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Published online by Cambridge University Press: 02 December 2020
Das Gebiet der Sprachforschung des letzten Jahrhunderts hat, allgemein gesprochen, sein Bestes darin geleistet, Spracherscheinungen in ihrem Zusammenhange zu erkennen und in ihrer Regelmässigkeit darzustellen. Parallel dazu lief allerdings eine vorsichtiger gehaltene Bewegung, welche die gefundenen Erscheinungen auf die Frage des “Warum” hin zu prüfen und auf Grund ihrer inneren Notwendigkeit darzustellen sich bemühte. So kam es, dass schon seit den Zeiten eines Zeuss, Bopp und Grimm ernste Versuche von Deutungen wichtiger Lautgesetze gemacht wurden, die sich allerdings über den Radius eines “wohl” und “vielleicht” selten hinausbewegen konnten. Zu Ende des vergangenen Jahrhunderts mehrten sich auch jene Theorien, die wohlbekannte Lautgesetze, wie Umlaut, Ablaut und Lautverschiebung nach ihrer inneren Notwendigkeit zu erklären versuchten. Bei dem Emporkommen so vieler neuer Hilfswissenschaften ist es nur natürlich, dass wir bald ein “Sich Jagen” von Theorien beobachten können, was manchen Gelehrten vorsichtig, vielleicht auch skeptisch stimmte und damit von der Lösung der schönsten und schwierigsten Frage “Warum ändern sich Laute?” ferne hielt. Um so mehr muss man es dem Mut, vielleicht Opfermut einzelner Männer danken, trotzdem Lösungsmöglichkeiten angedeutet zu haben, die doch wenigstens die Forschung wach und rege erhielten.
1 Über Vorgang, Zwischenstufen und landschaftliche Verbreitung dieser Erscheinung siehe C. Selmer, “Palatalization and i-Vocalization of l in Present German Dialects,” Germ. Review, viii, 124–136.
2 Eine solche ist z.B. Paul Passys Theorie, das Fehlen des p im Keltischen aus dem Tragen von Lippenringen zu erklären, was die Aussprache dieses Lautes unmöglich gemacht habe.
3 Über Vorgang, Zwischenstufen, landschaftliche Verbreitung und Herkunft dieser Erscheinung siehe C. Selmer, “Velarization and u-Vocalization of l in German Dialects,” PMLA XLVIII, 220–244.
4 Der Zirkumflex deutet Palatalisierung an.
5 Ich vermeide absichtlich den Ausdruck i-Epenthese, da einerseits die Ansichten über die Wirkungsweise und Zwischenstufen derselben sich in zwar kleinen, für diese Arbeit aber bedeutenden Merkmalen unterscheiden und da andrerseits meinen Schlüssen durch die Annahme eines postkonsonantischen i beengende Schranken gezogen wären. Der Ausdruck Palatalisierung oder Mouillierung scheint mir eindeutiger zu sein.
6 Vergl. C. Selmer, op. cit., pp. 241, 242.
7 Beweise, dass es mhd. Mundarten gab, bringt A. Socin, Schriftsprache und Dialekte im Dt. nach Zeugn. alter und neuer Zeit (Heilbronn, 1888), p. 116.
8 A. Pfalz, “Grundsätzliches zur dt. Mundartenforschung,” Germ. Forschungen, Festschrift (1925), p. 223: “Dass eine ununterbrochene lebendige Sprachtradition unsere heutigen Mundarten mit einer in unserer Heimat wirklich in alt- und mittelhochdt. Zeit gesprochenen Sprache verbindet, ist unleugbar.”
9 Der Codex Germanicus Monacensis, fol. 107v vom Jahre 1435 weist folgende merkwürdige Form auf: des heliff uns. … Solche Beispiele liessen sich wohl vermehren, doch ist nur ein verschwindend kleiner Teil des Sprachschatzes der ausgehenden Pergamentperiode herausgegeben.
