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Das vierte Gottesknechtslied in den Briefen des Neuen Testamentes*

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

Otfried Hofius
Affiliation:
(Kleiststraße 1, D-7400 Tübingen, Germany)

Extract

In den christologischen und soteriologischen Aussagen der neutestamentlichen Briefe finden sich mehrfach deutliche Bezugnahmen auf das vierte deuterojesajanische Gottesknechtslied Jes 52.13–53.12.1 Wenn diese Bezugnahmen Gegenstand der folgenden Überlegungen sein sollen, so geht es mir weder bloß um eine statistische Ermittlung jener Stellen, an denen sich eine Deutung des Gottesknechtsliedes auf Jesus Christus mit Sicherheit nachweisen läßt, noch auch um eine philologische Entscheidung darüber, ob die entsprechenden Texte dem hebräischen Wortlaut von Jes 53, der Septuaginta bzw. einer anderen griechischen Version oder gar einem aramäischen Targum verpflichtet sind. Mein Interesse gilt vielmehr einer anderen Thematik, – nämlich der Frage: Wie ist das vierte Gottesknechtslied in den Briefen des Neuen Testamentes aufgenommen worden? In welchem theologischen Sinn und Verständnis wurde es hier rezipiert?

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Copyright © Cambridge University Press 1993

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References

1 Aus der Literatur nenne ich: Zimmerli, W.Jeremias, J., ‘πας θεο’, ThWNT 5 (1954) 653713Google Scholar; Jeremias, J., ‘Πας (θεο) im Neuen Testament’, Abba. Studien zur neutestament-lichen Theologie und Zeitgeschichte (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1966) 191216Google Scholar; Wolff, H. W., Jesaja 53 im Urchristentum (3. Aufl.; Berlin: Evangelische, 1952 [= 4. Aufl.; Nachdruck mit einer Einführung von P. Stuhlmacher; Gießen: Brunnen, 1984])Google Scholar; Hooker, M. D., Jesus and the Servant. The Influence of the Servant Concept of Deutero-Isaiah in the New Testament (London: SPCK, 1959)Google Scholar; Grelot, P., Les Poèmes du Serviteur. De la lecture critique à l'herméneutique (LeDiv 103; Paris: Cerf, 1981) 138–89.Google Scholar

2 Das Verbum heißt nicht ‘auf sich nehmen’, sondern ‘tragen’ es ist also volles Synonym zu V. 4aα. Die geläufige Übersetzung ‘er nahm sie auf sich’ bzw. ‘er lud sie auf’ verschiebt den Sinn. In V. 11bß (s.u.) übersetze ich mit ‘tragen’ in V. 4aß dagegen wähle ich zur Vermeidung des zweimaligen ‘er trug sie’ die Variante ‘er erlitt sie’. Das in V. 4aß Gemeinte träfe auch die folgende Wiedergabe: ‘und unsere Schmerzen – auf ihm lagen sie (lasteten sie)’.

3 (eigentlich ‘Züchtigung’) ist hier im Sinne von ‘Strafe’ verwendet; vgl. Jes 26.16; Jer 30.14 sowie ' pi. von der Strafzüchtigung: Ps 6.2; 38.2; 39.12; Lev 26.18, 28.

4 Der Sinn wird besser getroffen, wenn man in Anlehnung an Luthers Übersetzung formuliert: ‘Die Strafe lag auf ihm, auf daß wir Frieden hätten.’

5 V. 11b. Zur Übersetzung des Verbums s. das o. Anm. 2 Gesagte.

6 V. 12c. Mit dem Ausdruck hif. c. personae (= ‘eintreten für’) V. 12cß ist nicht ein fürbittendes Eintreten gemeint, sondern die Existenzstellvertretung: die stellvertretende Übernahme der Schuld und das stellvertretende Tragen der Strafe. Vgl. Westermann, C., Das Buck Jesaja. Kapitel 40–66 (ATD 19; 5. Aufl.; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1986) 217.Google Scholar

7 : 53.4aα, 12cα. – לכס: 53.4aβ, 11bβ. Die Vulgata bringt die Synonymität treffend durch die Wahl der Verben ferre (für ) und portare (für ) zum Ausdruck. Vgl. ferner auch die Peschitta.

