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Published online by Cambridge University Press: 29 July 2016
Die Sammlung Borghese gehort unter manchen Gesichtspunkten zu den wichtigsten und interessantesten Handschriftenfonds der Vatikanischen Bibliothek. Ihrem Umfang nach ist sie relativ klein: sie umfasst ungefahr vierhundert Codices, von denen die meisten Pergamenthandschriften des 13. und des 14. Jahrhunderts sind. Aber unter diesen vierhundert Banden befinden sich kostbarste Schatze, insbesondere auf philosophisch-theologischem und juristischem (oder kanonistischem) Gebiet, die schon aile in geniigen wurden, um diesem Fonds seinen Wert und seine Bedeutung zu geben. Doch was daruber hinaus dieser kleinen Handschriftensammlung ihren besonderen Reiz und ihre Ausnahmestellung verleiht, ist ihre Geschichte. Habent sua fata libelli: wohl von kaum einer andern Bibliothek der Welt gilt dieses Wort in gleichem Mass wie von der unseren.
1 Zentralblatt für Bibliothekswesen 23 (1916) 215ff.Google Scholar
2 Nur Bd. I ist erschienen (Rom 1890); die Neuauflage (1947) mit einem Ergänzungsband Pelzer, von A.: Addenda et emendanda ad Francisci Ehrle Historiae … tomum I. Google Scholar
3 Ehrle hat beide Kataloge a.a.O. veröffentlicht.Google Scholar
4 Teilweise veröffentlicht bei Ehrle, a.a.O. Google Scholar
5 In einer grossen Anzahl von Borghese-Handschriften finden sich Anweisungen für den Rubricator (Titel, Nummern der Quaestionen oder Kapitel usw.), die von derselben Hand stammen und meist mit Silberstift geschrieben sind. Die gleiche Hand hat auch hie und da sachliche Anmerkungen an den Rand geschrieben und einmal (Borgh. 112, fol.106r, auf der ersten Seite der Summa contra gentiles) einen Namen angegeben: ‘frater Iacobus de Boibona,’ in einer Weise, die nur als Besitzervermerk aufgefasst werden kann. Näheres über diesen frater Iacobus, der ein Beamter der päpstlichen Bibliothek gewesen sein muss, konnten wir bis jetzt nicht feststellen.Google Scholar
6 So ist z.B. ohne Zweifel eine Prachthandschrift von Petrus Aureolis Sentenzenkommentar (Borgh.329) auf Befehl des Papstes geschrieben worden. Wir haben darüber schon an anderer Stelle berichtet: ‘Diskussionen über das aktuell Unendliche in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts,’ Divus Thomas 25 (Fribourg 1947) 319 n. 2.Google Scholar
7 ‘Ceterum cum a legendo eum [scil. Iohannem XXII] et senium et curarum varietas retar-daret, gratissimus erat illi quisquis defloratos, ut proprie dicam, libros sub breviloquio perstringeret redigeretque in eas quas “tabulas” vocant, in quibus omne quod ex libris quaereretur facillime esset inventu’ (Rerum memorandarum lib. II cap. 91; Opere ed. naz. 14 [Florenz 1943] 102). Ehrle hat auf diese Stelle schon aufmerksam gemacht.Google Scholar
8 ‘… de mandato sanctissimi patris et domini domini Iohannis divina providentia sacrosancte romane ac universalis ecclesie pape XXII …’ Google Scholar
9 Borgh. 116, 117, 119. Die Bände enthalten pars 1; 2.2; 3 (1.2 fehlt). Borgh. 118 bringt noch einmal eine kürzere Redaktion der Abbreviation von 2.2.—Cod. 116 und 118 sind in Avignon im Jahr 1324 geschrieben, Cod. 117 im Jahr 1323, und zwar offenbar vor der Heiligsprechung (18. VII. 1323), denn im Explicit heisst es: ‘… excepta de secunda secunde Thome de Aquino …,'und erst nachträglich ist am Rand hinzugefügt: ‘sancti.’ Cod. 119 ist erst 1332 geschrieben.Google Scholar
10 ’Das Quodlibet des Thomas de Wylton,’ Recherches de théologie ancienne et médiévale 14 (1947) 106ff.Google Scholar
11 Destrez, J., La pecia dans les manuscrits universitaires du XIIIe et du XIVe siècle (Paris 1935); vgl. auch die Einleitung zu Études critiques sur les oeuvres de S. Thomas I (Bibl. thomiste 18, Paris 1933).Google Scholar
