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Der Theologe als Prophet

Zur Funktion prophetischen Redens im Theologischen Diskurs des Paulus*

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

Helmut Merklein
Affiliation:
(Töpferstraβe 6a, D-5307 Wachtberg, Germany)

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Wenn ich dieses Wort vom Ende des ersten Thessalonicherbriefes meinen Ausführungen als Motto voranstelle, dann nicht, um mich selbst als Propheten anzupreisen, sondern um anzuzeigen, daβ unter dieser Rücksicht auch Paulus selbst unsere Aufmerksamkeit verdient.

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References

1 Es geht mir also nicht um eine formgeschichtliche oder traditionsgeschichtliche Bestimmung der urchristlichen Prophetie: vgl. dazu Müller, U. B., Prophetie und Predigt im Neuen Testament. Formgeschichtliche Untersuchungen zur urchristlichen Prophetie (StNT 10; Gütersloh: Mohn, 1975)Google Scholar; Dautzenberg, G., Urchristliche Prophetie. Ihre Erforschung, ihre Voraussetzungen im Judentum und ihre Struktur im ersten Korintherbrief (BWANT 10; Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz: Kohlhammer, 1975)Google Scholar. Aus der umfangreichen Literatur zur Prophetie vgl. ferner: Panagopoulos, J., Hrsg., Prophetic vocation in the New Testament and Today (NT.S 45; Leiden: Brill, 1977)CrossRefGoogle Scholar; Hill, D., New Testament Prophecy (Atlanta: John Knox, 1979)Google Scholar; Aune, D. A., Prophecy in Early Christianity and the Ancient Mediterranean World (Grand Rapids/Mich.: Eerdmans, 1983)Google Scholar, sowie die einschlägigen Artikel von: Krämer, H.Rendtorff, R.Meyer, R.Friedrich, G., ThWNT 6 (1959) 781863Google Scholar; Cothenet, E., DBS 8 (1972) 12221337.Google Scholar

2 Lindemann, A., ‘Paulus und die korinthische Eschatologie: Zur These einer “Entwicklung” im paulinischen Denken’, NTS 37 (1991) 373–99CrossRefGoogle Scholar, hier 377–8, vgl. 380 Anm. 28.

3 A. Lindemann, ‘Paulus’, 378.

4 Dann wird man auch έν Χριστῷ in V. 16 nicht auf άναστήσονται (so: A. Lindemann, ‘Paulus’, 379; Jeremias, J., Unbekannte Jesusworte [2. Aufl.; Gütersloh: Mohn, 1963] 63Google Scholar; vgl. Blass, F.Debrunner, A.Rehkopf, F., Grammatik des neutestamentlichen Griechisch [15. Aufl.; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1979] § 272 Anm. 3)Google Scholar, sondern, wie meist üblich, auf οί νεκροί beziehen müssen (so: Dobschütz, E. v., Die Thessalonicher-Briefe [Nachdr. d. Ausg. 1909, mit einem Literaturverzeichnis von O. Merk, hrsg. von F. Hahn; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1974] 197Google Scholar; Rigaux, B., Saint Paul. Les Épîtres aux Thessaloniciens [EB; Paris: Gabalda, Gembloux: Duculot, 1956] 543–5Google Scholar; Holtz, T., Der erste Brief an die Thessalonicher [EKK 13; 2. Aufl.; Zürich-Braunschweig: Benziger/Neukirchen-Vluyn: Neukirchener, 1990] 188, 201Google Scholar; Jeremias, J., Unbekannte Jesusworte [4. Aufl.; Gütersloh: Mohn, 1965] 77Google Scholar; Hoffmann, P., Die Toten in Christus: Eine religions-geschichtliche und exegetische Untersuchung zur paulinischen Eschatologie [NTA NS 2; 2. Aufl.; Münster: Aschendorff, 1969] 223)Google Scholar. Ob ‘die Toten in Christus’ lediglich verstorbene Christen bezeichnen soll (vgl. T. Holtz, 1 Thess, 201: ‘solche …, die zu Christus gehören’; Hübner, H., ‘Pauli Theologiae Proprium’, NTS 26 [1980] 445–73, hier 457CrossRefGoogle Scholar: ‘die Toten, die bei ihrer Auferstehung in Christus sein werden’) oder auch eine inhaltliche Qualifizierung im Sinne eines ‘Zwischenzustandes’ beabsichtigt ist (P. Hoffmann, Die Toten, 234–8; vgl. B. Rigaux, Thess, 239–40, 544), muβ hier nicht entschieden werden. Daβ ‘die Aussageweise … den Gedanken an eine Auferstehung auch derer, die nicht zu Christus gehören, auszuschlieβen (scheint)’ (T. Holtz, 1 Thess, 201), verkennt die Pragmatik des Textes.

5 Einen informativen Überblick über die verschiedenen Erklärungsversuche bietet Lüdemann, G., Paulus, der Heidenapostel 1: Studien zur Chronologie (FRLANT 123; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1980) 220–30Google Scholar; vgl. Klein, G., ‘Apokalyptische Naherwartung bei Paulus’, Neues Testament und christliche Existenz: FS H. Braun (hrsg. von H. D. Betz, L. Schottroff; Tübingen: Mohr, 1973) 241–62Google Scholar, hier 245–7; Gillman, J., ‘Signals of Transformation in 1 Thessalonians 4:13–18’, CBQ 47 (1985) 263–81Google Scholar, hier 263–9. Auf die These einer gnostischen Bestreitung der Auferstehung (Lütgert, W., Die Vollkommenen im Philipperbrief und die Enthusiasten in Thessalonich [BFCHTh 13.6; Gütersloh: Bertelsmann, 1909]Google Scholar; Schmithals, W., ‘Die historische Situation der Thessalonicherbriefe’, Paulus und die Gnostiker: Untersuchungen zu den kleinen Paulusbriefen [ThF 35; Hamburg-Bergstedt: Reich, 1965] 89157Google Scholar; Harnisch, W., Eschatologische Existenz: Ein exegetischer Beitrag zum Sachanliegen von 1. Thessalonicher 4,13–5,11 [FRLANT 110; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1973] 22–9CrossRefGoogle Scholaret passim) wird im folgenden nicht eingegangen. Zur Kritik: G. Lüdemann, Paulus 1, 221–6; Hyldahl, N., ‘Auferstehung Christi – Auferstehung der Toten (1 Thess. 4,13–18)’, Die Paulinische Literatur und Theologie. The Pauline Literature and Theology (hrsg. von S. Pedersen; Skandinavische Beiträge/Skandinavian Contributions [Teologiske Studier 7]; AÅrhus-Göttingen: Aros, 1980) 119–35Google Scholar, hier 124–6; Sellin, G., Der Streit um die Auferstehung der Toten. Eine religionsgeschichtliche und exegetische Untersuchung von 1. Korinther 15 (FRLANT 138; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1986) 40–1.CrossRefGoogle Scholar

