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Die Weinstockrede Jesu und die missionstheologische Relevanz der gegenseitigen Liebe (Joh 15.1–17)

Published online by Cambridge University Press:  08 September 2022

Anni Hentschel*
Affiliation:
Fachbereich Evangelische Theologie, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Norbert-Wollheim-Platz 1, 60629 Frankfurt am Main, Germany Email: [email protected]
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Abstract

The Johannine commandment of love aims not only in an ethical-ecclesial sense at the cohesion in the church, but in a mission-theological sense at the winning of new church members. Jn 15.1–17 explains how the mutual immanence of God, Jesus and his disciples enables his followers to gain new fruit in the sense of new church members through mutual love. This continues the christological-ecclesial interpretation of Jesus’ foot-washing from John 13. The symbolic action illustrates how Jesus’ mission leads to the foundation of a community of disciples as a community of love, which becomes the place where the love of God can be permanently experienced (13.1–20, 34–5). The disciples are commissioned to make love present in the world. They are equal among themselves in their immediacy to Jesus, as members of the community of discipleship. A mission-theological use of the harvest metaphor is already found prominently in John 4.35–8 and 12.24–6 and thus in two texts, each of which describes the mission of the followers in correspondence to the mission of Jesus. The vine metaphor deepens that and how Jesus’ followers are to contribute to the enlargement of the community of followers even after his departure, whereby the pre-Easter community of followers is the model for the post-Easter community.

German abstract

German abstract

Das johanneische Liebesgebot zielt nicht nur in einem ethisch-ekklesiologischen Sinn auf den Zusammenhalt in der Gemeinde, sondern in einem missionstheologischen Sinn auf die Gewinnung neuer Gemeindeglieder. Joh 15.1–17 erläutert, wie die gegenseitige Immanenz von Gott, Jesus und den Seinen die Nachfolgegemeinschaft befähigt, durch die wechselseitige Liebe neue Früchte im Sinn neuer Gemeindeglieder zu gewinnen. Damit wird die christologisch-ekklesiologische Deutung der Fußwaschung Jesu aus Joh 13 weitergeführt. Die zeichenhafte Handlung illustriert, wie Jesu Sendung zur Gründung einer Nachfolgegemeinschaft als Liebesgemeinschaft führt, die zu dem Ort wird, an dem die Liebe Gottes bleibend erkannt werden kann (13.1–20,34f.). Gefordert und beauftragt sind die einzelnen Jüngerinnen und Jünger, die in ihrer Jesusunmittelbarkeit untereinander gleichgestellt sind, als Mitglieder der Nachfolgegemeinschaft. Eine missionstheologische Verwendung der Erntemetaphorik findet sich bereits prominent in Joh 4.35–8 und 12.24–6 und damit in zwei Texten, die jeweils die Sendung der Nachfolgenden in Entsprechung zur Sendung Jesu beschreiben. Die Weinstockrede vertieft, dass und wie die Seinen auch nach Jesu Abschied zur Vergrößerung der Nachfolgegemeinschaft beitragen sollen, wobei die vorösterliche Nachfolgegemeinschaft Vorbild der nachösterlichen Gemeinde ist.

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Copyright © The Author(s), 2022. Published by Cambridge University Press

Ferdinand Christian Baur hat in seiner Untersuchung zum Aufbau des Johannesevangeliums 1848 als Ziel der johanneischen Abschiedsreden festgehalten, dass Jesus den Glauben seiner Jünger bestärke, damit sie diesen in der Welt bezeugen können. „Der Glaube selbst aber sollte in ihnen dazu begründet werden, dass durch ihren Glauben und ihre aus dem Glauben entspringende Wirksamkeit die Welt zum Glauben an Jesus gebracht würde.“Footnote 1 Damit nimmt Baur einen Gedanken auf, der sich prominent als Zielangabe des johanneischen Liebesgebots in Joh 13.35 findet: „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“

Im Folgenden soll anhand der Weinstockrede (15.1–17) gezeigt werden, dass das johanneische Liebesgebot nicht nur in einem ethisch-ekklesiologischen Sinn auf den Zusammenhalt in der Gemeinde zielt, sondern vielmehr missionstheologisch als Sendung der Nachfolgegemeinschaft in die Welt zu verstehen ist. Im Rahmen des letzten Mahls unterweist und beauftragt der johanneische Jesus seine Jüngerinnen und Jünger, damit sie nach Jesu Abschied durch ihre gegenseitige Liebe die Sendung Jesu fortsetzen (15.16; vgl. 13.14–16,34–5) und seine Liebe und darin die Liebe Gottes in der Welt präsent halten (3.16; 13.1–3; 17.18–26). Neben der Weinstockrede und der Fußwaschungserzählung mit dem sich anschließenden Liebesgebot soll die Verwendung von Erntemetaphorik im Johannesevangelium berücksichtigt werden.

Das vierte Evangelium wird in der Gestalt des vorliegenden Endtextes mit Hilfe literarischer, insbesondere narratologischer Methoden analysiert, unabhängig von seiner tatsächlichen historischen Entstehungsgeschichte. Joh 13–17 wird als eine zusammenhängende Szene betrachtet, die vom bevorstehenden Abschied Jesu bestimmt ist.Footnote 2 Die Fußwaschung Jesu (13.1–20) bildet den Ausgangs- und Bezugspunkt für die anschließenden Erläuterungen bis zum abschließenden Gebet. Die in diesem Kontext verortete Abschiedsrede Jesu ist in besonderer Weise transparent für die Situation der Lesenden.

1. Die Liebe als zentrales Thema der Abschiedsrede Jesu

Im Rahmen seines letzten Mahls informiert Jesus die Seinen über den bevorstehenden Abschied und die Bedingungen der Nachfolge in nachösterlicher Zeit (13–17). Das Motiv der Liebe spielt dabei eine besondere Rolle, der zunächst in einem ersten Überblick nachgegangen werden soll, da sie die bleibende Gemeinschaft zwischen Jesus und den Seinen nach Ostern ermöglicht.

Zu Beginn der Mahlszene wird festgehalten, dass die Liebe den zentralen Inhalt der Sendung Jesu darstellt (13.1–3; vgl. 3.16–17). Sie zielt auf die Einwohnung in den Seinen (17.20–6). Die verschiedenen Beziehungen zwischen Gott, Jesus und den Seinen werden als Liebesbeziehungen charakterisiert.Footnote 3 Gott liebt Jesus (14.31; 15.9; 17.23–4,26) und Jesus liebt den Vater und bleibt in seiner Liebe (14.31; 15.10). Jesus liebt die Seinen (13.1,34; 14.15,21; 15.9,12). Die Liebe Jesu zu den Seinen entspricht der Liebe Gottes zu Jesus (15.9). Die Vorstellung, dass auch Gott selbst die Jüngerinnen und Jünger liebt, findet sich in Joh 14.21,23; 16.27 und 17.23,26. Die Liebe der Seinen zu Jesus wird in Joh 14.15,21, 23,28 sowie 16.27 thematisiert. Von den Seinen fordert Jesus, dass sie in seiner Liebe bleiben sollen (15.9–10), wie Jesus in der Liebe des Vaters bleibt (15.10). Außerdem gibt Jesus ihnen das Gebot der gegenseitigen Liebe, die seiner Liebe zu ihnen entsprechen soll (13.34–5; 15.12; vgl. 15.17). Durch die gegenseitige Liebe der Seinen und die Einwohnung der Liebe Gottes und Jesu in den Seinen bleibt die Liebe Gottes auch nach Jesu Abschied in der Nachfolgegemeinschaft präsent, für die Welt erfahrbar und als Movens der Sendung Jesu erkennbar (14.14–24; 17.21–6).

Die Sendung Jesu bringt Gottes Liebe in die Welt und zielt auf ihre Rettung (vgl. Joh 3.16–17; 17.23). In diese Sendung Jesu wird beim letzten Mahl auch die Nachfolgegemeinschaft hineingenommen. Das abschließende Gebet Jesu fügt die Liebesbeziehungen in einer Gesamtschau zusammen: Auf der Grundlage der Liebe zwischen Vater und Sohn, die bereits vor der Schöpfung der Welt ihren Ursprung hat, wird die wechselseitige Liebesbeziehung und Immanenz zwischen Gott, Jesus und den Jüngerinnen und Jüngern beschrieben (17.21–6), die dazu führt, dass weitere Mitglieder zu der Liebesgemeinschaft dazukommen können (17.20): „An der Liebe Gottes sollen ‚alle‘ bzw. der Kosmos zu Glaube und Erkenntnis gelangen (17.21,23; entsprechend Joh 13.35; 14.31).“Footnote 4

Nach Jesu Abschied soll die Nachfolgegemeinschaft der Ort sein, an dem die Welt die Liebe Gottes erfahren kann. Während die unterschiedlichen Liebesbeziehungen zwischen Gott, Jesus und der Welt bzw. den Jüngerinnen und Jüngern bereits in Joh 1–12 thematisiert werden, findet sich die Forderung der wechselseitigen Liebe erst in der Abschiedsrede (13.34–5; 15.12,17).Footnote 5 13.34–5 bezieht sich sowohl inhaltlich als auch strukturell zurück auf die Forderung Jesu, wie er Füße zu waschen respektive sein Beispiel nachzuahmen (13.14–15).Footnote 6 Die Fußwaschung ist eine zeichenhafte Handlung, in der Jesu Liebe zu den Seinen einen erfahrbaren Ausdruck findet (13.1–20). Indem Jesus die Seinen liebt, erfüllt er Gottes Auftrag, der mit seiner Sendung verbunden ist. Unmittelbar vor seiner Rückkehr zu Gott integriert Jesus sie in seine Sendung und verpflichtet sie auf die gegenseitige Liebe (13.14–15,34–5). Auf diese Weise sind sie Gesandte Jesu, die Jesus und Gott in der Welt repräsentieren (13.20,35). Die Beauftragung zur gegenseitigen Liebe im Rahmen der Fußwaschungserzählung hat missionstheologische Implikationen, wie vor allem die Integration der Jüngerinnen und Jünger in die Sendung Jesu (13.16,20) und der Hinweis auf ihre Erkennbarkeit als Nachfolgegemeinschaft durch Außenstehende (13.35) bestätigen.

