James R. Barrett. War das Persönliche politisch? Lektüre der Autobiographien des amerikanischen Kommunismus.
Der Autor betrachtet kommunistische Memoiren als Subgenre der Autobiographie der Arbeiterklasse. Er analysiert erstens die Charakteristika kommunistischer Autobiographie, die Bedingungen, unter denen solche Arbeiten entstanden sind und deren Intention. Zweitens untersucht der Autor einige persönliche Dimensionen der amerikanischen kommunistischen Geschichte und wie diese eher subjektive Seite der Geschichte sich zu dem bekannteren politischen Narrativ der Bewegung verhält. Die gegenwärtige feministischen und andere Theorien der Autobiographie werden herangezogen, um etwa vierzig kommunistische Autobiographien und anderes persönliches narratives Material zu untersuchen: Liebe und Heirat, Kindererziehung und Familienleben und Selbstidentifikation innerhalb der Partei.
Dilip Subramanian. Berufliche Mobilität und interne Arbeitsmärkte: Der Kampf der Beschäftigten im öffentlichen Sektor in Bengaluru (ca. 1960–1980).
Anstatt zu versuchen, interne Arbeitsmärkte entweder ausschließlich als Mittel für Arbeitgeber zur Erhöhung der Arbeitsplatzeffizienz oder zur Stärkung der vertraglichen Rechte der Arbeitnehmer zu gestalten, wäre es produktiver, sie zu Institutionen mit inhärent ambivalentem Charakter umzuformen, die damit geeignet wären, den Interessen beider Seiten gleichermaßen zu dienen. Dies impliziert auch, dass formalisierte Laufbahnstrukturen nicht in jedem Fall einseitige Konstruktionen von Arbeitgebern sind, um damit eine gefügige und fleißige Arbeiterschaft zu schmieden, wie radikale arbeitnehmerfreundliche Akademiker gerne unterstellen. Die eigenständige Rolle von Arbeitern und Gewerkschaften im Kampf um die Erstellung eines kodifizierten Rahmenwerks von Beschäftigungsregeln muss ebenfalls anerkannt werden, angesichts der Wirksamkeit dieser Regeln für den Schutz der Arbeiter vor der willkürlichen Machtausübung durch Führungskräfte. Die Verfahren zur Regelung von Leistungsansprüchen aufgrund langer Betriebszugehörigkeit und Aufstiegsmöglichkeiten können ebenfalls sowohl als vereinende wie auch als trennende Kraft fungieren. Damit wird erneut ihr ambivalenter Charakter unterstrichen und ihr Potenzial, Arbeiter sowohl zu mobilisieren als auch sie nach Alter, Befähigung und Zugehörigkeit zu spalten.
Tobias Brinkmann. “Reisen mit Ballin”: Der Einfluss der amerikanischen Immigrationspolitik auf die jüdische Transmigration in Zentraleuropa 1880–1914.
Die 1921 und 1924 vom Kongress der Vereinigten Staaten beschlossene Immigrationspolitik stammt im wesentlichen aus der Periode vor dem Ersten Weltkrieg. Dies ist keine neue These. Aber der Autor geht über die Grenzen amerikanischer Geschichte hinaus und betrachtet den Einfluss der zunehmend restriktiven amerikanischen Immigrationspolitik in Zentraleuropa seit den frühen 1880er Jahren. Er beschreibt detailliert, wie die deutschen staatlichen Behörden und die privaten Dampfschifflinien einen zunehmend hermetischen Transitkorridor durch Deutschland schufen, um sicher zu stellen, dass nur Personen, die nicht von den amerikanischen Immigrations-Inspektoren abgewiesen werden würden, die Schiffe betreten dürfen. Dieses gut organisierte und profitable Transit-Migrationssystem brach 1914 zusammen. Die Konsequenzen der verschlossenen amerikanischen Türen zwangen die Weimarer Republik, eine weniger restriktive Linie als ihr kaiserlicher Vorgänger gegenüber Fremden einzunehmen, da eine große Anzahl von Migranten im permanenten Transit strandete.
Jasmien Van Daele. Frühere und gegenwärtige Untersuchungen der Internationale Arbeitsorganisation (ILO).
Die Autorin untersucht aus einer multidisziplinären Perspektive Schlüsselfragen, Trends und Debatten, wie die Geschichte der Internationale Arbeitsorganisation (ILO) während der vergangenen neunzig Jahre konzipiert worden ist. Die ILO-Historiographie muss verstanden werden in Beziehung zu der historischen Entwicklung der ILO als einer Institution, dem internationalen, politischen, ökonomischen und sozialen Zusammenhang, und der Entwicklungen in den wissenschaftlichen Disziplinen, speziell den Feldern (einer globalisierenden) Arbeitsgeschichte und internationaler Beziehungen wie Organisationen. Der Ansatz dieses Untersuchungsberichts ist die zentrale Hypothese, dass das wissenschaftliche Interesse an der Geschichte internationaler Organisationen in hohem Maße mit der generellen Bedeutung multilateraler Strukturen und dem Glauben an die Effektivität internationaler Kooperation verbunden ist. Basierend auf dieser Analyse ehemaliger Trends und der gegenwärtigen Lage, schließt die Autorin mit Kommentaren zu Lakunen und möglichen Wegen für künftige Untersuchungen der ILO-Geschichte.