6 Dibelius, M., An die Thessalonicher I.II. An die Philipper (HNT 11; 3. Aufl.; Tübingen: Mohr, 1937) 23–5Google Scholar; Guntermann, F., Die Eschatologie des hl. Paulus (NTA 13, Heft 4/5; Münster: Aschendorff, 1932) 3748Google Scholar; Marxsen, W., ‘Auslegung von 1 Thess 4,13–18’, ZThK 66 (1969) 2237Google Scholar, hier 27–32; Laub, F., Eschatologische Verkündigung und Lebensgestaltung nach Paulus: Eine Untersuchung zum Wirken des Apostels beim Aufbau der Gemeinde in Thessalonike (BU 10; Regensburg: Pustet, 1973) 128–31Google Scholar; G. Lüdemann, Paulus 1 (s. Anm. 5), 229–30; Schade, H. H., Apokalyptische Christologie bei Paulus. Studien zum Zusammenhang von Christologie und Eschatologie in den Paulusbriefen (GTA 18; 2. Aufl.; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1984) 162–3Google Scholar; G. Sellin, Streit (s. Anm. 5), 38–9.

7 Bultmann, R., Theologie des Neuen Testaments (UTB 630; 7., durchges., um Vorw. u. Nachtr. erw. Aufl., hrsg. von O. Merk; Tübingen: Mohr, 1977) 80Google Scholar; Spörlein, B., Die Leugnung der Auferstehung. Eine historisch-kritische Untersuchung zu 1 Kor 15 (BU 7; Regensburg: Pustet, 1971) 125.Google Scholar

8 Luz, U., Das Geschichtsverständnis des Paulus (BEvTh 49; München: Kaiser, 1968) 321–2Google Scholar (Zitat: 321); Siber, P., Mit Christus leben. Eine Studie zur paulinischen Auferstehungshoffnung (AThANT 61; Zürich: Theologischer, 1971) 20–2.Google Scholar

9 T. Holtz, 1 Thess (s. Anm. 4), 191–2.

10 Wenn ich mich im folgenden vor allem mit G. Lüdemann auseinandersetze, dann liegt das daran, daβ ich zu Beginn meiner Überlegungen selbst noch von der These Lüdemanns überzeugt war. Auf die Diskussion einer rhetorischen Analyse, in die zunehmend auch 1 Thess einbezogen wird, sei wenigstens hingewiesen: vgl. Jewett, R., The Thessalonian Correspondence: Pauline Rhetoric and Millenarian Piety (Philadelphia: Fortress, 1986)Google Scholar; Johanson, B. C., To All the Brethren: A Text-Linguistic and Rhetorical Approach to 1 Thessalonians (CB.NT 16; Stockholm: Almquist Wiksell, 1987)Google Scholar, sowie in The Thessalonian Correspondence (hrsg. von R. F. Collins; BEThL 87; Leuven: University, 1990)Google Scholar, die Beiträge von: F. W. Hughes, ‘The Rhetoric of 1 Thessalonians’ (94–116); W. Wuellner, ‘The Argumentative Structure of 1 Thessalonians as Paradoxical Encomium’ (117–36); R. Kieffer, ‘L';eschatologique en 1 Thessaloniciens dans une perspective rhétorique’ (206–19). Die Fragestellung erfordert eine umfangreiche Analyse des gesamten 1 Thess. Der Beitrag, den meine Ausführungen dazu leisten können, ist eher induktiver Art, sofern versucht wird, Elemente des Diskurses anhand der internen Struktur einer kleinen Texteinheit zu erarbeiten.

11 Anders: W. Harnisch, Existenz (s. Anm. 5), 22; ähnlich: U. Luz, Geschichtsverständnis (s. Anm. 8), 286 Anm. 84. Zur Kritik: G. Lüdemann, Paulus 1 (s. Anm. 5), 232–3.

12 So auch: G. Lüdemann, Paulus 1 (s. Anm. 5), 233, 238–42; F. Laub, Verkündigung (s. Anm. 6), 125–7. Ob ein Bezug auf Dan 7.13 gegeben ist, wie Hartman, L., Prophecy Interpreted: The Formation of Some Jewish Apocalyptic Texts and the Eschatological Discourse Mark 13 par. (CB.NT 1; Lund: Gleerup, 1966) 186–7Google Scholar, meint, kann hier offen bleiben.

13 Nach G. Lüdemann, Paulus 1 (s. Anm. 5), findet die – nach seiner Meinung -‘ungelenke Ausdrucksweise’ von V. 14b ‘nur darin eine einleuchtende Erklärung, daβ Paulus erstmalig das Kerygma von Tod und Auferstehung Jesu mit dem Tod einiger Christen verknüpfte – unter Festhalten an dem alten, in Thessalonich gepredigten soteriologischen Konzept, das in Jesu (Tod und) Auferstehung den Grund für seine unmittelbar bevorstehende Ankunft vom Himmel sah, wie es sich aus dem Summarium der Missionspredigt 1 Thess l,9f (vgl. 3,13) ergibt’ (239). Der Umstand, daβ Paulus ‘sogleich auf die Parusieaussage zusteuert’, ist Lüdemann ein Indiz dafür, ‘daβ Paulus bei seiner Erstpredigt in Thessalonich die Auferstehung der Toten (auf Christen bezogen) nicht gepredigt hat’ (240). Die argumentative Logik, die Lüdemann voraussetzen muβ, ist allerdings reichlich kompliziert. Denn ein logischer Duktus von V. 14a nach V. 14b ergibt sich auch nach Lüdemann nur, wenn ‘Paulus den Auferstehungsgedanken in der Aussage ἄξει σύν αύτῷ … mitgedacht’ hat (241). Warum aber spricht Paulus den Gedanken nicht gleich aus? Nur um die tröstliche Information der Totenauferstehung ganz in den Kategorien der in Thessalonich ersehnten Parusieerwartung zum Ausdruck zu bringen? Der Preis dafür ware gewesen, daβ die Thessalonicher, die den unausgesprochenen Auferstehungsgedanken noch nicht kannten, auch der Logik von V. 14 kaum folgen konnten (vgl. auch: N. Hyldahl, ‘Auferstehung Christi’ [s. Anm. 5], 128). Die Aussage von V. 14b wäre für sie, wenn nicht sogar unverständlich, so doch zumindest eine reine Behauptung geblieben. Vorausgesetzt, die Auferstehung der Toten wäre die neu zu gebende Information gewesen, hätte Paulus es viel einfacher haben können. Denn hätte er in V. 14b den von ihm gedachten Gedanken auch ausgesprochen, dann wäre für die Thessalonicher alles klar gewesen – noch dazu in der Logik des ihnen vertrauten Kerygmas.

