff. zum Lehrbetrieb der Pharisäer.Google Scholar

page 233 note 5 Vgl. die Hinweise von Grayston, K. in Stud. Ev. II (1963), 574Google Scholar ff.; Thyen, H., Der Stil derjüd.-hell. Homilie (1955).Google Scholar

page 233 note 6 Auch wenn man auf literarische Ausscheidung übernommener Quellen verzichtet, ist man sich doch weithin einig, daß bei beiden mit vorgeformter Tradition gearbeitet wird.Google Scholar

page 233 note 7 Vgl. Act. xix. 9, eine der zuverlässigen Detailangaben dieses Abschnitts der Apostelgeschichte. In Ephesus sitzen Apollos, Aquila und Priska. Auf den Wert der Angaben von Röm. xvi (falls es sich um ein Schreiben nach Ephesus handelt) wies in der Diskussion G. Bornkamm hin.Google Scholar

page 233 note 8 Die längste Zeit seiner Tätigkeit, weit über ein Jahrzehnt vor dem Apostelkonzil, läßt keine apokalyptische Hast erkennen. Und die Abmachungen des Konzil sind auf Zeit, nicht auf die Nähe der Parusie angelegt.Google Scholar

page 234 note 1 Ein wichtiger Beleg ist der Kol., ob er von Paulus selbst oder einem Schüler stammt.Google Scholar

page 234 note 2 Man darf sich nicht durch die Darstellung der Act. irritieren lassen, wo die Rolle der Mitarbeiter über Gebühr verringert ist.Google Scholar

page 234 note 3 Schlier, H., Der Brief an die Epheser (1958), S. 21 f.Google Scholar

page 234 note 4 Kann man sie von anderen Dokumenten des hellenistischen Judentums unterscheiden?Google Scholar

page 234 note 5 Auch wenn man diese nicht als Mitverfasser ansehen kann, ist anzunehmen, daß ihre Nennung keine pure Fiktion ist, sondern daß sie bei der Abfassung als Berater und Gesprächspartner beteiligtsind.Google Scholar

page 235 note 1 Z. B. I. Kor. i. 16; s. Lietzmann z. St.Google Scholar

page 235 note 2 In einzelnen Fällen erhebt sich natürlich die Frage, ob die jetzige Fassung eines Briefes auf nachträglicher Redaktion beruhe. Aber es gibt Fälle, in denen eine solche, literarkritische Erklärung nicht möglich ist, wo man also eine traditionsgeschichtliche Erklärung versuchen muß, z. B. 1. Kor. ii. 6 ff.; 2. Kor. iii. 7 ff.; zu 1. Kor. xiii s. u.Google Scholar

page 235 note 3 Vgl. sy Bar xiv. 8 f. σοϕία spielt noch eine Rolle in Kol. und Eph. (σοϕία und γνώσς kombiniert Kol. ii. 3; cf. A. 5. Zum Stil vgl. auch πλούΤος Kol. i. 27; Eph. i. I8; ii. 7; iii. 8,16; Apk. v. 12.Google Scholar

page 235 note 4 Dupont, J., Gnosis (2 1960), 268.Google Scholar

page 235 note 5 Prov. viii. 12; xxi. 11; Eccl. i. 16 f. usw.Google Scholar

page 235 note 6 Natürlich ist eine detaillierte Exegese hier nicht möglich.Google Scholar

page 235 note 7 Windischs Anregung ist aufgenommen von S. Schulz, Z.N.W. XLIX (1958)Google Scholar, 1 ff. und Georgi, D., Die Gegner des Paulus im II. Kor. (1964), S. 274 ffGoogle Scholar. Beide postulieren eine polemische (antijüdische) Vorlage aus dem hellenistischen Judenchristentum. Dagegen wendet W. Schmithals, Die Gnosis in Korinth (21965), S. 273 ein: ‘Daß iii. 1–6 und iv. 1 ff. im einzelnen polemisch sind…hebt gerade darum aber den im einzelnen unpolemischen Charakter von iii. 7–18 hervor.’ Gerade auf den unpolemischen Charakter kommt es uns an.