8 Sündenterminus: + 53.12cα + 53.11bβ. – Metapher: + 53.4aα + 53.4aβ.

9 Zu diesem Ausdruck und seinen unterschiedlichen Bedeutungsmöglichkeiten s. Gesenius, W./Buhl, F., Hebräisches und aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament (17. Aufl.; Berlin/Göttingen/Heidelberg: Springer, 1915 [= Nachdruck 1962]) 524 s.v. qal 2b, 3bGoogle Scholar; Köhler, L./Baumgartner, W./Stamm, J. J., Hebräisches und aramäisches Lexikon zum Alten Testament, Lieferung 3 (3. Aufl.; Köln: Brill, 1983) 685Google Scholar s.v. qal 15, 17; Billerbeck 2.363–7; Zimmerli, W., ‘Die Eigenart der prophetischen Rede des Ezechiel. Ein Beitrag zum Problem an Hand von Ez. 14, 1–11’, Gottes Offenbarung. Gesammelte Auf-sätze zum Alten Testament (TB 19; München: Kaiser, 1963) 148–77Google Scholar, hier 157–61; Elliger, K., Leviticus (HAT 1.4; Tübingen: Mohr, 1966) 73Google Scholar Anm. 38, 221–2 mit Anm. 11, 229 Anm. 33, 259 Anm. 38; Knierim, R., Die Hauptbegriffe für Sünde im Alten Testament (2. Aufl.; Gütersloh: Gütersloher, 1967) 50–4, 114–9, 193, 202–4, 217–22, 226Google Scholar; Stolz, F., , THAT 2 (1976) 109–17Google Scholar, hier 113–14.

10 Belege s.u. Anm. 12.

11 + Sündenterminus kommt im AT außerhalb von Jes 53 nur noch einmal vor: Klgl 5.7.

12 : Lev 5.17; 7.18; 17.16; 19.8; 20.17, 19; Num 5.31; 14.34; 18.23; 30.16; Ez 14.10; 44.10, 12; : Lev 20.20; 24.15; Num 9.13; Ez 23.49 (vgl. auch 23.25). – Nicht urn Stellvertretung, sondern um Mithaftung geht es in Num 14.33; Ez 18.19–20. Auch die Symbolhandlung Ez 4.4–6 meint nicht Stellvertretung, sondern ein zeichenhaftes Leiden des Propheten, das auf die Schuld des Hauses Juda hinweisen soll; vgl. Fohrer, G., Ezechiel (HAT 1.13; Tübingen: Mohr, 1955) 30–1Google Scholar; Eichrodt, W., Der Prophet Hesekiel. Kapitel 1–18 (ATD 22/1; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1959) 28–9.Google Scholar

13 Zur Unschuld des Knechtes s. 53.9b sowie das 53.11b.

14 Vgl. zu dieser Aussage Ps 52.7; Jer 11.19, aber auch Ps 88.6.

15 In V. 8bβ ist zu lesen: (vgl. BHS z. St.).

16 Man muβ diesen Satz auf dem Hintergrund von Aussagen wie den folgenden hören: Num 32.23: ‘ihr werdet erfahren, daß eure Sünde euch treffen wird’ Ps 40.13: ‘meine Sünden haben mich ereilt’ Ex 32.34 LXX: ⋯πάξω ⋯π' αὐτοὺς τ⋯ν ⋯μαρτίαν αὐτν.

17 Statt ist zu lesen, vgl. H. W. Wolff, Jesaja 53 im Urchristentum (s. Anm. 1), 28 Anm. 61; Fohrer, G., ‘Stellvertretung und Schuldopfer in Jesaja 52,13–53,12 vor dem Hintergrund des Alten Testaments und des Alten Orients’, Studien zu alttestamentlichen Texten und Themen (1966–1972) (BZAW 155; Berlin/New York: de Gruyter, 1981) 2443Google Scholar, hier 28, 41–2.

18 So z.B. Fohrer, ‘Stellvertretung und Schuldopfer’ (s. Anm. 17), 28, 32–3, 34–5, 41–2; Kellermann, D., , ThWAT 1 (1973) 463–72Google Scholar, hier 470.

19 Anders Zimmerli, z.B. W., Das Gesetz und die Propheten. Zum Verständnis des Alten Testamentes (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1963) 143Google Scholar. – Der Gedanke der ‘Sühne’ liegt im vierten Gottesknechtslied nicht vor!

