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Markus 14.55–64: Christologie und Zerstörung des Tempels im Markusevangelium*

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

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Die Interpretation von Mk. 14. 55–64 ‘Jesus vor dem Synhedrium’ ist dadurch erschwert, daß sich historische, überlieferungsgeschichtliche, traditionsgeschichtliche und redaktionsgeschichtliche Probleme überlagern, vor allem aber immer historische Probleme ins Spiel kommen, die die Diskussion zwischen Juden und Christen bis heute belasten. Es scheint unvermeidlich, daß die exegetische Argumentation von einer Fragestellung zur anderen springt. Ich nehme mir deshalb vor, den Text zunächst strikt und einseitig nur im Zusammenhang des Markusevangeliums zu interpretieren, und stelle mich an den Ort eines Lesers, der das Evangelium von seinem ersten Verse an aufmerksam gelesen hat, also dem Text nicht als isolierter Perikope begegnet; ich stelle mich damit an den Ort eines Lesers, der als christlicher Leser nicht neutral ist, sondern positiv eingestellt gegenüber dem, was ihm hier von Jesus erzühlt wird, und der beim Lesen Partei ergreift für diesen Jesus gegen dessen Gegner; und ich nehme an, daß ein solcher Leser aus einer gewissen Kenntnis des Alten Testaments heraus Sprachwendungen vielleicht nicht direkt als Anspielungen auf alttestamentliche Texte identifizieren kann, wohl aber durch solche Sprache eine bestimmte Stimmung im Text vermittelt bekommt. Ein solches Lesen ist zunächst unabhängig von literarkritischen und historischen Fragen; gleich wie man diese beurteilt, bleibt doch beim Leser der Eindruck dieses Textes, der so und nicht anders formuliert, wovon er erzählt, auf welchen Vorlagen er auch basieren mag.

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Copyright © Cambridge University Press 1981

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References

[1] Vgl., dazu D. Catchpole, The Trial of Jesus, StPB 18 (Leiden, 1971).Google Scholar

[2] Das meint nicht, daß, ein ‘Einverständnis mit dem Text’ die Voraussetzung zum Verstehen ist, sondern folgert aus der Beobachtung, daß der Evangelist für christliche Leser geschrieben hat, ob sie nun mit seiner Darstellung im einzelnen einverstanden waren oder nicht. Das Markusevangelium ist weder em neutraler Bericht über vergangene Ereignisse noch eine Missionsschrift, die erstmals für diesen Jesus werben soll.

[3] Vgl., E. Güttgemanns, Offene Fragen zur Formgeschichte des Evangeliums, BEvTh 54 (München, 1971), S. 228 f.:Google Scholar ‘So interessant historisch die Rekonstruktion hypothetischer Vorstadien auch sein mag, vordringlicher zum Verständnis der Evangelien-Form ist die funktionale Strukturanalyse der vorfindlichen “literarischen Gestalt”.’ (unter Hinweis auf Schreiber, J., Die Markuspassion (Hamburg, 1969), vgl. hier bes. S. 53–8).Google Scholar Wenn Güttgemanns daraus aber den Schluß zieht: ‘Wir sollten uns darum mit der innermarkinischen Strukturanalyse (also der “literarischen” Ebene) begnügen’, kann ich dem nicht folgen. Die literarkritische Frage nach der Vorgeschichte eines Textes folgt ja schon aus der schlichten Frage: ‘Woher weiß der Erzähler eigentlich das, was er da erzählt?’, da weder Mk. noch die anderen Evangelisten (abgesehen von Joh. 21. 24) sich als Augenzeugen des von ihnen Berichteten ausgeben.

[4] ‘The High Priest's Question and Jesus’ Answer (Mark 14: 61–62)’, in: Kelber, W. H. (Hrsg.), The Passion in Mark (Philadelphia, 1976), S. 8095, hier S. 92.Google Scholar

[5] Schon in Galiläa waren ‘Schriftgelehrte aus Jerusalem’ aufgetaucht (3. 22; 7. 1). Die Hauptgegner dort, die Pharisäer, begegnen in Jerusalem nur noch in 12. 13.