In 15.12 wird 13.34 zitiert und neu interpretiert. 15.1–17 ist der erste Teil eines langen Monologs Jesu (15.1–16.4a), der die Situation der Seinen nach Jesu Abschied thematisiert:Footnote 7 ihre bleibende Verbindung mit Jesus und Gott (15.1–8), die Erfüllung ihres Auftrags (15.12–17) und die Reaktion der Welt (15.18–16.4a). Wenn man die missionstheologische Bedeutung des Liebesgebots berücksichtigt, zeigt sich die sinnvolle Verknüpfung der drei Aspekte:Footnote 8 Indem die Seinen treu bei Jesus bleiben (15.1–8), bleiben sie in der Liebesgemeinschaft mit Gott und Jesus und erfüllen so Jesu (Liebes-)Gebot (15.9–11) und darin ihren Auftrag (15.12–17; vgl. 13.14–15.34).Footnote 9 Dadurch sind sie in der Welt als die Gesandten Jesu erkennbar (13.35) und werden wie Jesus Aufnahme (15.20c; vgl. 13.20)Footnote 10 und Ablehnung erfahren (15.18–16.4a; vgl. 13.16). Damit ist die Gefahr verbunden, dass sie nicht bei Jesus bleiben.

Bis zu seinem Abschied hat Jesus die Seinen vor dem Abfall bewahrt (17.12), nun vertraut er sie Gottes Fürsorge an (17.15). Gott soll sie in der Welt bewahren, damit sie dort ihren Auftrag ausführen können (17.18; vgl. 15.26–7). Die wechselseitige Liebesbeziehung der Jüngerinnen und Jünger ist der Ort, an dem die Liebe Gottes und Jesu auch nach Ostern in der Welt präsent bleiben (17.18–21).

2. Die Bildrede vom Weinstock als Illustration der Liebesbeziehungen (15.1–11)

Anhand der Bildrede vom Weinstock (15.1–8)Footnote 11 und der sich anschließenden Erläuterungen in 15.9–11 lässt sich zeigen, dass die von der Nachfolgegemeinschaft geforderte gegenseitige Liebe nicht nur eine ethische, sondern vor allem eine ekklesiologisch-missionstheologische Ausrichtung hat.Footnote 12

Joh 15.1–8 lässt sich ausgehend von dem jeweiligen „Ich-bin-Wort“ Jesu in zwei Abschnitte einteilen (15.1–4,5–8). In 15.1 wird Jesus als Weinstock zu Gott als dem Weingärtner in Beziehung gesetzt, in 15.5 zu den angesprochenen Jüngern als Weinreben. Durch Jesus sind damit die Jüngerinnen und Jünger auch mit Gott verbunden. Diese Struktur der durch Jesus vermittelten Gemeinschaft, die 15.1–8 bestimmt, wird in 15.9–10 als Liebesbeziehung konkretisiert. Das Bleiben in der Liebe geschieht jeweils durch ein aktives Halten der Gebote (15.10). Das Ziel dieser Gemeinschaft ist die vollkommene Freude (15.11). Unmittelbar adressatenorientiert sind die bedingungslose Zusage der bereits gegebenen Reinheit (15.3) und der Imperativ, in Jesus zu bleiben (15.4).Footnote 13 Dies wird in 15.9 konkretisiert als ein „Bleiben in der Liebe Jesu“, wodurch der zentrale inhaltliche Bezug zwischen 15.1–8 und 15.12–17 hergestellt wird.

Damit lassen sich in 15.1–11 zwei Beziehungsrichtungen mit unterschiedlichen Aktivitäten erkennen: erstens von Gott zu Jesus und von Jesus zu den Seinen und zweitens von den Seinen zu Jesus und von Jesus zu Gott. Die erste Beziehungsrichtung wird charakterisiert durch die Handlung der Reinigung, die der Winzer am Weinstock vornimmt und die von Jesus durch sein Wort an den Seinen bereits erfolgt ist. Außerdem liebt Gott Jesus und Jesus liebt die Seinen. Die zweite Beziehungsrichtung wird in 15.1–8 detaillierter beschrieben: Die Seinen werden zum Bleiben am Weinstock aufgefordert, das mit reichen Früchten einhergeht und zur Verherrlichung Gottes führt (15.8).

Vermieden werden soll ein Beziehungsabbruch: Im Bild entfernt der Weingärtner unreine, fruchtlose Reben (15.2).Footnote 14 In 15.6 wird das Bild übertragen auf unbestimmt bleibende Personen, die sich selbst entfernen und als Konsequenz das Schicksal von verdorrten Reben erleiden.Footnote 15 Während im bildspendenden Kontext des Weinbaus die Entfernung der Reben dem Weingärtner zugeschrieben wird, geht in der Übertragung auf die Nachfolgegemeinschaft die Trennung von den Personen selbst aus. Im Sinne eines Tun-Ergehens-Zusammenhangs wird als logische Konsequenz benannt, dass sie gesammelt und im Feuer entsorgt werden. Weder der Weingärtner noch Gott werden als Subjekt angegeben. Das Schicksal der unfruchtbaren Reben wird auch nicht auf die Adressaten bezogen.Footnote 16 Sobald Jesus sie wieder direkt anspricht (15.7–8), formuliert er zwar eine bedingte Forderung, die jedoch – vergleichbar zu 15.3 – einen positiven Grundton hat (15.7). Die Anrede in 15.3 besetzt erstmalig in diesem Text die Position der Reben, und zwar so, dass die Angesprochenen mit den bereits gereinigten und damit fruchtbringenden Reben gleichgesetzt werden,Footnote 17 während die Position der unreinen Reben bis zum Ende des Abschnitts offengelassen wird. Ekklesiologisch betrachtet ist für den Ausschluss von unreinen Gemeindegliedern nicht die Nachfolgegemeinschaft verantwortlich, sondern nur Gott (15.2).

Die Beziehung zwischen Winzer und Weinstock ist insgesamt als eine positive Zuwendung qualifiziert, da sie die Beziehung zwischen dem Vater und seinem geliebten Sohn beschreibt (15.1,8). Die Jüngerinnen und Jünger werden nicht für sich betrachtet, sondern grundsätzlich als mit Jesus verbundene Gemeinschaft.Footnote 18 Da die gereinigten Reben gar nicht anders können, als am Weinstock zu bleiben und Frucht zu bringen, steht der vollkommenen Freude nichts entgegen (15.1–2,11).Footnote 19

Joh 15.1–11 entwickelt mit Hilfe der Bildrede vom Weinstock ein ekklesiologisches Konzept der Nachfolgegemeinschaft, das die Nachfolgenden in ihrer bereits gegebenen (Liebes-)Beziehung zu Jesus und zu Gott betrachtet und in einem ekklesiologischen Sinn auf ein Wachstum dieser Gemeinschaft in Form von Früchten zielt: Jesus vermittelt die Heilsgaben des Vaters. So entsteht eine enge Liebesgemeinschaft zwischen Jesus und den Seinen, die impliziert, dass sie an der positiv-fürsorglichen Beziehung zwischen Jesus und Gott teilhaben. Dadurch können sie die Früchte bringen, welche den Vater verherrlichen. Offen bleibt die Frage, worin diese Früchte bestehen.

3. Die Beauftragung der Nachfolgegemeinschaft zur gegenseitigen Liebe (15.12–17)

Joh 15.12–17 führt die Gedanken von 15.1–11 mit Blick auf die Erwählung und Beauftragung der Jüngerinnen und Jünger weiter. Das Wirken Jesu und der Seinen wird in dem Abschnitt als ein Zusammenwirken erkennbar, welches die gegenseitige Immanenz voraussetzt. In 15.12 wiederholt Jesus das Gebot der gegenseitigen Liebe, das er den Seinen als Vermächtnis mitgeteilt hat, als Jesus seinen bevorstehenden Abschied erstmalig angekündigt hat (vgl. 13.33–4). Die Liebe Jesu bildet in diesem Gebot sowohl die Grundlage als auch den Maßstab für die geforderte gegenseitige Liebe der Seinen. Während in 13.35 nur kurz angedeutet wird, dass die Nachfolgegemeinschaft Jesu an der gegenseitigen Liebe von allen erkannt werden kann, wird dies in 15.12–17 ausführlich erörtert.

Der Abschnitt ist konzentrisch angeordnetFootnote 20 und wird gerahmt durch das Gebot der gegenseitigen Liebe (15.12f.,17). Die Pflicht der Seinen besteht darin, die Worte Jesu zu tun (15.14) bzw. mit Gottes Hilfe Frucht zu bringen (15.16b). Im Zentrum stehen die Gaben, die Jesus den Jüngerinnen und Jüngern gewährt: seine Freundschaft durch die Weitergabe der Offenbarung und seine Erwählung und Beauftragung (15.15,16a).