20 Knierim, R., , THAT 1 (1971) 251–7Google Scholar, hier 254.

21 Vgl. Knierim, ‘’ (s. Anm. 20), 255–6.

22 Der Gedanke der Stellvertretung liegt nicht in dem Begriff als solchem und auch nicht einfach in der Wendung , sondern diese Wendung gewinnt erst im Gesamtzusammenhang von Jes 53 den Charakter einer Stellvertretungsaussage.

23 Zu קדצ hif. V. 11bα vgl. Volz, P., Jesaja 2 (KAT 9; Leipzig: Deichert, 1932 [= Nachdruck; Hildesheim/New York: Olms, 1974]) 180Google Scholar: ‘Das Wort ist forensisch-religiös zu verstehen: nicht Rechtschaffenheit, sondern Freispruch, Rechtfertigung bewirkt der Ebed.’

24 Ich denke hier an den Schülerkreis des unbekannten Propheten, den wir ‘Deutero-jesaja’ nennen. H.-J. Hermisson vermutet als Verfasser des vierten Gottesknechtsliedes einen ‘Schüler’ Deuterojesajas, der ein ‘intimer Kenner’ der Verkündigung seines Lehrers war: ‘Der Lohn des Knechts’, Die Botschaft und die Boten: FS H. W. Wolff (hg. v. J. Jeremias/L. Perlitt; Neukirchen-Vluyn: Neukirchener, 1981) 269–87Google Scholar, hier 283.

25 Daß es zu Jes 53 keine wirklichen Parallelen gibt, hat überzeugend G. Fohrer in seinem Aufsatz ‘Stellvertretung und Schuldopfer’ (s. Anm. 17), 35–9, 39–41 gezeigt.

26 Zu dem damit anvisierten Problem vgl. Weber, O., Grundlagen der Dogmatik (2 Bde.; Neukirchen-Moers: Neukirchener, 1962) 2.233–6.Google Scholar

27 Zur Problematik in philosophischer Sicht s. etwa I. Kant, Die Religion innerhalb der Grenzen der bloβen Vernunft (AA 6) 72: ‘Diese ursprüngliche, oder überhaupt vor jedem Guten, was er immer thun mag, vorhergehende Schuld, die auch dasjenige ist, was, und nichts mehr, wir unter dem radicalen Bösen verstanden (S. das erste Stück), kann aber auch, so viel wir nach unserem Vernunflrecht einsehen, nicht von einem andern getilgt werden; denn sie ist keine transmissible Verbindlichkeit, die etwa wie eine Geldschuld (bei der es dem Gläubiger einerlei ist, ob der Schuldner selbst oder ein anderer für ihn bezahlt) auf einen andern übertragen werden kann, sondern die allerpersönlichste, nämlich eine Sündenschuld, die nur der Strafbare, nicht der Unschuldige, er mag auch noch so großmüthig sein, sie für jenen übernehmen zu wollen, tragen kann.’

28 Vgl. Stamm, J. J., Erlösen und Vergeben im Alten Testament. Eine begriffsgeschicht-liche Untersuchung (Bern: Francke, 1940) 60Google Scholar; Janowski, B., Sühne als Heilsgeschehen. Studien zur Sühnetheologie der Priesterschrift und zur Wurzel KPR im Alten Orient und im Alten Testament (WMANT 55; Neukirchen-Vluyn: Neukirchener, 1982) 143–4.Google Scholar

29 Vgl. auch Jer 31.30: ‘Ein jeder wird (nur) um seiner (eigenen) Verschuldung willen sterben.’

30 S. dazu Hofius, O., ‘“Rechtfertigung des Gottlosen” als Thema biblischer Theologie’, Paulusstudien (WUNT 51; Tübingen: Mohr, 1989) 121–47Google Scholar, hier 133–42.