10 Man denke z. B. im bayrischen Dialekt an das jetzt aussterbende pfoat für Hemd, worüber Hirt (Etym. der nhd. Sprache [1921], p. 227) sagt: “In alte Zeit geht zurück das got. paida, mhd. pfeit ‘Gewand,‘ wovon bayr.—öst. pfeidler (entlehnt aus gr. ).” Oder man denke an die Namen für die Wochentage, von denen E. Kranzmayer (Die Namen der Wochentage in den Maa. von Bayern und Öst. [Wien, 1929], p. 72) sagt: “Unsere Wochentagnamen gehen auf eine ältere Stufe des Vulgärlateins und Vulgärgriechischen zurück als die modernen röm. und griech. Namen selbst.” So z.B. wird das seltener werdende “Ergetag” für Dienstag schon von Berthold von Regensburg (1250) gebraucht. Auch die ältesten mhd. Benediktinerregeln weisen diese und sogar noch ältere Formen auf. (Cf. C. Selmer, “MHG Transl. of the Reg. S. Benedirti,” The eight Oldest Versions, The Mediaeval Acad. of America [Cambridge, Mass., 1933], pp. 141, 143, 180, 218, 220, 293, 296.)
11 Z.B. ēs (ihr), ēnk (euch).
12 Z. B. chundæt=got. *kunþidëdi.
13 Vers 22253 ff. (Ausg. Ehrismann, p. 220): Swer tiutsche wil eben tihten, / Der muoz sîn herze rihten / Uf manigerleie sprâche: / Swer wênt daz die von Âche / Reden als die Franken, / Dem süln die miuse danken. / Swâben ir wörter spaltent, / Die Franken ein teil sie valtent, / Die Beier si zezerrent, / Die Düringe si ûf sperrent, / Die Sahsen si bezückent, / Die Rînliute si verdrückent, / Die Wetereiber si würgent, etc.
14 Man denke an das bayrische Schibboleth “Laiblteig” (loawidoag), dessen Aussprache durch Norddeutsche stets grosse Heiterkeit auslöst. Ebenso ist es, wenn ein Süddeutscher sich bemüht, das bekannte sächsische “Mein Gudester” auszusprechen.
15 Auch im Englischen finden wir nur einen einzigen l-Laut geschrieben, obwohl wir dort ein alveolares l (wie in land) und ein semi-velares (wie in hall) erkennen können. Nur in den sogenannten “funny pictures” findet man gelegentlich die korrekte Schreibung des fast völlig vokalisierten Lautes (he-u-p für help). Ob das von Daniel Jones zum allgemeinen Gebrauche empfohlene dentale l in allen Stellungen von den breiten Volksmassen diesseits und jenseits der Atlantik je beachtet werden wird, ist mehr als fraglich.
16 In dieser Hinsicht sagt auch J. Schatz, Altbair. Gram. (1907), p. 90: “Aus den Schreibungen im Altbairischen kann man nicht erkennen, ob im Mittelbairischen die heutige Spaltung der l-Laute schon in altbairischer Zeit vorhanden war.”
17 Vgl. dazu R. Huss, Vergleich. Lautlehre des Siebenbürg. Moselfrk. Rip. mit den moselfrz. und wallon. Maa. Diss. (1908), p. 45, und O. Behaghel, Gesch. der dt. Sprache (1928), p. 171. Ferner A. Scheiner, “Die Ma. der burzenl. Sachsen,” Dt. Dialektgeogr., xviii, 80.
18 Vgl. O. Weise, “Zur Palatal. im Fränkischen,” ZfdMaa., 1910, p. 372.
19 Nach O. Bremer sind mouillierte Laute solche, bei denen sich die Zunge in grösserer Längsausdehnung dem Munddache anschmiegt als bei den gewöhnlichen.
20 Vgl. Paul, Grdr. der Germ. Phil., E. Sievers, Sprachgesch., i, “Phonetik,” p. 301.
21 Ibid.: “Diese ist im Deutschen sehr gewöhnlich, z.B. bei Konsonanten, die zwischen Vokalen von konträrer Artikulation (z.B. velaren und palatalen) stehen.”
