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Wyclifs Polemik Gegen Ockhams Auffassung Der Platonischen Ideen Und Ihr Nachklang in Der Tschechischen Hussitischen Philosophie
Published online by Cambridge University Press: 17 February 2016
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In der letzten Zeit haben zwei bedeutende Wyclif-Forscher, G. A. Benrath und B. Töpfer, übereinstimmend bemerkt, dass man noch weit davon entfernt sei ‘Wyclif’s place in history’ besrimmen zu können. Meiner Meinung nach trägt auch die Tatsache dazu bei, dass die bisherige Forschung viel mehr Aufmerksamkeit den wichtigen ecclesiologischen und sozialkritischen Ansichten Wyclifs widmete, wobei die eigentlichen philosophischen Werke des doctor evangelicus eher vernachlässigt wurden. Das betrifft sogar die schon früher herausgegebenen Schriften. Einige wichtige philosophische Schriften von Wyclif’sind aber erst in der allerletzten Zeit zur Edition vorbereitet worden und standen sogar noch nicht im Jahre des 600. Todestages ihres Autors zur Verfügung. Es handelt sich besonders um die drei grössten und in ihrer Zeit am meisten verbreiteten Traktate des grundlegenden philosophischen Werkes von Wyclif—der Summa de ente, die Traktate De Untversalibus (I, 6), De Tempore (I, 7) und Deldeis (II, 5). Sie blieben auch deshalb weni-ger bekannt.
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- Copyright © Ecclesiastical History Society 1987
References
1 Benrath, G. A., ‘Stand und Aufgaben der Wyclif-Forschung’, Theologische Literaturzeitung 92 (1967)Google Scholar Hf. 4, Sp. 264; Töpfer, B., ‘John Wyclif—mittelalterlicher Ketzer oder Vertreter einer fruhreformatorischen Ideologie’, Jahrbuch für Geschichte des Feudalismus 5 (1981) S. 89.Google Scholar
2 Wie längst bekanntlich, hat in der Reihe der lateinischen Schriften der Wyclif’society M. Dziewicki irrtümlich den Traktat De Untversalibus des tschechischen Philosophen und Hussens Lehrers M. Stanislaus von Znaim herausgegeben. Cf.Wyclif, J., Miscellanea philosophica II (London 1905)Google Scholar S. 1-151. Die eigentliche Schrift De Universalibus von Wyclif blieb unediert. Cf.J. Sedlák, ‘Filosofické spisy Viklefovy’ (Wyclifs philosophische Schriften), Studie a texty k náboženským dějinám českým II (1915) S. 118-21; Thomson, S. H., ‘Some Latin Works Erroneously Ascribed to Wyclif’, Speculum 3 (1928) S. 383–4CrossRefGoogle Scholar.—Als erste von den drei erwähnten Schriften erschien jetzt die sorgfältige und verdienstvolle kritische Edition von De Universalibus: Wyclif, J., Tractatusde Universalibus, ed. Mueller, I. J. (Oxford 1985), 403 S.Google Scholar (Weilich diese Edirion während meiner Arbeit an diesem Artikel noch nicht zur Verfügung hatte, musste ich handschriftliche Quellen benützen. Erst nachträglich konnte ich die benützten Zitate mit den Stellenangaben aus dieser Edition versehen.) Die Edition von De Tempore bereitet Allen du Pont Breck vor. ( Cf.Thomson, W. R., The Latin Writings of John Wyclif, An Annotated Catalog (Toronto 1983) S. 26.Google Scholar) Selbst habe ich die Edirion von De Ideis vorbereitet (vgl. dazu Anm. 15).
3 Cf.Šmahel, F., ‘“Doctor evangelicus super omnes evangelistas”, Wyclif’s Fortune in Hussite Bohemia’, BIHR 43 (1970) S. 16–34.Google Scholar
4 Dieser wertvoller Kodex befindet sich jetzt in der Kungliga Biblioteket Stockholm (Codex Holmiensis A. 164), wohin er während des dreissigjährigen Krieges gekommen ist.
5 Cf.Šmahel, F., ‘Verzeichnis der Quellen zum Prager Universalienstreit’, Mediaevalia Philosophica Polonorum 25 (1980) S. 12–15Google Scholar.
6 Palacký, F., Documenta Mag. Joannis Hus vitam, doctrinam, causam in Constantiensi concilio actam… iltustranlia (Pragae 1869) S. 280.Google Scholar
7 Pragensis, Hieronymus, Recommendacio arcium liberalium ed. Molnár, A., Výbor z české literatury doby husitské I (Praha 1963) S. 246.Google Scholar
8 Ais den schlimmsten Ketzer bezeichnet ihn der Prager Erzbischofjohann von Jenstejn schon in den 80.Jahren des XIV.Jhdts. dejenstein, Joannis Tractatus De consideration, ed. Sedlák, J., Studie a texty k náboženským dějinám českým II (1915) S. 105Google Scholar. Den Teufelssohn hat von ihm die Parodie Missa Wiklefistarum gemacht, die vielleicht aus dem J. 1403 stammt, und von den Prager deurschen Professoren oder Studenten verfasst wurde. Ed. J. Loserth in den Beilagen seines Buches Hus und Wyclif, Zur Genesis der husitischen Lehre, (Prag 1884) S. 299-303.
9 Vgl.dazu z.B.:V. FlajŠhans,’Spálení knih Viklefových 1410’,(Die Verbrennung der Bücher von Wyclif im J. 1410), Český časopis historicitý 42 (1936) S. 77-88.
10 Ausführlich wird diese Verteidigung, die vom 27. 7. bis zum 6. 8. 1410 dauerte, bei V. Novotný, M.Jan Hus, I/1, (Praha 1919) S. 417-29 dargestellt.
11 ‘ Ausser den schon erwähnten Arbeiten auch bei F. M. BartoŠ, Cechy v dobĕHusově (Böhmen im Zeitalter von Hus) (Praha 1947) S. 259 et sqq., und neu Přehleddějin Československa (Übersicht der tsechechoslowakischen Geschichte) I/1:do roku 1526, (Praha 1980)S. 419-28.
12 Plzna, Procopius de, Defensio tractatus de ideis magistri Wycleph, ed. Loserth, J., Hus und Wiclif, (Prag 1884) p. 284Google Scholar: ‘Universitates sunt enim tanquam aurifodine, in quibus sepius ut purum aurum veritates plane aliquando vero luto falsitaris apparenter permixte de profundis mencium abissis graviter effodiuntur, ubi aurum veritaris igne argumentorum examinatur certeque septuplum expurgatur.’
13 Die volle Abhängigkeit des Hussirismus am Wyclifismus versuchte einseitig auf solche Weise z.B. J. Loserth (im zitierten Buch) beweisen. Uhlirz, Seine Schülerin M., Die Genesis der vier Prager Artikel (Wien 1914), S. 98Google Scholar, kam sogar zum Schluss, dass “wir in Wiclif allein den geistigen Urheber des religiösen Programms der Hussiten erblicken und nur in seinen Lehren den Ursprung der vier Prager Artikel erblicken (dürfen).’