31 Ich verweise nur auf Jes 48.8 sowie 43.22–8. Man wird um das Urteil nicht herum-kommen, daß das Wesen der Sünde bei Deuterojesaja selbst offensichtlich tiefer gesehen ist als in seinem Schülerkreis. Dem entspricht, was 43.22–5 (vgl. 44.22) über die ‘Tilgung’ der Sünde gesagt wird: Hier tritt kein Dritter, der stellvertretend die Strafe tragen müßte, zwischen Gott und sein Volk, sondern Gott selbst tritt an die Stelle des schuldigen Israel. Vgl. dazu die tiefgründige Meditation zu Jes 43.22–6 von Iwand, H. J., Predigtmeditationen (1) (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1963) 380–5Google Scholar. Iwand zeigt eindrücklich die Linien auf, die von diesem Text zum Zeugnis des Neuen Testamentes über das stell-vertretende Sühnehandeln Gottes in Christi Kreuzestod führen.

32 Gese, H., ‘Die Herkunft des Herrenmahls’, Zur biblischen Theologie. Alttestament-liche Vorträge (BEvTh 78; München: Kaiser, 1977 [= 2./3. Aufl.; Tübingen: Mohr, 1983/1989]) 107–27Google Scholar, hier 120.

33 Zu Begriff und Sache s. O. Weber, Grundlagen der Dogmatik (s. Anm. 26), 1.654.

34 Vgl. Kraus, H.-J., Psalmen 1 (BKAT 15/1; 5. Aufl.; Neukirchen-Vluyn: Neukirchener, 1978) 544, 548.Google Scholar

35 S. ferner V. 9: ‘Entsündige mich mit Ysop, daß ich rein werde, wasche mich, daß ich weißer werde als Schnee.’

36 Vgl. dazu: Iwand, H. J., Gesetz und Evangelium (Nachgelassene Werke 4) (München: Kaiser, 1964) 100–10Google Scholar. Iwand, ebd. 101, erklärt zu Recht: ‘Jeder muß seinen eigenen Tod sterben, jeder kennt die Sünde als seine eigene, unübertragbare.’

37 Man kann fragen, ob diese Einsicht in der Septuaginta-Fassung und in der Targum-Wiedergabe des vierten Gottesknechtsliedes ihren Niederschlag gefunden hat. Der Septuaginta zufolge erübrigt die von dem Gottesknecht geübte Stellvertretung die eigenen Sündopfer der Vielen nicht: Jes 53.10 LXX! Der Targum deutet die Ausdrücke + Sündenbegriff auf die Interzession des Gottesknechtes (d.h. des Messias), die einzig denen Gottes Vergebung erwirkt, die sich von der Sünde ab- und in neuem Gehorsam der Tora zuwenden: TargJon Jes 53.4–6, 11–12!

38 Barth, K., Die kirchliche Dogmatik 4: Die Lehre von der Versöhnung 1 (Zollikon-Zürich: Evangelischer, 1953) 174Google Scholar, vgl. 176–7.

39 K Barth, KD 4.1 (s. Anm. 38), 186.

40 Iwand, Gesetz und Evangelium (s. Anm. 36), 101.

41 Iwand, Gesetz und Evangelium (s. Anm. 36), 102.

42 Ich verdeutliche das an Paulus: Gott gibt seinen Sohn in den Tod dahin (Röm 4.25; 8.32), und der Sohn gibt sich selbst dahin (Gal 1.4; 2.20). Die Dahingabe des Gottessohnes gründet in der ‘Liebe’ Gottes (Röm 5.5; vgl. 8.39) wie in der ‘Liebe’ Christi (Gal 2.20; vgl. Röm 8.35). Der stellvertretende Tod des Gottessohnes ist Erweis der ‘Gnade’ Gottes (Röm 3.24; 5.15) wie der ‘Gnade’ Christi (2 Kor 8.9).

43 Zu Begriff und Sache der ‘heiligenden’ Sühne s. H. Gese, ‘Die Sühne’, Zur biblischen Theologie (s. Anm. 32), 85–106; O. Hofius, ‘Sühne und Versöhnung. Zum paulinischen Verständnis des Kreuzestodes Jesu’, Paulusstudien (s. Anm. 30), 33–49.