In 15.13 qualifiziert Jesus diese Liebe.Footnote 21 Die textinternen Adressaten werden diese Aussage Jesu in der erzählten Situation noch nicht zwingend auf seinen bevorstehenden Tod beziehen, sondern zunächst als Beschreibung einer idealen Form von Liebe zur Kenntnis nehmen (vgl. 10.1,7–8). Ein Erzählerkommentar, der diese Aussage exklusiv auf den Tod Jesu beziehen würde, fehlt (vgl. 12.33; 18.32; 21.19). Sowohl für die Liebe Jesu als auch für die geforderte Liebe der Seinen gilt vielmehr allgemein, dass ihr tiefster Ausdruck der Einsatz des eigenen Lebens für die Freunde ist (15.13; vgl. 10.1,7–8,16; 12.23–6; 13.34–8).Footnote 22 Jesus fordert nicht das Martyrium, sondern gegenseitige Liebe im vertrauten Freundeskreis. Die Liebe hat nicht nur eine theologische und christologische Dimension, sondern auch eine ekklesiologisch-ethische Dimension, die das Handeln innerhalb der Nachfolgegemeinschaft betrifft.Footnote 23 In ihrem gegenseitigen Lieben repräsentieren die Nachfolgenden die Liebe Gottes und Jesu und halten diese in der Welt präsent (13.35; 17.23).Footnote 24 Damit zielt die geforderte Liebe nicht nur auf die Stärkung der Nachfolgegemeinschaft angesichts der bevorstehenden Verunsicherung durch den Tod Jesu, sondern primär auf ein Wachstum von Früchten (15.1–8,16) im Sinne einer Vergrößerung der Nachfolgegemeinschaft.Footnote 25

Der Zusammenhang von Gabe und Aufgabe, von Sein und Wirken der Jüngerinnen und Jünger, der sowohl in 15.12 als auch in der Bildrede vom Weinstock in Joh 15.1–11 vorliegt, findet sich auch in 15.14–16. Im Zentrum stehen zwei Gaben: Jesus offenbart den Seinen alles, was er selbst vom Vater empfangen hat, und erwählt sie (15.15b,16a).Footnote 26 Dies impliziert einen Statuswechsel,Footnote 27 denn nur Freunde erfahren in dieser Offenheit alles Wichtige.

Aus den Gaben Jesu resultieren zwei Verpflichtungen, welche die bleibende Autorität Jesu als Herr und Lehrer verdeutlichen:Footnote 28 Die Freundinnen und Freunde Jesu sollen seine Worte – die zugleich Gottes Worte sind – in ihrem Handeln realisieren (15.14b; vgl. auch 13.15,17) und sie sollen Frucht bringen, die bleibt (15.16b). Die Beauftragung, Frucht zu bringen, führt abschließend erneut zum Gebot der gegenseitigen Liebe, so dass sich der Kreis schließt, der in 15.12 begonnen hat und der zurückverweist auf 15.1–11 und auf 13.34–5.

Zu beachten ist, dass in 15.16b semantisch zwar die Begriffe κάρπος und μένɛιν aus 15.1–8 aufgegriffen werden, dass sich die damit verbundenen Bedeutungen jedoch verschieben: In 15.16 werden die Früchte dadurch qualifiziert, dass sie „bleiben“, und für die Seinen wird nun vorausgesetzt, dass sie weggehen (ὑπάγɛιν), um Früchte einzubringen. Damit haben die hier avisierten „Früchte“ semantisch eine Gemeinsamkeit mit den in 15.1–8 als Reben beschriebenen Jüngerinnen und Jüngern, von denen das „Bleiben“ am Weinstock erwartet wird (15.4). Dies legt nahe, dass unter den Früchten eine Vergrößerung der Nachfolgegemeinschaft zu verstehen ist. Die Erwählung und Beauftragung der Jüngerinnen und Jünger zielt darauf, dass sie als Liebesgemeinschaft missionarisch in der Welt wirksam werden (15.12–17).

Die Sendung der Jüngerinnen und Jünger spielt bereits in der Fußwaschungserzählung eine zentrale Rolle: Die Fußwaschung Jesu führt zu ihrer Beauftragung, sein Vorbild nachzuahmen (13.14–15,34) und auf diese Weise seine – und Gottes – Botinnen und Boten in der Welt zu sein (13.16,20,35).Footnote 29 Diesem inhaltlichen Bezug zwischen 15.12–17 und Joh 13.1–20,34–5 entspricht außerdem, dass in 15.18–16.4a die Konsequenzen behandelt werden, die sich für die Gesandten ergeben werden. 15.20 zitiert explizit den ersten Teil von 13.16, um danach zu erläutern, dass das Schicksal der Gesandten dem ihres Lehrers entspricht, die wie Jesus sowohl Annahme als auch Ablehnung und Verfolgung erfahren werden.Footnote 30

4. Die Fußwaschung Jesu als Konstituierung und Beauftragung der Nachfolgegemeinschaft (13.1–20)

Die Fußwaschungserzählung (13.1–20) setzt als zeichenhafte Handlung in Szene, was Jesus in 15.1–17 am Beispiel des Weinstockbildes weiterführt: Die Liebe Jesu zu den Seinen ist die Grundlage für die Entstehung und das Wirken der Nachfolgegemeinschaft. Indem Jesus die Seinen liebt (13.1–3), erfüllt er seinen Auftrag als Gesandter Gottes (3.16–17) und vermittelt den Seinen die Liebe Gottes und darin das Heil. Dadurch entsteht die Nachfolgegemeinschaft, in der Gottes Liebe präsent ist und erfahrbar wird.

Die Fußwaschung findet während der Mahlzeit statt und ist keine Reinigung der schmutzigen Füße vor Mahlbeginn im Rahmen der Gastfreundschaft. Aufgrund der gegebenen Situation kann sie als Liebes- und Ehrerweis betrachtet werden, der von Kindern gegenüber ihren Eltern, von Frauen gegenüber ihren Männern und auch von Schülerinnen und Schülern gegenüber ihrem Lehrer erbracht werden konnte.Footnote 31 Überraschend und christologisch bedeutsam ist im vorliegenden Fall, dass Jesus entgegen der kulturell geprägten Rollenvorstellungen als Lehrer, der er auch bleibt (13.13), seinen Schülern die Füße wäscht. Auf diesem kulturellen Hintergrund ist nachvollziehbar, warum Petrus gegen die Handlung seines Lehrers protestiert.Footnote 32 Narratologisch gibt das Missverstehen dieser Erzählfigur dem johanneischen Jesus die Möglichkeit, die besondere Bedeutung seines Handelns in einem ersten Gedankengang zu erläutern (13.6–11).

Die Lesenden wissen bereits, dass die Fußwaschung ein Akt der Liebe zu den Seinen und darin zeichenhafter Ausdruck seiner Sendung ist (13.1). Als Reaktion auf Petrus erläutert Jesus, dass die Fußwaschung Teilhabe an seiner Person (13.8) ermöglicht. Dies kann im Sinne der johanneischen Christologie umfassend gedeutet werden: Anteil an der Liebe Gottes und damit Anteil am Heil (3.16–17), zugleich Anteil an der Liebesgemeinschaft zwischen Vater und Sohn (vgl. 15.1–8), damit auch Anteil an der Sendung des Sohnes und der Verpflichtung, wie Jesus selbst in dieser Liebe zu bleiben (13.13–15.34; vgl. 15.9–11) und die Liebe Jesu bzw. die Liebe Gottes in der Welt zu vermitteln (13.13–20.34–5; vgl. 15.12–17). Durch die Vermittlung der Liebe Gottes konstituiert Jesus die Nachfolgegemeinschaft als Gemeinschaft der Kinder Gottes (vgl. 1.12; 13.1,31).Footnote 33 Christologische, soteriologische und ekklesiologische Aspekte sind in der Vorstellung der ‚Teilhabe an Jesus‘ grundlegend impliziert, die im Laufe der weiteren Tischgespräche erläutert und in der zusammenfassenden Schlussbitte Jesu noch einmal prägnant gebündelt werden (17.18–26).

Abgewehrt wird eine Deutung der Fußwaschung als eine im übertragenen Sinn reinigende Handlung Jesu (13.9–11). In Übereinstimmung mit Joh 15.3 gilt auch nach Joh 13.10,Footnote 34 dass die Seinen, bis auf Judas, bereits rein sind (13.11,18,21–30; vgl. 15.2–3.6).

Im Anschluss erläutert Jesus als „Lehrer und Herr“ die Konsequenzen der Fußwaschung für die Nachfolgegemeinschaft (13.12–20).Footnote 35 Das Handeln Jesu verpflichtet die Seinen (καὶ ὑμɛῖς ὀφɛίλɛτɛ), sich nach dem Vorbild ihres Lehrers gegenseitig diesen Liebeserweis in Form einer Fußwaschung zu erbringen (13.14). Sie werden dabei als gleichberechtigte Mitglieder der Gemeinschaft betrachtet, es gibt keine Zuweisung von hierarchischen Positionen. Die symbolischen Obertöne und der weitere Verlauf des Gesprächs legen nahe, nicht bei einem wörtlichen Verständnis des Nachahmungsbefehls zu bleiben. Die Schülerinnen und Schüler werden angesichts des Abschieds Jesu in die Rolle ihres Lehrers eingewiesen und selbst zu Gesandten Jesu bzw. Gottes (13.15–16).Footnote 36 Das abschließende Amen-Wort Jesu bestätigt diese Sinnlinie: Ihre gastfreundliche Aufnahme entspricht in Übereinstimmung mit der antiken Botenvorstellung einer Aufnahme Jesu und darin zugleich der Aufnahme Gottes, den Jesus als Bote Gottes repräsentiert (13.20). Dies entspricht einer Interpretation der „Teilhabe an Jesus“ (13.8), die nicht nur als Teilhabe an der Liebe und dem Heil, das Jesus vermittelt, zu verstehen ist, sondern zugleich auch als Teilhabe an seiner Sendung.Footnote 37 Indem Jesus die Seinen liebt (13.1) bzw. ihnen die Füße wäscht (13.4–5), erfüllt Jesus seine Sendung und vermittelt die Liebe Gottes, welche zur Liebesgemeinschaft zwischen Gott, Jesus und den Seinen führt. Deshalb können und sollen die Seinen ihrerseits die Liebe Jesu und damit auch die Liebe Gottes den Menschen vermitteln, die bereit sind, sie gastfreundlich aufzunehmen.

