Einleitende Bemerkungen.

Wic schon aus dem Vorhergehenden ersiehtlich ist, muss eine Zusammenstellung der in Brasilien lebenden indianischen Gemeinschaften, will sie nur einigermassen Vollständigkeit anstreben, auf die älteren Berichte zurückgchen. Das Interesse der Gegenwart wird oft überwogen von dem der Vergangenheit, und jede Spur von ehemaligen Zuständen kann, bei der Mangelhaftigkeit historischer Ueberlieferungen, cine zur Zeit kaum geahnte Wichtigkeit erlangen. Viele in früheren Berichten vorkommende Namen sind zwar gegenwärtig verschwunden; es ist aber damit die Annahme nicht gerecht fertiget, dass sie desshalb der Vergessenheit verfallen dürften, ja dass Jene, welche sie trugen, auch wirklich ausgestorben oder in irgend einem andern Haufen der stets bewegten Menschenmasse aufgegangen seyen. Allerdings sind manche, zumal der kleinsten Gemeinschaften, in Folge fcindlicher Bedrängniss oder wohl auch der europäischen Cultureinflüsse, ausgestorben (es waren darunter auch solche, die sich im Gefühl ihrere Schwäche unter den Schutz der portugiesischen Colonisten begeben hatten); — allerdings scheinen andere zwischen stärkeren Stämmen ihre Selbstständigkeit und Namen aufgegeben zu haben. Noch andere Horden oder Familien aber können sich auch in einen unbekannten Winkel des ungeheueren Continents zurückgezogen haben, aus dem sie früher oder später wiederum auftauchen.

Wenn es unmöglich, die Namcn aller indianischen Horden evident zu halten, so ist es höchst sch wierig, die Grade der Verwandtschaft abzuschätzen, in welchen die einzelnen Menschenvereinigungen zu einander stehen, sie auf gewisse Nationalitäen, auf historische Gemein samkeit in Abstammung, Herkunft und Sprache zurückzuführen, — in dem Wirrsal ihrer Sprachen und Dialekte gewisse Sprachsysteme nachzuweisen, — überhaupt den Gang zu ermitteln, welchen die Urbevölkerung Brasiliens genommen hat, um ihre dermalige Verbreitung und Vermischung darzustellen.