12 Allerdings findet sich nirgends die ausdrückliche Bezeichnung pecia (und nur an einer Stelle eine Nummer, die sich auf die Zählung der Petien beziehen könnte: fol. 91r steht am oberen Rand xcvii); aber bei einer ganzen Reihe von unsern Faszikeln ist unverkennbar auf dem oberen Rand der ersten Seite eine Überschrift ausradiert.Google Scholar
13 Nämlich ff.51–54 (1 binio) ; ff.63–70 (2 biniones); ff.75–102 (7 biniones) ; ff. 111–218 (27 biniones) . Im Ganzen enthält der Band 241 Blätter.Google Scholar
14 An den Nahtstellen entstehen dann die üblichen leeren Stellen, oder es wird umgekehrt ein Zusatzblatt nötig (z.B. fol. 48 bis, in Oktav).Google Scholar
15 Borgh. 57, 134, 312, 362. Die Codices 96 und 346 haben laut Besitzervermerk Petrus Rogerii gehört, als er Kardinal und Erzbischof von Rouen (cardinalis Rothomagensis) war; in Borgh. 316 heisst es, von seiner Hand geschrieben: ‘Istum librum habui de monasterio caze dei.’ Google Scholar
16 Borgh. 34.Google Scholar
16a Wir haben den Nachweis an anderer Stelle geführt: ‘Der literarische Nachlass des Petrus Rogerii (Clemens VI.) in der Borghesiana,’ Recherches de théologie ancienne et médiévale 15 (1948) 332ff.; 16(1949) 72ff.Google Scholar
17 Eine Anzahl von ihnen hat Ehrle a.a.O. veröffentlicht.Google Scholar
18 Vgl. Ehrle, F., ‘Petrus Johannis Olivi, sein Leben und seine Schriften,’ Archiv für Litteratur-und Kirchengeschichte des Mittelalters 3 (1887) 409ff.Google Scholar
19 Er soll der Urheber eines Attentats auf den Papst gewesen sein, das mit magischen Mitteln nicht gegen dessen Person direkt, sondern gegen ein ihn darstellendes Wachsbild ausgeführt worden war. Vgl. zu diesem Prozess Valois’ Artikel über Jacques Duèse (Johann XXII.) in der Histoire littéraire de la France 34, 391ff.Google Scholar
20 ‘Scriptum Avinioni in die S. Clementis pape et martyris, pontificatus vestri felicis anni secundo:’ Clemens VI. wurde 1342 Papst.Google Scholar
21 Im Wortlaut so: ‘Sanctissimo patri ac domino domino Clementi supernaque vocatione pape sexto creatura vestra Walterus de Burleye inter doctores theologos minimus … Diebus istis senectutis mee post expositiones certe multum laboriosas quorundam librorum logice ac etiam philosophie naturalis conatus sum exponere predictos duos libros [scil. Ethicorum et Politicorum Aristotelis] … Nomini igitur vestre sanctitatis … expositionem predictorum duorum librorum merito dedicavi, et nunc expositionem libri Politicorum eidem sanctitati vestre presentandam dignum fore putavi …’ (fol. 1v).Google Scholar
22 Das gilt gerade von seinem Politikommentar, der in anderen Handschriften Richard Bury gewidmet ist; vgl. Thomson, S. H., ‘Walter Burley's Commentary of the Politics of Aristotle,’ Mélanges A. Pelzer (Louvain 1947) 557ff. und Maier, A., ‘Zu Walter Burleys Politikkommentar.’ Recherches de théol. anc. et méd. 14 (1947) 332ff.Google Scholar
23 Überdies sind beim Binden in vielen Fällen die Ränder beschnitten worden, wobei häufig Verfassernamen und Titel ganz oder teilweise weggefallen sind.Google Scholar
24 A. Pelzer hat darauf aufmerksam gemacht: ‘Le premier livre des Reportata Parisiensia de Jean Duns Scot,’ Annales de l'Institut Supérieur de Philosophie (Louvain 1924) 458.Google Scholar
25 Das ist in jüngster Zeit (1947–48) geschehen für Cod. 29, 46, 54, 69, 89.Google Scholar
26 Maier, A., ‘Nouvelles questions de Siger de Brabant sur la Physique d’Aristote,’ Revue philosophique de Louvain 44 (1946) 497ff.Google Scholar
27 Sie sind in der Sammlung Les philosophes belges von Ph. Delhaye (Bd. 15, Louvain 1941) ediert worden. Ihre Echtheit wurde vor allem von B. Nardi angezweifelt.Google Scholar
28 Borgh. 151; vgl. Maier, A., ‘Ein neues Ockham-Manuskript (Die Originalform der Expositio aurea?),’ Gregorianum 28 (1947) 101ff.Google Scholar