44 S. dazu besonders 2 Kor 5.21; Gal 3.13.

45 S. dazu 2 Kor 5.14b!

46 Adam war nicht ⋯ν Χριστ!

47 S. auch den ganzen Zusammenhang Diogn 9.2–5!

48 Für keineswegs überzeugend halte ich die Argumentation bei Koch, D.-A., Die Schrift als Zeuge des Evangeliums. Untersuchungen zur Verwendung und zum Verständnis der Schrift bei Paulus (BHTh 69; Tübingen: Mohr, 1986) 234–9Google Scholar. Koch vertritt die These, ‘daß Paulus Jes 53 als passionstheologisch fruchtbaren Text überhaupt noch nicht kennt’ (234). Die Bestätigung dafür findet er nicht zuletzt in Röm 15.3, wozu er ausführt: ‘Dort will er das Leiden Christ [sic!] mit Hilfe eines Schriftzitats interpretieren. Doch greift Paulus nicht zu Jes 53, sondern zu einer Leidensschilderung aus einem Klagepsalm (Ψ 68,10b) – und das, obwohl nach Röm 15,3a (vgl. auch 14,15: ύπ⋯ρ ο Χριστòς ⋯πέθανεν!) ein Zitat aus Jes 53, das den stellvertretenden Charakter des Todes Jesu formulieren würde, wesentlich geeigneter gewesen wäre’ (234–5). Koch hat hier zu fragen unterlassen, aus welchem Grund Paulus ausgerechnet Ps 69.10b (das er als ein Wort begreift, das der leidende Christus an Gott richtet) zitiert. Die Antwort ist nicht schwer: Paulus will eben nicht nur ‘den stellvertretenden Charakter des Todes Jesu’ zum Ausdruck bringen, sondern zugleich den Tatbestand, daß Christus für die ‘Feinde’ Gottes starb (Röm 5.10) und die tödliche Folge ihrer ‘Feindschaft gegen Gott’ (Röm 8.7) auf sich nahm. Das war mit einem Zitat aus Jes 53 eben nicht aussagbar!

49 Beides sind Gottesprädikationen! Zu ό κύριος τ⋯ς δόξης s. äthHen 22.14; 25.3, 7; 27.3, 5; 36.4; 40.3; 63.2; 75.3; 83.8; AscJes 9.32; KoptApocEl 19.11. Zu κύριος πάντων s. Hiob 5.8 LXX; Esth 4.17c; 1 QapGen 20.13; vgl. aber auch die bei W. Bauer, Wörterbuch (5. Aufl.), 910 genannten nicht-jüdischen Belege sowie Jamblichos VitPyth 137.

50 Phil 2.6–8; Röm 8.3; Gal 4.4.

51 Ich nenne nur: Röm 3.22b-26; 5.6–10; 6.1–11; 7.4–6; 8.3–4; 1 Kor 1.30; Gal 2.19–20.

52 S. meinen o. Anm. 43 genannten Aufsatz ‘Sühne und Versöhnung’.

53 Eine Bezugnahme auf Jes 53 liegt vielleicht auch vor in dem παρεδίδετο der Herren-mahlsparadosis 1 Kor 11.23b-25 (hier V. 23b) sowie in der Dahingabe-Formel von Röm 8.32 (ύπέρ + Personbegriff). Skeptisch bin ich dagegen im Blick auf die Selbsthingabe-Formeln in Gal 1.4 (ύπέρ + Sündenterminus) einerseits und in Gal 2.20; Eph 5.2, 25; 1 Tim 2.6; Tit 2.14 (jeweils ύπέρ + Personbegriff) andererseits; eine Bezugnahme auf das von Jes 53.10aβ MT ist hier nicht ausgeschlossen, aber auch nicht mit Sicherheit zu erweisen. Keine Bezugnahme auf Jes 53 vermag ich in der Interzessions-Aussage von Röm 8.34 zu erkennen.

54 Zur Kennzeichnung als ‘katechetisches Summarium’ s. Stuhlmacher, P., Das pauli-nische Evangelium 1: Vorgeschichte (FRLANT 95; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1968) 266–82CrossRefGoogle Scholar. – Zur Abgrenzung: Jeremias, J., Die Abendmahlsworte Jesu (4. Aufl.; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1967) 95–6Google Scholar; Conzelmann, H., Der erste Brief an die Korinther (KEK 5; [11. Aufl.] Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1969) 296303Google Scholar. – Zur Struktur s. den wichtigen Aufsatz von Mußner, F., ‘Zur stilistischen und semantischen Struktur der Formel 1 Kor 15,3–5’, Die Kirche des Anfangs: FS H. Schürmann (hg. v. R. Schnackenburg u.a.; EThSt 38; Leipzig: St. Benno, 1977 [Freiburg/Basel/Wien: Herder, 1978]) 405–15Google Scholar.