14 Diese Quellen sind in ihrer Mehrzahl bisher auch nicht ediert worden.
15 Die Edition des Traktats Deldeis auf Grund aller 15 erhaltenen Handschriften wird im Verlag B. G. Teubner in Leipzig geplant (Erscheinungsjahr 1988).
16 Z.B. in den zitierten Arbeiten von V. Novotný und F. M. Barroš (siehe Anm. 10, 11).
17 Registrum de Ydeis befindet sich unter dieser Überschrift in der Handschrift Státni knihovna ČSR—Univerzitni knihovna Praha (weiter UK Praha) XE 11, 175va-177ra und entstand vielleicht um 1420. Es handelt sich um ein alphabetisches Sachregister, in dem bei den einzelnen Schlagwörtern die Nummer das Kapitel des Traktats, und der Buchstabe den bestimmten Abschnitt des Kapitels angibt. (Z.B. ‘Auctoritas Dionysii pro ydeis, exemplum quadruplex 1 M’). Auf das Registrum hat besonders F. M. BartoŠ, Literární činnost. M. Jana Rokycany, M.Jana Příbrama a M. Petra Payna (Die literarische Tätigkeit von …), (Praha 1928) S. 101-2, aufmerksam gemacht. Das Kommentar befindet sich in der bohemikalen Handschrift der Österreichischen Nationalbibliothek Wien (weiter ÖNB Wien) 4523, 133r-156r, wo es den dort eingeschriebenen Text von De Ideis als glossa marginalis begleitet. Es entstand um 1412 und blieb bisher ganz unbeachtet (es wird auch nicht in den Handschriftenkatalogen der ÖNB Wien erwähnt). Im Zusammenhang mit meiner Edition von De Ideis bereite ich auch die Herausgabe dieser beiden Texte vor.
18 Ich konnte insgesamt 18 solche Texte feststellen. Die wichtigsten von ihnen werden weiter angeführt. Verzeichnis aller dieser Texte befindet sich im Herold, Buch V., Pražská universita a Wyclif, (Prager Universitàt und Wyclif), (Praha 1985—im Drude) S. 142–3Google Scholar. Ausserdem wurde selbstverständlich der Ideenlehre in Prag auch in weiteren philosophischen Texten, hauptsächlich denen, die sich mit der Universalienproblematik befassen, Aufmerksamkeit gewidmet (ibidem S. 144-5).
19 Eigentlich hat nicht einmal der Gründer der Ideenlehre Plato seine Ansichten über Ideen irgendwo systematisch dargestellt. Auch im Mittelalter wurde die Ideenlehre hauptsächlich in margine anderer Werke, z.B. der Sentenzkommentare, bearbeitet. Wyclif’s De Ideis stellt als ein selbständiges, füinf Kapitel umfassendes und systematisch durchgearbeitetes Werk eher eine Ausnahme dar. Es ist deshalb überraschend, dass Wyclifs Ideenlehre praktisch ganz aus der Geschichte der Ideenauffassungen im Mittelalter ‘herausgefallen’ ist. Wyclif wird nicht einmal in den Arbeiten erwähnt, die sich speziell mit diesen Fragen befassen. Z.B. bei K. Gronsau, Platons Ideenlehre im Wandel der Zeiten, (Braunschweig 1929); Garin, P., La théorie de l’idée suivant l’école thomiste (Paris 1930)Google Scholar; Rüssmann, H., Zur Ideenlehre der Hochscholastik (Würzburg 1937)Google Scholar; Wanke, O., Die KritikWilhelms von Alnwick an der Ideenlehre des Johannes Duns Scotus (Bonn 1963)Google Scholar. Auch der Arrikel ‘Idee’ im Historischen Wörterbuch der Philosophie, (hrsg. von J. Ritter), Bd. 4, (Basel 1976), wo gründlich (Sp. 62-101) die historische Entwicklung der Ideenlehre von der Antike bis zur Neuzeit dargestellt wird, erwähnt Wyclif nicht. Der letzte, der sich mit Wyclif in diesem Zusammenhang befasste, war maier, F. Stauden, DieLehre von der Idee (Giessen 1840)Google Scholar, jedoch ohne Kennmis von Del deis und nur auf Grund der Kritik dieses Werkes von Thomas Netter.
20 Schon im Mittelater hat man den Text von Stanislaus von Znaim (siehe die in der Anm. 2 zitierte Edition, S. 1-22) fur eine relativ selbständige Untersuchung der Ideenproblematik gehalten, wie z.B. die Abschrift nur dieser 4 Kapitel (das ganze Werk hat 23 Kapitel) in der Biblioteka Jagiellońska Kraków (weiter 4 Kraków) 1855 fols. 143r-148r beweist. Die Quaestio UDSM von Stephan von Palecz ist in den Handschriften UK Praha X H 18, fols. 113r-116v; X E 24, fols. 362r-365v und Wissenschaftliche Allgemeinbibliorhek Erfurt (weiter Erfurt Ampl.) Q 253, fols. 25r-28r erhalten. Die Quaestio UUHS hat R. Palacz, ‘La Positio de universalibus d’Etienne de Palacz’, Mediaevalia Philosophica Polonorum 14 (1970) S. 116-29 herausgegeben.—Stanislaus und Stephan gingen sparer, im J. 1412, ins gegenhussitische Lager iiber. Hus schreibt von ihnen im J. 1413: ‘Cognovi enim ambos, quod prius vere fatebantur secundum legem Christi veritatem, sed timore percussi in adulacionem pape et in mendacium sunt conversi’. Cf. M.Jana Husi Korespondence a dokumenty, ed. V. Novotny, (Praha 1920) S. 170. Trotzdem würdigt noch damais Hus Stanislaus (in seiner Schrift Contra Sranislaum de Znoyma) folgendermassen: ‘Magister meus… a quo in suis exerciciis et acribus scolasticis multa bona didici’ und auf einer anderen Stelle dieser Schrift bekennt er, dass er ihn als Vater geliebt hat, wahrend er von Stephan (Contra Stephanum Palecz) sage ‘olym amicus meus et socius precipuus, nunc vero capciosissimus adversarius’. Cf. M. Iohannis Hus Opera omnia, tomus XXII: Polemica, ed.J. Eršil, (Praga 1966) S. 273, 352, 235.
21 Die Vorbereitung der Quaesrio UMAA von Matthias von Knín ist in der Handschrift Archiv Pražského hradu—kapitulní knihovna (weiter KK Praha) L. 45 fols. 57V-58V erhalten. Die Ausarbeitung dieser Quaestio von Paulus von Prag ist in der Handschrift ÖNB Wien 4673 fols. 134r-137r eingeschrieben.