22 Ibid.: “Diese Weise ist z.B. in den slavischen Sprachen sehr verbreitet. … Übrigens verhalten sich die verschiedenen Sprachen in Beziehung auf die Palatalisierung verschieden. Die modernen germanischen Sprachen kennen ausgeprägte Palatalisierung nur in verhältnismässig seltenen Fällen, während sie in den slavischen Sprachen in weitestem Umfange herrscht. Dass ihr Gebiet im Germanischen früher ausgedehnter gewesen ist, lehrt z.B. der Umlaut, der nur durch vorausgängige Palatalisierung zu erklären ist.”
23 Vgl. C. Selmer, “Palatalization,” etc., p. 125.
24 Es wäre in diesem Zusammenhange sehr verlockend zu behaupten, dass die den Mischungenzugrundeliegende Ursache auf psychologischem Gebiete zu suchen sei, dass also die Germanen ihre Laute langsam und bedächtig verbanden, dass dagegen Völker wie die Slaven und Romanen mit ihrem ungeduldigeren Temperament sich keine Zeit dazu liessen und die Artikulation von Lauten in der Aussprache vorausnahmen. Diese Theorie, die dieselben Gefahren in sich birgt wie die “Trägheitstheorie,” würde auf einem weniger soliden und bedeutend subjektiveren Boden stehen.
25 E. Prokosch, Sounds and History of the German Language (1916), p. 125: “It is difficult to prove in detail just where the Celtic and Slavic influences are to be sought. There is one fact, however, that greatly alleviates the difficulty of the task, namely the fact that the Germanic phonetic tendencies happen to be diametrically opposite to both the Celtic and Slavic tendencies, the former going in the direction of strengthened, both of the latter, in the direction of weakened articulation. Therefore, wherever we find evidences of weakening tendencies in the Germanic dialects or in the German standard language, there is at least a considerable probability of foreign influence.” Ausserdem p. 111: “Phonologically, the Pre-Germanic language is characterized by the predominance of a remarkably uniform tendency prevailing in Indo-European times and gradually disappearing thru race mixture. … However, it was only during that indefinite period that we call the ”Germanic time“ and only among the German people, that these tendencies were followed consistently and completely.”
26 Idem, “Die Stabilität des Germ. Konsonantensystems,” Idg. Forsch., xxxiii, 377.
27 Idem, Sounds and History, etc., p. 128: “The fact that rill formation is absolutely not in keeping with the general habits of Germanic articulation, but is a very common phenomenon in the Romance languages that originated in Celtic soil, … leads to the suspicion that the transition … was due to Celtic influence.”
28 Zu ihnen gehört besonders Gustav Neckel (Germanen und Kelten, 1929) der sich bemüht die Germanen-Kelten Frage in zweifelhaften Fällen immer in deutschfreundlichem Sinne zu lösen. Der dem Keltentum von ihm zugestandene Einfluss ist nicht bedeutend. Es dürfte deshalb sicher nicht als radikal erscheinen, wenn sich dieser Aufsatz des öfteren gerade deswegen auf diese wenigen, aber dafür als gesichert zu betrachtenden Zugeständnisse stützt. Daher auch die öfteren Zitate aus Neckel in den folgenden Seiten. Ein Leichtes wäre es natürlich, den fremden Ursprung unserer Erscheinung auf Grund der Forschungen von Gelehrten wie S. Feist, H. Schuchardt, F. Kauffmann, A. Meillet und H. Hirt nachzuweisen, die stärkere Vermischung und stärkeren fremden Einfluss annehmen.