page 236 note 1 Zu den Spuren der Weisheitstheologie: Schlier, H., Die Zeit der Kirche (1965), S. 209 fGoogle Scholar.; Wilckens, U., Weisheit und Torheit (1959), S. 32 ff.Google Scholar

page 236 note 2 Sir. i. 8 usw. Zoroaster bei Eus. Praep. Ev. 1, 10.42; in der unpaulinischen Schlußdoxologie Röm. xvi. 27.Google Scholar

page 236 note 3 Vor allem im doxologischen Stil, z. B. Sap. ix. 9; Dan. ii. 20 LXX; ix. 7 LXX; Hiob xii. 13.Google Scholar

page 236 note 4 Bes. schön 3. Esr. iv. 59 f. Der Abschnitt 3. Esr. iii. i–v. 3 ist von Dan. abhängig, ein Beleg, daß man Bücher wie Daniel nicht nur als ‘Apokalypsen’ las; vgl. auch die Verarbeitung von Dan. durch Josephus.Google Scholar

page 236 note 5 Hen. xlii. Die zweite Variante ist die verborgene Weisheit (s. u. zu 1. Kor. ii. 6 ff.), die dritte die nahe Weisheit (s. u. zu Röm. x. 6 ff).Google Scholar

page 236 note 6 I. Sam. ii. 7 f.; Sir. x. 14; Luk. i. 51 ff; Matth. xi. 25/Luk. x. 21 usw.Google Scholar

page 236 note 7 Matth. xi. 19/Luk. vii. 35.Google Scholar

page 236 note 8 Zu den Genitiven vgl. 2. Kor. i. 12 und als Vorform 3. Esr. viii. 23 (neben 2. Esr. vii. 25).Google Scholar

page 237 note 1 Wilckens, , S. 21 ff.Google Scholar

page 237 note 2 Hiob, Z. B. xii. 13 ff.Google Scholar

page 237 note 3 Schwantes, , 9, 53 f.Google Scholar

page 237 note 4 Paulus sagt überhaupt nicht, Gott zürne. Er spricht von Gottes όργή = seinem Gericht. Synonyma für Gottes Zorn bei Josephus: s. Schlatter, Theologie, S. 40.Google Scholar

page 237 note 5 Die Formulierung, Christus sei Gottes Weisheit, hat ja gerade gegenteiligen Sinn, vgl. die Parallelisierung mit δύναμς und die anthropologische Formulierung in V. 30: ήμίν— άπό θεού (auch in V. 24 ist die Aussage ja auf einen Dativ bezogen). In 1. Kor. vi. 11 kann derselbe Sachverhalt in verbaler Fassung ausgedrückt werden. Zur Ausdruckweise vgl. Eph. ii. 14: Er ist unser Friede; Sueton, Vit. 15: ipsum esse Concordiam. Als Hypostasenbezeichnung findet sich bei Paulus nur είκών 2. Kor. iv. 4, vgl. dann Kol. i. 15.Google Scholar

page 237 note 6 Ein dritter Vorschlag ist, έν unmittelbar mit γνώσκεν zu verbinden: erkennen an.Google Scholar

page 237 note 7 Wilckens stellt zutreffend fest, daß Paulus nicht die einstige Zeit des Daseins der Weisheit betrachtet, sondern die jetzige der Abwesenheit. S. 29 f.: ‘Aber das Eigenartige ist dies, daß Paulus nicht an dem Nacheinander dieser Epochen interessiert ist, sondern einzig daran, ihre wesenhafte Gegensätzlichkeit herauszustellen…. Daß die Welt Gott nicht erkannt hat, zeitigt sich in der gegenwärtigen Haltung der Juden und Griechen gegenüber der Kreuzespredigt….Der Aorist ούκ έγνω V. 21 ist also eine geschichtliche Aussage nur insofern, als sie die Gegenwart mitbetrifft….’Google Scholar