14 Für φθάνειν im Sinne eines absoluten Vorteils treten ein: Lünemann, G., Die Briefe an die Thessalonicher (KEK 10; 4. Aufl.; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1878) 128Google Scholar; W. Lütgert, Die Vollkommenen (s. Anm. 5), 79–80; F. Guntermann, Eschatologie (s. Anm. 6) 41–2; Nepper-Christensen, P., ‘Das verborgene Herrenwort. Eine Untersuchung über 1. Thess 4,13–18’, Studia Theologica (Aarhus) 19 (1965) 136–54, hier 144–5CrossRefGoogle Scholar; vgl. W. Harnisch, Existenz (s. Anm. 5), 20. Die Argumente sind allerdings nicht stichhaltig. Das von G. Lünemann, Thess, 128 (vgl. W. Lütgert, Die Vollkommenen, 80), suggerierte Bild ist zweifelhaft. Letztlich steht die Entscheidung unter dem Zwang einer (m. E. nicht zutreffenden) Interpretation von V. 13 (s. dazu unten). Der Vorschlag P. Nepper-Christensens (φθάνειν im Sinne von έγγίζειν) scheitert daran, daβ es hier nicht um eine Ziel-, sondern um eine Relationsangabe (τοὐς κοιμηθέντας) geht.

15 Für den Fall, daβ die neue Information in der Auferstehung der Toten besteht, ist πρῶτον überflüssig. G. Lüdemann, Paulus 1 (s. Anm. 5), kann es nur so retten, daβ er es als paulinisches Interpretament bzw. als paulinische Korrektur (256–8) einer für VV. 16–17* postulierten jüdischen Vorlage (s. Anm. 30) erklärt, in der die Entrückung der Lebenden (zum Zwecke der Einholung des Menschensohnes) und die Auferstehung der Toten als zeitlich nacheinander folgende Akte verstanden wurden (248–54). Spätestens hier wird deutlich, daβ auch Lüdemann die im Text selbst angelegte Problematik eines zeitlichen Nacheinanders von Parusie und Auferstehung nicht ignorieren kann. Sie mit der Auseinandersetzung des Paulus mit einer (in Thessalonich unbekannten) Tradition zu erklären, konstituiert einen (hinter dem Text liegenden) Nebenschauplatz, der für die Argumentation in Richtung Thessalonicher nicht notwendig ist (und von diesen wohl auch mit Überraschung registriert worden wäre). Einen klaren Argumentationsduktus erhält man aber, wenn man in der von Lüdemann postulierten Sicht der Tradition die Auffassung der Thessalonicher erkennt.

16 So auch: J. Gillman, ‘Signals’ (s. Anm. 5), 270–1. Eine sachlich vergleichbare Auffassung (nicht Unkenntnis der Totenauferstehung, sondern ihre Ansetzung nach der Parusie) findet sich bei: B. Rigaux, Thess (s. Anm. 4), 526–8; Best, E., A Commentary on the First and Second Epistles to the Thessalonians (BNTC; London: Black, 1972) 181–2Google Scholar; Wilcke, H.-A., Das Problem eines messianischen Zwischenreichs bei Paulus (AThANT 51; Zürich-Stuttgart: Zwingli, 1967) 122Google Scholar; P. Siber, Mit Christus (s. Anm. 8), 22; P. Hoffmann, Die Toten (s. Anm. 4), 231–4; Radl, W., Ankunft des Herrn: Zur Bedeutung und Funktion der Parusieaussagen bei Paulus (Beiträge zur biblischen Exegese und Theologie 15; Frankfurt a.M.-Bern-Cirencester/UK: Lang, 1981) 125–30Google Scholar; J. Delobel, ‘The Fate of the Dead according to 1 Thes 4 and 1 Cor 15’, Correspondence (s. Anm. 10), 345–6. Vgl. Plevnik, J., ‘The Taking Up of the Faithful and the Resurrection of the Dead in 1 Thess 4:13–18’, CBQ 46 (1984) 274–83Google Scholar, hier 282; wenn Plevnik allerdings annimmt, daβ Paulus die ‘Auferstehung’ als ‘Entrückung’ (die nur Lebenden widerfahren konnte) beschrieben habe (281–2), dann setzt er m. E. faktisch doch voraus, daβ Paulus nicht von ‘Auferstehung’ gesprochen hat.

17 4 Esr 7.26–44; syrBar 28–9; 49–51. Zur Diskussion der Texte: G. Lüdemann, Paulus 1 (s. Anm. 5), 249–53. Die bis zum Ende Übrigbleibenden werden gepriesen in: PsSal 17.44; 18.6; 4 Esr 6.25; 9.8; 13.13b–24. Vgl. auch: Klijn, A. F. J., ‘1 Thessalonians 4.13–18 and Its Background in Apocalyptic Literature’, Paul and Paulinism. FS C. K. Barrett (hrsg. von M. D. Hooker – S. G. Wilson; London: SPCK, 1982) 6773, hier 69–72.Google Scholar

18 Daβ Paulus selbst mit einem gewissen Nacheinander der eschatologischen Ereignisse rechnet, zeigt 1 Kor 15.23–8. Daβ dort Parusie und Totenauferweckung zusammen-fallen (V. 23), muβ nach 1 Thess 4 (!) nicht verwundern. Ein Indiz f¨r eine ursprüngliche Abfolge könnte man noch in der mythologischen Aussage finden, daβ ‘danach’ (also nach der Parusie) ‘als letzter Feind der Tod vernichtet wird’ (V. 26).