22 Die Vorbereitung der Quaestio USNM von Hus hat B. Ryba, M. Iohannis Hus Quodlibet (Pragae 1948) S. 154-7 herausgegeben. Ihre Ausarbeitung durch Procopius von Pilsen ist in den Handschriften UK Praha X E 24, fols. 150V-155V und ÖNB Wien 4673, fols. 134r-137r erhalten. Im Jahre 1417 hat für Procopius von Pilsen noch der Quodliberarius Procopius von Kladruby die Quaestio Utrum singulorum encium secundum quodlibet modum ipsorum essendiydee in mente divina eterna in eodemgenere cause sintponende (KK Praha L. 27 fols. 49V-51r) vorbereitet, die Ausarbeitung von Procopius von Pilsen blieb aber nicht erhalten.
23 Die Quaestio UMAQ wurde erst vor kurzer Zeit von F. Šmahel entdeckt und idenrifiziert. Vgl. F. Šmahel, ‘Prolegomena zum Prager Universalienstreit’, The Universities in the Lale Middle Ages, (Leuven 1978) S. 253. Sie ist in der Handschrift UK Praha V H 13, fols. 6v-11v eingeschrieben. Die Quaesrionen UAPR and USFU hat J. Sedlák, Studie a texty k náboženským dějinám českým II (1915) S. 215-224, 229-258, herausgegeben. Vgl. dazu auch F. Šmahel, ‘Univerzitní Kvestie a polemiky M.Jeronýma Pražského’ (Universitàtsquaestionen und Polemiken des M. Hieronymus von Prag), Acta Universitatis Carolinae—Historia Universitatis Carolinae Pragensis (weiter AUC—HUCP) 22/2 (1982), S. 7-41.
24 Vgl. J. Kejř, Kvodlibetní disputace na pražskéuniversité (Disputationen de quolibet an der Prager Universität) (Praha 1971).
25 Ausführlicher befasse ich mich mit De Ideis und den Prager Ideentexten in der in Anm. 18 zitierten Arbeit. Die wichtigsten, nur handschrifdich erhaltenen hussitischen Ideenquaestionen habe ich zur Edition vorbereitet.
26 BJ Kraków 848 fol. 47va. (Diese Handschrift wurde zum Grund der paläographischen Umschrift für die Edition genommen.)
27 Herold, V., ‘Johannes Wyclif De Universalibus, edice úvodni části traktáru’, Filosofický časopis 18 (1970) S. 1009Google Scholar. Vgl. auch die in Anm. 2 zitierte krirische Edition der ganzen Schrift von I. J. Mueller (weiter ed.), p. 14/340-2.
28 Es handelt sich um Übereinsteimmung des Textes im 15. Kapitel De Universalibus beginnend von den Worten ‘quod ydea non habet diffinicionem quid rei…’ bis zu den Worten ‘.. non est relacio sed unicas essencialis individui’ (UK Praha XXIII F 58; fols. 68r-70r; ed. pp. 359/152-371/434) und im 4. Kapitel De Ideis von den Worten’ideo tercii dicunt, quod non habet diffinicionem quid rei… bis zu den Worten ‘… non est relacio sed essencialiter individuum’ (BJ Kraków 848, fols. 47va-48va). Auf Wyclifs Kritik von Ockham in De Universalibus, hat schon Robson, J. A., Wyclif and the Oxford Schools (Cambridge 1966) S. 173Google Scholar, aufmerksam gemacht.
29 Ockham, Guillelmi de Scriptum in librumprimum Sententiarum (Ordinatio), Distinctiones XIX-XLVIII, edd. Etzkorn, G. K. et Kelley, F. E. (St. Bonavenrure, N.Y. 1979) p. 486/1-4.Google Scholar
30 Siehe die zirierte Edition. Die Arbeit Maurer, von A., ‘The Role of Divine Ideas of William Ockham’, Studies Honoring I. C. Brady, (St. Bonaventure, N.Y., 1976) S. 357–77Google Scholar habe ich leider nicht zur Verfugung gehabt.
31 BJ Kraków 848 fol. 42va. Das Zitat fiihrt auch J. A. Robson, Wyclif and the Oxford Schools S. 174, an. Doctor Solemnis haben ausser der von Robson erwähnten Handschrift Trinity College Cambridge B. 16. 2, auch die Handschriften Escoriai e. II. 6 und Pavia, Biblioteca universitaria 311, während alle bohemikalen Handschriften irrtümlich doctor subtilils anführen. Die von Wyclif zirierte Ansicht kann man vielleicht auf die ähnlich lautende Stelle der Quodlibeta von Heinrich von Ghent (Parisiis 1518) fol. 354r, zurückführen.
32 Herold, Vgl. dazu V., ‘Wyclifova filozofie a platónské ideje’, Filozofický ĉasopis 33 (1985) S. 47–92.Google Scholar
33 UK Praha XXIII F 58 fol. 68r, ed. p. 359/159-62.
34 Vgl. z. B. in der zitierten Edition (Anm. 29) p. 486/19.
35 ‘Contra illud videtur primo, quod nature divine non competat dicta descriprio, quia certum est, quod principalissime intelligit se, et certum est, dum seipsum aspicit, potest multa ad extra producere’. De Ideis, BJ Kraków 848 fol. 47va; De Universalibus, UK Praha XXIII F 58 fol. 68r, ed. p. 360/170-4.
36 Guillelmi de Ockham Scriptum in librum primum Sentenliarum p. 487/4-10.
37 Die Begriffe idea und esse intelligibile creaturae beniitzt Wyclif als Synonyma. Vgl. z. B. ‘Ydea est forma eterna in mente divina, ad cuius exemplar Deus est productivus creature. Per hoc vero, quod est forma vel lux exemplaris eterna notatur, quod non est esse materiale crearure, sed principium effectivum creature. Et per hoc, quod ad eius exemplar creatura est producibilis patet, quod est summum esse, quia esse intelligible creature.’ De Universalibus, UK Praha XXIII F 58 70V, ed. p. 371/446-54.
38 ‘Quodlibet enim esse intelligible est eternum in Deo. Et quando queritur, quid est illud secundum essenciam, non invenitur alia essencia preter Deum… Sed in Deo… sunt omnia secundum esse intelligible eadem essencia.’ De Ideis, BJ Kraków 848 fol. 39rb.
39 De Ideis, BJ Kraków 848 fol. 47va; De Universalihus, UK Praha XXIII F 58 fol. 68r;ed. p. 360/174-7.
40 ‘Et superflue additur “principium effectivum intellectuale”, cum non potest esse intellectuale, nisi sit eflfectivum.’ De Ideis, BJ Kraków 848 fol. 47va; De Universalihus, UK Praha XXIII F 58 fol. 68r, ed. p. 360/184-6.
