Published online by Cambridge University Press: 07 August 2014
In den uns bekannten Sprachen des Alten Orients findet sich kein Ausdruck, der etwa “Kaufmanns-” oder “Handelssprache” bedeutet. Zwar werden in der sumerisch-akkadischen Tradition Sondersprachen wie die “Sprache der nešakku-Priester”, die “Sprache der Reinigungspriester” oder die “Sprache der Salbpriester” erwähnt, auch Berufssprachen wie die “Sprache der Silberschmiede” oder die “Sprache der Steinschneider” oder die wohl als “Jargon” aufzufassenden “Sprachen” der “Rindertreiber”, der “Rinderhirten” und der “Schiffer”. Doch ist auch hier die Bezeichnung für eine besondere “Sprache der Kaufleute”, etwa eme dam + gàra(k) oder eme ga + raša(k) bzw. lišān tamkārī, nicht überliefert.
Dieser Befund ist indessen nicht als negatives Indiz gegen das Bewußtsein von einer besonderen “Sprache des Handels” im Alten Orient anzusehen, sondern wohl eher als ein zufälliges Ergebnis der Überlieferung. Denn gerade für den Handel und seine Organisation hatte sich seit der Frühdynastischen Zeit ein besonderer Berufsstand herausgebildet, der altsumerisch durch das Abstraktum nam.ga + raš “Kaufmannschaft” bezeichnet wird. Nicht so aussagekräftig ist das entsprechende akkadische Abstraktum tamkārūtum, da Abstrakta von Berufsbezeichnungen im Akkadischen sehr produktiv sind; doch ist churritisch damqarašši “Kaufmannschaft” wiederum ein deutliches Kriterium für eine Sonderstellung der Funktionäre des Handelswesens. Die hethitischen Gesetze berücksichtigen eigens den “Kaufmann” (unattallsš), wenn auch nicht in demselben Maße wie etwa der Codex Hammurabi. Und im Ugaritischen sind immerhin zwei verschiedene Bezeichnungen für “Kaufmann” (bidalu und *makkaru) bekannt.
Abkürzungen: nach AHw S. VIII ff. bzw. HKL II S. XI ff. — Literatur: Außer einschlägigen Wörterbüchern und Glossaren (ŠL, NG III; CAD, AHw, ARM XV; HW; AnOr. 38/3; u.a.) vgl. allgemein auch N.W. Førde: The Sumerian DAMKÀR-E-NE of the Third Ur Dynasty (University of Minnesota, Ph.D., 1964); P. Garelli: Les Assyriens en Cappadoce (Bibliothèque Arch, et Hist, de I'lnstitut Français d'Archèologie d'Istanbul, XIX, 1963), bes. 231–317; M. T. Larsen: Old Assyrian Caravan Procedures (Uitgaven van het Nederlands Historischarchaeologisch Instituut te Istanbul, XXII, 1967); W. F. Leemans: The Old Babylonian Merchant (SD III, 1950); ders.: Foreign Trade in the Old Babylonian Period (SD VI, 1960); ders.: RIA IV/2-3 (1972/73), 76–90 s.v. Handel; K. R. Veenhof: Aspects of Old Assyrian Trade and its Terminology (SD X, 1972).
1 Steiner, Vgl. G. in: Gesellschaftsklassen im Alten Zweistromland und in den angrenzenden Gebieten (CRRAI XVIII, 1970 = ABAW NF Heft 75, 1972) 203 fGoogle Scholar. mit Anm. 78, 207.
2 Vgl. Leemans, W. F. in: RIA IV/2–3 (1972/1973), 78 b (§ 3) bzw. 85 a (§ 9) bzw. 88 b (§ 12) s.v. HandelGoogle Scholar.
3 Vgl. auch Schirmer, A., Wörterbuch der deutschen Kaufmannssprache auf geschichtlichen Grundlagen (1911), V.SGoogle Scholar.
4 Vgl. auch von Soden, W. in: Symbolae … P. Koschaker dedicatae (SD II, 1939), 199–207Google Scholar.
5 Vgl. Veenhof, K. R., Aspects of Old Assyrian Trade and its Terminology (SD X, 1972) 67 f. Anm. 117Google Scholar.
6 Vgl. Kluge, F. — Mitzka, W., Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache (19. Aufl., 1963) 359 s.v. kaufenGoogle Scholar.
7 Vgl. Bilgiç, E., Die einheimischen Appellativa der kappadokischen Texte und ihre Bedeutung für die anatolischen Sprachen (AÜDTFD Yayınları, 96, Sumeroloji Enstitüsü Yayınları, 3, 1954) passimGoogle Scholar.
8 BIN VI 193, 1 (GAL ta-ar-ku-ma-ni)Google Scholar.