[6] Judas wird bei Mk. an dieser Stelle nicht eigens identifiziert wie in Mt. 26. 25 und Joh. 13. 26.

[7] Mt. 26. 57 und Joh. 11. 49; 18. 13 f.: Kaiphas. Bei Mk. ist es ‘der Hohepriester’ schlechthin. Ein literarkritischer Schluß auf das Alter der hier vorliegenden Tradition verkennt diese Typisierung; gegen Pesch, R., Das Markusevangelium II, HThK II. 2 (Freiburg, 1977), S. 21: ‘Die vorm(ar)k(inische) Passionsgeschichte spricht vom amtierenden Hohenpriester (…) ohne Namensnennung … Dieser Sachverhalt, welcher der Voraussetzung lokaler Kenntnisse bei den Hörern der Passionsgeschichte entspricht, legt den Schluß (nahezu zwingend) nahe, daß Kajafas als Hoherpriester noch amtierte, als die vormk Passionsgeschichte zunächst gebildet und erzählt wurde.’ Das von Pesch zur Erläuterung gegebene Beispiel sticht nicht; ich kann auch erzählen, daß ich ‘beim Bundespräsidenten’ war, ohne daß es darauf ankommt, wer das Amt zu der Zeit gerade innehatte.Google Scholar

[8] Vgl., dazu auch E. Auerbach, Mimesis (Bern, 2 1959), S. 4352.Google Scholar

[9] Vgl., D. E. Nineham, Saint Mark, PNTC (London, 1963), S. 398:Google Scholar ‘a complete perversion of justice’; de Jonge, M., ‘The Use of ό χριστός in the Passion Narratives’, in: Dupont, J. (Hrsg.), Jésus aux origines de la christologie, BEThL XL (Leuven, 1975), S. 169–92, hier S. 174: ‘For Mark Jesus is subjected to a completely unfair trial.’Google Scholar

[10] Ex. 20. 16; Dtn. 5. 20 LXX: ο ψευδομαρτυρήσεις κατà τοũ πλησίον σου μαρτυρίαν ψευδ⋯, zitiert in Mk. 10. 19: μή ψευδομαρτυρήσης.

[11] Es gibt eine ganze Reihe von Stellen, an denen aufgenommen wird, was Jesus gesagt hat: vgl. 16. 7 mit 14. 28; 14. 72 mit 14. 30; 12. 32 f. mit 12. 29 f.; 9. 10 mit 9. 9; 7. 18, 20 mit 7. 15; vgl. auch 14. 16; 11. 21; 8. 19. Offenbar bewußt ungenau sind hingegen 15. 29 im Verhältnis zu 14. 58 und 15. 35 f. im Verhältnis zu 15. 34.

[12] Sekundär fugen D, W, it in 13. 2 hinzu: καί διά τριν ήμερ⋯ν άλλος άναστήεται νευ χε⋯ρ.

[13] Freilich differiert die Formulierung: μετά τρεῑς ⋯μέρας in 8. 31; 9. 31; 10. 34 gegenüber 14. 58 δι⋯ τριν ⋯μερν.

[14] Es handelt sich um einen Themenwechsel, denn weder ergibt sich die Frage des Hohepriesters aus einem dem – als unrichtig entlarvten! – Tempelwort impliziten ‘messianischen Anspruch’ (so z.B. Pesch, a.a.O. (s. Anm. 7), S. 436) noch gar aus einem vorgegebenen ‘messianischen Szenarium’ (so Drexinger, F., ‘Ein “rnessianisches Szenarium” als Gemeingut des Judentums in nachherodianischer Zeit?’, Kairos 17 (1975), 249–78). Vgl. dazu Teil II dieses Aufsatzes.Google Scholar

[15] ℵ, L, W, die Ferrar-Gruppe sowie lateinische, syrische und sahidische Handschriften gleichen das Petrus-Bekenntnis wie Mt. 16. 16 durch Hinzufügung von ‘Sohn Gottes’ o.ä. an Mk. 14. 61 an.