41 ‘Item videtur, quod quelibet creatura sit eterna sicut est quelibet ydea secundum Augustinum… Hic dicitur, quod dupliciter aliquid dicitur eternum: vel proprie, quod eternaliter actualiter existir; secundo modo large pro ilio, quod est eternaliter intellectum vel congni turn. Et sic quelibet creatura est eterna, sed non primo modo.’ De Ideis, BJ Kraków 848 fol. 47va; De Universalihus, UK Praha XXIII F 58 fol. 68r, ed. pp. 360/189-361/197.
42 ‘Tertia determinano Kynyngham contra Wyccliff De esse intelligibili crearure’, ed. W. W. Shirley, Fasciculi Zizaniorum Magistri Johannis Wyclif cum tritico (RS 1858), S. 82.
43 Waldensis, Thomas Netter, Doctrinale Antiquitatum fidei catholicae ecclesiae, ed. Blanciotti, B. I (Veneriis 1757)Google Scholar col. 41.
44 ‘A est ydea, quia ut concedit opinio, infinite sunt ydee in Deo, quia omnes possibiles… A est ydea, ergo ipsum est aliquid cognitum a principio intellectuali etc… Et cum A non sit Deus, sequitur, quod creatura actualiter et realiter existens sit A. Et per idem sequitur, quod omne possibile semper realiter actualiter existit in propria natura, quod sic opinantes dicunt vere posse concedi. … Sed procul a scola catholica ista responsio De Ideis, BJ Kraków 848 fol. 47vb (der letzte Satz fehlt); De Universalibus, UK Praha XXIII F 58 fol. 68v, ed. p. 361/200-14.
45 ‘Sed imirarores istorum respondent, quod hoc nomen ydea est terminus distrahens, et ita non sequitur “hoc est ydea, ergo hoc est”, sicud non sequitur’ ‘hoc est congnitum a Deo, ergo hoc est”.’ De Ideis, BJ Kraków 848 fol. 47vb; De Universalibus (der erste Satz beginnt ‘Hie discipuli illius opinionis…’), UK Praha XXIII F 58 fol. 68v; ed. p. 362/215-18.
46 ‘Isti dupliciter exorbitant: Primo in hoc, quod negant descripcionem, que est fundamentum posicionis, secundo, quod utuntur hoc nomine ‘ydea’ pure participialiter, quod nullus rectilogus facit, cum ydea ut huiusmodi sit exemplar, forma vel racio.’ De Ideis, BJ Krakow 848 fol. 47vn; De Universalibus fol. 68v, ed. p. 363/219-24. Auf die Schwierigkeiten der Interpretation des BegrifTes ratio wurde in diesem Zusammenhang mehrmals angewiesen. Z. B. der grosse Kenner von Plato (und Übersetzer des ganzen corpus platonicum ins Tschechische) F. Novotný wagte nicht in seiner Geschichte des Platonismus von der Antike bis zur Neuzeit diesen Begriff zu übersetzen. Vgl. F. Novotný, The Posthumous Life of Plato (Prague 1977) S. 209. H. Rüssmann, Zur ldeenlehre der Hochscholastik, führt fur ratio folgende Aquivalente an: Vernunft, Gedanke, Grund, inneres Gesetz, Besrimmtheit. Ich benütze hier das Ăquivalent ‘Gedanke’, das vielleicht am besten dem augustinischen Ausgsangspunkt Wyclifs entspricht.
47 Ergo ydea ut huiusmodi est res alique, quia aliter non esset reperibile genus, ponendum in descripcione ydee.’ Deldeis, BJ Kraków 848 fol. 47vb; De Universalibus, UK Praha XXIU F 58 fol. 68v, ed. p. 362/224-7.
48 ‘Unde miror, quo sensu sic opinans concedit, quod ydee sint? … Ideo notato sensu sic opinancium patet, quod descripserunt ydeatum, sed non ydeam.’ De Ideis, BJ Krakow 848 fol. 47vb; De Universalibus, UK Praha XXIII F 58 fol. 68v, ed. pp. 362/235-363/242.
49 Zur Attribution des pseudoaugustinischen Zitats vgl. den Artikel ‘Idee’ in Hislorisches Wö’rterbuch der Philosophie, Bd. 4, Sp. 83. Dem Einfluss des Neuplatonismus auf Thomas ist die Arbeit von K. Kremer, Die neuplalonische Seinsphilosophie und ihre Wirkung auf Thomas von Aquin (Leiden 10712)gewidmet.
50 ‘Quomodo, queso, stat, quod idea sit res congnita et non sit aliquid in actu? Item: omnis ydea ut huiusmodi est ememplar, ergo omnis ydea est ydeari ydea et per consequens vel esset processus in infinitum in ydeis aut idem est ydea sui ipsius.’ De Ideis, BJ Kraków 848 fol. 47 vb- fol. 47vb- 48ra; De Universaiibus (der erste Sac fehlt), UK Praha XXIII F 58 fol. 68v, ed. p. 363/242-9.
51 ‘Ad illud responder sic opinans: concedo, quod quelibet creatura est ydea sui ipsius et extense loquendo de causa causat se ipsam, quia sancri dicunt concorditer, quod ydee sunt cause exemplares ydeatorum et Linconiensis dicit, quod sunt concrearrices effectuum.’ De Ideis, BJ Krakow 848, fol. 48ra; De Universaiibus, UK Praha XXIII F 58 fol. 68v; ed. p. 363/250-5.
52 ‘Et hinc condescendit sic opinans modo Ioquendi sanctorum, sed confiindirur ex hoc, quod viis duabus ingreditur. … Sed non credo illa fuisse verba vel sentenciam Venerabilis Inceptoris, sed alicuius, qui partem cepit ab eo et partem ab aliis Sanctis doctoribus. Et ideo necesse est, quod ex incessu per vias contrarias obviet sibi.’ De Universaiibus, UK Praha XXIII F 58 fols. 68v-69r, ed. pp. 363/256-8, 364/270-4.
53 Der angeführte Text kommt wirklich im solcher Form im Sentenzkommentar vom Ockham nicht vor, und man kann vielleicht an Nachfolger Ockhams schliessen.
54 De Universaiibus, UK Praha XXIII F 58, fol. 69r, ed. pp. 363/256-364/269 (irrtümlich als 47. Quaestio zitiert).
55 Grabmann, Vgl. M., ‘Des heiligen Augustinus Quaestio de ideis … in ihrer inhaltlichen Bedeutung und mittelalterlichen Weiterwirkung’, in: Grabmann, M., Mittelalterliches Geistesleben Bd. II., (München 1936) S. 25–34.Google Scholar
56 Vgl. dazu Anm. 43 und den bctreffenden Text. Die pantheistische Ausnützung der Bibel von Wyclif kririsiert z.B. Netter, der lange Textabsätze vom 2. Kapitel De Ideis anführt, wo Wyclif, der hier Pseudo-Dionysios folgt, zum Schluss kommt, dass ‘omnis creatura est Deus’, ‘Deus est omnis creatura in esse intelligibili’ und (mit Berufung auf 1a Cor. 15) ‘Deus est omnia in omnibus’ (De Ideis, BJ Kraków 848 fols. 43rb-43va), und dann von ihm schreibr ‘Pessimus commentator Scripturae Apostolicae (sc. Wyclif), qui simul et semel pervertit sensum et corrumpit textum. Sic enim habet textus Apostoli “Cum subiecta illi fuerint omnia, tunc ipse Filius subjectus erit illi, qui sibi subjecit omnia, ut sit Deus omnia in omnibus.” Loquitur ista de statu finali post resureccionem, et non de statu praesentis Ecclesiae… O quam pueriliter est hoc fundamentum Scripturae ad conversiones Wyclevisticas et praesumprum et extortum!… Quis sic futurum in praesens, conjunctivum in indicativum, scripturam Pauli in scripturam haeretici transformavit impune?’, Thomae Waldensis Doctrinale antiquitatum, col. 47.