page 238 note 1 Bornkamm, G., Studien zu Antike u. Urchristentum (Ges. Aufs. n) (1959), S. 120; vgl. seine Ausführungen auf den folgenden Seiten.Google Scholar

page 238 note 2 Eine Analogie liegt Röm. vii. 7 ff. vor, wo Paulus ebenfalls auf Urstand und Fall zurückgreift, aber die Geschichte Adams durch die Geschichte des έγώ ersetzt.Google Scholar

page 238 note 3 Das zeigt sich vor allem an der Verschiebung des Sinns von Τέλεος iii. 1 ff.Google Scholar

page 238 note 4 So N. A. Dahl, ‘Formgeschichtliche Beobachtungen zur Christusverkündigung in der Gemeindepredigt’, in: Ntl. Studien für R. Bultmann (1954), S. 3 ff.; ausführlich jetzt die demnächst erscheinende Heidelberger Diss. (1964) von D. Liihrmann, ‘Das Offenbarungsverständnis bei Paulus und in den paulinischen Gemeinden’.Google Scholar

page 238 note 5 Glauben u. Verstehen 1, 42 ff.Google Scholar

page 239 note 1 Freilich vergröbert Bultmann den Tatbestand nicht. Er sieht, daß sich innerhalb V. 6–16 genuin Paulinisches findet, wenn als Inhalt der Weisheit bestimmt wird: ΤάχαρσθένΤα ήμίν.Google Scholar

page 239 note 2 So vor allem Wilckens.Google Scholar

page 239 note 3 Zu dieser Terminologie vgl. E. Schweizer, ThWbch vi, 393 f.Google Scholar

page 239 note 4 Paulus sagt νούς wegen Jes. xl. 13; vgl. Sap. i. 7: πνεύμα κυρου.Google Scholar

page 239 note 5 Kol., Eph., Past.; Röm. xvi. 25–7; 1. Petr., Ign. Belege bei Dahl; über die weitere Ausbreitung, vor allem in der Gnosis, s. Lührmann.Google Scholar

page 239 note 6 Es gibt keine vorpaulinischen Belege. Die Aufnahme durch die Gnosis ist sekundär. Das Schema ist nicht an sich gnostisch, sondern: es kann leicht im Sinne der Gnosis verwendet werden. In den Deuteropaulinen wird es trotz der gnostisierenden Züge in Kol. und Eph. nicht in Richtung auf die Gnosis entwickelt, sondern auf die Terminologie der hellenistischen σωΤήρ-έΠϕάνεα-Religiosität.Google Scholar

page 239 note 7 Philo! z. B. Leg. All. 1, 94; Rer. Div. Her. 264 f. usw. Außerjüdisch: Corp. Herrn. rv, 3f. Naasenerpredigt 23 (Hipp. Ref. v, 8. 26). NT: Eph. iv. 13 f.; Joh. iii. 1 ff.; Hebr. v. 11 ff. (dazu E. Käsemann, Das wandernde Gottesvolk,3 1959, 117 ff.). Die Verwandtschaft von 1. Kor. ii. 6 ff. und Hebr. v. 11 ff. erstreckt sich bis in die Einzelheiten der ‘Mysterienterminologie’: γάλα/βρώμανήΠος/Τέλεος.Google Scholar

page 239 note 8 S. o. A. 5, S. 236.Google Scholar

page 239 note 9 An dem technischen Sinn von Τέλεος ist festzuhalten (mit Wilckens, S. 53 ff.).Google Scholar

page 240 note 1 Zur Weisheitskomponente Feuillet, s. A., R.B. LXX (1963), 52 ff. Natürlich ist auch der ‘Mysterienstil’ der Qumranschriften zu beachten (B. Rigaux, N.T.S. Iv, 1958, 237 ff.). Doch fehlt in Qumran ein wesentliches, spezifisch griechisches Motiv: ‘Gleiches durch Gleiches.’ Die Bedeutung desselben für Philo ist bekannt (‘By Light, Light’).Google Scholar