[16] Vgl. für das Nebeneinander von ‘Gesalbter’ und ‘Sohn Gottes’ auch Mk. 1. 1, sofern νίο (το) θεο dort ursprünglich ist.

[17] Das ⋯γώ είμι meint hier die Zustimmung zur Frage des Hohepriesters (vgl., V. Howard, Das Ego Jesu in den synoptischen Evangelien, MThSt xiv (Marburg, 1975), S. 146)Google Scholar und ist nicht Offenbarungsformel wie un Johannesevangelium (so Bertram, G., Die Leidensgeschichte Jesu und der Christuskult, FRLANT 32 (Göttingen, 1922), S. 58; Perrin, a.a.O. (s. Anm. 4), S. 82 f.).Google Scholar

[18] Die Verbindung von Ps. 110. 1 und Dan. 7. 13 geht m.E. auf die Redaktion zurück und nicht auf christologische Tradition;gegen Perrin, N., ‘Mark xiv. 62: The End Product of a Christian Pesher Tradition?’, N.T.S. 12 (1965/1966), 150–5, hier 151.Google Scholar

[19] Alttestamentliche Vorbilder: 2 Sam. 1. 11 f.; 2 Kön. 18. 37–19. 1; zum Zerreißen der Kleider bei Gotteslästerung vgl. das Material bei Billerbeck I S. 1007 f.

[20] Das griechische Wort findet sich in LXX nicht in Ex. 22. 27; Lev. 24. 11, 15 f. und Num. 15, 30 f., den Gesetzesbestimmungen über Gotteslästerung, wohl aber steht βλασφημείν in 4 Reg. 19. 6, 22 LXX für . Die Bedeutung Gotteslästerung ergibt sich bei den griechischen Wörtern zumeist erst durch einen entsprechenden Genitiv oder Akkusativ, vgl. aber 2 Makk. 9. 28 άνδροφόνος κα⋯ βλάσφημος = ‘Menschenmörder und Gotteslästerer’. Vgl. Philo, spec. leg. I 53; vita Mos. II 193–208; Josephus, c. Ap. II 237, antiqu. iud. IV 207.

[21] Vgl. de Jonge, a.a.O. (s. Anm. 9), S. 175. Die Gottesbezeichnung δύναμις ist also nicht ‘altertümlich’, sondern literarisch stilisiert; gegen Gnilka, J., Das Evangelium nach Markus II, EKK II. 2 (Zürich/Neukirchen, 1979), S. 281.Google Scholar

[22] Das verkennt Gnilka (a.a.O., S. 276) völlig: ‘Die Szene ist für den Berichterstatter [und das ist doch wohl der Evangelist! D.L.] ausreichend dafür, daß ein Todesurteil gefällt wird.’ Vgl. dagegen Conzelmann, H., ‘Historie und Theologie in den synoptischen Passionsberichten’, in: ders., Theologie als Schriftauslegung, BEvTh 65 (München, 1974), S. 7490, hier S. 84.Google Scholar

[23] Vgl. dazu vor allem Gnilka, J., ‘Die Verhandlung vor dem Synhedrium und vor Pilatus nach Markus 14, 53–15, 5’, EKK–Vorarbeiten ii (Zürich/Neukirchen, 1970), 521, hier 11 f.Google Scholar

[24] Für den Zusammenhang mit Weish. 2 vgl. Maurer, C., ‘Knecht Gottes und Sohn Gottes im Passionsbericht des Markusevangeliums’, Z.Th.K. 50 (1953), 139, bes. 25;Google ScholarRuppert, L., Jesus als der leidende Gerechte?, SBS 59 (Stuttgart, 1972), S. 53–6.Google Scholar

[25] Der Leser hat 8. 38 im Gedächtnis!

