Mit markanten Zügen hat Goethe Winckelmanns Lebensbild gezeichnet und ihm für immer den Vorteil gesichert, “im Andenken der Nachwelt als ein ewig Tüchtiger und Kräftiger zu erscheinen”; in umfassender Weise hat Justi Winckelmann, den Kunsthistoriker und Archäologen, in einer Biographie dargestellt, welche sich zu einem groszen Bilde der zeitgenössischen Kunstbestrebungen erweitert; aber die philologische Forschung hat Winckelmann bis jetzt gänzlich unbeachtet gelassen. Mit Unrecht, denn die deutsche Literatur kann Winckelmann mit eben so viel, wenn nicht mit mehr Recht für sich in Anspruch nehmen als die Kunstgeschichte und Altertumskunde. Winckelmanns Geschichte der Kunst des Altertums ist, vom kunsthistorischen und archäologischen Standpunkt beurteilt, durchaus veraltet, als Literaturdenkmal steht dieses Werk in unvergänglicher Jugendfrische da.