page 240 note 2 Vgl. das instruktive Nebeneinander von zeitlichen und zeitlosen Inhalten (Generationen und Sein) iQS iii. 15 ff.; xi. 3 ff.Google Scholar

page 240 note 3 Sie erstreckt sich nicht nur auf Einzelheiten wie das Wandern des Felsens, sondern überhaupt auf das Walten der Weisheit in der Wüstenzeit, s. die Kommentare; H. Windisch, ‘Die gottliche Weisheit der Juden und die paulinische Christologie’ (Ntl. Studien für G. Heinrici, 1914), S. 220 ff.Google Scholar

page 240 note 4 Eine literarkritische Erklärung der Sonderstellung dieses Abschnitts ist nicht möglich. W. Schmithals, der eine weitgreifende Teilungshypothese vertritt, läßt doch x. 1–13 in seinem Kontext stehen, Die Gnosis in Korinth (21965), S. 86 f.Google Scholar

page 240 note 5 Jervell, J., Imago Dei (1960), 292 ff.Google Scholar

page 240 note 6 Philo, , Corp. Herm. F.-W. Eltester, Eikon im NT (1958), S. 153 f.Google Scholar

page 240 note 7 Wie 2. Kor. iii. 7 ff., s. o.Google Scholar

page 240 note 8 Man kann das Fehlen der zweiten Emanationsstufe (Christus, Logos) zwischen Gott und dem Mann aus dem Rückgriff des Paulus auf Gen. i. 27 erklären. Doch muß auch dann die typische Umdeutung der Gen.-Stelle im Sinne der hellenistischen είκών-Anthropologie erklärt werden. Übrigens hätte Paulus auf Christus an dieser Stelle nicht zu verzichten brauchen, wenn er die philonische Exegese gekannt hätte; s. Eltester, a. a. O.Google Scholar

page 241 note 1 Natiürlich fordern diese beiden Klammern die Frage heraus, ob erst ein Redaktor das Kap. eingeschoben habe (J. Weiß, W. Schmithals).Google Scholar

page 241 note 2 όδός steht bei Paulus nur in Zitaten und in Weisheits-Kontext.Google Scholar

page 241 note 3 Außerdem zu anderen Teilen des 1. Kor., bes. zu viii. 1 ff.Google Scholar

page 241 note 4 Gerade die Spannung zwischen Text und Kontext ist dann als positiver Hinweis fur die Exegese zu nehmen: Was sagt Paulus, wenn er diesen Text hier einfügt; s. G. Bornkamm, Der köstlichere Weg, Das Ende des Gesetzes (21958), S. 93 fF.Google Scholar

page 241 note 5 άγάΠη ist Subjekt (rhetorische Personifizierung). Zu Stil und Inhalt vgl. vor allem Test. Iss. iv; G. v. Rad,‘Die Vorgeschichte der Gattung von 1. Kor. xiii. 4–7’, Ges. Studien z. AT (1958), S.281 ff.Google Scholar

page 241 note 6 Tyrtäus: die Tapferkeit. Die These von Tyrtäus wird diskutiert und zugunsten der Gerechtigkeit korrigiert Plat. Leg. I, 629 ff. Theognis: der Reichtum Eleg. 699 ff.; ebenda 1135 ff.: die ΠοΤς ist aus der Welt entschwunden, die Hoffnung allein zurückgeblieben; vgl. Plat. Leg. 1, 630 c, der die ΠοΤς als δκαοσύνη interpretiert. Xenophanes (fr. II): die Weisheit. Plato (Symp.) und Max. Tyr. (xx. 2): der Eros. W. Jaeger, S.B.A. (1932), phil.-hist. Kl. S. 537 ff.; G. Bornkamm a. a. O.Google Scholar