[26] Bei Lk. sind die Beschuldigungen, die vor Pilatus gegen Jesus vorgebracht werden, Lügen, vergleicht man Lk. 23. 2 mit 20. 20–6 und 22. 67.

[27] Vgl. zu φθόνος Milobenski, E., Der Neid in der griechischen Philosophie, KPS xxix (Wiesbaden, 1964).Google Scholar Mk. 15. 10 steht als Urteil des Evangelisten gegen Pesch (a.a.O. (s. Anm. 7), S. 417): ‘Besondere Beachtung verdient, daß unser Bericht das Verfahren des jüdischen Prozesses, der auf der Zeugeneinvernahme basiert, zutreffend beschreibt und daß die christlichen Tradenten die Prozeßführung des Hohenpriesters nicht als rechtswidrig kritisieren!’ (Hervorhebung von mir). Gnilka (a.a.O. (s. Anm. 21), S. 302) fragt, weshalb sie mißgünstig waren; es kommt aber nur auf das konstatierende als Vorwurf gemeinte Urteil des Erzählers an, daß sie es waren.

[28] Das Volk kommt also keineswegs mit dem Ziel, Barabbas freizubitten, wie Pesch (a.a.O., S. 420 f.) interpretiert: Überlegungen über Schuld oder Unschuld des Barabbas sind angesichts des eindeutigen Textes von 15. 7 - wieder das Urteil des Erzählers - nicht angebracht.

[29] Vgl., de Jonge, a.a.O. (s. Anm. 9), S. 179 f.Google Scholar

[30] Es zeichnet sich ein relativer Konsensus in der Literatur zum Markusevangelium ab, die Christologie des Mk. vom Thema des leidenden Gerechten her zu interpretieren; vgl. zuletzt Steichele, H. J., Der leidende Sohn Gottes, BU 14 (Regensburg, 1980).Google Scholar Zu nennen sind vor allem die Arbeiten von Ruppert, L., Der leidende Gerechte, fzb 5 (Würzburg, 1972);Google ScholarDer leidende Gerechte und seine Feinde, fzb 6 (Würzburg, 1973),Google Scholar und das in Anm. 24 genannte Buch. Vgl. auch Baltzer, K., Die Biographie der Propheten (Neukirchen, 1975).Google Scholar In meinem Aufsatz ‘Biographie des Gerechten als Evangelium’, W.u.D. xiv (1977), 2550, habe ich im übrigen die hier vertretene These bereits angedeutet.Google Scholar

[31] Ich wähle für χρωτός die Übersetzung ‘Gesalbter’ und nicht einfach ‘Christus’, da Mk. das griechische Wort verwendet und nicht eine Umschrift des hebräischen Wortes (vgl. Joh. 1. 41; 4. 25).

[32] Absolutes ò ελογητóς bzw. zur Umschreibung des Gottesnamens findet sich offenbar in jüdischen Texten nicht; vgl. Pesch, a.a.O. (s. Anm. 7), S. 437, gegen Gnilka, a.a.O. (s. Anm. 21), S. 281. Es ist wie δύναμις in 14. 62 (s.o. Anm. 21) literarische Stilisierung. – J. A. Fitzmyer wies mich hin auf den Ortsnamen Kaphar ha-Baruk (5 km westl. von Hebron; vgl. Abel, F. -M., Géographie de la Palestine II, EtB (Paris, 3 1967), S. 288),Google Scholar der möglicherweise in Mur 43 2 (Benoit, P., Milik, J. T., de Vaux, R., Les Grottes de Murabba 'ât, DJD II (Oxford, 1961), S. 159 f.Google Scholar) in der Form erscheint. Möglich scheint mir aber angesichts der bei Epiphanius überlieferten Namensform Καπαρ Βαριχα auch ein Zusammenhang mit = ‘Teich’.