Die Sendung der Seinen durch Jesus schließt nicht nur ihre gastfreundliche Aufnahme (13.20; vgl. 15.20c), sondern auch Hass und Verfolgung ein (15.18–16.4a). Sie haben umfassend Anteil am Schicksal ihres Lehrers. Joh 13.16, dessen erster Teil in Joh 15.20 wörtlich zitiert wird, findet seine nächsten Parallelen in Mt 10.24 und Lk 6.40, Joh 13.20 in Mt 10.40 und Lk 10.16. Es handelt sich dabei jeweils um Texte, welche die Aussendung, die Autorität und das Schicksal der Gesandten Jesu reflektieren. Ihre Aufnahme entspricht einer Aufnahme Jesu und Gottes (Mt 10.40; Joh 13.20), ihre Verwerfung einer Verwerfung Gottes (Lk 10.16). Ihre Ablehnung oder Verfolgung widerlegen nicht ihren Status als Gesandte Jesu, da auch Jesus selbst Ablehnung erfahren hat (Mt 10.25; Joh 13.16; 15.20). Die Bewährung der Boten führt nach Lukas sogar dazu, dass ein Schüler wie sein Lehrer werden kann (Lk 6.40).Footnote 38 Damit sie ihren Auftrag angesichts der bevorstehenden Gefährdung erfüllen können, benötigen sie jedoch Unterstützung. Der johanneische Jesus verheißt ihnen den Beistand des Parakleten (16.26–7; vgl. 14.15–17,26)Footnote 39 und wendet sich mit einer Fürbitte an Gott (17).Footnote 40

Nach dem Weggang des Judas kommt Jesus erneut auf die Beauftragung der Seinen zu sprechen, die nun in Form eines „neuen Gebots“ (13,34–5) die Weisung erhalten, sich – auf der Grundlage des vorausgehenden Handelns Jesu und nach seinem Vorbild – gegenseitig zu lieben. Dadurch sind sie als Nachfolgegemeinschaft Jesu erkennbar (13.35) und setzen seine Sendung fort (vgl. 13.1–3; 15.12–17; 17.18–26). Allein durch ihre Existenz als Liebesgemeinschaft ermöglichen sie, dass die Welt auch nach Jesu Rückkehr zum Vater der Liebe Jesu bzw. Gottes begegnen kann. Die gegenseitige Immanenz von Vater, Sohn und bereits vergrößertem Nachfolgekreis ist nach 17.21 nicht nur Ziel, sondern zugleich erneut das Medium, durch dessen Vermittlung die Welt die Sendung Jesu erkennen kann.Footnote 41

Das letzte gemeinsame Mahl ist für Jesus der geeignete Zeitpunkt, um seine eigene Rolle als Gesandter des Vaters und die Verantwortung, die seinen Schülerinnen und Schülern nach seinem Abschied zukommt (13–17), ausführlich zu erläutern. Rudolf Bultmann hat zutreffend erkannt, dass es in der Fußwaschungserzählung (13.1–20) um die „Konstituierung der Gemeinde und ihr Gesetz“ geht.Footnote 42 Mit Blick auf die geforderte Nachahmung Jesu in 13.13–20.34–5 greift jedoch eine ethische Deutung der Fußwaschung Jesu als „Liebesdienst“, die primär die zwischenmenschlichen Beziehungen in den Blick nimmt, zu kurz,Footnote 43 da sie die in 13.1–20 enthaltene Sendungsvorstellung und ihre Bedeutung angesichts des bevorstehenden Abschieds JesuFootnote 44 nicht ausreichend berücksichtigt. Indem die Seinen ihren Auftrag erfüllen, ermöglichen sie in einem missionstheologischen Sinn, dass weitere Menschen zur Liebesgemeinschaft dazukommen (13.20,34–5). Entsprechend endet die Deutung der Fußwaschung auch nicht in Joh 13.20. Das mit der Fußwaschung intonierte Thema der Liebesgemeinschaft – zwischen Gott, Jesus und den Seinen – bestimmt die Abschiedssituation bis zum Gebet Jesu in Joh 17.Footnote 45

5. Der Weinstock als ekklesiologische Metapher: Erfahrungsraum der Liebe Gottes in der Welt

Die Weinstockmetaphorik wird in der alttestamentlich-frühjüdischen Literatur in vielfältiger Weise genutzt, um die Beziehung zwischen Gott und seinem Volk zu beschreiben, so dass diese Tradition als hermeneutischer Hintergrund der johanneischen Verwendung vorausgesetzt werden kann, auch wenn kein intertextueller Bezug zu einem spezifischen Text erkennbar ist.Footnote 46 Das Volk Israel wird wiederholt als der von Gott selbst gepflanzte und gepflegte Weinstock (vgl. Hos 10.1; Jer 2.21; Ps 80.9–16) bzw. auch Weinberg (Jes 5.1–7; 27.2–6) beschrieben, dessen Beziehung zu Gott mit Hilfe des Bildfeldes unterschiedlich analysiert wird.Footnote 47 Die guten Früchte werden in der Regel als Treue gegenüber Gott verstanden, die sich im Gehorsam gegenüber Gottes Weisungen zeigt. Wenn diese Früchte ausbleiben, wird das Volk ermahnt und es werden Konsequenzen im Sinne eines Tun-Ergehens-Zusammenhangs oder eines richtenden Eingreifen Gottes angekündigt (z.B. Hos 10.1–8; Jer 2.21; Ez 15; Jes 5.1–7). Zum Teil überlässt Gott den Weinberg seinem eigenen Schicksal und beendet die fürsorgliche Beziehung zu seinem Weinberg (Jes 5.5–7). Daneben findet sich auch die Verheißung, dass Gott sich seines fruchtlosen Weinstocks oder Weinbergs unabhängig von dessen Zustand erneut annimmt. Nach Jes 27.2–6 kümmert sich Gott fürsorglich um seinen Weinberg, dem reiche Früchte verheißen werden, und er entfernt Disteln und Dornen (vgl. Hos 14.7; Joel 2.22). In der Regel wird die Weinstock- oder Weinbergmetapher kollektiv auf das Volk Gottes bezogen, vereinzelt findet sie sich auch für individuelle Personen (z.B. Ez 17.1–10; 19.10–14) oder für die personifizierte Weisheit bzw. Tora in Sir 24.17. In Ps 80 ist sowohl ein kollektives als auch ein individuelles messianisches Verständnis (v.a. Ps 80.15–18) möglich.Footnote 48

In Joh 15 findet sich eine kreative Anwendung der Weinstockmetapher auf Jesus, der zu Gott als dem Weingärtner in Beziehung gesetzt wird. Allerdings bleibt es nicht bei der einzelnen Metapher, sondern über die Verbindung des Weingärtners mit Gott und der Jüngerinnen und Jünger mit den Reben entsteht ein komplexes metaphorisches Netzwerk, deren Zuordnung narratologisch entfaltet und mit der Übertragung auf die Nachfolgegemeinschaft verwoben wird.Footnote 49 Eine ekklesiologische Interpretation entspricht der kollektiven Verwendung des alttestamentlich-frühjüdischen Traditionshintergrundes.Footnote 50 Durch die christologische Ausrichtung ist eine grundlegend positive Beziehung zwischen Gott und seinem Weinstock vorausgesetzt.Footnote 51 Die Jüngerinnen und Jünger sind als bereits gereinigte Reben (15.3; vgl. 13.10–11) fest mit dem Weinstock verbunden (15.5) und damit eingebunden in die Liebesbeziehung zwischen dem Vater als Weingärtner und Jesus als dessen geliebten Weinstock (15.1,8). Ihre Aufgabe besteht darin, reiche Frucht zu bringen und so den Vater zu verherrlichen (15.8). Ihre Zugehörigkeit zu Jesus wird sogar von denen in der Welt erkannt, die Jesus nicht als Sohn Gottes anerkennen, so dass ihnen – wie Jesus auch – der Hass der Welt, Verfolgung und Todesgefahr bevorstehen (15.18–16.4a).