page 242 note 1 Motive und Vokabular sind wieder singulär: χαλκός ήύχών κύμβαλον (cymbalum mundi!), ψωμω, Τά ύΠάρχονΤα, χρησεσθα, ΠερΠεύεσθα usw. Das Wort vom Berge-Versetzen ist sprichwörtlich. Martyrium (Feuertod): Dan. iii. 19 ff.; 2. Makk. vii. 5; 4. Makk. vi. 24 f.; vii. 12; Jos. Ant. xvn, 167; Bell. 1,655; Hebr. xi. 34; 1. Clem. xlv. 7. Auch die freiwillige Selbstverbrennung ist dem Judentum bekannt (der Inder Kalanos dem Philo, Omn. Prob. Lib. 93 ff.). Kenntnis der Mysterien: Sap. Sal. pass.; Philo, pass.; s. J. Pascher, Ή βασλκή όδός (1931); E. R. Goodenough, By Light Light (1935). Zur Trias Glaube/Hoffnung/Liebe vgl. 4. Makk. xvii. 2, 4.Google Scholar

page 242 note 2 Der Hymnus auf die Wahrheit ist ursprünglich selbständig. Er ist nachträglich in den Wettstreit über das Stärkste eingefügt. Er sprengt das Dreier-Schema. W. Rudolph, Esra und Nehemia (1949), S. vi nimmt an, er sei bereits auf der heidnischen Stufe der Erzählung eingefügt worden. Denn ein Jude hätte persönlich von Gott gesprochen, nicht abstrakt von einer Macht (eben der άλήθεα). Nun sieht Rudolph richtig, daß der Hinweis auf Gott in 3. Esr. iv. 36 und 40 sekundär ist. Aber im übrigen stimmt sein Argument nicht. Gerade dieser Lobpreis einer ‘abstrakten’ Macht im hypostasierenden Stil ist typisch für die jüdische Weisheitsliteratur.Google Scholar

page 242 note 3 (a) Meint Paulus die Liebe zu Gott oder zu den Menschen? Nun, es gilt, was von den σοϕα- Hymnen überhaupt: Die Pointe ist anthropologisch. Die Liebe ist Eigenschaft, Möglichkeit, Potenz des Menschen: Man ‘hat’ und tut sie. Aber sie ist göttliche Potenz. (b) Wie sind die theoretisch gepriesenen Taten des Menschen (ohne die Liebe) zu verstehen? Wird Wohltätigkeit oder Askese, das Martyrium oder der heroische Selbstmord (Selbstverbrennung) gepriesen? (c) Ist das ‘Bleiben’ von Glaube, Hoffnung und Liebe logisch oder zeitlich/eschatologisch gemeint? Für die letztere Auffassung kann man auf 3. Esr. iv. 38 ff. verweisen: Die Wahrheit bleibt in Ewigkeit.Google Scholar

page 242 note 4 Entsprechendes findet sich auch in der außerjüdischen, hellenistischen Weisheitsspekulation, die sich besonders mitder Theologie der Isis verknüpft hat. Isis ist σοϕα, άλήθεα, άγάΠη. Allgemein bekannt ist die sowohl hellenistisch-jüdische als auch rabbinische Spekulation über das ‘Wort’ und das ‘Gesetz’.Google Scholar

page 242 note 5 Die Stelle ist eine paulinische Variation über die nahe Weisheit (vgl. Sir. li. 26 usw.). Zur Tradition vgl. Deut. xxx. 12 ff.; Ps. lxx. 20; cvi. 26 f.; cxxxix. 8; Prov. xxx. 4; Bar. iii. 9 ff.; Jubil. xxiv. 31; Asc. Jes. viii. 11; Hen. xlv. 2; 4. Esr. iv. 7 f.; Philo, Migr. Abr. 184 f.; Omn. Prob. Lib. 68; gegenteilig Corp. Herm. x, 25. Die bei Paulus sichtbare Affinat von σοϕα und δκαοσύνη hat ihre Entsprechung vor allem in den ersten Kapp. der Sap. Sal., aber auch in der Gleichsetzung von Weisheit und Gesetz (Sir. xxiv).Google Scholar