[33] Auch nicht in 4Q243; vgl. dazu Fitzmyer, J. A., ‘The Contribution of Qumran Aramaic to the Study of the New Testament’,N.T.S. 20 (1973/1974), 382407, hier 393;Google ScholarThe Aramaic Language and the Study of the New Testament’, J.B.L. ic (1980), 521, hier 15:Google Scholar ‘Finally, there is no indication that the person to whom the titles “Son of God” or “Son of the Most High” are given in this text is a messianic figure; we are still looking for extra-NT instances in which such titles have been applied to an anointed agent of Yahweh.’

[34] So gibt Vielhauer, P., ‘Erwägungen zur Christologie des Markusevangeliums’, in: ders., Aufsätze zum Neuen Testament, ThB 31 (München, 1965), S. 199214,Google Scholar diese Schlüsselfunktion allein dem Titel ‘Sohn Gottes’, und zwar mit Hilfe der Traditionsgeschichte dieses Titels. Donahue, J. R., ‘Temple, Trial and Royal Christology (Mark 14: 53–65)’, in: Kelber, W. H. (Hrsg.), The Passion in Mark (Philadelphia, 1976), S. 6179,Google Scholar und ähnlich Juel, D., Messiah and Temple, S.B.L. Dissertation Series 31 (Missoula, 1977),Google Scholar stellen allein ‘Gesalbter’ und ‘Sohn Gottes’ als Titel einer Königschristologie heraus. Zum Zusammenhang der drei Titel vgl. auch Minette de Tillesse, G., Le secret messianique dans l'Evangile de Marc, LeDiv 47 (Paris, 1968), S. 327–88.Google Scholar

[35] Vgl., L. Schenke, Der gekreuzigte Christus, SBS 69 (Stuttgart, 1974), S. 45 f.;Google ScholarLégasse, S., ‘Jésus devant le Sanhédrin’, R.Th.L. 5 (1974), 170–97, hier 177–9;Google ScholarConzelmann, H., a.a.O. (s. Anm. 22), S. 84: Die Szene ‘ist geradezu ein Kompendium der Christologie’.Google Scholar

[36] Auch in Galiläa schon und dann in Jerusalem war es seinen Gegnern nach der Darstellung des Mk. ja nicht gelungen, Jesus in irgendeiner Weise zu überführen.

[37] Auch die Zusammenstellung der drei Titel in 8. 27–9. 8 geht auf die maikinische Redaktion zurück.

[38] Dafüir spricht Joh. 18. 12–27, wenn Joh. unabhängig von den Synoptikern ist; dann findet sich auch dort die Verbindung von Verleugnung des Petrus und Gespräch mit dem Hohepriester.

[39] So GNT3 und N26 gegenüber έτωάσαντες N25.

[40] Vgl., R. Bultmann, Die Geschichte der synoprischen Tradition, FRLANT 29 (Göttingen, 3 1957), S. 290.Google Scholar

[41] Vgl., G. Schneider, ‘Gab es eine vorsynoptische Szene “Jesus vor dem Synhedrium”?’, N.T. 12 (1970), 2239, hier 27,Google Scholar gegen Burkill, T. A., ‘The Trial of Jesus’, in: ders., Mysterious Revelation (Ithaca, 1963), S. 280–99, hier S. 281.Google Scholar

[42] Linnemann, E., Studien zur Passionsgeschichte, FRLANT 102 (Göttingen, 1970), S. 128 f.;CrossRefGoogle ScholarSchenk, W., Der Passionsbericht nach Markus (Gütersloh, 1974), S. 243, vgl. auch Howard, a.a.O. (s. Anm. 17), S. 135.Google Scholar