29 Beispiele dafür finden sich konservativ zusammengetragen in Rudolf Much, Dt. Stammeshunde (Wien, 1920).
30 W. Wundt, Völkerpsychologie (Leipzig, 1916), i, 405, 495, 660 u. a.
31 Ein modernes Beispiel dieses Vorganges sehen wir beim (süd)deutschen Immigranten in Amerika, der seine Sprecheigentümlichkeiten, z.B. die stimmlosen Medien, auf das Englische überträgt. Nur haben wir es hier natürlich mit einer Minorität zu tun. Immerhin ist es unausbleiblich, dass sich das amerikanische Englisch wegen der Völkervermischung anders auszuwirken bestrebt wie das britische Englisch. Von einem verwandten Beispiel spricht Rud. Lenz (Zs. f. rom. Phil., 1893, p. 308), wenn er sagt: “Das chilenische Spanisch ist wesentlich Spanisch mit araukanischen Lauten.” Dazu bemerkt W. Streitberg (Germ.-Rom. Monatsschrift, i (1909), 4): “Diese Erscheinung erklärt sich daraus, dass in Chile ein starker Prozentsatz von Spaniern eingewandert ist; infolgedessen haben die Eingebornen ihre Sprache aufgegeben, ihre Artikulationsgewohnheit, ihr Lautsystem aber haben sie beibehalten.”
32 Unter dieser Bedingung würde auch G. Neckel (op. cit., p. 51) das Vordringen der germ. Lautverschiebung aus dem sprachlich gemischten Süden Deutschlands zugeben, wenn er sagt: “Überzeugend wäre dies, wenn das Keltische die phonetische Bedingung erfüllte.”
33 So sollen die Narisker nach A. Vierling, “Die slav. Ansiedlungen in Baiern,” Beitr. zur Anthrop. und Urgesch. Bayerns, xiv (1902), 190, einen Einfluss auf die Bajuvarier ausgeübt haben.
34 Vgl. F. Miklosich, Vergl. Lautlehre der slav. Sprachen, p. 502: “Aber das Czechische hat in den meisten Teilen seines Gebietes nur das mittlere, deutsche l: das Slovak, scheidet łt und 1.” Das Eindringen des deutschen l-Lautes verlegt M. in die Zeit Hussens; als Beispiele gibt er: łtyko > liko, tobołtka > tobolka.
35 Vgl. I. Schránil, Slav. Grundriss der Vorgesch. Böhmens und Mährens (1928), p. 273: “Um die Wende des 6. und 7. Jahrh. findet also in den böhmischen Ländern die germanische Kolonisation ihren Abschluss.”
36 Vgl. C. Selmer, Velarization, etc., pp. 222, 223.
37 Vgl. E. Prokosch, Sounds and History, etc., p. 49: “The muscles of the tongue are, in general, inclined to be tense, a fact which largely prevents the rill formation so common in Romance and Slavic tongues. The energetic expiration makes the language rather averse to a distinct voicing of consonants.”
38 Dieser Gedanke legt die Vermutung nahe, dass sich in denjenigen romanischen Dialekten, in denen diese Anfangsgruppen unverändert sind, wegen einer stärkeren Vehemenz in der Einführung des Wortanlautes eine dem Germanischen mindestens ähnliche Tendenz zeigt. Auffallend ist im Französischen z.B. blanc, clair, fleur gegenüber Italienischem bianco, chiaro, fiore. Sollte man in der Isle de France an eine stärkere Vermischung mit Germanen, bzw. Westfranken und hiemit an germanischen Einfluss zu denken haben? Über germ. Einfluss siehe auch U. T. Holmes and E. Vaughn, “Germanic Influence on Old French Syntax,” Language, ix, 162–170.
39 Über die auffallende Ähnlichkeit zwischen Gallisch und Lateinisch und qualitativen Einfluss im Lautstande berichtet unter anderen E. W. Windisch, Gall. Gram., i, 392.
40 Betreffs der jüngsten Zusammenstellung auf Grund von Walde-Pokornys Vgl. Wb. der idg. Spr. siehe Geo S. Lane, “The Germano-Celtic Vocabulary,” Lang., ix, 244–264.
41 Vgl. H. Pedersen, Vergleich. Lautlehre der kelt. Sprachen (1909), p. 43: “Im Kelt. ist bei idg. r, l das i-Timbre durchgeführt.
42 Siehe K. Brugmann, Grundriss der vergl. Gram. der idg. Sprachen, i, 299.
43 In dieser Hinsicht sagt H. Pedersen, op. cit., p. 144: “In den keltischen Sprachen ist das i-Timbre durchgedrungen, aber es gibt Überbleibsel des alten u-Timbre in den alten keltischen Sprachen, Fälle, in denen wir statt li lu haben.” Das i-Timbre ist also weit überwiegend. Sollte das u-Timbre gar fremden Einfluss darstellen?