57 Koch, J., ‘Augustinischer und dionysicher Neuplatonismus und das Mittelalter’, Kant-Studien 48/2 (1956-57) S. 93Google Scholar macht mit Recht darauf aufmerksam, dass viele, die im Mittelalter Dionysius benützt haben, in Verdacht des ketzerischen Pantheismus gekommen sínd, und nennt als Beispiele Eriugena, Meister Eckhart und Nicolaus von Cues. Diese Reihe können wir sicher auch um Wyclif erweitern. Ley, H., Geschichte der Aufklärung und des Atheismus, Bd. 2/1 (Berlin 1970) S. 137Google Scholar, bemerkt zutreffend, dass der Pantheismus des Dionysius zu einem materiell aufgefassten Paradies, das nicht jenseitiger Art ist, führt, und hält ihn fur einen Wegbereirer der Reformation.
58 Guillelmi de Ockham Scriptum in libram pritnum Sententiarum, p. 486/5 et sqq. et p. 487/7-10.
59 Vgl. z.B. die Anm. 35 und den betreffenden Text. (Aber auch an anderen Stellen von De Ideis beruft sich Wyclif in einigen Fragen übereinstimmend auf Aristoteles, obwohl er seine Kritik der Ideenlehre von Plato ablehnt.)
60 ‘Sic loquens deficit parum antique logice sanctorum, quos sequit. Negar enim omnes veritates vel res prêter substanciam et qualitatem et sic dicit quodlibet universale esse terminum vel conceptum, vocem vel scriptum, cuius opposirum ipsi dicunt. Et vidit post, quod talia signa non possunt ydeis conpetere ut auctores locuri sunt de ydeis. Ideo titubando incidit in hanc viam, quod, si concederet creaturam habere esse intelligibile prius existencia in suo genere cum alus veritaribus, quas ponunt sancti, exprimentes istam sentenciam, sanan posset posicio. Et aliter indubie obviet sibi ipsi, quia mens non capit, quod aliquid secundum idem sit per se causa sui ipsius et eternaliter presuppositum sibi ipsi, antequam sit quocunque vero modo essendi. De Ideis, BJ Kraków 848 fol. 48ra; De Universalibus, UK Prahe XXIII F 58 fol. 69r ed. pp.364/278-365/292.
61 ‘Quarto videtur, quod descripcio quid nominis sit inutilis et preter mentes loquencium de ydeis. Primo in hoc, quod eque convenu cuicunque intellecto ab homine vel angelo, sicut intellecto a Deo … et tamen nunquam inveniuntur auctores sic dicere, quod omne possibile, nocionale et intelligibile sit ydea, forma vel exemplar, racio vel causa eterna.’ De Ideis, BJ Kraków fol. 48rb; De Universalibus, UK Praha XXIII F 58 fol. 70r, ed. pp. 368/383-369/387.- In De Ideis ist ein längerer Textabschnitt, der sich in De Universalibus zwischen den Worten ‘Item supposito … in proprio genere’ (UK Praha XXIII F 58 fols. 69r-70r, ed. pp. 367/336-368/382) befindet, herausgelassen. Er bringt in drei Punkten eine polemische Zusammenfassung der Ansichten von Wyclif und in Deldeis ist er höchstwahrscheinlich deshalb ausgelassen, weil hier diese Fragen schon ausführlicher behandelt wurden. Das erklärt auch die dem Text nicht entsprechende Bezeichnung Quarto videtur. Daraus kann man jedoch auf eine spätere Entstehungszeit des Traktats De Ideis in Bezug auf De Universalibus schliessen. Die Gründe, die Thomson, S. H., ‘The Order of Writing of Wycli’s Philosophical Works’, Českou minulostí, Práce věnované… Václavu Novotnému jeho žáky k šedesátým narozeninám (Praha 1929) S. 146–66Google Scholar, fur die frühere Entstehungszeit des Traktats De Ideis angeführt hat, müsste man selbstverstãndlich noch gründlich überprüfen.
62 ‘Secundo videtur innuere, quod quodlibct sit ydea cuiuslibet producibilis et sic nulla foret propria ydea.’ De Ideis, BJ Kraków 848 fol. 48A; De Uniersalibus UK Praha XXIII F 58 fol. 70dr, ed. p. 364/401-3.
63 Aurelius Augustinus, De diversis quaestionibus LXXXIII liber unus, quaestio XLVI; PL 40, col. 30.
64 Vgl. oben die Anm. 58.
65 ‘Unde credo, quod sic intelligitur dicta descripcio: Ydea est aliquid congnitum a principio intellectuali, ad quod aspiciens, potest ipsum congnitum ad extra producere, quod—si ampliaverit esse ad esse intelligibile—vera foret sentencia, scilicet, quod quelibet creatura secundum esse eternum intelligibile est exemplar sui ipsius secundum existenciam creature. Et ilium sensum poneret, si recte intelligeret Augustinum.’ De Ideis, BJ Kraków 848 fol. 48va. (In De Universalibus befindet sich dieser Textabschnitt nicht.)
66 ‘Unde necessarium fuit sibi uri distinccione districte et large respectu esse. … Nam conveniencius est concedere, quod multe res, que non habent esse existere, habent esse intelligibile, quod large vocatur esse… Nec oportet nos multum solicitan circa raciones sic opinantes, quibus videtur destriere aliorum oppiniones et opinionem propriam stabilire, quia procedit ex defectu logyce et ignorancia quid nominis terminorum.’ De Ideis, BJ Kraków 848 fol. 48va.
67 ‘… non expedit chrisriano ex zelo arguere contra hominem mortuum, speciali ter ubi credi tur textum suum esse corrumptum vel indebite reparatum.’ De Universalibus UK Praha XXIIl F 58 fol. 69V; ed. p. 371/435-7.
68 Ibidem.
69 ‘Describit autem Augustinus ydeam 83 questionimi, questione 46a, secundum declaracionem domini Egidii, quod est forma exemplaris eterna, secundum quam Deus est productivus rei ad extra.’ Diese aus Augustinus von Ågidius abgeleitete Definition nähert sich sehr der Definition von Wyclif selbst (siehe weiter Anm. 77 und den betreffenden Text). Bei Ågidius (Aegidii Romani Quodlibeta, Lovanii 1646) konnte ich sie nicht feststellen.