19 G. Lüdemann, Paulus 1 (s. Anm. 5), 227; U. Luz, Geschichtsverständnis (s. Anm. 8), 319; B. Spörlein, Leugnung (s. Anm. 7), 124; A. Lindemann, ‘Paulus’ (s. Anm. 2), 378 Anm. 20.

20 Gegen G. Lüdemann, Paulus 1 (s. Anm. 5), 232.

21 Zur Analyse des Vergleichs: E. v. Dobschütz, Thess (s. Anm. 4), 187–8.

22 Vgl. E. Best, Thess (s. Anm. 16), 181,185–6.

23 Gegen: Schweitzer, A., Die Mystik des Apostels Paulus (UTB 1091; Neudr. d. 1. Aufl. von 1930, mit e. Einf. von W. G. Kümmel; Tübingen: Mohr, 1981) 90–4Google Scholar. Zur Problematik eines messianischen Zwischenreiches vgl. H.-A. Wilcke, Problem (s. Anm. 16), 37–49, zu 1 Thess 4.13–18: ebd. 120–1.

24 Zu weit geht es allerdings, wenn N. Hyldahl, ‘Auferstehung’ (s. Anm. 5), 129, ‘die Parusie als solche in Frage gestellt’ sieht. Hätte Paulus den Thessalonichern die Parusie wieder nahebringen wollen, müβte sie in der Argumentation nicht als Thema (Ausgangspunkt), sondern als Rhema (neu zu gebende Information) erscheinen.

25 Die Bestreitung der Naherwartung durch Giesen, H., ‘Naherwartung des Paulus in 1 Thess 4,13–18?’, SNTU, Serie A, 10 (1985) 123–50Google Scholar, bes. 134–40, kann schwerlich überzeugen; vgl. J. Delobel, ‘Fate’ (s. Anm. 16), 342 Anm. 9.

26 Ähnlich J. Kremer in: Greshake, G.Kremer, J., Resurrectio mortuorum: Zum theologischen Verständnis der leiblichen Auferstehung (Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1986) 1718.Google Scholar

27 So: W. Marxsen, ‘Auslegung’ (s. Anm. 6), 35; P. Hoffmann, Die Toten (s. Anm. 4) 219–20; P. Siber, Mit Christus (s. Anm. 8), 36–7; G. Lüdemann, Paulus 1 (s. Anm. 5), 242–7; D. E. Aune, Prophecy (s. Anm. 1), 254–5; G. Sellin, Streit (s. Anm. 5), 42; Schnelle, U., Wandlungen im paulinischen Denken (SBS 132; Stuttgart: Kath. Bibelwerk, 1989) 37–8Google Scholar; A. Lindemann, ‘Paulus’ (s. Anm. 2), 378. Einen guten Überblick über den Diskussionsstand gibt: Neirynck, F., ‘Paul and the Sayings of Jesus’, L'Apotre Paul: Personnalité, style et conception du ministère (hrsg. von A. Vanhoye; BEThL 73; Leuven: University, 1986) 265321, hier 308–11.Google Scholar

28 So auch: E. v. Dobschütz, Thess (s. Anm. 4), 193; T. Holtz, 1 Thess (s. Anm. 4), 185; H.-A. Wilcke, Problem (s. Anm. 16), 132–3; Hofius, O., ‘“Unbekannte Jesusworte”’, Das Evangelium und die Evangelien: Vorträge vom Tübinger Symposium 1982 (hrsg. von P. Stuhlmacher; WUNT 28; Tübingen: Mohr, 1983) 355–82, hier 359Google Scholar; L. Hartman, Prophecy (s. Anm. 12), 188; vgl. D. Gewalt, ‘1 Thess 4,15–17; 1 Kor 15,51 und Mk 9,1: Zur Abgrenzung eines “Herrenwortes”’, LingBibl 51 (1982) 105–13Google Scholar. – Für diese Deutung spricht auch der unterschiedliche Gebrauch von ὄτι: In V. 15b handelt es sich um ein ὄτι recitativum, während es in V. 16 begründende bzw. erläuternde Funktion hat. Wer W. 16–17 für das Zitat hält, muβ ‘das erste ὄτι (V. 15) epexegetisch (nach vorausgehendem Demonstrativ-pronomen), das zweite (V. 16) rezitativ verwendet’ sein lassen (so: W. Harnisch, Existenz [s. Anm. 5], 41; vgl. G. Sellin, Streit [s. Anm. 5], 42 Anm. 17), was aber doch sehr gezwungen erscheint.

29 Vgl. Dupont, J., ΣΥΝ ΧΡΙΣΤΩΙ: L'union avec le Christ suivant saint Paul 1: ‘Avec le Christ’ dans la vie future (Bruges: L'Abbaye de Saint-André, 1952) 6473Google Scholar; W. Radl, Ankunft (s. Anm. 16), 116–23.

30 Sei es als Prophetenspruch (so: P. Siber, Mit Christus [s. Anm. 8], 35–9, 43; U. Luz, Geschichtsverständnis [s. Anm. 8] 329) oder als Zitat aus einer Apokalypse (so: M. Dibelius, Thess [s. Anm. 6], 25; G. Lüdemann, Paulus 1 [s. Anm. 5], 242–54; U. Schnelle, Wandlungen [s. Anm. 27], 37–9). Vergleichbare Rekonstruktionsvorschläge finden sich bei: W. Harnisch, Existenz (s. Anm. 5), 39–46 (mit zwei vorpaulinischen Überlieferungs-stadien); Baumgarten, J., Paulus und die Apokalyptik: Die Auslegung apokalyptischer Überlieferungen in den echten Paulusbriefen (WMANT 44; Neukirchen-Vluyn: Neukirchener, 1975) 94–5Google Scholar; W. Radl, Ankunft (s. Anm. 16), 115–24; H.-H. Schade, Christologie (s. Anm. 6), 159–60; Collins, R. F., ‘Tradition, Redaction, and Exhortation in 1 Thess 4,13–5,11’, Studies in the First Letter to the Thessalonians (hrsg. von R. F. Collins; BEThL 66; Leuven: University, 1984), 154–72Google Scholar, hier 159–62; G. Sellin, Streit (s. Anm. 5), 42–5.

