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Published online by Cambridge University Press: 02 December 2020
In voller konkreter Wirklichkeit, jedem ungefähr in gleicher Weise vor Augen tretend, stehen im Gegensatz zu Tiecks Runenbergfrau und Hoffmanns Serpentina, Fouqués Elementargeister im Verkehr mit den Menschen. Allerdings macht auch Fouqué einen sehr wesentlichen Unterschied in der metaphorischen Behandlung der beiden Gestalten, der Undine und des Kühleborn. Kühleborn, in jeder seiner Erscheinungen an das Wasser gemahnend und an das Wasser gebunden, ewig beweglich und sich verwandelnd, halb Wasser, halb Geist, steht der Natur näher und erinnert durch falschen Schein und Irrtum an die illusorischen Gestalten Tiecks und Hoffmanns. Dagegen steht Undine selbst in ihrer engen Verwandtschaft mit Melusine der Stufe der Volksmärchengestalt näher und erinnert mehr an Musäus' Schwanenjungfern und Nymphe des Brunnens. Sie ist fast vollständig vermenschlicht und verwandelt sich nur am Anfang und am Ende der Erzählung. Aus dem Wasser geht sie hervor, ins Wasser kehrt sie zurück, dazwischen aber liegt ein Menschenleben, welches nur in der Macht, die sie auf Kühleborn ausübt, und durch einen zarten metaphorischen Schleier den Zusammenhang mit dem Element erkennen lässt.
74 Seiten- und Zeilenzahlen nach Andreas Müller, Märchen, i. Band (Leipzig, 1930), Sammlung Deutsche Literatur.
75 Von dem phlegmatischen Temperament, welches nach Jakob Böhme unter der Vorherrschaft des Wassers stehen soll, hat weder Undine noch Kühleborn eine Spur.
76 Das Bild in der Dichtung, i, S. 115.
77 Verweise nach der Ausgabe von Andreas Müller, Märchen, i, Bd., Leipzig, 1930 (Sammlung Deutsche Literatur).
78 Ilse Mahl spricht von der “Verbürgerlichung der Elementargeister.” Der Prosastil in den Märchen Clemens Brentanos, Berlin, 1931 (Germanische Studien, Heft 110), S. 127
79 In der erweiterten Fassung wird das Vexierspiel über sechs weitere Seiten ausgedehnt: König Hahnri und der Hühnerhunger der Franzosen; Gockel wird vor Zorn und Schrecken und Unwill und Scham ganz grün und blau und rot und kriegt ordentlich einen roten Kamm und schüttelt den Federbusch, wie ein Hahn, auf seinem bordierten Hut und scharrt mit den Füssen und hackt mit den Sporen; das Kind ist lustig und schreit: Kikeriki, ich bin schon lang fertig, usw. Sämtliche Werke, hrsg. von Schüddekopf, Band xii, 2, S. 19–25.
18 Vgl. Cardauns, Die Märchen Clemens Brentanos, Köln, 1895, S. 35.
81 Grimms Märchen, von der Leyens Ausgabe, ii, 317.
82 “Chronika der drei Schwestern,” Zaunerts Ausgabe, ii, 68.
83 Aschenputtels Mutter; Libussas Mutter bei Musäus, Zaunerts Ausgabe, ii, 173–185; Vorbild des Myrtenfräuleins ist bekanntlich ein Volksmärchen von Basile, vgl. Cardauns, S. 25.
84 Andreas Müller, Märchen, i, S. 15.30 ff.
85 Pongs, der eine Morphologie des dichterischen Bildes, nicht eine Stilistik gibt, schliesst die “Metapher als Sprache” von seinen Betrachtungen aus. Für eine Geschichte der Metapher wäre die Fortpflanzung und Neubelebung von grosser Bedeutung.
86 Zaunerts Ausgabe, ii, 89 und 393.
87 W.A., 26, 79.24.
88 Vgl. Hilde Schulhof, Euph. (1928), 132.
89 Ges. Werke, hrsg. von Carl Schüddekopf, xii, 2, S. 20.
90 Sämtl. Werke, hrsg. von C. G. von Maassen, iii. wonach im folgenden die Verweise.
91 Grab und Ruhe verbinden sich mit dem Bild des Steinherzens auch in der von Pongs zitierten Konkretisierung in Brentanos Romanzen vom Rosenkranz, Das Bild in der Dichtung, i, S. 314.
92 Seitenzahlen nach der Ausgabe in Reklams Universalbibl.—Es will scheinen, dass dieser Satz recht eigentlich erst den Keim zur Gestaltung des zweiten Teils in die Phantasie des Dichters gepflanzt. Der erste Teil des Märchens zeigt im Gegensatz zum zweiten einen auffallenden Mangel an Herzmetaphern, Peters Herz wird ausser der zitierten Stelle überhaupt nur ein einziges Mal erwähnt, auf Seite 308, im Zusammenhang mit seiner Sehnsucht nach einem besseren Stand. Auch von des Holländer Michels Handel mit Herzen weiss weder die Erzählung des Ähni etwas (316 ff.) noch das Glasmännlein (327), und der Vers, den der Höllander Michel dem träumenden Peter ins Ohr brummt (In Holland gibt's Gold, 321) scheint auf eine andere Motivrichtung zu weisen. Auch bei den drei Reichen mit ihrem unmenschlichen Geiz und ihrer Gefühllosigkeit fehlt im I. Teil jede Andeutung des steinerenen Herzens, welches sie nach der späteren Erzählung schon haben. Ein so dominierendes Motiv aber, wie es das steinerne Herz im zweiten Teil ist, würde in der Sprache des ersten lebhaftere Spuren hinterlassen haben, wenn es dem Dichter im Geiste schon gegenwärtig gewesen wäre. So erscheint das Wort des Glasmännleins, Peter habe seine Seele an den Bösen verkauft (451), als Rest eines älteren Plans.