Die Verschiebung der Metaphorik in 15.16 mit Blick auf das „Bleiben“ gegenüber 15.1–8 ist relevant. Nicht mehr die angesprochenen Jüngerinnen und Jünger, sondern die Früchte sollen bleiben (ὁ καρπὸς ὑμῶν μɛ́νῃ). Dies legt nahe, dass die erwarteten Früchte im missionstheologischen Sinn als ein Zugewinn an Jüngerinnen und Jüngern zu verstehen sind, die sich ebenfalls durch ihre Treue zu Jesus ausweisen. Sie werden gewonnen, indem die Seinen ihrer Erwählung und Beauftragung durch Jesus nachkommen und ihren Botengang ausführen, das heißt „weggehen“, um Früchte zu „bringen“ (ἐγὼ ἐξɛλɛξάμην ὑμᾶς καὶ ἔθηκα ὑμᾶς ἵνα ὑμɛῖς ὑπάγητɛ καὶ καρπὸν φɛ́ρητɛ) (15.16; vgl. 15.20 und 13.16,20). Dieser Zusammenhang von Sendung und dem Wachsen bzw. Ernten von Früchten lässt sich auch an den beiden anderen Belegstellen von καρπός im Johannesevangelium beobachten (4.35–8; 12.24–6).

Die Lehre Jesu über die Ernte (4.35–8) steht im Kontext der Begegnung mit der samaritanischen Frau (4.1–42). Sie legt in ihrer Stadt Zeugnis von Jesus ab (4.28–9) und bewirkt, dass viele zu ihm kommen und schließlich aus seinen eigenen Worten den „Retter der Welt“ erkennen (4.30,39–42). In diesem Kontext ergibt sich ein Gespräch zwischen Jesus und seinen Jüngern, das mit einem Missverständnis zum Thema „Speise“ beginnt (4.31–8). Am Ende des ersten Gedankengangs erklärt Jesus als „Speise“ präzise die Bedeutung seiner Sendung durch Gott, die darin besteht, den Willen Gottes zu tun (ποιήσω τὸ θɛ́λημα τοῦ πɛ́μψαντός μɛ) und Gottes Werk zu vollbringen (τɛλɛιώσω αὐτοῦ τὸ ἔργον) (4.34).Footnote 52 Die für die johanneische Christologie typische Sendungsformel begegnet hier zum ersten Mal. Anschließend folgt eine Unterweisung zum Thema „Ernte“ (4.35–8), die sich „wie kein anderer Abschnitt im Johannesevangelium durch seine Missionsterminologie“ auszeichnet, welche „im Neuen Testament die Tätigkeit christlicher Verkündiger beschreibt“.Footnote 53 In den Abschnitt sind zwei Sprichwörter eingearbeitet sind. Das erste befasst sich mit dem Zeitpunkt der Ernte (4.35a): „Es sind noch vier Monate, und die Ernte kommt“, das andere mit dem Zusammenhang von Säen und Ernten (4.37): „Ein anderer ist es, der sät, und ein anderer, der erntet.“Footnote 54 Das erste Sprichwort wird von Jesus dahingehend konkretisiert, dass der Zeitpunkt der Ernte bereits gegenwärtig ist, da die Felder schon weiß sind (4.35b). Dem entspricht die im Kontext erzählte Zeugentätigkeit der samaritanischen Frau, durch die bereits Menschen zu Jesus kommen (4.30,39) und das Heil finden (4.42; vgl. 3.16–17). Die Interpretation des folgenden Sprichworts ist schwierig, da die einzelnen Bildzüge nicht eindeutig zugeordnet werden und offenbleibt, wer konkret sät und wer in welcher Form erntet (4.36–7).Footnote 55 Allerdings verweisen die Motive der Frucht (vgl. 12.24; 15.2,4,8,16) in Verbindung mit dem ewigen Lebens (vgl. 12.24–5), mit Lohn (vgl. 12.26) und mit der gemeinsamen Freude aller Beteiligten (vgl. 15.11) auf weitere johanneische Beschreibungen des Heils, das Jesus im Auftrag Gottes vermittelt und in dessen Vermittlung er auch die einbezieht, die ihm nachfolgen.

Entsprechend schließt die Unterweisung mit dem Hinweis, dass Jesus, der Gesandte Gottes (4.34), auch seine Jüngerinnen und Jünger in die Ernte gesandt hat (ἐγὼ ἀπɛ́στɛιλα ὑμᾶς, 4.38), um sich an der Arbeit zu beteiligen, die bereits geschieht. Die Beauftragung und Aussendung wird hier als eine in der Vergangenheit geschehene vorausgesetzt, auch wenn Johannes zuvor nicht von einer Aussendung erzählt hat.Footnote 56 Deutlich ist jedoch, dass die Erntemetaphorik in Joh 4.35–8 mit Blick auf die Sendung der Jüngerinnen und Jünger zur Verkündigung zu verstehen ist.Footnote 57

Auch ein Vergleich mit Joh 12.20–33 legt eine missionstheologische Interpretation der „Früchte“ in 15.1–17 nahe. Das Sterben des Weizenkorns hat gemäß einem überraschenden Hinweis in 12.24 zur Folge, dass es nicht allein bleibt (μόνος μένɛι), sondern im Umkehrschluss eine große Gemeinschaft ermöglicht, das heißt viel Frucht (πολὺν καρπόν) bringt.Footnote 58 Jesus deutet mit dem Bild vom Weizenkorn zunächst seinen eigenen Tod, der als ein fruchtbarer beschrieben wird. Dieser besondere soteriologische und ekklesiologische Aspekt der Deutung des Weizenkorn-BildesFootnote 59 wird vom johanneischen Jesus wenig später mit Blick auf seinen Tod bestätigt, der gemäß 12.32 zur Folge hat, dass Jesus „alle Menschen zu sich ziehen wird“. Das Sterben Jesu ermöglicht eine alle Menschen (12.20–1; vgl. auch 10.14–18) umfassende Glaubensgemeinschaft.Footnote 60 In einem zweiten Schritt interpretiert Jesus das Bild vom Weizenkorn auch für die, die ihm nachfolgen. Von den Jüngerinnen und Jüngern, die als Beauftragte (διάκονοι) Jesu angesprochen werden,Footnote 61 wird erwartet, dass sie ebenfalls ihr Leben einsetzen (12.25–6) und damit eine vergleichbare Frucht bringen sollen. Die vermittelnde Rolle der Jünger ist so bedeutsam, dass ihnen – vergleichbar mit 4.36 – Lohn in Form einer Ehrung durch Gott in Aussicht gestellt wird, wenn sie ihren Auftrag zuverlässig ausführen (12.25).

Auffallend ist, dass die Jüngerinnen und Jünger von Jesus zuerst als διάκονοι angesprochen werden, während sich ihre im Anschluss genannte Nachfolge offensichtlich darin konkretisiert, dass sie ihrer von Jesus bestimmten Funktion nachkommen (ἐὰν ἐμοί τις διακονῇ, ἐμοὶ ἀκολουθɛίτω, καὶ ὅπου ɛἰμὶ ἐγὼ ἐκɛῖ καὶ ὁ διάκονος ὁ ἐμὸς ἔσται, 12.26). Diese Beschreibung entspricht der Reihenfolge zwischen Fruchtbringen und dem Erweis der Jüngerschaft in 15.8.Footnote 62 Nicht einzelne Jünger werden unter bestimmten historischen Bedingungen – zum Beispiel als Augenzeugen der Auferstehung Jesu (Apg 1.21) – beauftragt, von Jesus Zeugnis abzulegen, sondern alle diejenigen sind Jüngerinnen und Jünger, die sich durch ihr Bleiben und ihr Lieben und ihre Verkündigung (4.35–42; 12.20–6; 15.1–17,20,27) als Erwählte und Beauftragte Jesu (15.16) erweisen. Im Johannesevangelium lässt sich beobachten, wie Menschen, die Jesus als dem Retter begegnen, im wahrsten Sinne des Wortes und doch in einer kreativen Umdeutung von Traditionen wie Apg 1.21–2 von „Anfang an von ihm Zeugnis ablegen“ (15.27; vgl. 1.35–51; 4.28–30,39–42; 5.5–16 u.ö.). Im Kontext von 12.20–36 ist die Nachfolge der Seinen in 12.26 (ἐμοὶ ἀκολουθɛίτω) entsprechend nicht nur mit Blick auf ihre Beziehung zu Jesus zu verstehen, sondern vor allem mit Blick auf ihre Rolle, dass sie durch ihr Wirken für Frucht sorgen, indem sie Menschen zu Jesus bringen, der sie in den Raum und die Gemeinschaft Gottes zieht (12.32). Nachfolge und Zeugenschaft gehören für Johannes zusammen.

6. Die gegenseitige Liebe der Seinen als Fortsetzung der Sendung Jesu

Erst der Auferstandene in 20.21 richtet sich mit einem explizit formulierten Sendungsauftrag an die Jünger. Die Struktur der Sendung entspricht dem, was in Joh 13.1–20,34–5; 15.1–17 zur Beauftragung mit der gegenseitigen Fußwaschung bzw. gegenseitigen Liebe bereits herausgearbeitet wurde: Die Sendung Jesu durch Gott wird fortgesetzt durch die Sendung der Seinen. Sie können diesen Auftrag Jesu erfüllen, weil Jesus zuvor seine Sendung erfüllt und ihnen die Liebe Gottes vermittelt hat, und sie sollen diesen Auftrag so erfüllen, wie Jesus seinen Auftrag erfüllt hat (vgl. 13.14–15,34–5; 15.12; 17.18). In die Pflicht genommen wird die Nachfolgegemeinschaft insgesamt, die als Liebesgemeinschaft zu dem Ort wird, wo alle Menschen – auch nach Jesu Rückkehr zum Vater – die Liebe Gottes erfahren und erkennen können (13.35; 17.18–26). Die Auferstehung Jesu ist im Johannesevangelium nicht dahingehend als Zäsur zu betrachten, dass die Jüngerinnen und Jünger erst danach als Gesandte Jesu auftreten können. Dies bestätigen die zahlreichen Erzählungen, in denen Menschen, die Jesus begegnet sind oder nachfolgen, von Anfang an selbst andere zu Jesus führen (z.B. 1.35–50; 4.28–42; 12.20–6). Doch nach Jesu Abschied sind es nur noch die Seinen, welche die Liebe Jesu und Gottes weiterhin für die ganze Welt erfahrbar machen. Insbesondere die Fußwaschungserzählung und die Bildrede vom Weinstock erläutern, wie sich das Johannesevangelium die Sendung der Gemeinde vorstellt. Während die Fußwaschung Jesu die Konstituierung der Nachfolgegemeinschaft durch das Wirken Jesu illustriert und darauf zielt, dass nach Jesu Abschied die Sendung Jesu durch die Seinen fortgesetzt wird, nimmt die Bildrede vom fruchtbaren Weinstock das Wachstum der Nachfolgegemeinschaft durch neue Mitglieder in den Fokus, wie die intratextuelle Lektüre v.a. mit Joh 4.35–8; 12.24–6; 13.20,34–5 und 17.20–6 nahelegt.