55 Vgl. Chr. Wolff, Der erste Brief des Paulus an die Korinther. Zweiter Teil: Auslegung der Kapitel 8–16 (ThHK 7/2; Berlin: Evangelische, 1982) 156–7.Google Scholar

56 M.E. sind die folgenden Bezüge zwischen den vier Gliedern des Summariums und dem vierten Gottesknechtslied gegeben:

I. ⋯πέθανεν ύπ⋯ρ τν άμαρτιν ήμν: Jes 53.4a, 5, 6b, 8b, 11b, 12b, c.

II. ⋯τάφη: Jes 53.9a.

III. ⋯γήγερται: Jes 53.10b, 11a (zu ‘Licht sehen’ als Metapher für ‘leben’ s. Anm. 67); auch 52.13 (die ‘Erhöhung’ des Gottesknechts!).

IV. ⋯φθη: Jes 52.15b; 53.1 (die Kundgabe des von dem Knecht errungenen Sieges und seiner einzigartigen Erhöhung).

57 Chr. Wolff, 1 Korinther 2 (s. Anm. 55), 160 bemerkt zu Recht: ‘Nur diese alttesta-mentliche Stelle handelt vom Sterben für andere.’ Außerdem will beachtet sein, daß die Wendung ύπ⋯ρ τν άμαρτιν ήμν eine sprachliche Variante zu δι⋯ τ⋯ς άμαρτίας ήμν Jes 53.5aß darstellt (vgl. Anm. 63).

58 Mk 12.24; 14.49; Mt 21.42; 22.29; Lk 24.32, 45; Joh 5.39; Apg 17.2, 11; 18.24, 28; Röm 1.2; 15.4.

59 Das entspricht dem Sprachgebrauch in der rabbinischen Literatur, in der der deter-minierte Plural die Heilige Schrift als Ganze bezeichnen kann und dann also mit dem determinierten Singular bedeutungsgleich ist; s. dazu Bacher, W., Die exegetische Terminologie der jüdischen Traditionsliteratur (2 Bde.; Leipzig: Hinrichs, 1899/1905 [= Nachdruck; Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1965]) 1.92Google Scholar; 2.94–5.

60 Mk 12.24 par: Ex 3.6 (s. Mk 12.26 par); Mt 21.42: Ps 118.22–3. Als rabbinisches Beispiel s. etwa LevR 9.9 zu 7.12.

61 (zur Textkritik s. BHS z. St.).

62 Num 27.3; Jos 22.20; Jer 31.30; Ez 3.18–20; 18.17–18, 24, 26; 33.8–9, 13, 18; 2 Chr 25.4.

63 Zu kausalem ύπέρ c. gen. + Sündenterminus vgl. auch Ps 38.12 LXX (⋯ν ⋯λεγμος ύπ⋯ρ ⋯νομίας ⋯παίδευσας ἄνθρωπον); Diod. Sic. 10.21.2 (ή ύπ⋯ρ τν ⋯μαρτημάτων τιωρία). In LXX erscheinen im gleichen Sinn wie ύπέρ c. gen. + Sündenterminus u.a. auch Bildungen mit διά c. ace. (so z.B. Lev 26.39; Num 27.3; Jes 64.6; Jer 13.22; 2 Makk 7.32 und in den Stell-vertretungsaussagen Jes 53.5a, 12c) und περί c. gen. (so 3 Reg 15.30; 16.13, Klgl 1.22; Tob 3.5; 4 Makk 11.3).

64 Die sühnetheologische Bedeutung von ύπέρ c. gen. + Sündenterminus findet sich z.B. Hebr 5.1; 7.27; 9.7; 10.12; s. ferner Barn 7.3–6; Ign. Smyrn 7.1; Polyk. Phil 1.2 sowie in LXX Mi 6.7b; 1 Esdr (3 Esr) 7.8; 9.20. Im gleichen Sinn wird auch περί c. gen. + Sünden-terminus gebraucht: 1 Joh 2.2; 4.10. Daß an den genannten Stellen der Sühnegedanke vorliegt, ergibt sich jeweils aus dem Textzusammenhang, nicht dagegen schon aus den ύπέρ- bzw. περί-Wendungen als solchen. – Was Gal 1.4 (το δόντος έαυτòν ύπ⋯ρ [v.1. περ⋯] τν άμαρτιν ήμν) anlangt, so wird Paulus die – wohl traditionelle – Formulierung im Sinne der ‘inkludierenden Stellvertretung’ verstanden haben; vgl. Gal 2.19–20.