[43] Es ist nicht überflüssig, an das Problem der Augen- und Ohrenzeugen zu erinnern. Mk. kennt jedenfalls kein Mitglied des Synhedriums, das ‘Jesus günstig gesinnt war’ (Blinzler, J., Der Prozeß Jesu (Regensburg, 4 1969), S. 70 und 175:Google Scholar Joseph von Arimathia und Nikodemus als mögliche Informationsquellen); nach ihm verurteilten ihn alle (πάντες 14, 53, 64) aufgrund eines zweifelhaften Prozesses zum Tode, vgl. Lohse, E., Die Geschichte des Leidens und Sterbens Jesu Christi, GTB 316 (Gütersloh, 1979), S. 81 f., 85 f.Google Scholar - Zum historischen Problem ist die Diskussionsgrundlage immer noch: Lietzmann, H., ‘Der Prozeß Jesu’, in: ders., Kleine Schriften II, hg. von Aland, K., TU 68 (Berlin, 1958), S. 251–63.Google Scholar Aus der reichhaltigen Literatur vgl. vor allem Winter, P., On the Trial of Jesus, SJ 1 (Berlin, 1961).CrossRefGoogle Scholar Das nach Abschluß dieses Manuskripts erschienene Buch von Strobel, A., Die Stunde der Wahrheit, WUNT 21 (Tübingen, 1980, zu unserem Text bes. S. 6194)Google Scholar fühxt m.E. nicht weiter, sondem bestätigt mir im Gegenteil meinen konsequent redaktionsgeschichtlichen Ansatz in der Interpretation dieses Textes. Ich leugne dabei gar nicht das Recht einer historischen Rekonstruktion des Prozesses Jesu; eine Vermischung der beiden Fragestellungen wird aber, wie Strobels Auslegung zeigt, zum Einfallstor für alle möglichen historisierenden und psychologisierenden, in die Beliebigkeit der Annahme gestellten Hypothesen, die letztlich (S. 138–42!) auch keinen ‘theologischen Ertrag’ bringen (vgl. nur S. 138: ‘Sofern man von einer Schuld des jüdischen Menschen [sic!] sprechen darf, sollte unbedingt der Gedanke der tragischen Schuld gebildet werden, mag der Begriff auch innerhalb einer streng theologischen [sic!] Besinnung auf Widerspruch stoßen.’).

[44] Lk. 22. 668–71 zeigt m.E. keine selbständige Überlieferung neben Mk. 14. 55–64; anders Schneider, G., Verleugnung, Verspottung und Verhör Jesu nach Lukas 22, 54–71, StANT 22 (München, 1969), S. 73139.Google Scholar

[45] Durchgeführt bei Lohse, E., Th.W.N.T. 7, 866.Google Scholar

[46] So Blinzler, , a.a.O. (s. Anm. 43), S. 216–29,Google Scholar und die ihm folgen; dagegen Lohse, a.a.O. Anm. 59: ‘Diese Schlußfolgerung geht entschieden zu weit. Denn einmal wissen wir nur sehr wenig darüber, wie das sadduzäische Recht im einzelnen ausgesehen hat. Zum anderen ist es sicher nach sadduzäischem Recht streng untersagt gewesen, am Sabbat oder Festtag Gericht zu halten.’

[47] 61. 6–12 = Dtn. 19. 15–21.

[48] Kyrios Christos (Göttingen, 4 1967), S. 37.Google Scholar

[49] Das φθόνος-Motiv steht vielleicht auch hinter Joh. 12. 19. Joh. 11. 47–53 gibt eine politischpragmatische Begründung für das Handein der ‘Hohepriester und Pharisäer’.

[50] Der Streit mit den Gegnern entzündet sich mu Markusevangelium an der Frage der Gesetzespraxis (auch in 2. 1–12; hinzuweisen ist darauf, daß bereits in dieser allerersten Auseinandersetzung der Vorwurf des βλασφημεīν auftaucht). Bei Joh. hingegen geht es schon vor der Passion urn die Messias-Thematik: 10. 24–6, 31–9.

