from Special section on childhood edited by Anthony Krupp
Published online by Cambridge University Press: 05 February 2013
Prosopopöie [grch.“das zur Person machen”] die, lat. personificatio, in der Rhetorik die erdichtete Rede einer abwesenden Person oder einer als redend eingeführten Sache.
Der grosse Brockhaus (1955)This trope ascribes a face, a name, or a voice to the absent, the inanimate, or the dead.
J. Hillis Miller, Versions of Pygmalion (1990)I. Die Grille
Am 30. Januar 1778 präsentierte der junge Frankfurter Rechtsanwalt und Dichter Johann Wolfgang Goethe der Frau seines Gastgebers, Herzog Karl August von Sachsen-Weimar, ein theatralisches Geburtstagsgeschenk: Er schrieb für sie ein Stück.Herzogin Luises Geburtstag fiel in die Karnevalszeit, und so lag es nahe, eine Komödie für sie zu verfassen und zu inszenieren, bei der Masken und Verwechslungen thematisch waren. Bereits im Vorjahr hatte Goethe der Herzogin ein Singspiel zum Geburtstag gewidmet und aufgeführt, Lila. Lila zeigte eine der Melancholie verfallene Baronin als Titelheldin, die an den Tod ihres abwesenden Gatten glauben wollte. Selbst dessen Rückkehr überzeugte sie nicht vom Leben des Barons, da sie ihn nun für einen Geist hielt. Erst ein Spiel im Spiel, mit dem ihre Freunde und ihr Hofstaat den vermeintlichen Geist als solchen bestätigten, konnte sie paradoxerweise heilen und in die Realität des Ehelebens zurückführen. Die auf der Bühne dargestellte Therapie mochte die unterschiedlichen Temperamente des wirklichen Herzogpaars, Karl August und Luise, kaum ausgleichen helfen, das Stück selbst schloß jedoch mit einem Happyend.
Goethes neues, zweites Theaterstück für die Herzogin, von ihm selbst als “dramatische Grille” beschrieben und zunächst sogar als komische Oper geplant, erhielt wie Lila eine musikalische Begleitung, die Siegmund von Seckendorff, der in des Herzogs Diensten stand, komponierte.
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