65 Oἱ το Χριστο V. 23; vgl. auch das ⋯ν Χριστ V. 18(-19).

66 Zu ist mit 1QJesa.b (auch LXX) ein zu ergänzen.

67 Die Wendung ‘Licht sehen’ ist eine Metapher für ‘leben’ s. Ps 36.10; 49.20; Hiob 3.16; 33.28–30 (vgl. auch Ps 56.14). Von daher konnte der Satz Jes 53.11aα durchaus auf die Gewährung neuen Lebens an den getöteten Gottesknecht und also auf seine Auferweckung aus dem Tode gedeutet werden.

68 Die Entsprechung von παρεδόθη δι⋯ τ⋯ παραπτώματα ήμν Röm 4.25 und TargJon Jes 53.5 (dort vom Tempel gesagt!) dürfte rein zufällig sein. – Wenn die Formen παρεδόθη und ἠγέρθη in Röm 4.25 beide Passiva divina sein sollten, ἠγέρθη hier also ausnahmsweise echtes Passiv wäre, müßte die Annahme einer semitischen Vorlage von vornherein ausscheiden; denn das Verbum bildet weder im Hebräischen noch im Aramäischen ein Passiv ‘auferweckt werden’.

69 Das an sich kausale ‘um unserer Verfehlungen willen’ gewinnt hier also den Sinn: ‘um unsere Verfehlungen zu sühnen’. In Aussagen über die Heilsbedeutung des Todes Jesu kann διά c. ace. einem ύπέρ c. gen. entsprechen; vgl. 1 Kor 8.11 mit Röm 14.15.

70 Zum Gedanken der Sühne bzw. der ‘inkludierenden Stellvertretung’ innerhalb des Komplexes Röm 3.21–8.32 s. ferner auch 5.6–11; 5.12–21; 6.1–11 und 8.3.

71 Das δικαίωμα V. 16b ist Antonym zu κατάκριμα (V. 16b), desgleichen die δικαίωσις V. 18b. Die Ausdrücke δικαίωμα V. 16b, δικαιοσύνη V. 17b, δικαίωσις V. 18b und δίκαιος καθίστασθαι V. 19b beziehen sich auf den gleichen Sachverhalt.

72 Paulus muß einen von Jes 53.11b LXX abweichenden und dem hebräischen Wortlaut entsprechenden Text vor Augen haben.

73 Der kühne Satz ist m.E. keine dem Apostel bereits vorgegebene Tradition, sondern – wie Gal 3.13 – eine Formulierung des Paulus selbst. Auch für diese Formulierung gilt, was Bengel, J. A., Gnomon Novi Testamenti (hg. v. P. Steudel; 8. Neuaufl. der 3. Aufl.; Stuttgart: Steinkopf, [1773=] 1887)Google Scholar zu Gal 3.13 bemerkt: ‘Quis auderet sine blasphemiae metu sic loqui, nisi apostolus praeiret?’

74 Die Bezüge zu Jes 53 sind: τòν μ⋯ γνόντα άμαρτίαν: vgl. ⋯νομίαν οὐκ ⋯ποίησεν 53.9b LXX; ύπ⋯ρ ήμν άμαρτίαν ⋯ποίησεν: vgl. κύριος παρέδωκεν αὐτòν ταîς άμαρτίαις ήμν 53.6b LXX; ἴνα ήμες γενώμεθα δικαιοσύνη θεο ⋯ν αὐτ: vgl. ‘Gerechtigkeit schafft der Gerechte, mein Knecht, den Vielen’ 53.11b MT (s. dazu die Bemerkung Anm. 72).

75 In 1 Joh 3.5 liegt m.E. keine direkte Bezugnahme auf Jes 53 vor.

76 Vgl. auch Jes 53.11bβ LXX sowie 53.4aα LXX.

77 'Αναφέρειν heißt eigentlich ‘auf sich nehmen’, ‘sich aufladen’ und könnte in Jes 53.11bβ, 12cα LXX durchaus in dieser Bedeutung verwendet sein. Da es aber Wiedergabe von bzw. ist, wird man – wie auch in Num 14.33 LXX – die Bedeutung ‘tragen’ annehmen dürfen.

