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Zu einem unbeachteten Maximuszitat in Periphyseon des Johannes Scottus Eriugena
Published online by Cambridge University Press: 29 July 2016
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Die Bedeutung der Schriften Maximus des Bekenners für das Denken von Johannes Scottus Eriugena ist mehrfach und aus verschiedener Blickrichtung hervorgehoben worden. Zunächst und vor allem als übersetzer von Maximus, der für den Ihren hauptsächlich als Kommentator der areopagitischen Schriften ins Blickfeld rückte, dann aber auch durch das Viele, was aus dem Gedankengut des griechischen Kirchenvaters in sein eigenes œuvre einfloß, wurde Johannes Scottus zu einem Vermittler der Geistigkeit und des Denkens von Maximus an das lateinische Mittelalter.
Die nachstehenden Ausführungen beschränken sich auf ein Detail im Verhältnis Maximus–Johannes Scottus: ein Zitat aus den Quaestiones ad Thalassium im zweiten Buch von Periphyseon.
- Type
- Miscellany
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References
1 Vgl. beispielsweise Garrigues, J.-M. und Riou, A., 'Théophanie selon Jean Scot Erigène et divinisation selon saint Maxime le Confesseur,’ École Pratique des Hautes Études, Ve section — Sciences Religieuses, Annuaire 77 (1969–1970) 312–14; S. Gersh, From Iamblichus to Eriugena (Leiden 1978); ders., 'Omnipresence in Eriugena. Some Reflections on Augustino-Maximian Elements in Periphyseon,’ in W. Beierwaltes (Hrsg.), Eriugena. Studien zu seinen Quellen (Abh. Akad. Heidelberg 1980–83; Heidelberg 1980) 54–74. E. Jeauneau, 'Jean l'Erigène et les Ambigua ad Iohannem de Maxime le Confesseur,’ in F. Heinzer und C. Schönborn (Hrsg.), Maximus Confessor. Actes du Symposium sur Maxime le Confesseur (Fribourg 1982) 343–64.Google Scholar
2 Vgl. bes. Jeauneau (s. Anm. 1), S. 344–46; dort auch über die Rolle des Anastasius Bibliothecarius, dem das Verdienst zukommt, Johannes mit Maximus bekanntgemacht zu haben, indem er Karl dem Kahlen die durch die Scholien von Maximus und Johannes Skythopolis ergänzte Dionysius-Übersetzung von Johannes Scotus zurückschickte (Anastasii Bibliothecarii Epistola 13: MGH Ep. 7.430–34). Google Scholar
3 Die Quaestiones ad Thalassium werden im folgenden zitiert nach der neuen Ausgabe von C. Laga und C. Steel (CCG 7; Turnhout 1980), soweit diese schon vorliegt. Nach dem Kürzel Thal. jeweils die Nummer der Quaestio und die Zeilenzahl nach Laga-Steel. Periphyseon wird zitiert nach der Ausgabe von I. P. Sheldon-Williams (Scriptores Latini Hiberniae 7, 9, 11; Dublin 1968–1981) für die Bücher 1–3, sonst nach PL 122. Google Scholar
4 Laga-Steel, , xcviii; Jeauneau 355 Anm. 42.Google Scholar
5 Da die Edition der Thal.-Übersetzung Eriugenas erst bis und mit Quaestio 55 vorliegt (s. Anm. 3), wurde die eine der beiden Hss., in denen der Text überliefert ist, zum Vergleich herangezogen, und zwar der leichter erreichbare Codex Troyes 1234, von welchem mir die Direktion der Bibliothèque municipale de Troyes freundlicherweise Mikrofilmaufnahmen zukommen ließ. Die Abkürzung cf. bedeutet freies Zitat. Kursiv gesetzt sind im Periphyseon-Text die wörtlich aus Maximus übernommenen Stellen. Bei der Übersetzung von Thal. 63 ist in Klammern jeweils auf die entsprechende Stelle im griechischen Text (nach der Ausgabe von Combéfis) hingewiesen.Google Scholar
6 Ich gebe hier den Wortlaut von Reims 875, d.h. der ältesten Textgestalt des Periphyseon. Die Hs. folgt wortgetreu dem Text von Thal. 63. Spätere Überlieferungsstufen haben substantialiter für essentialiter (88.29) sowie procedit für procedens (88.30). Außerdem bringt schon der Autor der Randzusätze in Reims 875 (zu diesen vgl. jetzt T. A. M. Bishop, 'Auto-grapha of John the Scot,’ in Jean Scot Erigène et l'histoire de la philosophie [Paris 1977] 89–94) an dieser Stelle eine stilistische Glättung des Maximus-Zitates: er nimmt dem zweimaligen Ablativ natura (88.28 und 29), dem man die Übersetzung aus dem Griechischen noch ganz unverhüllt ansieht, durch Hinzufügen der Präposition in etwas von seinem für lateinische Ohren befremdlich wirkenden Charakter. Vgl. zum Ganzen den kritischen Apparat bei Sheldon-Williams 88.Google Scholar