31 Vgl. P. Siber, Mit Christus (s. Anm. 8), 35–9; G. Lüdemann, Paulus 1 (s. Anm. 5), 243–7.

32 Der Tatbestand neutestamentlicher oder paulinischer Hapaxlegomena (κέλευσμα, περιλείπεσθαι άρχάγγελος) beweist zumindest solange nichts, als nicht ausgeschlossen werden kann, daβ die Wörter durch die spezifische Situation bedingt sind. Dies ist aber ganz sicher für οί περιλειπόμενοι (V. 17) der Fall. Zu behaupten, der Terminus in V. 15b sei aus V. 17 übernommen (so: G. Lüdemann, Paulus 1 [s. Anm. 5], 261), ist – nach VV. 13–14 – Logik auf der Metaebene. Situationsbedingt – und zwar unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zur apokalyptischen Vorstellungswelt – können aber auch die präpositionalen Wendungen in V. 16, die Rede vom Herabkommen vom Himmel, der Auferstehung der Toten, dem Entrücktwerden auf Wolken und der άπάντησις τοῦ κυρίου in der Luft sein (siehe dazu unten). Wie zwiespältig die Wortstatistik ausgewertet werden muβ bzw. wie sehr bereits das zu erzielende Ergebnis durchschlägt, zeigt das folgende: φθάνειν in der Bedeutung ‘zuvorkommen’ – so wird konstatiert – kommt bei Paulus nur in 1 Thess 4.15 vor (G. Lüdemann, ebd., 244); dennoch wird es nicht f¨r die Tradition reklamiert. Bei P. Siber, Mit Christus (s. Anm. 8), 36–7, wird φθάνειν sogar als ‘ein ausgesprochenes Vorzugswort des Paulus’ gewürdigt. Der Tatsache, daβ es bei Paulus sonst immer die Bedeutung ‘zu etwas gelangen, erreichen’ hat (Röm 9.31; 2 Kor 10.14; Phil 3.16; 1 Thess 2.16), begegnet Siber trotzig: ‘Das tut der Tatsache keinen Abbruch, daβ das Verb als solches für Paulus charakteristisch ist’ (ebd., 37 Anm. 81). Genau gegenteilig wird bei άρπάζεσθαι verfahren. Hier wird der Wert einer nun sicher von Paulus stammenden Parallelterminologie (2 Kor 12.2, 4) damit zu relativieren versucht, daβ άρπάζεσθαι nur in 1 Thess 4.17 ‘die leibliche Entrückung bei der Parusie’ bezeichne (Siber, ebd., 37; ähnlich Lüdemann, ebd., 246). Dabei wird übersehen, daβ Leiblichkeit und Parusie durch den Kontext und nicht durch das Verbum (das in beiden Fällen ‘Entrückung’ konnotiert) zum Ausdruck kommen. Οί νεκροί wird als ‘gut paulinisch’ akzeptiert (Lüdemann, ebd., 245), jedoch dadurch für die Tradition zu retten versucht, daβ Paulus in 1 Thess sonst nur – mit Ausnahme von 1.10 und 4.16 – von den ‘Entschlafenen’ rede (4.13, 14, 15); Siber nennt ‘die Toten’ gleich ‘traditionell’ (ebd., 37). Zutreffend ist, daβ Paulus άναστῆσαι nur in 1 Thess 4.14, 16 verwendet. Aber der Ausdruck in V. 16 könnte ja auch von V. 14 beeinfluβt sein (zur Genese dort s. Anm. 49). Ad absurdum geführt wird die Wortstatistik, wenn πρῶτον ‘gut paulinisch’ genannt wird (Lüdemann, ebd., 245) (was nicht ausschlieβt, daβ das Wort hier tatsächlich von Paulus eingebracht ist).

33 Zu άπάντησις, als terminus technicus für die feierliche ‘Einholung’, die nach antikem Brauch einer hochgestellten Persönlichkeit seitens der Bürgerschaft einer Stadt zuteil werden konnte, vgl. Peterson, E., ‘Die Einholung des Kyrios’, ZSTh 7 (1930) 682702Google Scholar; ders., ‘άπάντησις’, ThWNT 1 (1933) 380.Google Scholar

34 Einen knappen Überblick über den Diskussionsstand gibt D. A. Aune, Prophecy (s. Anm. 1), 253–6; vgl. F. Neirynck, ‘Paul’ (s. Anm. 27), 278–81, 308–11.

35 T. Holtz, 1 Thess (s. Anm. 4), 184.

36 T. Holtz, ebd., 183.

37 Die Vielzahl der Stellen, die vorgeschlagen wurden, unterstreicht nur die Fragwürdigkeit des Postulats: Mt 10.39; 16.25, 28; 10.1ff.; 24.31, 34; 25.6; 26.64; Lk 13.30; Joh 5.25; 6.39–40 (nach U. Luz, Geschichtsverständnis [s. Anm. 8], 327). Auch zu Joh 11.25–6 läβt sich kaum eine traditionsgeschichtliche Brücke bauen; gegen: P. Nepper-Christensen, ‘Herrenwort’ (s. Anm. 14); Gundry, R. H., ‘The Hellenization of Dominical Tradition and Christianization of Jewish Tradition in the Eschatology of 1–2 Thessalonians’, NTS 33 (1987) 161–78.CrossRefGoogle Scholar

38 T. Holtz, 1 Thess (s. Anm. 4), 184, 194–8; vgl. J. Jeremias, Jesusworte (4. Aufl.; s. Anm. 4), 77–9 (bezogen aufl Thess 4.16–17).

39 So auch: E. v. Dobschütz, Thess (s. Anm. 4), 193; vgl. Henneken, B., Verkündigung und Prophetie im Ersten Thessalonicherbrief. Ein Beitrag zur Theologie des Wortes Gottes (SBS 29; Stuttgart: Kath. Bibelwerk, 1969) 92–8Google Scholar; O. Hofius, ‘Jesusworte’ (s. Anm. 28), 357–60. Die genannten Autoren verweisen in diesem Zusammenhang auf 3 Kön 21.35 (LXX) und Sir 48.3, wo ebenfalls έν λόγῳκυρίον zur Einleitung prophetischer Rede dient.

