Book contents
- Frontmatter
- Officers of the International Brecht Society
- Contents
- Editorial
- List of Abbreviations
- Among Strangers—Brecht’s Figures of Strangeness
- From East to West and Vice Versa—Geographic Interconnections
- Global Estrangements—Brecht in the Age of Globalization
- Book Reviews
- Notes on the Contributors
Der fremde Freund. Proben aus der Theaterarbeit von Benno Besson in der DDR
Published online by Cambridge University Press: 09 February 2021
- Frontmatter
- Officers of the International Brecht Society
- Contents
- Editorial
- List of Abbreviations
- Among Strangers—Brecht’s Figures of Strangeness
- From East to West and Vice Versa—Geographic Interconnections
- Global Estrangements—Brecht in the Age of Globalization
- Book Reviews
- Notes on the Contributors
Summary
Schauspielpraktische Experimente
Gerda Baumbach:
In Benno Bessons Theaterkunst drehte sich alles um die Schauspieler. Von Bertolt Brecht als Schauspieler und Regieassistent 1949 in das Berliner Ensemble nach Ostberlin geholt, war Besson nach Brechts Tod und seinem Rauswurf aus dem BE von 1962 bis 1968 im Engagement am Deutschen Theater, danach von 1969 bis 1977 Künstlerischer Oberleiter und seit 1974 auch Intendant der Volksbühne. 1977 blieb er in Paris und kam nicht in die Deutsche Demokratische Republik zurück. Obwohl seine Ostberliner Inszenierungen zwischen 1962 (Der Frieden) und 1977 (Hamlet) legendär geworden sind, warten die Quellen zu den schauspielpraktischen Experimenten—als welche man die Inszenierungen erst in der Auseinandersetzung mit den Arbeitsmaterialien erkennt—im Wesentlichen auf die Erschließung.
Mit unserem Forschungsprojekt zur Theaterarbeit von Benno Besson in der DDR rücken wir das Ausprobieren von Spielweisen in den Jahren 1968, 1969, 1971 und die frühe Zusammenarbeit mit dem Gestalter Ezio Toffolutti in den 1970er Jahren in den Blickpunkt. Unser Projekt ist von den Orientierungsfragen nach “Entfremdung–Utopie–Theater” geleitet. Daraus sind inzwischen, ohne dass wir das Unterfangen als abgeschlossen betrachten, vier Studien hervorgegangen, welche Bessons Theaterkunst exemplarisch erkunden. An den bisherigen Forschungsstand anschließend sowie den zeitgeschichtlichen und historischen Kontext sorgfältig einbeziehend, handelt es sich dabei um ein längst nicht hinreichend erforschtes Kapitel der Theatergeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts. Bessons Theaterkunst zeichnet sich sowohl durch die Lehrzeit bei Brecht als auch durch ihre relative Singularität auf dem widerspruchsvollen Feld von Theater in der DDR aus. Auf den Kern von Bessons Theaterverständnis und Theaterpraxis abzielend, berichten die Autor*innen von Einsichten, die durch die Einzelstudien und in der Zusammenarbeit gewonnen werden konnten. Vorab informieren sie über die jeweilige Ausrichtung, Quellenlage und Vorgehensweise.
Vierter Don Juan-Versuch
Rico Dietzmeyer:
Nachdem Besson seit 1962 am Deutschen Theater Berlin als Regisseur (seit 1966 als Chefregisseur) engagiert war und mit Inszenierungen wie Der Frieden (1962), Der Tartüff (1963), Die schöne Helena (1964), Der Drache (1965) oder Ödipus Tyrann (1967) große Erfolge gefeiert hatte, wendete er sich 1968 Molières Komödie Don Juan zu. Es war Bessons letzte Produktion am DT, bevor er über Zwischenstationen als Künstlerischer Oberleiter an die Volksbühne Berlin wechselte. Spätestens seit 1966 geriet er mit Wolfgang Heinz, dem Intendanten des Hauses, in einen immer schärfer werdenden Konflikt, der während der Probenarbeit zu Don Juan seinen Höhepunkt fand und in Bessons Ausscheiden aus dem DT gipfelte.
- Type
- Chapter
- Information
- The Brecht Yearbook / Das Brecht-Jahrbuch 45 , pp. 132 - 165Publisher: Boydell & BrewerPrint publication year: 2020