Book contents
- Frontmatter
- Contents
- Introduction: Sadness and Melancholy in German-Language Literature from the Seventeenth Century to the Present: An Overview
- Tears That Make the Heart Shine? “Godly Sadness” in Pietism
- Poetry of the Heart as Complicity with the Logos? Female Articulations of Sadness in Goethe's Lila and Der Triumph der Empfindsamkeit
- Produktive Negativität: Traurigkeit als Möglichkeitssinn um 1800
- Die Schwester Lenaus? Betty Paoli und der Weltschmerz
- “Immer wieder kehrst du, Melancholie”: Plotting Georg Trakl's Poetic Sadness
- Die Lust am Unendlichen: Melancholie und Ironie bei Robert Walser
- Melancholy Echo and the Case of Serenus Zeitblom
- Melancholy in Wilhelm Genazino's Novels and Its Construction as Other
- The Past is Another Country and the Country Is Another Past: Sadness in East German Texts by Jakob Hein and Julia Schoch
Die Lust am Unendlichen: Melancholie und Ironie bei Robert Walser
Published online by Cambridge University Press: 05 April 2013
- Frontmatter
- Contents
- Introduction: Sadness and Melancholy in German-Language Literature from the Seventeenth Century to the Present: An Overview
- Tears That Make the Heart Shine? “Godly Sadness” in Pietism
- Poetry of the Heart as Complicity with the Logos? Female Articulations of Sadness in Goethe's Lila and Der Triumph der Empfindsamkeit
- Produktive Negativität: Traurigkeit als Möglichkeitssinn um 1800
- Die Schwester Lenaus? Betty Paoli und der Weltschmerz
- “Immer wieder kehrst du, Melancholie”: Plotting Georg Trakl's Poetic Sadness
- Die Lust am Unendlichen: Melancholie und Ironie bei Robert Walser
- Melancholy Echo and the Case of Serenus Zeitblom
- Melancholy in Wilhelm Genazino's Novels and Its Construction as Other
- The Past is Another Country and the Country Is Another Past: Sadness in East German Texts by Jakob Hein and Julia Schoch
Summary
IN ROBERT WALSERS Texten lassen sich zwei scheinbar widersprüchliche Phänomene beobachten: melancholische Gesten und ironische Verfahren. Obwohl Melancholie und Ironie divergierende Tendenzen haben, konvergieren sie in entscheidenden Punkten, zum Beispiel in ihrer sprachkritischen Haltung und in ihrer unabgeschlossenen Reflexivität. Zudem kann die Lust am ironischen Spiel leidvoll und das melancholische Leiden lustvoll sein. Der vorliegende Artikel ist dem Zusammenhang von Melancholie und Ironie bei Walser gewidmet.
Dieter Borchmeyer hat für die moderne Literatur eine “Dialektik von Melancholie und Heiterkeit” festgestellt. “Die Heiterkeit bedarf des Hintergrundes der Melancholie. Lösen sie sich aus ihrem polaren Wechselbezug, so verflacht jene zu beschönigender Unterhaltsamkeit, versinkt diese in Abgründe.” Auch Raymond Klibansky, Erwin Panofsky und Fritz Saxl sprechen in ihrer großen Studie zur Melancholiegeschichte das Verhältnis von Melancholie und Heiterkeit an. Melancholiker und Humorist, heißt es dort, zehren beide vom Widerspruch zwischen Endlichkeit und Unendlichkeit. Das gesteigerte Selbstgefühl des Melancholikers und der humoristische Sinn für Selbstbegrenzung können sich ergänzen: “Echter Humor” werde “durch Melancholie vertieft” und “echte Melancholie durch Humor verklärt”.
In der Literatur zu Robert Walser hat man die für sein Werk so zentrale Verbindung von Melancholie und Heiterkeit nur punktuell kommentiert. Zum Beispiel verweist Borchmeyer darauf, dass sich hinter dem “munter-burlesk aufgespannten Fächer absichtsvoll manierierter Satz- und Wortbildungen” die “Melancholie des schreibenden Ichs” verberge. In Annette Fuchs’ Buch zur Narrheit bei Walser heißt es, dass man “in und hinter” der Komik eine “Grundtrauer” vernehmen könne, und in seinem Essay über Robert Walser schreibt Walter Benjamin, das “Schluchzen” sei die “Melodie” der “Geschwätzigkeit”.
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- Chapter
- Information
- Sadness and Melancholy in German-Language Literature and Culture , pp. 113 - 134Publisher: Boydell & BrewerPrint publication year: 2012