70 Cf. ‘Nee potest Aristoteles sentencie Platonis contradicere in hac parte, sed forte concipit grosse, sicut multi moderni… Pugnaciones verborum in modernis plus pululam, quam fecerunt in antiquis, ut patet de questionibus et diffinicionibus, que hodie plurimum stant in verbis.’ De Universalibus, UK Praha XXIII F 58 fols. 70-71r, ed. p. 374/512-15. ‘Et patet significacio quid nominis isrius termini ydea in principio supposita et patet quomodo, loquendo formaliter et essencialiter, est varie respondendum.” De Ideis, BJ Kraków 848 fol. 4orb.
71 So charakterisiert ihn mit Nucubidze, Recht Š.K, Istorija gruzinskoj filosofii (Tbilisi 1960) S. 93Google Scholar, der auch in diesem Buche und in seinen Schriften Tajna Psevdo-Dionysija Areopagita (Das Geheimnis des …), (Tbilisi 1942) und Petr Iver i antiĉnoje filosofskoje nasledije (Petrus Iver und das antike philosophische Erbe), (Tbilisi 1963), zum Schluss gekommen ist, dass man Pseudo-Dionysius mit dem grusinischen Gelehrten und Bischof von Gaza Petrus Iver (411-491) identifizieren kann. Zu demselben Schluss ist auch (ohne die Arbeiten von Nucubidze zu kennen) Honigmann, E., Pierre l’Ibérien et les écrits du Pseudo-Denys l’Areopagile (Bruxelles 1952)Google Scholar gekommen.
72 Vgl. Anm. 56. (Genauer werden alle diese Fragen in der in Anm. 32 zitierten Arbeit erórtert.)
73 ‘Deum esse probari potest per infallibitem demonstracionem a puro philosopho’. Cf. J. A. Robson, Wyclif and the Oxford Schools, S. 142. ‘Proposiciones Wyclif in determinacione sua’ (wovon die zirierte die erste ist), sind in der Handschrift Worcester Cathedral Library F. 6s, eingeschrieben. Sie waren auch auf der Ausstellung, die in der Bodleian Library in Oxford bei der Gelegenheit des 600. Jubiläums von Wyclif’stattgefunden hat, zu sehen. Cf. Wyclif and his followers (Oxford 1984) S. 62.
74 So resümiert die Einleitung von Dziewicki, M. H., ‘An Essay on Wyclif’s Philosophical System’, in Wyclif, Johannis Miscellanea philosophica 1 (London 1902) S. V—XXVIIGoogle Scholar. Kvačala, J., Wyklefa Hus ako filozofi (Wyclif und Hus als Philosophen), (Praha 1925).Google Scholar
75 Guillelmi de Ockham Scriptum in tibrumprimum Sententiarum, p. 483/14 et 480/1-2.
76 Engels, K. Marx-F., Werke, Bd. 2 (Berlin 1962) S. 135.Google Scholar
77 Hieronymus, der das ganze Leben (und auch später in der Geschichte) etwas in Schatten Hussens, dessen alter ego er gewesen ist, stehen blieb, war ursprünglich an der Prager Universität ein Schüler von Stanislaus von Znaim. Nachdem er baccalarius in artibus geworden ist, ging er im J. 1399 nach Oxford. (Er erwarb ein Stipendium, das der tschechische Gelehrte und Pariser Theologiedoktor, der Freund von Tomáš von Štítný und Milič von Kremsier und Anhänger der Reformbewegung Vojtěch Raňkv z Ježova-Adalbert Ranconis de Ericinio zu diesen Zwecken gegründet hat.) In Oxford hat er sich mit der noch lebendigen wyclifschen Tradition bekannt gemacht und hat sich auch einige Schriften des evangelischen Doktors abgeschrieben. Spärer wurde er magister in artibus an den Universitäten in Paris, in Köln und in Heidelberg, und an alien diesen Schulen hat er auch schon Ketzereiverdacht erweckt. Im Jahre 1407 kam er zuriick nach Prag und fing an als Magister der arristischen Fakultät aktiv zu wirken. Zu seinem Leben und Werk vgl. F. Šmahel, Jeronym Pražský (Praha 1966) und Šmahel, F., ‘Leben und Werk des Magisters Hieronymus von Prag’, Historica 13 (1966) S. 81–111Google Scholar, wo auch weitere literatur angeführt wird. Zur Quaestio UMAQ vgl. oben Anm. 23 und V. Herold, ‘Nové prameny k české středověké filozofii’ (Neue Quellen zur rschechischen mittelalterlichen Philosophie), Filozofický časopis 32 (1984) S. 304-340 (bes. S. 321-336).
78 UMAQ, UK Praha V H 13 fol. 6v. Cf. L. A. Seneca, Ad Lucilium epistularum moralium quae supersunt, ed. O. Hense (Lipsiae 1898) p. 169/26-28.
79 UMAQ, ibidem. De Ideis, BJ Kraków 848 fol. 38ra. Hieronymus führt als einziger Wyclif demonstrativ mit vollem Namen an.
80 UMAQ ibidem.—Fast identisene Definition mit derselben Attribution hat auch Wyclif angeführt. Vgl. Anm. 69.
81 UMAQ, ibidem. Vgl. auch Anm. 26 u. 29.
82 UMAQ, ibidem.
83 Schon im ältesten Bücherkatalog (Registrum librorum) des Karls Kollegium der Prager Universität vom Ende des XIV. Jhdts. befindet sich ein Kodex eingetragen, der Loyca Ockham in papiro bezeichnet ist. Cf. J. Bečka-E. Urbánková, Katalogy knihoven kolejí Karlovy university (Praha 1948) S. 4 der phototypischen Ausgabe.
84 Der sowjetische Philosophie historiker G. G. Majorow, Formirowanie srednewekowoi Jitosofii, Latinskaja patristika (Die Formierung der mittelalterlichen Philosophie, Lateinische Patristik), (Moskwa 1979), macht mit Recht darauf aufmerksam, dass es sich bei Augustinus nicht nur um eine Christianisierung des Neuplatonismus handelte, aber dass es auch umgekehrt môglich ist von einer ‘Neuplatonisierung’ des Christentums zu sprechen.
