Die feststellung, daß die beiden großen historischen Dramen Eichendorffs, Ezelin von Romano und Der letzte Held von Marienburg, zusammen mit den späten Versepen zu der verwittertsten Schicht seines Dichtwerkes gehören, ist bereits eine Beschönigung. Lebendig waren sie nie, und dem heutigen Leser scheint ihr stereotypes Waffengeklirr, ihre vordergründige Redseligkeit, ihr Flickwerk aus Shakes-peareschen, Schillerschen und Goetheschen Reminiszenzen mit einem Rost überzogen, der sie gerade dort am brüchigsten macht, wo er am “edelsten” aufliegt. Daß ein so im Innersten lyrischer Dichter wie Eichendorff sich überhaupt der großen dramatischen Form zuwendet, mag an sich schon überraschen; und der Hinweis auf Brentano, selbst auf Arnim und Tieck als Parallelfälle ist kaum geeignet, unser Erstaunen zu mindern. Sie nämlich hatten sich in der Gründung Prags und im Kaiser Octavianus das Historische in Märchen und Mythe übersetzt, die durch das lyrische Idiom Geheimnis und Weihe empfingen, abgekehrt jeder Zur-Schau-Stellung, dem Theater also, oder doch gerichtet auf eines, das, wie Arnim in einem Brief an Goethe bekannte, “nirgends vorhanden ist”. Eichendorff aber drängte es zur Geschichte, sichtbar aufgerollt als Bühnenhandlung, und so konnte das mißliche Resultat nicht ausbleiben, daß sein Eigentliches, Symbolmagie und -beschwörung durch das Poetische, als Uneigentliches in das Werk einging, Dekoration nur, die sich unverbindlich dem Historischen überwölbt, oder brüchiger Boden, durch den es ins Unprofilierte versickert.