Mit der Fußwaschung wird die Sendung Jesu anschaulich dargestellt: In der Fußwaschung erfahren die Jüngerinnen und Jünger zeichenhaft die Liebe Jesu und darin die Liebe Gottes, wodurch eine Liebesgemeinschaft entsteht. Charakteristikum dieser Liebesgemeinschaft ist jedoch, dass die Geliebten nicht nur passiv Empfangende sind, sondern aktiv Liebende werden und darin teilhaben an der Bewegung der Liebe, die von Gott ausgeht, durch Jesus den Seinen vermittelt wird und von den Seinen in der Welt präsent gehalten wird (13.16,20,35; 15.16). Die Teilhabe an Jesus (13.8) ist in einem umfassenden christologischen, soteriologischen und ekklesiologischen Sinn zu verstehen. Die Fußwaschung Jesu ist zeichenhafter Ausdruck der Sendung Jesu, der Gottes Liebe der Welt vermittelt. Durch die Sendung Jesu erhalten die Jüngerinnen und Jünger Anteil an der Liebe Gottes und damit Anteil am Heil und an der Liebesgemeinschaft zwischen Vater und Sohn. Außerdem erhalten sie Anteil an der Sendung Jesu, indem sie selbst beauftragt werden, als Gesandte Jesu durch ihre gegenseitige Liebe die Liebe Gottes in der Welt zu repräsentieren. 13.35 deutet bereits an, dass die gegenseitige Liebe der Nachfolgegemeinschaft zu dem Zeugnis wird, an dem sie „alle“ als Jüngerinnen und Jünger Jesu erkennen können.

Diese missionstheologische Implikation des Liebesgebots wird in der Weinstockrede weiter entfaltet. Ausgehend vom Bildbereich des Weinstocks und seinen Reben erläutert der johanneische Jesus in 15.1–17 die Voraussetzungen und Bedingungen, welche die Seinen für die Zeit nach Jesu Abschied wissen müssen, um ihren Auftrag zu erfüllen. Dabei geht es – wie könnte es beim Liebesgebot als dem zentralen Inhalt ihrer Beauftragung anders sein – um Beziehungen. Im Fokus steht jedoch nicht der einzelne Jünger oder die einzelne Jüngerin, auch nicht Petrus oder der geliebte Jünger oder die Zwölf, sondern die Gemeinschaft der Seinen insgesamt. Alle werden als Reben am Weinstock hineingenommen sowohl in die Liebesbeziehung zwischen Jesus und Gott als auch in die Sendung Jesu. Die Jesusunmittelbarkeit der einzelnen Reben zielt nicht auf die Individualisierung der einzelnen Glaubenden, sondern auf ihre gleichwertige Erwählung und Teilhabe an der Liebe Gottes als dem Weingärtner. Ihre Beauftragung zielt auf die Vergrößerung der Liebesgemeinschaft, so dass die Früchte, die der Weinstock bringt, in einem missionstheologischen Sinn zu verstehen sind (v.a. 15.16; vgl. 4.34–8; 12.24–6; 17.18–21). Jesus als dem Weinstock kommt eine eher passive, wenn auch tragende Rolle zu, die Reben jedoch sollen Frucht bringen und sich darin als Jüngerinnen und Jünger Jesu erweisen (15.8,16). Die metaphorische Rede vom Weinstock und den Reben ist deshalb gerade auch aus nachösterlicher Perspektive tragfähig, wenn Jesus nicht mehr – wie in der Fußwaschung – als der erfahrbar Handelnde unter den Seinen gegenwärtig ist. Indem die Seinen ihren Auftrag erfüllen, bleibt durch ihre Existenz als Liebesgemeinschaft und durch ihre Zeugentätigkeit die Liebe Jesu weiterhin erfahrbar. Die Verkündigung geschieht sowohl durch ihr Zeugnis als auch durch ihre Liebe (v.a. 4.34–8; 15.16,27; 17.20–1), die wie bei Jesus zusammengehören (v.a. 14.8–14).

Typisch für das Johannesevangelium ist, dass nicht einzelne Jüngerinnen oder Jünger oder auch die Zwölf als Gruppe beauftragt und gesandt werden, sondern die Nachfolgegemeinschaft insgesamt. Die Schülerinnen und Schüler Jesu sind nach Jesu Abschied als Gemeinschaft gefordert, wenn es darum geht, durch ihre gegenseitige Liebe zu einem bleibenden Ort der Gottesbegegnung zu werden. Ihre Befähigung, den Sendungsauftrag zu erfüllen, ergibt sich durch das Wirken Gottes, durch die bleibende Beziehung mit Jesus und das Wirken des ihn repräsentierenden Parakleten. Die Verbundenheit bzw. Einheit (vgl. 17.21) untereinander, mit Gott und mit Jesus gilt auch für diejenigen, die nach Jesu Auferstehung zur Nachfolgegemeinschaft dazukommen. Das heißt, auch die größer werdende johanneische Gemeinde – und zu dieser gehören auch die nachösterlichen Lesenden des Evangeliums – wird nach Joh 17.20–1 explizit in die Fürbitte Jesu für Einheit und wechselseitige Immanenz eingeschlossen, die auf das Ziel ausgerichtet ist, dass die Welt die Sendung Jesu durch Gott erkennt (3.16; 13.1,34–5; 15.12–17).

Das stärkste Argument gegen ein Verständnis der johanneischen Gemeinde als eine von der Welt isolierte Sekte, die ein ausschließlich nach innen auf die eigenen Gemeindeglieder gerichtetes Liebesethos vertritt, ist die Interpretation von 15.1–17 als ekklesiologischen Schlüsseltext des Johannesevangeliums. Nachfolge Jesu im Johannesevangelium bedeutet immer zugleich, dass im individuellen und gemeinschaftlichen Handeln die Liebe Gottes zur Welt in der Welt repräsentiert werden soll. Für diesen Auftrag benötigt das Johannesevangelium keine namentlich hervorgehobenen und hierarchisch übergeordneten Amtsträgerinnen und Amtsträger, auch nicht ausschließlich die Augenzeuginnen und -zeugen, die Jesus von Anfang an begleitet haben, sondern jedes einzelne Mitglied der Gemeinde als fruchtbringende Rebe am Weinstock Jesu, eingebunden in das Liebesnetzwerk zwischen Vater, Sohn und allen anderen Jüngerinnen und Jüngern Jesu.

In der gegenseitigen Liebe, die auch bereit ist, das eigene Leben für die Freunde einzusetzen, erfüllen die Seinen ihren Auftrag und folgen Jesus als Glaubensgemeinschaft treu nach (12.24–6; 13.13–16,20,34–5; 15.16,20). Sie bilden nach Jesu Abschied den Ort der bleibenden Anwesenheit der Liebe Gottes und Jesu in der Welt und ermöglichen das Wachstum der Glaubensgemeinschaft. Diese Weisungen Jesu an die vorösterliche Nachfolgegemeinschaft gelten explizit auch für die nachösterliche Gemeinde. Wenn Jesus die Seinen beauftragt zu lieben, gibt er ihnen ein Gebot an die Hand, das ihr Leben umfassend in allen Beziehungen – untereinander, zu Gott und zu Jesus – prägen wird und durch das sie zugleich die Sendung Jesu weiterführen, die darin besteht, Gottes Liebe in der Welt offenbar zu machen. Die bleibende Liebesgemeinschaft der Seinen mit Gott und Jesus ist nicht nur ein Ziel, sondern zugleich auch das Medium, in dem nach Jesu Abschied aus der Welt die rettende Liebe Gottes zur Welt weiterhin für alle Menschen erfahrbar ist (17.26).

Acknowledgements

Der Aufsatz ist die erweiterte Fassung eines Papers, das als Online-Vortrag anlässlich des 75th General Meeting of the SNTS 2021 im Seminar „The Johannine Writings“ von Jörg Frey, Christina Hoegen-Rohls und Catrin Williams gehalten wurde, denen ich herzlich für die Einladung zum Vortrag danke.

Competing interests

The author declares none.

References

1 Vgl. Baur, F. C., Ueber die Composition und den Charakter des johanneischen Evangeliums (Tübingen: Fues, 1844) 149Google Scholar.

2 Vgl. Moloney, F. J., Glory not Dishonor: Reading John 13–21 (Minneapolis: Fortress, 1998) 17Google Scholar; Thyen, H., Das Johannesevangelium (HNT 6; Tübingen: Mohr Siebeck, 2005) 582–3Google Scholar.

