Published online by Cambridge University Press: 21 August 2012
Die Geburtsstunden der systematischen Ethnologie standen unter einem Unstern. Derjenige, der das Verdienst hatte, diese Wissen-schaft in Deutschland hoffähig gemacht zu haben, Adolf Bastian, verstand es selbst nicht, aus seinen Gedanken praktische Folgerungen zu ziehen und das Lehrgebäude über Anregungen hinaus aufzubauen. Zudem kam Bastian ganz aus der Psychologie und hatte kaum Verständnis für historische Zusammenhänge. Er hat zwar das Verdienst, eingeschlichene individual-psychologische Erwägungen aus der Ethnologie verbannt zu haben, verfiel aber, im Drange, seine Lehre von den Völker- und Elementargedanken zu fundieren, in eine hemmungslose und fast krankhafte Materialsammlung, die leider auf jede wirklich historische Wertung der Einzeltatsachen verzichtete. Die besonders in Andrees ethnographischen Parallelen und Vergleichen auftretende, bei dem damaligen Materialmangel noch begreifliche Art der bequemen Ausflucht auf die alien Völkern gemeinsamen Elementargedanken, die höchstens durch die geographischen Provinzen ihre besonderen Ausprägungen als Völkergedanken erhielten, war lange Zeit die all-gemein üibliche ethnologische Betrachtungsweise. Auffallende Über-einstimmungen von Kulturgütern erklärte man, sobald sie in weit getrennten Kulturgebieten vorkamen, einfach mit den gleichen Elementargedanken der Menschheit, bestenfalls als Konvergenzerscheinungen. So lag die wiklich kulturgeschichtliche Erforschung des völkerkundlichen Materials sowohl in Afrika als auch in den anderen Erdteilen noch sehr im Argen.
1 B.=Buschleute.