40 Eine formal nahezu identische Gegenüberstellung der beiden Texte bietet J. Gillman, ‘Signals’ (s. Anm. 5), 273–4; vgl. ders., ‘Transformation in 1 Cor 15,50–53’, EThL 58 (1982) 309–33Google Scholar; allerdings bewertet er die einzelnen Elemente etwas anders (s. u. Anm. 44). Vgl. auch: K. Müller, ‘Die Leiblichkeit des Heils. 1 Kor 15,35–58’, Résurrection du Christ et des chrétiens (1 Co 15) (hrsg. von L. De Lorenzi; Série Monographique de ‘Benedictina’. Section Biblico-Oecumenique 8; Rome: Abbaye de S. Paul h. 1. m., 1985) 171–255, hier 230–6; J. Delobel, ‘Fate’ (s. Anm. 16), 342–4; A. Lindemann, ‘Paulus’ (s. Anm. 2), 390–1.

41 Das bestätigt m.E. die oben vertretene Auffassung, daβ die präpositional ausgedrückten Sachverhalte nicht dem Zitat einer feststehenden Tradition entstammen, sondern geläufige Motive aufrufen, die, wie in Thessalonich, so auch in Korinth bekannt waren. Eine hinter 1 Thess 4.15–17 und 1 Kor 15, 51–2 stehende gemeinsame Tradition rekonstruieren (mit unterschiedlichen Ergebnissen): Löhr, G., ‘1 Thess 4.15–17: Das “Herrenwort”’, ZNW 71 (1980) 269–73Google Scholar; D. Gewalt, ‘1 Thess 4,17’ (s. Anm. 28); zur Kritik: J. Delobel, ‘Fate’ (s. Anm. 16), 343 Anm. 13.

42 Dabei kann man noch einmal zwei Teile unterscheiden: 1 Thess 4.16, 17a und 1 Kor 15.52b einerseits und 1 Thess 4.17b und 1 Kor 15.53–7 andererseits. Strukturell unmittelbar vergleichbar sind die beiden ersten Teile. Doch fügen sich auch die beiden zweiten Teile insofern in ein übergreifendes Strukturschema, als in ihnen, nachdem in 1 Thess 4.16,17a und 1 Kor 15.52b die zu erwartenden eschatologischen Ereignisse ins Auge gefaβt wurden, nun der dadurch erreichte Zustand bedacht wird. Überschüssig in 1 Kor 15.53–7 ist allerdings, daβ hier nicht nur eine Quintessenz des ersten Teils (wie in 1 Thess 4.17b), sondern eine gedankliche Weiterführung geboten wird.

43 Der Streit, ob καì ήμεîς άλλαγησόμεθα in V. 52bβ nur auf die bei der Parusie noch Lebenden (so: G. Lüdemann, Paulus 1 [s. Anm. 5], 268–9; H.-H. Schade, Christologie [s. Anm. 6], 207–8; J. Gillman, ‘Transformation’ [s. Anm. 40] 319–20, 322) oder auf alle (so: G. Klein, ‘Naherwartung’ [s. Anm. 5], 251–4; G. Sellin, Streit [s. Anm. 5], 46–7) zu beziehen ist, führt m.E. nicht weiter. Eine wirklich sachliche Differenz ist nicht vorhanden. Vom Textduktus her ist es am wahrscheinlichsten, daβ V. 52b eine Explikation von πάντες in V. 51b ist, so daβ ήμεîς in V. 52bβ komplementär zu νεκροί in V. 52bα zu verstehen, d.h. auf die Lebenden zu beziehen ist.

44 J. Gillman, ‘Signals’ (s. Anm. 5), 274. bestimmt das Verhältnis von 1 Thess 4.15b bzw. 1 Kor 15.51b zu 1 Thess 4.16–17 bzw. 1 Kor 15.52 als ‘summary’ und ‘elaboration’. Mit dem ersten Begriff steht er in der Folge einer häufig vertretenen Auffassung (vgl. Anm. 27). Allerdings zeigt gerade 1 Thess 4.15b, wie problematisch der Begriff ist. Denn dort nimmt die ‘Zusammenfassung’ weder auf die Totenauferstehung noch auf den für 1 Thess 4.16–17 entscheidenden Zielgedanken des ‘zusammen mit ihnen’ Bezug. Sachlich richtig empfunden ist dagegen der zweite Begriff (der mit ‘summary’ kategorial allerdings inkommensurabel ist: ‘ausgearbeitet’ wird eine These, nicht eine ‘Zusammenfassung’!). Er macht im Grande deutlich, daβ es sich bei den damit bezeichneten Versen nicht urn das prophetische Wort handelt. Denn was ‘ausgearbeitet’ bzw. ‘spezifiziert’ wird (ich würde sagen: gedeutet wird), ist das vorausgehende thetische Wort. Vgl. Gillmann, ebd., 275, in bezug auf 1 Thess 4.15 und 1 Kor 15.51b (52b ist offensichtlich Druckfehler): ‘This in itself answers the community's difficulties: but Paul, to avoid further misconceptions, elaborates [in 1 Thess 4.16–17; Anm. d. Verf.] … In 1 Cor 15:52 Paul specifies the global statement of v 51b’ (Hervorhebung durch Verf.).

45 In 1 Kor 15.50b ist allerdings noch ein Zwischengedanke eingefügt, der in 1 Thess keine Parallele hat. Er erklärt sich wohl aus der spezifischen Situation von Korinth. Gerade von den Gemeindemitgliedern, die die Auferstehung der Toten leugneten (1 Kor 15.12), konnte 1 Kor 15.50b akzeptiert werden. Insofern bildete der Zwischengedanke eine äuβerst geschickte Hinführung zu dem entscheidenden Urteil von 1 Kor 15.51b. Möglicherweise spielte 1 Kor 15.50b (wörtlich oder wenigstens dem Gedanken nach) sogar in der Argumentation der Auferstehungsleugner eine Rolle.