44 Op. cit., p. 336.
45 Für die Bezeichnung und die zahlreichen Lautgesetze der Mouillierung (nomina abstracta, gen. sg. der a-Stämme etc.), op. cit., pp. 345, 469, 372 ff.
46 Vgl. Julius Pokorny, Altir. Gram. (1925), p. 9: “Die lenierte Aussprache wird nur bei t, c, p bezeichnet, seit 840 auch bei s.”
47 Pedersen, op. cit., p. 190.
48 Op. cit., p. 341.
49 Op. cit., p. 356. Über die Lenition der Verschlusslaute siehe Julius Pokorny, op. cit., p. 81.
50 Op. cit., p. 145; handelt auch von den Gesetzen, unter denen l mouilliert wird.
51 Op. cit., p. 51.
52 Vgl. G. Neckel, op. cit., p. 129.
53 Op. cit., p. 25. Natürlich darf man hier nicht an die bis ins 15. Jahrhundert in österreich. und bayr. Klöstern lebenden Irländer denken. (Vgl. D. I. Binchy, “Irish Benedictines in Mediaeval Germany,” Studies, An Irish Quart. Review, xviii, 194.)
54 Vgl. R. Much, op. cit., p. 42.
55 Von geringer Bedeutung nur können natürlich keltogermanische Namen sein, wie z.B. Boiocalus, wenn auch zugegeben werden muss, dass die Überzahl keltischer Übernahmen gegenüber den romanischen der späteren Zeit eher an keltische Vermischung und ehemalige Überlegenheit denken lässt. (Vgl. E. T. Karsten, op. cit., p. 198.)
56 Altnordisch Valir bezeichnet die Bewohner Nordfrankreichs.
57 Nach Cäsar die “Volcae Tectosages,” die aus Gallien nach Germanien zogen. “Itaque ea, quae fertilissima sunt Germaniae loca circa Hercyniam silvam. … Volcae Tectosages occupaverunt atque ibi consederunt. Quae gens ad hoc tempus iis sedibus sese continet.” (B.G. 6, 24.)
58 Er spricht von keltischen Ketzern und keltischen Knechten (walaha de stabulo), siehe P. Piper (ed.), ii, 248.
59 Z.B. swearte wealas und wonfeax weala.
60 Vgl. H. Pedersen, op. cit., p. 1: “Deponens und Passiv, b-Futurum und andere Tempusbildungen und zahlreiche etymologische Einzeltatsachen bestätigen die genaue Zusammengehörigkeit der beiden Sprachzweige, die in Wirklichkeit nur einen, allerdings früh geteilten Doppelzweig bilden.” Diese enge Verwandtschaft, die sich merkwürdiger Weise im Wortschatz am wenigsten nachweisen lässt, wurde von Marstrander angezweifelt. (Siehe “De l'unité italo-celtique,” Norsk Tidscrift for Sprogvidenskap, iii, 241 ff.).
61 Vgl. auch F. Kluge, Urgermanisch, p. 4: “Mit dem Keltischen bestehen schon charakteristischere Übereinstimmungen …, aber sie beruhen zum Teil auf der wohl nicht zu beanstandenden Tatsache, dass das Latein, das seinerseits mit dem Keltischen nahe verwandt ist, auch als nächster Verwandter des Germanischen zu halten ist.”
62 Diesbezüglich sagt auch O. Behaghel, Gesch. der dt. Sprache (1928), p. 9: “Ein keltischer Einfluss muss eher vor die Zeit des Sonderdaseins des Deutschen fallen.”
63 Die Räterforschung hat sich seit den Zeiten ihres Begründers L. Steub über Paulis, Stolzens und A. Waldes Illyrertheorie und über Ribezzos “herodotische Legende” zur gegenwärtigen Theorie Paretis und P. Kretschmers von einer pelasgo-etruskoiden Unterschicht entwickelt.