7 S. xcviii. Google Scholar
8 Zu den verschiedenen Entwicklungsstufen des Textes vgl. Sheldon-Williams 1.5–10. Google Scholar
9 Meyvaert, P., 'The Exegetical Treatises of Peter the Deacon and Eriugena's Latin Rendering of the Ad Thalassium of Maximus the Confessor,’ Sacris Erudiri 14 (1963) 130–48.Google Scholar
10 Meyvaert, P., 'Eriugena's Translation of the Ad Thalassium of Maximus: Preliminaries to an Edition of this Work,’ J. J. O'Meara und L. Bieler (Hrsg.), The Mind of Eriugena. Papers of a Colloquium, Dublin 14–18 July 1970 (Dublin 1973) 78–88, bes. 82. Etwas anders Laga-Steel xcviii und E. Jeauneau in seiner Einleitung zu Jean Scot, Homélie sur le prologue de Jean (Sources Chrétiennes 151; Paris 1969) 34 und 48.Google Scholar
11 Scot, Jean, Commentaire sur l'Évangile de Jean ed. Jeauneau, E. (Sources Chrétiennes 180; Paris 1972), 246–49.Google Scholar
12 l'Erigène', l'Erigène' (s. Anm. 1) 359.Google Scholar
13 23 (16–32). Ed. Jeauneau, (s. Anm. 10) 312–14.Google Scholar
14 234 (Anm. 290 zu 88.33–90.2). Google Scholar
15 Vgl. auch Periphyseon 2.19 und 20 (Sheldon-Williams 66.9–20 und 68.19–30). Google Scholar
16 'Donorum autem distributionem quasi quandam proprietatem spiritui sancto theologia dedicat' (90.26–27). Google Scholar
17 'Et si nemo sane credentium recteque intelligentium haesitat affirmare spiritualia dona quae propheta Isaias super caput ecclesiae quod est Christus requietura prophetauit non per alium nisi per spiritum sanctum deo uerbo incarnato distributa esse, quid mirum si ecclesiae quae est corpus eius non solum dona gratiae per Christum sed etiam dona naturae per eundem Christum idem spiritus dividat et det?' (86.19–25) 'sed et praeter haec dona gratiae … bonorum omnium donationes quae et secundum essentiam sunt et secundum naturalia accidentia non aliunde venire nemo fidelium dubitat nisi ex causa omnium bonorum, ex patre dico ex quo omnia, per filium in quo sunt omnia, nec eorum per alium nisi per spiritum sanctum esse distributionem (90.2–8; Hervorhebungen von mir). Google Scholar
18 Heinzer, Dazu F., 'L'explication trinitaire de l'Économie chez Maxime le Confesseur,’ in Maximus Confessor (s. Anm. 1), 159–72.Google Scholar
19 Aufschlußreich ist auch die knappe, formelhafte Zusammenfaßung dieses Gedankengangs in Kapitel 91 ('Quid cuique persone conveniat'), der ganz dem Periphyseon verpflichteten Clavis Phusicae des Honorius Augustodunensis: ed. Lucentini, P. (Temi e Testi 21; Rom 1974) 65f.Google Scholar
20 Madec, G., 'L'embarras de la citation,’ Freiburger Zeitschrift für Philosophie und Theologie 29 (1982) 361–72.Google Scholar
21 Vgl. auch Laga-Steel xcviii. Google Scholar
22 Vgl. Mathon, G., 'Saint Augustin et Scot Erigène,’ in Augustinus Magister III (Paris 1954) 419–28, bes. 420. Zur Diskussion der von Mathon vorgebrachten Argumente zur Erklärung der impliziten Augustinuszitate bei Eriugena s. Madec 366. Dessen Skepsis scheint mir sehr berechtigt, und sie hat erst recht Gültigkeit im Hinblick auf die Zitate aus Maximus, da dessen Werk für Eriugenas Zeitgenossen praktisch terra incognita war.Google Scholar
23 Vgl. Mathon 423–28. Google Scholar
24 Madec, , 371f., weist eindringlich auf diesen Aspekt hin.Google Scholar
25 In der dritten Textstufe von Periphyseon (Paris, Bibliothèque nationale, ms. lat. 12964) wird diese Sicht durch den Zusatz a quo ausdrücklich im Sinne des Filioque akzentuiert. Vgl. dazu den Apparat zur Stelle bei Sheldon-Williams sowie dessen Anm. 289 (233). Google Scholar
26 Wichtiges zu diesem Aspekt in W. Beierwaltes' Einführung zum Freiburger Eriugena-Colloquium von 1979: in Eriugena. Studien zu seinen Quellen (s. Anm. 1) 2. Google Scholar