46 In 1 Kor 13.2 bezeichnen μυστήρια und γνῶσις den Inhalt der Prophetie und nicht weitere Charismen; vgl. G. Dautzenberg, Prophetie (s. Anm. 1), 150–1. Der Zusammenhang von Prophetie und Kenntnis der Geheimnisse wird im übrigen von vielen Auslegern betont; vgl. J. Weiss, Der Erste Korintherbrief (KEK 5; Nachdr. d. Aufl. von 1910; Göttingen; Vandenhoeck & Ruprecht, 1970) 314; Wolff, Ch., Der erste Brief des Paulus an die Korinther 2: Auslegung der Kapitel 8–16 (ThHK 7/2; 2. Aufl.; Berlin: Evangelische, 1982) 121Google Scholar; U. B. Müller, Prophetie (s. Anm. 1), 224; K. Müller, ‘Leiblichkeit’ (s. Anm. 40), 231–2; Theobald, M., ‘“Prophetenworte verachtet nicht!” (1 Thess 5,20): Paulinische Perspektiven gegen eine institutionelle Versuchung’, ThQ 171 (1991) 3047, hier 35–6.Google Scholar

47 G. Dautzenberg, Prophetie (s. Anm. 1), 122–48; vgl. ders., ‘Zum religionsgeschichtlichen Hintergrund der διάκρισις πνευμάτων (1 Kor 12,10)’, BZ NF 15 (1971) 93104Google Scholar. Die Auffassung Dautzenbergs ist allerdings auch kritisiert worden; vgl. U. B. Müller, Prophetie (s. Anm. 1), 27–8; Grudem, W., ‘A Response to Gerhard Dautzenberg on 1 Cor 12.10’, BZ NF 22 (1978) 253–70Google Scholar; ders., The Gift of Prophecy in 1 Corinthians (Lanham-New York-London: University Press of America, 1982) 263–88.Google Scholar

48 G. Dautzenberg, Prophetie (s. Anm. 1), 286.

49 In der Kombination sind ursprünglich selbständige Sterbens- und Auferweckungsformeln vereinigt. Die Grundform der ersteren lautete wahrscheinlich: Χριστòς ύπἐρ ήμῶν άπέθανεν (vgl. Wengst, K., Christologische Formeln und Lieder des Urchristentums [StNT 7; Gütersloh: Mohn, 1972] 7886)Google Scholar, die der zweiten: (πιστεύομν ὄτι) ό θεòς 'lησοῦν ἤγειρεν έκ νεκρῶν ἀπἑθαυευ (vgl. K. Wengst, ebd., 27–48). Die Kombination, wie sie 1 Thess 4.14a vorliegt, kann schon vor Paulus erfolgt sein (so: K. Wengst, ebd., 45), erklärt sich aber auch aus ihrer Funktion im Kontext. Sie ist reduziert auf die für die Situation entscheidenden Elemente des Sterbens und Auferstehens. Die Sühneaussage spielt im Kontext keine Rolle und ist daher weggelassen. Die Auferweckungsformel, die ursprünglich ‘Gott’ zum Subjekt hatte, ist wegen der Kombination mit der Sterbensformel umformuliert, so daβ das ursprüngliche Objekt ‘Jesus’ jetzt als gemeinsames Subjekt der kombinierten Formel erscheint. Im gleichen Zuge wurde πιστεύομεν ὄτι zur gemeinsamen Einleitung. Der Wechsel des Objekts (‘Jesus’) zum Subjekt bedingte dann auch eine Änderung des Verbums von πιστεύομεν ἤτι zu άνέστη Daβ ursprünglich ‘Gott’ das Subjekt der Auferweckungsformel war, erkennt man noch daran, daβ in der aus der Formel gezogenen Schluβ-folgerung in V. 14b – vom logischen Duktus her überraschend – dann doch wieder ‘Gott’ als Subjekt auftaucht.

50 Vgl. dazu: K. Wengst, Formeln (s. Anm. 49), 92–104.

51 Mit ‘durch Jesus’ ist wohl gemeint, daβ durch das, was von diesem Jesus (διἀ τοῦ 'lησοῦ) in der Pistisformel gesagt wurde (= durch sein Sterben und seine Auferstehung), grundsätzlich auch die Möglichkeit eröffnet ist, daβ Gott die Entschlafenen im Triumphzug des Kyrios bei der Parusie mitführen, d.h. mitziehen lassen wird. Vgl. R. F. Collins, ‘Tradition’ (s. Anm. 30), 159.

52 Zur (keineswegs einheitlich beurteilten) Argumentationsstruktur vgl. J. Weiss, 1 Kor (s. Anm. 46), 343–80; Conzelmann, H., Der erste Brief an die Korinther (KEK 5; 2. Aufl.; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1981) 300–62CrossRefGoogle Scholar; Ch. Wolff, 1 Kor (s. Anm. 46), 147–216; Fee, G. D., The First Epistle to the Corinthians (NIC; Grand Rapids/Mich.: Eerdmans, 1987) 713809Google Scholar; J. Gillman, ‘Transformation’ (s. Anm. 40); L. De Lorenzi (Hrsg.), Résurrection (s. Anm. 40); G. Sellin, Streit (s. Anm. 5), 210–89; J. Kremer, in: G. Greshake-J. Kremer, Resurrectio (s. Anm. 26), 23–40; de Boer, M. C., The Defeat of Death: Apocalyptic Eschatology in 1 Corinthians 15 and Romans 5 (JSNTS 22; Sheffield: JSOT, 1988), 93140Google Scholar; Beker, J. Ch., Der Sieg Gottes. Eine Untersuchung zur Struktur des paulinischen Denkens (SBS 132; Stuttgart: Kath. Bibelwerk, 1988) 6975Google Scholar; A. Lindemann, ‘Paulus’ (s. Anm. 2), 381–7.

53 Vgl. bes. die VV. 12, 13,14, 16, 17–18, 19, 29, 32. Im einzelnen müβte hier freilich noch weiter differenziert werden.

54 Die Auferweckung Christi (vgl. 1 Kor 15.4) haben die Korinther wohl nicht geleugnet. Doch dürften sie sie anders interpretiert haben als Paulus. Wahrscheinlich verstanden sie das Kerygma als Paradigma für den Aufstieg in die pneumatische Welt, wofür das Ab-streifen der Leiblichkeit geradezu die Voraussetzung war. Zur Sache: G. Sellin, Streit (s. Anm. 5); vgl. J. Ch. Beker, Sieg (s. Anm. 52), 67–9.

55 Vgl. dazu die Ausführungen von G. Sellin, Streit (s. Anm. 5), 72–209.

56 So: G. Lüdemann, Paulus 1 (s. Anm. 5), 267. Er folgert daraus, daβ der Tod, der in 1 Thess 4 als Ausnahmefall behandelt wurde, in 1 Kor 15 der Regelfall ist; vgl. G. Klein, ‘Naherwartung’ (s. Anm. 5), 251–2. Anders: H.-H. Schade, Christologie (s. Anm. 6), 207–8; A. Lindemann, ‘Paulus’ (s. Anm. 2), 388–90.