85 M. Iohannes Hus, USNM, p. 155 ‘more Platonis divinissimi’.
86 Handschrift Kungliga Biblioteket Stockholm (weiter KB Stockholm) Codex Holmiensis A 164 fol. 43V.—S. H. Thomson, ‘Four Unpublished Questions of John Hus’, Medievalia et Humanistica 7 (1952) S. 71-88 ‘Opinio Platonis est physice sustinenda… Argumentum Aristotelis … nichil probavit. Sed dicir aliquis: In scolis Aristotelis Aristotelem reprehendis. Certe teneo cum Aristotele dicente primo Ethicorum: ‘Amicus Plato, arnica Veritas’. Utriusque autem amicis existenribus sanctum est prehonorare veritatem. Ecce in isto Aristotelem approbo et in primo reprehendo.’ Die Worte ‘in scolis Aristotelis Aristotelem reprehendis’ drücken gut die Tatsache aus, dass selbstverständlich auch an der Prager Universität Aristeteles den Grund aller Lehrgänge darstellte, wie as nicht nur die Statuten der arristischen Fakultät aber auch die grosse Menge von Aristoteleskommentaren, die an der Universität benützt worden oder entstanden sind, beweisen. Vgl. J. B. Korolec ‘Středověké komentáře k Aristotelovým dilum na pražské université (Die mittelalterlichen Kommentare zu den Werken von Aristoteles an der Prager Universität), AUC-HUCP 15/2 (1975) S. 31-51.
87 Stephanus Palecz UUHS, p. 123/261-263; Stanislaus de Znoyma De Universalibus; p. 17/34-18/12 ‘Et tamen asinus grossus est illud ens transcendens et e contra illud nobilissimum ens transcendens est asinus…
88 KB Stockholm, A 164 fol. 5K.
89 Ihren ersten Höhepunkt erreichten diese Beschuldigungen im J. 1408 durch die Verhaftung des M. Matthias von Knin vom Prager Erzbischof und durch die Ankiage gegen Stanislaus von Znaim beim Papst. Vgl. F. M. Bartoš, Čechy v době Husově, S. 288 et sq.
90 USFU, p. 231: ‘… nisi hiis (sc. ydeis) intellectis sapiens quis esse non possit.’ Hec ibidem Augustinus. Ex quo patet, quam necessaria est philosopho harum rerum cognicio, cui sapiencia amica est, cum philosophus grece latine amator sapiencie dictus est. Sed fortasse quidam intra se aiunr. non in scolis arristarum me istam materiam debere disserere, cum facultas superior hanc sibi attraxit. Responsum accipiant, quod facultas superior non sic cepit ab artibus materiam, ut et facultatem loquendi de predicta materia ab ambus reciperet: sicut nec hanc sibi sic attraxit ut a nobis totaliter retraheret, cum quemvis verum artistam, qui in rebus non in verbis gloriatur, decet ista precipua materia et presertim cum reali et subrili methaphisico convenia t.’
91 Engels, K. Marx-F., Werke, 7 (Berlin 1960) S. 343–344.Google Scholar
92 Schon für seine Zeitgenossen verkörperte Hieronymus die Vorstellung eines Philosophen. So schreibt von ihm und seinem Tode der italienische Humanist Poggio Bracciolini ‘Nullus unquam Stoicorum fuit tam constanti animo tamque forti mortem perpessus … neque Socrates tam sponte venenum bibit, quam iste ignem suscepit.’ Cf. Fontes rerum Bohemicarum 8 (Praha 1932) p. 333-4.
93 Vgl. Anm. 55 und 56 und den betreffenden Text.
94 UMAQ, UK Praha V H 13 fol. 7r. Die Zitate beginnen mit den Worten; ‘De hiis ergo cum sermo fit, cum sertnonem sciencie puto discernendum …; ‘A parte omnium rerum instabilium stant cause stabiles… Cf. PL 42 col. 1010; das zweite Zitat habe ich nicht idenrifiziert.
95 UMAQ, ibidem. Das Zitat beginnt ‘Non mirum, si Deus, qui omnia tenet virtute sua…’ Cf. PL 32, col. 137-8.
96 UMAQ, ibidem, ‘iuxta Ebrhardum in Grecismo suo eternum dicitur carens principio et fine…’.
97 UMAQ, ibidem. ‘Nullo namque pacto fieri potest…’. Cf. PL 158, col. 157.
98 UMAQ, UK Praha V H 13 fol. jv ‘Si enim conceditur, quod noster sol unus existens…’. Cf. PG 3, col.698-9.
99 UMAQ ibidem. ‘Dicebant autem species sive ydea exemplaria ‘. Cf. Aristotelis Stagiritae Moralia Nicomachia cum Eustratii, Aspasii Michaeli Ephesii… explanationibus (Parisiis 1543) f. 13V.
100 UAMQ, ibidem. Cf.PL 63 col. 758-9.
101 UMAQ, UK Praha V H 13 fol. 8r ‘Cum ilem formaram speculum eternalis…’. Cf. PL 210 col. 480. ‘Summe parens, eterne Deus vivensque potestas …’. Cf.lnsulis, Alanus de, Antidaudianus, ed. Bossuet, R. (Paris 1955) p. 131–2.Google Scholar
102 UMAQ ibidem. ‘Hoc quoque possunt esse quantum ad generales et spéciales formas rerum …’. (Dieses Zitat habe ich nicht identifiziert.)
103 UMAQ, ibidem. (Auch dieses Zitat habe ich nicht idenrifiziert.)
104 UMAQ, UK Praha VKH 13 fol. 10r. ‘Omnia sunt hominum tenui pendencia filo’. Cf. P. Ovidius Naso, Epistulae ex Ponto 4. 3. 35.
105 Plato’s Timaios in der Übersetzung und mit dem Kommentar von Calcidius war jedoch in der Zeit Wyclif’s in mehreren Exemplaren in Oxford (in der Bibliotheca Bodleiana) zur Verfügung.
106 UMAQ, UK Praha V H 13 fol. 9V, Plato, Timaeus 41 A-B. etiam, Cf. Timaeus a Caldaio translatus commentarioque instructus, ed. Waszink, J. H. (Londinii 1962) p. 35/9-11.Google Scholar
107 Cf.Hammesse, J., Les Auctoritates Aristotelis (Louvain 1974) p. 297/12Google Scholar. Auf die Handschrift UK Praha III A 13, die u.a. Calcidius Übersetzung und Kommentar enthâlt und dem M. Procopius von Pilsen gehörte (sie entstand wahrscheinlich in Prag zwischen 1400-1420), machte Jeauneau, E., ‘Plato apud Bohemos’, Mediaeval Studies 41 (1979) S. 163–5CrossRefGoogle Scholar aufmerksam.
108 Sousedík, Vgl. S., ‘M. Hieronymi Pragensis ex lohanne Scoto Eriugena excerpta’, Listy JHologické 98 (1975) S. 4–7.Google Scholar
109 Man kann vielleicht auf gewisse Antipathien Hieronyms gegenüber dem Thomismus schliessen. Sie können ihren Ursprung in seinen ‘Erfahrungen’ von der Kölner Universität haben.
110 Vgl. Studiea texty k náboženským dẽjinám česltým II (1915)8. 211.
111 Vgl. die in der Anm. 83 zitierte phototypische Edition der ältesten Bücherkataloge der Kollegien der Prager Universität.