78 So interpretiert denn z.B. auch Riggenbach, E., Der Brief an die Hebräer (KNT 14; 2./3. Aufl.; Leipzig/Erlangen: Deichert, 1922 [= Nachdruck; Wuppertal: Brockhaus, 1987]) 289–92.Google Scholar

79 Zu προσφέρειν vgl. Hebr 7.27; 8.3; 9.14, 25; 10.12; s. auch προσφορά 10.10, 14.

80 S. dazu Hebr 2.10–18; 5.7–10; 8.1–10.18; 10.19–22.

81 S. Hebr 1.3c: καθαρισμòν τν άμαρτιν ποιησάμενος.

82 S. dazu Hebr 1.1–14 mit den fundamentalen Prädikationen in V. 3a, b (⋯ς ⋯ν ⋯παύ-γασμα τ⋯ς δόξης κα⋯ χαρακτ⋯ρ τ⋯ς ύποστάσεως αὐτο, φέρων τε τ⋯ πάντα τ ?ήματι τ⋯ς δυνάμεως αὐτο), in V. 8–9 (θεός) und in V. 10 (κύριος und Weltschöpfer).

83 S. dazu Hebr 2.5–18; 5.5–10; 10.5–10.

84 Auch 1 Petr 1.20 setzt die Präexistenz Christi voraus. – Daß Christus auf die Seite Gottes gehört, zeigt sich z.B. daran, daß er in gleicher Weise wie Gott selbst (1.21) ‘Objekt’ des Glaubens ist: 1.8; 2.6–7.

85 S. die Kommentare z. St. sowie Deichgräber, R., Gotteshymnus und Christushymnus in der frühen Christenheit. Untersuchungen zu Form, Sprache und Stil der frühchrist-lichen Hymnen (StUNT 5; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1967) 140–3.Google Scholar

86 Ich biete den griechischen Text – der κατ⋯-κλα-Anordnung bei Nestle/Aland26 folgend – dar und verweise in Anmerkungen jeweils auf die parallelen Aussagen des vierten Gottesknechtsliedes.

87 Zitat von Jes 53.9b: ⋯τι ⋯νομίαν οὐκ ⋯ποίησεν, οὐδ⋯ εύρέθη δόλος ⋯ν τ στόματι αὐτο.

88 Vielleicht Anspielung auf Jes 53.7?

89 Anspielung auf Jes 53.4aα: οὗτος τ⋯ς ⋯μαρτίας ήμν φέρει, 53.11bβ: κα⋯ τ⋯ς άμαρτίας αὐτν α⋯τòς ⋯νοίσει53.12cα: κα⋯ αὐτòς άμαρτίας πολλν ⋯νήνεγκε.

90 Freies Zitat von Jes 53.5bβ: τ μώλωπι αὐτο ήμες ἰάθημεν.

91 Anspielung auf Jes 53.6aα: πάντες ώς πρόβατα ⋯πλανήθημεν.

92 Andere Übersetzungsmöglichkeit des ⋯v τ σώματι αὐτο: ‘mit seinem Leibe’. Zur Sache vgl. Kol 1.22; Hebr 10.10.

93 Zu ξύλον als Ausdruck für das Kreuzesholz vgl. Apg 5.30; 10.39; 13.29; Gal 3.13.

94 Zu V. 24b vgl. Röm 6.11,18 sowie das ganze 6. Kapitel des Römerbriefes überhaupt. Die Berührungen mit Röm 6 schließen m.E. die Möglichkeit aus, den Finalsatz V. 24b ledig-lich als Paränese und somit bloß ethisch zu interpretieren.

95 Vgl. auch den Hinweis auf Christi Sühnetod in 1.2.

96 Vgl. dazu Hebr 10.19–22; auch 2.10.

97 H. Gese, ‘Die Sühne’ (s. Anm. 43), 104.

98 Πάσχειν hat hier die Bedeutung ‘sterben’, wie in Lk 22.15; 24.46; Apg 1.3; 3.18; 17.3; Hebr 9.26.

99 H. J. Iwand, Predigt-Meditationen (s. Anm. 31), 693 (die von Iwand verwendeten Kürzel AT und NT wurden aufgelöst).