3 Zum Netzwerk der Liebesbeziehungen vgl. J. Frey, „Love Relations in the Fourth Gospel: Establishing a Semantic Network“, Die Herrlichkeit des Gekreuzigten: Studien zu den johanneischen Schriften i (hg. C. Schlegel; WUNT 307; Tübingen: Mohr Siebeck, 2013) 739–65; zur Liebessemantik grundlegend E. E. Popkes, Die Theologie der Liebe Gottes in den johanneischen Schriften: Zur Semantik der Liebe und zum Motivkreis des Dualismus (WUNT ii/197; Tübingen: Mohr Siebeck 2005) 17–21.

4 Popkes, Theologie, 174.

5 Vgl. Frey, „Love Relations“, 759.

6 Vgl. A. Dettwiler, Die Gegenwart des Erhöhten: Eine exegetische Studie zu den johanneischen Abschiedsreden unter besonderer Berücksichtigung ihres Relecture-Charakters (FRLANT 169, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1995) 74–9; Moloney, Glory, 25–6. Die Liebe Jesu sollte nicht auf den Tod Jesu enggeführt werden, so Culpepper, A. R., „The Johannine Hypodeigma: A Reading of John 13“, Semeia 53, (1991) 133–52Google Scholar; vgl. Collins, J. J., „‚A New Commandment I Give to You, That You Love One Another …‘ (Jn 13:34)“, Laval théologique et philsophique 35 (1979) 236–61Google Scholar. Die Verbindung der Fußwaschung mit dem Tod Jesu setzt sich in der Forschung des 20. Jahrhundert durch; vgl. Richter, G., Die Fußwaschung im Johannesevangelium: Geschichte ihrer Deutung (BU 1; Regensburg: Pustet, 1967)Google Scholar; Mathew, B., The Johannine Footwashing as the Sign of Perfect Love: An Exegetical Study of John 13:1–20 (WUNT ii/464; Tübingen: Mohr Siebeck, 2018) 1239CrossRefGoogle Scholar.

7 Moloney versteht die drei Aspekte „To abide, to love and to be hated” von 15.1–16.3 als „three independent themes”; F. J. Moloney, John (SP 4; Collegeville, MN: Liturgical Press, 1998) 416.418.

8 Wenn 15.1–17 nur als Text über „das Leben innerhalb der Gemeinde“ und nicht ekklesiologisch interpretiert wird, ergibt sich eine „deutliche Zäsur in der Gedankenentwicklung“; J. Zumstein, Das Johannesevangelium (KEK 2; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2016) 577.

9 Moloney sieht im „Bleibens“ den zentralen Aspekt, dem die Metapher des Weinstocks untergeordnet sei; vgl. Moloney, John, 417; ihm folgt Thyen, Johannesevangelium, 639.642f.

10 Die in 15.20 angekündigte Akzeptanz der Verkündigung ist als realistische Möglichkeit ernstzunehmen, vgl. v.a. 13.20; 17.18–26; 20.21–3. Literarkritische Zugänge bewerten das oft als Redaktion, was in einem hermeneutischen Zirkel mit der Vorstellung der fehlenden Missionstätigkeit der johanneischen Gemeinde verbunden ist; vgl. exemplarisch C. Dietzfelbinger, Der Abschied des Kommenden (WUNT 95; Tübingen: Mohr Siebeck 1997) 159–160.359–62.

11 Gleichnis, Parabel, Bildrede, Metapher und Allegorie wurden u.a. diskutiert; vgl. Dettwiler, Gegenwart, 81–6, seine Bestimmung als „(argumentative) Bildrede“ wird hier übernommen.

12 Zur Bildwelt vgl. R. M. Ruiz, Der Missionsgedanke des Johannesevangeliums: Ein Beitrag zur johanneischen Soteriologie und Ekklesiologie (FzB 55; Würzburg: Echter-Verlag 1987) 185–204; J. G. van der Watt, Family of the King (BIS 47; Leiden/Boston/Köln: Brill, 2000) 31–48.

13 Zur Immanenzvorstellung vgl. K. Scholtissek, „In ihm sein und bleiben“: Die Sprache der Immanenz in den johanneischen Schriften (HBS 21; Freiburg im Breisgau: Herder, 2000) 283–98.

14 Zum Wortspiel zwischen αἵρɛιν, καθαίρɛιν und καθαρός vgl. Zumstein, Johannesevangelium, 654. Es zeigt die enge Zusammengehörigkeit von Reinheit und Bleiben und verweist auf den kultischen Kontext, in dem Reinheit die Voraussetzung für die Gemeinschaft mit Gott ist.

15 Vgl. Dettwiler, Gegenwart, 91; Zumstein, Johannesevangelium, 566–7; ob deshalb die Bildwelt hier zugunsten einer eschatologischen Vorstellung verlassen wird, ist fraglich, kann hier jedoch nicht diskutiert werden; vgl. K. Haldimann, Rekonstruktion und Entfaltung: Exegetische Untersuchung zu Joh 15 und 16 (BZNW 104; Berlin: de Gruyter, 2000) 170–2.

16 Die Zuordnung zu bestimmten Personen(gruppen) ist schwierig; diskutiert werden die nicht glaubenden Juden, Judas oder untreue Christen; vgl. Zumstein, Johannesevangelium, 563.

17 Vgl. Moloney, Glory, 60.

18 Die Aoristformen ἠγάπησɛν und ἠγάπησα zeigen, dass Jesus auf ein realisiertes Geschehen blickt.

19 „Das Nicht-Bleiben der Jünger erscheint demgegenüber als ein paradoxes Verhalten, als etwas geradezu Widersinniges, als eine ‚unmögliche Möglichkeit‘“ (Haldimann, Rekonstruktion, 163).

20 In Anlehnung an Moloney, F. J., „The Structure and Message of John 15,1–16,3“, ABR 35 (1987) 3549Google Scholar, hier 39–40, der jedoch in der Erwählung (15.16a) das Zentrum sieht.

21 Zur Bedeutung der Freundschaft vgl. S. Van Tilborg, Imaginative Love in John (Leiden: Brill, 1993) 11–168; vgl. den Bezug zur Hirtenrede Frey, „Love Relations“, 758–9.

22 Vgl. J. Frey, „Edler Tod – Wirksamer Tod – stellvertretender Tod – heilschaffender Tod: Zur narrativen und theologischen Deutung des Todes Jesu im Johannesevangelium“, Die Herrlichkeit des Gekreuzigten, 555–84, hier 555–72; K. Scholtissek, „‚Eine größere Liebe als diese hat niemand, als wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde‘ (15,13): Die hellenistische Freundschaftsethik und das Johannesevangelium“, Kontexte des Johannesevangeliums: Das vierte Evangelium in religions- und traditionsgeschichtlicher Perspektive (hg. J. Frey/U. Schnelle; WUNT 175, Tübingen: Mohr Siebeck, 2004) 413–39.

23 Ein ethisches Verständnis der Früchte im Sinne der Liebe genügt nicht; vgl. R. Bultmann, Das Evangelium des Johannes (KEK 2; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 198621) 413. Die gegenseitige Liebe hat zwar zunächst eine ethische Dimension, die jedoch nicht als Ziel, sondern als der Weg anzusehen ist, auf dem Früchte im Sinne neuer Gemeindeglieder gewonnen werden können; vgl. 13.35.

24 Dies spricht gegen die Annahme einer Konventikelethik im Johannesevangelium, vgl. E. Käsemann, Jesu letzter Wille nach Johannes 17 (Tübing en: Mohr Siebeck, 1966) 136; ähnlich J. T. Sanders, Ethics in the New Testament (Philadelphia: Fortress, 1975) 300–1; F. F. Segovia, Love Relationships in the Johannine Tradition (SBLDS 58; Chico, CA: Scholars, 1982) 76.

25 Es geht in 15.9–17 nicht darum, in einer Verfolgungssituation das eigene Überleben der Gemeinschaft zu sichern; vgl. Dettwiler, Gegenwart, 102; Thyen, Johannesevangelium, 650–1.

26 Die Reinheit ist nicht Voraussetzung ihrer Erwählung, sondern Konsequenz der Begegnung mit Jesu Wort (15.3); ähnlich 13.10–11.

27 Der Statuswechsel der Jünger zu Freunden gründet nicht in Jesu Tod, sondern bereits in seiner Offenbarung. Die Verwendung des Perfekts zeigt (ɛἴρηκα), dass die Erwählung bereits in der Vergangenheit geschehen ist und sich auf die Gegenwart auswirkt.

28 Zur Dialektik von Zuspruch und Anspruch vgl. Popkes, Theologie, 306–7.

29 Vgl. 4.31–8 und 12.24–6.

30 Vgl. Mt 10.24, 40 sowie Lk 10.16; im Hintergrund stehen Sendungs- und Beauftragungsvorstellungen, die mit Blick auf das das vergleichbare Schicksal von Jesus und seinen Jüngern diskutiert werden. Es geht nicht um einen „niedrigen Dienst“ nach dem Vorbild Jesu; so z.B. Haldimann, Rekonstruktion, 244.

