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Verfremdete Und Verfremdende Schrift Bei Gisela Elsner Und Bertolt Brecht

Published online by Cambridge University Press:  28 October 2020

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Summary

Während Bertolt Brecht einer der am stärksten rezipierten, erforschten und anerkannten Autoren der deutschen Literaturgeschichte ist, wird die Autorin Gisela Elsner erst seit einigen Jahren wieder von Öffentlichkeit und Literaturwissenschaft entdeckt, nachdem sie lange Zeit verdrängt oder vergessen worden war. Dass es sich durchaus lohnt, die beiden AutorInnen miteinander in Kontext zu setzen, hat das Symposium anlässlich Elsners achtzigstem Geburtstag gezeigt. Parallelen und Bezüge zwischen Elsner und Brecht lassen sich verschiedentlich finden: So gibt es formale und stilistische Ähnlichkeiten in ihren Texten, etwa zwischen Brechts Geschichten vom Herrn Keuner und Elsners Triboll-Kürzestgeschichten; zudem erinnert Elsners Oper Friedenssaison (1988), an der sie gemeinsam mit dem Komponisten Christof Herzog gearbeitet hat, an die Werke von Brecht und Kurt Weill. Darüber hinaus hat sich Elsner in verschiedenen Texten als begeisterte Leserin Brechts gezeigt und Sympathie für dessen Schreiben bekundet, so etwa in einer Radiosendung zum Thema “Meine Gedichte” im Jahr 1985.

In diesem Artikel sollen sowohl Ähnlichkeiten zwischen Elsners und Brechts stilistischen Verfahren analysiert werden als auch die Möglichkeit oder Notwendigkeit, Brechtsche Begrifflichkeiten für die Beschreibung von Elsners Werks zu verwenden. Zentral ist dabei das Konzept der Verfremdung, auf das Carsten Mindt in seinem Beitrag eingeht und dessen Relevanz er schon in seiner Dissertation Verfremdung des Vertrauten. Zur literarischen Ethnografie der “Bundesdeutschen” im Werk Gisela Elsners herausgearbeitet hat. Im Folgenden soll aufgezeigt werden, dass ein Mittel der Verfremdung im Werk Gisela Elsners darin besteht, typografische Verfahren einzusetzen.

Typografie—als notwendiges Element digitaler oder analoger, in Buchform publizierter Texte—gilt gemeinhin als akzidentiell, insofern etwa eine Änderung der Schriftart am “Wesen” eines Werkes meist nichts ändert, sondern im Kontext von Lesbarkeit oder bibliophilen Ausgaben relevant wird. Ist eine typografische Entscheidung dagegen für die Bedeutung bzw. Interpretation eines Textes signifikant, ist sie nicht mehr “zufällig” und man kann von einem “Verfahren” sprechen. Insbesondere Abweichungen von der Norm im jeweiligen typografischen Dispositiv fallen ins Auge. Auch in der (Erzähl-)Literatur werden solche typografischen Verfahren eingesetzt, häufig dominiert dabei jedoch ihre Funktionalität. Typografie kann verschiedene Erzählperspektiven kennzeichnen oder als Umsetzung von Mündlichkeit dienen: Kursive Schrift kann etwa uneigentliches Sprechen markieren, Großbuchstaben dienen oft zur Repräsentation von Lautstärke.

Type
Chapter
Information
Publisher: Boydell & Brewer
Print publication year: 2018

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