page 242 note 6 Vgl. A. 5, S. 237 und überhaupt den personifizierenden Stil der ‘Weisheit’. Vgl. die Belege in meinem Aufsatz: ‘Die Mutter der Weisheit’, in: Zeit und Geschichte (Festschr. R. Bultmann) (1964), S. 225 ff.; weiter die Kunstpersonifikation von Abstrakta wie Τήη und Παρρησα: Plut. De Alex. Magni Fortuna out Virtute (Mor. p. 340E).Google Scholar

page 243 note 1 Grundlegend wurde E. Grafe, ‘Das Verhältnis der paulinischen Schriften zur Sap. Sal.’, in: Theol. Abhandlungen (Festschr. C. v. Weizsäcker) (1892), S. 251 ff.; H. Daxer, Röm. i. 18–ii. 20 im Verhältnis zu spätjüdischer Lehrauffassung (Diss. Rostock, 1914), will den Abschnitt geradezu aus einem jüdischen Katechismus herleiten, vgl. Lietzmann, Röm. S. 33.Google Scholar

page 243 note 2 Es ist einseitig, den Abschnitt als ‘apokalyptisch’ zu charakterisieren (so Michel, Röm.; S. Schulz, ThZ. xiv, 1958, 161 ff). Abgesehen davon, daß Weisheit und Apokalyptik sich berühren, kommt bei dieser Charakteristik weder die Begrifflichkeit noch der Einschlag an hellenistischen Gedanken (Pohlenz, G. Bornkamm) noch die relative Eliminierung der Zeit zu ihrem Recht. Der Gebrauch des Verbums άΠοκαλύΠΤεν beweist natürlich gar nichts für ‘apokalyptischen’ Stil.Google Scholar

page 243 note 3 Die Beziehungen zu den Deuteropaulinen sind auffallend: άόραΤος: Kol. i. 15 f.; 1. Tim. i. 17. usw.; vgl. etwa die Zusammenstellung bei J. Jervell, Imago Dei, S. 289. αδος: Sap. vii. 26; Philo; Zoroaster bei Eus. Praep. Ev. 1, 10. 42 (Gott ist u. a. άδος άγένηΤος σοϕός). Zu γνωσΤός s. R. Bultmann, ThWbchi, 703 ff. (‘Deratl.-jüdische Sprachgebrauch und seine Fortbildung’). θεόΤης: Sap. xviii. 9; Ep. Arist. 95. άϕθαρΤος: (s. o. Zoroaster) Sap. xviii. 4; 1. Kor. ix. 25; xv. 52; Philo, Vit. Mos.II, 171; Sacr. Ab. Cain 95, 101. Zu der impliziten όμοωμα/εκών/δόα-Anthropologie (und speziell dem Gedanken von der verlorenen Gottebenbildlichkeit) s. Jervell (Index z. St.).Google Scholar

page 243 note 4 S. die Präsentia in V. 19 f., die streng zu interpretieren sind. Zu ‘Gott erkennen’ vgl. 1. Kor. viii. 1 ff.; Gal. iv. 9; Phil. iii. 8, 10.Google Scholar

page 243 note 5 Cambier, J., R.B. LXXI (1964), 537 ff; 578: ‘coloration sapientielle’.Google Scholar

page 244 note 1 Dan. ix. 7 usw. Urchristlich: in der vorpaulinischen Formel Röm. iii. 25 f., s. E. Käsemann, ‘Zum Verständnis von Röm. iii. 24–26’, Exegetische Versuche und Besinnungen, I (1960), 96 ff.Google Scholar

page 244 note 2 Die Deutung des Genitivs θεού als gen. subj. verwechselt den vorpaulinischen mit dem paulinischen Sinn.Google Scholar