[51] Drohworte gegen den Tempel und die Stadt stehen in prophetischer Tradition; vgl. Jer. 7. 14; 26. 6, 20; Mi. 3. 12; Josephus, bell. iud. VI 300–9.

[52] Das ist die These von D. Juel (s.o. Anm. 34) in bezug auf den markinischen Text. Die folgende Argumentation richtet sich aber zugleich gegen die Interpreten, die wie Pesch (s.o. Anm. 14) im Tempelwort einen messianischen Anspruch Jesu sehen. Gegen eine solche Verbindung auch Donahue, a.a.O. (s. Anm. 34), S. 68.

[53] Vgl., L. Gaston, No Stone on another, Suppl. NT 23 (Leiden, 1970), S. 147–54;Google Scholar vgl. 1 Hen. 90. 28 f.; 91. 13. Nach Milik, J. T., The Books of Enoch (Oxford, 1976), S. 268, nimmt 1 Hen. 91. 13 Sach. 6. 13 auf: ‘The Author of Enoch, however, applies it to God and not to a king or to a high priest of Israel’, abet er bezieht Sach. 6. 13 dann auch nicht wie das Targum auf den Messias!Google Scholar

[54] Vgl. die Angaben schon bei Billerbeck I, S. 1003–5, ausführlich jetzt bei Juel, a.a.O. (s. Anm. 34), S. 182–97.

[55] 2 Sam. 7. 13a wird nicht zitiert, in Z. 3 hingegen Ex. 15. 17 f., wodurch Gott selber der Erbauer des ‘Hauses’ ist.

[56] Vgl. Gaston (s.o. Anm. 53); Dupont, J., ‘II n'en sera pas laissé pierre sur piene (Marc 13. 2; Luc 19. 44)’, Bibl. lii (1971), 301–20;Google ScholarTheißen, G., ‘Die Tempelweissagung Jesu’, Th.Z. 32 (1976), 144–58.Google Scholar

[57] Vgl. Légasse, a.a.O. (s. Anm. 35), S. 175.

[58] Diese Fassung ist nicht unabhängig von Mk.; gegen Dupont, a.a.O. S. 310–20.

[59] Vgl. noch ThEv 71: ‘Ich werde dieses Haus zerstören, und niemand wird es aufbauen.’

[60] Vgl. Josephus, bell. iud. VI 299: der Auszug der Shekinah.

[61] Bei den Versuchen, das Wort historisch oder traditionsgeschichtlich auf die ‘Hellenisten’ in Jerusalem zurückzufiühren, ist zu beachten, daß es sich auch nach Apg. 6. 14 um falsches Zeugnis handelt!

[62] Unverständlich ist mir die Interpretation von Burkill, a.a.O. (s. Anm. 41), S. 286: ‘Although these mysterious words are not directly ascribed to Jesus anywhere in the second gospel and despite the fact that the witnesses are said to be testifying falsely, the evangelist probably holds that the words were actually uttered by the Lord.’

[63] A.a.O. (s. Anm. 21), S. 280. Abzulehnen ist abet auch die Interpretation von Donahue (a.a.O. (s. Anm. 34), S. 69 f., 77), das Tempelwort sei auf zwei Ebenen zu lesen, so daß es eigentlich die Gemeinde als ‘neuen Tempel’ meine. Wo bei Mk. ekklesiologische Motive erkennbar sind (10. 29 f.; 14. 22, 24 u.a.), enthalten sie nicht dieses Motiv; damit auch gegen Klinzing, G., Die Umdeutung des Kultus in der Qumrangemeinde und im Neuen Testament, StUNT 7 (Göttingen, 1971), S. 203.Google Scholar

[64] So erst D, W, it, s.o. Anm. 12.

