Book contents
- Frontmatter
- Dedication
- Contents
- Illustrations
- Acknowledgments
- Introduction: Positions to Defend
- 1 Cultural Poetics
- 2 Jüdische Philologen und ihr Kanon
- 3 A Tradition in Ruins
- 4 German-Jewish Double Identity
- 5 Embattled Germanistik
- 6 German Literature in the Public Sphere
- 7 Peter Demetz: On Marcel Reich-Ranicki
- Contributors
- Index
Eine Klassikerin der Literaturtheorie: Käte Hamburger
Published online by Cambridge University Press: 03 May 2023
- Frontmatter
- Dedication
- Contents
- Illustrations
- Acknowledgments
- Introduction: Positions to Defend
- 1 Cultural Poetics
- 2 Jüdische Philologen und ihr Kanon
- 3 A Tradition in Ruins
- 4 German-Jewish Double Identity
- 5 Embattled Germanistik
- 6 German Literature in the Public Sphere
- 7 Peter Demetz: On Marcel Reich-Ranicki
- Contributors
- Index
Summary
KÄTE HAMBURGER (1896–1992) ist die wichtigste deutschsprachige Literaturtheoretikerin des zwanzigsten Jahrhunderts, in ihrer Bedeutung wohl nur mit Walter Benjamin zu vergleichen. Die Abhandlung, die später ihre Habilitationsschrift werden sollte, Die Logik der Dichtung, verfaßte sie noch in Schweden, wo sie seit 1934 lebte. In dieser Untersuchung unternimmt Hamburger es, mit philosophisch streng durchgearbeiteten Begriffen eine “Logik der Dichtung” zu erarbeiten. Ihre Theorie der Dichtungsarten hat sprachtheoretische Grundlagen: Die Sprache der Dichtung, zu der sie das Drama und den Roman rechnet, ist kategorial von der Alltagssprache unterschieden — eben fiktional, d.h. in ihren Wesenszügen von anderen Arten der Rede verschieden, sie hat einen anderen Zeitmodus, andere Referenzbezüge. Die erzählte Wirklichkeit ist aufgrund dieser “Logik der Dichtung” eine andere als die Alltagswirklichkeit. Die lyrische Dichtung bildet in Hamburgers System eine Besonderheit. Sie ist keine Fiktion, sondern immer unmittelbare Aussage eines dichtenden Subjektes. Viel diskutiert und umstritten waren ihre Thesen, zu empirisch, zu rational, zu grammatisch, so lautete der Tenor. Für die Methodendiskussion im Fach Germanistik war Hamburgers Die Logik der Dichtung von großer Wichtigkeit. Eröffnete doch diese Abhandlung die Möglichkeit, die Grundbegriffe des Faches und seines Gegenstandes schärfer zu fassen. Sie gab auch Perspektiven für eine germanistische Literaturwissenschaft, die sich vornehmlich auf einfühlend-immanentes Deuten oder formelle Analysen beschränkt hatte, überhaupt wieder Bezüge zwischen der Literatur und außerliterarischen Bereichen herzustellen, in diesem Fall philosophische Fragestellungen. Hamburgers Verdienst bleibt es, einerseits die Eigenständigkeit der Dichtung zu denken und andererseits Verbindungen zu anderen Disziplinen herzustellen und es dennoch zu verstehen, ein literarisches Werk nie in einem außerliterarischen System aufgehen zu lassen.
Jünger als Margarete Susman und etwa dergleichen Generation wie Hannah Arendt und Bertha Badt-Strauss angehörend, hatte auch sie die neuen Möglichkeiten der akademischen Bildung für Frauen wahrnehmen können. Es gibt auch thematische Berührungspunkte zwischen ihnen. Im Werk Käte Hamburgers nach 1945 ist jedoch keine Untersuchung zu finden, die, vergleichbar mit Susmans Monographie Das Buch Hiob und das Schicksal des jüdischen Volkes, als Kaddisch für die ermordeten Juden zu lesen wäre. Auch setzte sie sich nicht ebenso dezidiert öffentlich mit politisch-philosophischen Theorien, Traditionen und Fragen auseinander, wie wir es von Hannah Arendt kennen. Diese bewegt sich, skizzenhaft gesagt, im Feld zwischen Philosophie und politischer Theorie, eng verbunden mit der Reflexion über das Schicksal der Juden in Deutschland. Für Hamburger wäre das vergleichbar zu konturieren mit den Stichworten Philosophie — Literatur — exemplarische Darstellung des Schicksals von Juden in Deutschland.
- Type
- Chapter
- Information
- German Literature, Jewish CriticsThe Brandeis Symposium, pp. 121 - 130Publisher: Boydell & BrewerPrint publication year: 2002