57 Vgl. M. Theobald, ‘Prophetenworte’ (s. Anm. 46), 39–43.

58 Sie implizit vorauszusetzen ist vom Text her nicht gerechtfertigt; gegen: E. Best, Thess (s. Anm. 16), 197; J. Gillman, ‘Signals’ (s. Anm. 5), 276–80; mit: J. Delobel, ‘Fate’ (s. Anm. 16), 345–6.

59 In 1 Thess 4 wird diese Konsequenz als selbstverständlich vorausgesetzt, in 1 Kor 15 wird sie mit einer Folge von Umkehrschlüssen nachdrücklich unterstrichen (VV. 12–19).

60 Zu Röm 11: Käsemann, E., An die Römer (HNT 8a; 4. Aufl. Tübingen: Mohr, 1980) 303Google Scholar; Wilckens, U., Der Brief an die Römer 2: Röm 6–11 (EKK 6/2; Zürich-Einsiedeln-Köln: Benziger/Neukirchen-Vluyn: Neukirchener, 1980) 253–4Google Scholar; Zeller, D., Der Brief an die Römer (RNT; Regensburg: Pustet, 1985) 198–9Google Scholar; ders., Juden und Heiden in der Mission des Paulus: Studien zum Römerbrief (FzB 1; Stuttgart: Kath. Bibelwerk, 1973) 245–53Google Scholar; U. B. Müller, Prophetie (s. Anm. 1), 225–32. – Zu 1 Kor 2: G. Dautzenberg, ‘Botschafl und Bedeutung der urchristlichen Prophetie nach dem ersten Korintherbrief (2:6–16; 12–14)’, in: J. Panagopoulos (Hrsg.), Prophetic Vocation (s. Anm. 1) 131–61, bes. 139–57; Sandnes, K. O., Paul – One of the Prophets? A Contribution to the Apostle's Self-Understanding (WUNT, 2. Reihe, 43; Tübingen: Mohr, 1991) 77116Google Scholar (vgl. bes. 108–10, wo die Struktur von 1 Kor 2.6–16 und Röm 11.25–36 ähnlich wie hier dargestellt wird, ebenfalls im Vergleich mit 1 Kor 15.51–7 und 1 Thess 4.15–17).

61 Zu den Schriftzitaten vgl. Koch, D.-A., Die Schrift als Zeuge des Evangeliums: Untersuchungen zur Verwendung und zum Verständnis der Schrift bei Paulus (BHTh 69; Tübingen: Mohr, 1986) 3641, 175–8.Google Scholar

62 Gemessen an der in 1 Kor 14.31 angegebenen Zielrichtung steht also das μανθάνειν im Vordergrund. Sofern das Lernen etwas bewirken will, ist allerdings auch das παρακαλεîν (im Sinne der Mahnung) indirekt eingeschlōssen.

63 Interessanterweise ist Jes 40.13 auch in Röm 11.34 verarbeitet. Zu überprüfen wäre, ob solche Hymnen bzw. Psalmen neben der Lehre ein Kennzeichen der (gedeuteten) Prophetie sind. Zu vergleichen wäre in diesem Zusammenhang 1 Kor 14.26: Dort gehören γλῶσσα und έρμηνεία sicherlich zusammen; lassen sich auch ψαλμός διδαχή, und άποκάλυψις zusammenordnen und dann der Prophetie zuordnen? Eine gewisse Tendenz zum Lobpreis bzw. zur Danksagung läβt sich auch in 1 Kor 15.57 feststellen, wobei – wie in 1 Kor 2 und Röm 11 – ein Schriftzitat (1 Kor 15.54b, 55) eine vermittelnde Rolle spielt.

64 Zu den Formeln vgl. K. Wengst, Formeln (s. Anm. 49), 27–48, 131–5.

65 Vgl. bes. 1 Kor 1.13, wo der ironische Ausdruck μὴ Παῦλος έσταυρώθη ύπἐρ ύμῶν auf die Sterbensformel verweist; vgl. K. Wengst, Formeln (Anm. 43), 78–9.

66 Zum Verhältnis von Prophetie und Kerygma vgl. auch: G. Dautzenberg, ‘Botschaft’ (s. Anm. 60), 157–61; M. Theobald, ‘Prophetenworte’ (s. Anm. 46), 43–5.

67 Πίστις ist hier wohl mit der Mehrheit der Ausleger als fides quae zu interpretieren; vgl. E. Käsemann, Röm (s. Anm. 60), 329; Schlier, H., Der Römerbrief (HThK 6; Freiburg-Basel-Wien: Herder, 1977) 369–70Google Scholar; Wilckens, U., Der Brief an die Römer 3: Röm 12–16 (EKK 6/3; Zürich-Einsiedeln-Köln: Benziger/Neukirchen-Vluyn: Neukirchener, 1982) 14Google Scholar; M. Theobald, ‘Prophetenworte’ (s. Anm. 46), 43 (der in diesem Zusammenhang auf die διάκρισις πνευμάτων [im Sinne von ‘Beurteilung der Geister’] aufmerksam macht). Anders: D. Zeller, Röm (s. Anm. 60), 208–9; ders., Charis bei Philon und Paulus (SBS 142; Stuttgart: Kath. Bibelwerk, 1990) 188.Google Scholar

68 Der Prozeβ der Verdrängung der Prophetie setzt schon in neutestamentlicher Zeit ein (vgl. H. Kraft, ‘Das Ende der urchristlichen Prophetie’, in: J. Panagopoulos (Hrsg.), Prophetic vocation [s. Anm. 1], 162–85; M. Theobald, ‘Prophetenworte’ [s. Anm. 46], 45–6). Immerhin läβt Eph 2.20 die Kirche noch auf dem Fundament der Apostel und Propheten erbaut sein.

69 Die Tatsache, daβ Prophetie mehr ist als nur Entfaltung des Kerygmas, bedeutet ja nicht, daβ sie in einem unlogischen Verhältnis zum Kerygma stehen müβte. Nach Röm 12.6 ist das Verhältnis ‘glaubenslogisch’. Allerdings ist in Röm 12.6 über die formale Qualifizierung der πίστις als Bezugsgröβe hinaus noch kein inhaltliches Kriterium für eine Glaubenslogik angegeben.