[65] Zu Mk. 13 vor allem: Marxsen, W., Der Evangelist Markus, FRLANT 67 (Göttingen, 1956), S. 101–40;Google ScholarConzelmann, H., ‘Geschichte und Eschatologie nach Mc 13’, in: ders., Theologie als Schriftauslegung, BEvTh 65 (München, 1974), S. 6273;Google ScholarHartmann, L., Prophecy Interpreted, CBNT 1 (Lund, 1966);Google ScholarLambrecht, J., Die Redaktion der Markus-Apokalypse, AnBibl 28 (Rom, 1967);Google ScholarPesch, R., Naherwartungen (Düsseldorf, 1968),Google Scholar dazu jetzt seine Korrektur im Kommentar; Dupont, J., ‘La ruine du temple et la fin des temps dans le discours le Marc 13’, in: Apocalypses et théologie de l'espérance, LeDiv 95 (Paris, 1977), S. 207–69.Google Scholar

[66] Das èγώ εωι in 13. 6 ist ebensowenig wie in 14. 62 (s.o. Anm. 17) Offenbarungsforrnel; vgl. Howard, a.a.O., S. 119–21.

[67] Bell. iud. VI 285–315.

[68] Mk. 13. 14 ist also sehr pragmatisch zu interpretieren und nicht mit einer Flucht nach Pella in Verbindung zu bringen, wie neuerdings Pesch (a.a.O. (s. Anm. 7), S. 295 f.) wieder versucht.

[69] Auf die Rolle der Schlüsseltexte aus dem Buch Daniel hat in anderer Weise Hartmann, a.a.O. (s. Anm. 65), hingewiesen.

[70] Die dem Neutrum βδέλυγμα inkongruente maskuline Form έστηκότα meint die Person, die den Tempel verwüstet, den römischen Feldherrn Titus, oder das römische Heer, nicht jedoch den Antichrist;gegen Gnilka, a.a.O. (S. Anm. 21), S. 196; dagegen auch Pesch, a.a.O. (s. Anm. 7), S. 291.

[71] So erklärt sich auch die Einführung des Barabbas in Mk. 15. 7 als ‘einer der Aufständischen, die bei dem Aufstand einen Mord begangen hatten’. Wie Pesch (a.a.O., S. 463) nach Unruhen um das Jahr 30 zu forschen, führt zu nichts; das ist gerade eine relative ruhige Zeit. Vielmehr gibt es in der Perspektive des Evangelisten und seiner Leser schon immer ‘den Aufstand’ und ‘die Aufständischen’; die historisch nachweisbaren Unterschiede zwischen den einzelnen Phasen der jüdischen Aufstandsbewegung mm 1. Jhdt. verschwimmen.

[72] Zwar ist der Tempel durch Brand zerstört worden; vgl. Josephus, antiqu. iud.VI 250–70 in ausdrücklicher Parallelisierung zur Zerstörung des ersten Tempels. Es folgte aber eine Schleifung der Reste (ebd. VII 1–3); ‘dem Zustand, der sich Ende des Jahres 70 darbot, entspricht die Beschreibung in Mc 13, 2 durchaus’ (Wafter, N., ‘Tempelzerstörung und synoptische Apokalypse’, Z.N.W. lvii (1966), 3849, hier 42).Google Scholar

[73] Wennauch absolutes ‘der Sohn’ eine andere Traditionsgeschichte haben mag als ‘Sohn Gottes’.

[74] Am deutlichsten erkennbar ist das bei den geographischen Vorstellungen des Mk. vom damaligen Palästina. Vgl. aber auch die sehi pauschale Information in 7. 3 f. mit der genauen Detailkenntnis von 7. 11 f. Die Kommentatoren füllen aus historischer Forschung solche Kenntnisse auf (bzw. korrigieren sie auch wie bei 6. 17): Wer war der Hohepriester? Wo lag sein Haus? Wer gehörte zum Synhedrium? usw. Gerade wenn man damit den Markus-Text vergleicht, zeigt sich noch einmal, wie stark der Evangelist alles auf das Verhaltnis von Tempelwort und Christologie zuspitzt.