31 Vgl. C. Niemand, Die Fußwaschungserzählung des Johannesevangeliums: Untersuchungen zu ihrer Entstehung und Überlieferung im Urchristentum (StAns 114; Rom: Centro Studi S. Anselmo,1993) 180–9; A. Hentschel, Die Fußwaschungserzählung im Johannesevangelium: Ein Beitrag zur johanneischen Ekklesiologie (WUNT; Tübingen: Mohr Siebeck, im Erscheinen)

32 Vergleichbar ist die in jPea 15c beschriebene Situation: Rabbi Jischmael will nicht, dass seine Mutter ihm die Füße wäscht, da dies seine Verpflichtung als Sohn gegenüber der Mutter sei. Die Mutter betrachtet die Ablehnung des Sohnes jedoch als Verstoß gegen das vierte Gebot, da er ihr die Ehre verweigert habe, ihm als angesehenen Rabbi durch die Fußwaschung ihre Verehrung zu erweisen.

33 Vgl. Dettwiler, der 13.6–11 als „Ätiologie … der joh Gemeinde“ versteht (Dettwiler, Gegenwart, 71); zur Familienmetaphorik van der Watt, Family, 161–393.397–413.

34 Zur textkritischen Begründung des Kurztexts grundlegend Bultmann, Evangelium, 357–8 Anm.

35 Sowohl literarkritische Postulate als auch die Annahme von Relecture-Prozessen führen zur Annahme von zwei unterschiedlichen Interpretationen in 13.6–11 und 13.12–20; vgl. Mathew, Footwashing, 39; vgl. Dettwiler, Gegenwart, 41–53.67–74; G. Richter, „Die Fußwaschung Joh 13,1–20“, Studien zum Johannesevangelium (BU 13; Regensburg: Pustet, 1977) 42–57; J. Zumstein, „Die johanneische Auffassung der Macht, gezeigt am Beispiel der Fusswaschung (13,1–17)“, Kreative Erinnerung: Relecture und Auslegung im Johannesevangelium (ATANT 78; Zürich: TVZ, 2004) 161–78.

36 Nur in 13.16 verwendet Johannes ἀπόστολος.

37 Vgl. Thomas, J. C., Footwashing in John 13 and the Johannine Community (JSNTS 61; Sheffield: Sheffield Academic, 1991) 67–8.94Google Scholar. An der Interpretation der Fußwaschung entscheidet sich der Inhalt der Beauftragung.

38 Vgl. Lk 22.28–30; diff. Mk 10.35–40 und Mt 20.20–4.

39 Die Wirksamkeit des Parakleten richtet sich jedoch nicht nur auf die Jüngerinnen und Jünger, sondern auch unmittelbar auf die Welt, indem er Zeugnis gibt (14.26) und die Welt mit Blick auf Sünde, Gerechtigkeit und Gericht aufklärt (16.8–11).

40 Um die Sendung Jesu in der Welt und für die Welt weiterführen zu können, müssen die Seinen trotz möglicher Verfolgung in der Welt bleiben. Wenn Jesus in 17.15 um Bewahrung in der Welt bittet, muss weder „(m)issionarische Resignation“ noch „tiefe Skepsis der Welt gegenüber“ vorausgesetzt werden; so z.B. C. Dietzfelbinger, Das Evangelium nach Johannes (2 vols.; ZBK NT 4.1 und NT 4.2 in einem Bd; Zürich: TVZ, 20042) i.129.

41 Hier findet sich eine universale Ausrichtung der Sendung der Seinen, die mit 3.16–17 vergleichbar ist; vgl. 1.9; 12.32; 13.35.

42 Vgl. Bultmann, Evangelium, 351.

43 Im Sinne einer „Umkehrung der Werte“, gegen ein „Verhältnis von Macht und Unterordnung“ Zumstein, Johannesevangelium, 492; oder als Text, der „die gesamte Weltordnung von Herrschaft und Knechtschaft außer Kraft setze“ nach Thyen, Johannesevangelium, 592.

44 Auch der lukanische Jesus gibt seinen Aposteln beim letzten Mahl korrigierte Hinweise zu ihrer Aussendung; vgl. Lk 22.35–8.

45 Das Gebet ist ein typischer Abschluss literarischer Gattungen, in denen es um Abschiedssituationen geht; vgl. M. Winter, Das Vermächtnis Jesu und die Abschiedsworte der Väter: Gattungsgeschichtliche Untersuchung der Vermächtnisrede im Blick auf Joh. 13–17 (FRLANT 161; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1994) 45–211.

46 Vgl. Koester, C. G., Symbolism in the Fourth Gospel: Meaning, Mystery, Community (Minneapolis: Fortress, 2003 2) 270–5Google Scholar; Thyen, Johannesevangelium, 640–5; Zumstein, Johannesevangelium, 560–1; auch eine unspezifische Herkunft der johanneischen Bildverwendung aus der Enzyklopädie des Weinbaus wird diskutiert, vgl. Haldimann, Rekonstruktion, 150–1. Zur Differenz von Weinberg und Weinstock C. C. Caragounis, „‚Abide in me‘: The New Mode of Relationship between Jesus and his Followers as a Basis for Christin Ethics (John 15)“, Rethinking the Ethics of John (hg. J. G. van der Watt/R. Zimmermann; WUNT 291; Tübingen: Mohr Siebeck, 2012) 250–63, hier 250–5.

47 Vgl. Scholtissek, ‚„In ihm‘“, 279–80.

48 Vgl. Thyen, Johannesevangelium, 640–1.

49 Vgl. van der Watt, Family, 54.

50 Petra von Gemünden spricht zurecht von einem „Zugehörigkeitsbild“; vgl. P. von Gemünden, Vegetationsmetaphorik im Neuen Testament und seiner Umwelt: Eine Bildfelduntersuchung (Freiburg: Universitätsverlag, 1993) 166.

51 Der Einwand, dass die uneingeschränkt positive Beziehung nur dem Weinstock, nicht jedoch den Reben gilt (z.B. Dietzfelbinger, Evangelium, ii.94), wird durch 15.3 entkräftet, da Jesus die erfolgte Reinigung der Jünger grundlegend feststellt; Dietzfelbinger betrachtet 15.3 als eine redaktionelle Ergänzung (Dietzfelbinger, Evangelium, ii.96).

52 Die Bedeutung der Stelle für die johanneische Christologie und Ekklesiologie ist bereits semantisch an der erstmaligen Verwendung von ἔργον (vgl. 6.29; 17.4) und τɛλɛιόω (vgl. 5.36; 17.4,23; 19.28,30) zu erkennen; vgl. A. Culpepper, „John 4:35–38: Harvest Proverbs in the Context of John's Mission Theology“, Designs for the Church in the Gospel of John: Collected Essays 1980–2020 (WUNT 465; Tübingen: Mohr Siebeck, 2021) 361–82, hier 362.

53 Dietzfelbinger, Evangelium, ι.115, er sieht in 4.35–38 jedoch eine „Sprachwelt (…), die man nur hier im Johannesevangelium findet“.

54 Vgl. Culpepper, „Harvest Proverbs“, 365–69.

55 Vgl. zu den verschiedenen Forschungspositionen Culpepper, „Harvest Proverbs“, 368–76.

56 So richtig Thyen, Johannesevangelium, 278–9. Culpepper spricht im Anschluss an Gérard Genette von einer „completing analepsis“ (Culpepper, „Harvest Proverbs“, 370).

57 Moloney spricht von „the theological foundation of his own mission and the basis for all that he has yet to say to them about their mission“ (F. J. Moloney, Belief in the Word: Reading John 1–4 (Minneapolis: Fortress, 1993) 158).

58 Thyen nennt die synoptischen Gleichnisse zu Saat und Ernte (Mk 4.3–9,26–9,30–2; Mt 13.3–9,18–30,31–2; Lk 8.4–8; 13.18–19) als Prätexte (Thyen, Johannesevangelium, 559).

59 Zumstein verweist auf das „Sammeln der Gemeinde“; vgl. Zumstein, Johannesevangelium, 454.

60 Vgl. Culpepper, „Harvest Proverbs“, 378. Die Begegnung zwischen Jesus und den Hellenen erscheint damit als „Frucht seines Todes“; vgl. Zumstein, Johannesevangelium, 454.

61 Das Lexem διάκονος findet sich nur noch in 2.5,9 für die Diener, die für die Bewirtung zuständig sind und wissen, dass der Wein von Jesus kommt, während der Speisemeister ahnungslos ist. Das Verb διακονɛῖν findet sich auch in 12.2 für die feierliche Aufwartung durch Martha. Mit dem Lexem und seinen Ableitungen können unterschiedliche Aufgaben, insbesondere auch Botenfunktionen beschrieben werden, so dass sich vor allem in der neutestamentlichen Briefliteratur und in der Apostelgeschichte auch eine Verwendung für die Evangeliumsverkündigung findet (u.a. Apg 1.17,25; 6.4; 20.24; 2Kor 4.1; 5.18; 11.15,23; Kol 1.23,25; 1Tim 1.12; 3.8,10,12,13; 4.6; 2Tim 4.5); vgl. zur Wortverwendung A. Hentschel, Diakonia im Neuen Testament: Studien zur Semantik unter besonderer Berücksichtigung der Rolle der Frauen (WUNT ii/226; Tübingen: Mohr Siebeck, 2007) 374–82.

62 Dietzfelbinger sieht hier zurecht eine „Definition, die innerhalb der anderen neutestamentlichen Definitionen des Jüngerseins als etwas Eigenes dasteht … Jünger und zwar Urjünger, wie die Mitglieder des Zwölferkreises Urjünger waren, wird und ist ein Mensch ausschließlich kraft seines Bleibens an Christus als dem wahren Weinstock“ (Dietzfelbinger, Evangelium, ii.101).