112 Z. B. Stanislaus von Znaim zitiert ausserordentlich wenig Autoritäten.
113 Das kann man iB. für die Quaestio USNM des Procopius von Pilsen bewiesen.
114 Im Dokument vom 3. 2 1391 wird angeführt ‘luxta antiquum statutum disputationis de quolibet disputado praedicta raro vel nunquam haberetur.’ Liber decanorum facultatif philosophicae Universitatis Pragensis ab anno Christi 1367 usque ad annum 1585, pars I (Pragae 1830) p. 101-2. Gemeint werden die alten Statuten vom 29. 10. 1379 (vgl. ibidem p. 65-7).
115 Sie befindet sich in der Handschrift Stralsund Stadtarchiv (weiter Stralsund) HS NB 24 fols. 222va-224ra. Auf die Materialien hat das erstemal J. Tříška, Starší pražská universitní literatura a karlovská tradice (Die ältere Prager Universitätsliteratur und die Karlstradition), (Praha 1978) S. 141-6, aufmerksam gemacht.
116 Janov, Matthias de, Regulae Veteris et Novi Testamenti, ed. Kybal, V., Vol. I–V (Oeniponte-Pragae 1908-1926)Google Scholar. Das 5. Buch des Werkes blieb unediert.
117 Gerade diese Kategorie hat grossen Einfluss auf die hussirische Auffassung des Gottesgesetzes ausgeübt. Vgl. J. Nechutová, ‘Kategorie zákona božího a M. Matěj z Janova’ (Kategorie des Gortesgesetzes und M. Matthias von Janov), Sbomík prací filozofické fakulty Brněnské univerzity, řada archeologicko-klasická E 12, 16 (1967) S. 211-21.
118 Johannes Arsen de Langenfeld, UYAR, Stralsund HS NB 24, fol. 233rb.
119 Matthias de Janov, Regulae, UK Praha III A 10 fol. 140va.
120 Matthias de Janov, Regulae, zit. Edition, Vol. II S. 4/6-22,6/8-9.
121 Procopius de Plzna, USNM, UK Praha X E 24 fol. 154r ‘Omne producible … habet ydeam propriam ad se esse productum simpliciter necessarie prerequisitam. Ex quo peccata moris, privaciones, negaciones et defectus, eo modo quo sunt producibilia ad extra, habent ydeas ad se esse producta necessario prerequisita.’
122 Wyclif, De Ideis, BJ Krakow 848 fols.49a-50ra ‘Malum autem non est essencia sed defectus boni solum … Sic Deus … intendens in racionalibus creaturis videre lumen bonitatis, ubi non videt ilium, ipso scit esse tenebram malicie… In sexto gradu sunt privaciones, que non habent ydeam imitacionis, cum discordant a bono, sed ydeam cognicionis, nam per ydeam boni congnoscit Deus malum.’
123 Ins konservative hussitische Lager ging Procopius erst spärer, frühestens um das J. 1417, Prokeš, über. Vgl. J., M. Prokop z Plzně (Praha 1927)Google Scholar. (Dieser Autor kennt jedoch die Quaestio USNM, auf die erst J. Kejř im Rahmen seiner verdienstvollen Arbeit über die Prager Quodlibetdisputationem (vgl. Anm. 24) aufmerksam machte, nicht.)
124 Procopius de Plzna, Defensio tractatus De ideis S. 283: ‘Thomas de Aquino … allegat Augustinum in libro De civitate Dei dicentum “Qui negat ideas, est infidelis”… Istius namque tractatus De ideis condempnatores et combustores aut negant ideas aut non negant. Si negant, tunc secundum sanctum Thomam, Augustinum allegantem, sunt infideles. Si non intelligunt sunt stulti… Si vero ideas intelligunt, tunc ex eorum insana condempnacione blasphemi esse videntur.’ Procopius de Plzna, USNM, UK Praha X E 24 fol. 155r ‘Quincunque… negat de Deo simpliciter necessario sibi attribuendum, ille errat et, data eius pertinacia, ipse est herericus. Sed quicunque scienter negat, prohibet aut condempnat sentenciam de ydeis, ille … negat de Deo simpliciter necessario sibi attribuendum. Igitur, quicunque scienter negat, prohibet aut condempnat sentenciam de ydeis, ille errât et, data eius pertinacia, ipse est hereticus.’—Beide diese Texte ergänzen sich gegenseitig und in dem gegebenen historischen Kontext waren diese Andeutungen jedem Zuhörer klar.
125 V. Herald, ‘K otázce tzv. pravzorového světa v husitstvi a u Komenského’ (Zur Frage der sog. urbildlichen Welt im Hussitentum und bei Comenius), Studia Comeniana et Historica 28 (1985)(im Druck).
126 In De Ideis benützt Wyclif diesen Begriff nur zweimal, davon einmal in einem Zitat aus Grosseteste.
127 Die erwähnte Handschrift UK Praha III A 13, die Procopius von Pilsen gehörte, enthält auch Auszüge aus der Schrift Glosae super Platonem von Guillaume de Conches. Weitere Auszüge befinden sich in den Handschriften UK Praha IV B 24 und KK Praha O 71 (hier gemeinsam mit einigen Schriften von Hus). Vgl. E. Jeauneau, ‘Plato apud Bohemos’, S. 189-96. Gerade Procopius von Pilsen hat in seiner Quaestio USNM aus d.J. 1411 praktisch dieselbe Definition der urbildlichen (Welt) wie Guillaume de Conches benützt (ohne Guillaume zu nennen). Vor ihm hat sie 1409 (auch anonym) Paulus von Prag in der Quaestio UMAA angefìihrt. Cf. Guillaume de Conches, Glossae super Platonem, ed. E. Jeauneau (Paris 1965) p. 99 ‘Archeupus mundus: mundus, quia omnia continet que in mundo sunt, archeripus id est principalis forma, arcos enim princeps, tipos figura vel forma’; Paulus de Praga, UMAA, ÖNB Wien 4673 fol. 117V ‘Tercio noto, quod mundus architipus dicirur ab archos, quod est princeps, et typos—figura, quasi principalis figura sive nobilissima forma mundi sensibilis’; Procopius de Plzna, USNM, UK Praha X E 24 fol. 154r ‘Tota multitudo ydearum est mundus architipus. Architipus enim dicirur ab archos—princeps, et tipus—forma vel figura.”
128 Vgl. dazu z.B. die Formulation Paulus’ von Prag ‘nobilissima forma mundi sensibilis’ (Anm. 126), oder die Formulation von Hus ‘raciones pulcerrime rerum creatarum’ (USNM, p. 155), die Formulation (die Überschriften) der Quaestionen UMAQ und UAPR von Hieronymus von Prag, sowie die häufig und wiederholt in den hussitischen Ideentexten vorkommenden Charakteristiken der urbildhchen Welt als mundus preciarus, mundus pulcerrimus, ordo, armonia usw.