64 Wir haben auch Berichte über Alpengermanen, die sich in der Schweiz aufgehalten haben sollen: die Gaesaten und ihre Teilstämme, wie die Seduni, Dalitermi, Tulingi-Tylangii und Calucones, deren zeitliches Erscheinen jedoch unsicher ist (vielleicht 500 vor Chr.). Vgl. E. T. Karsten, op. cit., p. 82.
65 Über den Prozentsatz der Vermischung vgl. G. Neckel, op. cit., p. 63.
66 Über Beispiele, Grad und Verbreitung der Pal. und Vok. vgl. C. Selmer, “Palatalization,” etc., pp. 126 ff.
67 Vgl. Reallex. der Vorgeschichte (Berlin, 1926), iv, 280, 281.
68 Op. cit., p. 25: “Eine Vermischung fand überall dort statt, wo die vorrückenden Germanen auf keltisch redende Bewohner stiessen. Überall, wo dies der Fall war, haben wir mit Überbleibseln der letzteren und insofern mit Mischbevölkerung zu rechnen.”
69 Umsomehr ist damit zu rechnen, da nach Karsten (p. 96) die Kelten Böhmen erst nach Christi Geburt verliessen.
70 Mit “Boii” werden zwei keltische Stämme bezeichnet, die in früherer Zeit ein Stamm gewesen sein müssen. Ein Teil sass in Oberitalien, der andere in Böhmen, wohin sie 400 vor Chr. gekommen sein sollen. Nach ihrer Auswanderung gingen sie über die Donau, kämpften mit den Tauriskern, schlossen sich den Helvetiern an und wurden endlich (nach Strabo) von dem Dakierkönig Boercebistas vernichtend geschlagen. Doch sollen sich nach dem Zeugnis von Inschriften Reste von ihnen bis in die römische Zeit erhalten haben. (Siehe R. Much, in J. Hoops' Reallex. d. germ. Altertumskd., p. 303.) Für die Annahme des Namens “Boii” durch die Markomannen klänge ein längeres Zusammenleben in Böhmen nach Karsten gegenüber Muchs Anschauung überzeugender.
71 Das Nebeneinandervorkommen der markomannischen Brandgräber und keltischen Skelettbestattungen dürfte in dieser Hinsicht nicht ganz bedeutungslos sein.
72 Wir finden in der Lex Baiuvariorum eine sonderbare Oberschicht der Fagana, Huosi, Drozza, Annion und Hahilinga, deren Herkunft und Herrschaftsgebiete noch nicht erklärt sind. Ein sprachlicher Einfluss kann sehr wohl von dieser (keltogermanischen?) Herren-schicht ausgegangen sein. Nach neuesten Ansichten soll gerade diese Oberschicht das bayr. Element darstellen, während der Rest der Bevölkerung Alemannen gewesen seien.
73 Interessant sind die Stempel der römischen Töpfer, die man in Westerndorf bei Rosenheim fand, die neben römischen Namen auch noch keltische Namen vorweisen. Vgl. S. Riezler, Geschichte Baierns, i, 43, Anm.
74 S. Riezler, op. cit., i, 43, 15.
75 Vgl. O. Behaghel, Gesch. der dt. Sprache (1928), p. 112. Man denke auch an diejenigen Ortsnamen, die nicht an der ahd. Lautverschiebung teilnahmen, wie Partenkirchen (Partanum).
76 Die phonetische Bedingung, die G. Neckel (p. 15) für das Vordringen der Lautverschiebung aus dem sprachlich gemischten Süden nach Norden verlangt, ist in unserem Falle im Keltischen viel klarer gegeben als im Romanischen.
77 Darüber berichtet O. Behaghel, op. cit., p. 105: “Im Oberwallis, das bis dahin durchaus eine romanisierte Bevölkerung aufwies, erfolgte etwa im 9. Jahrh. die dt. Besiedlung, die wohl vom Haslital im Berner Oberland ausging.”
78 Vgl. T. E. Karsten, op. cit., p. 17: “Ein dritter altkeltischer Volksname, der der Helvetier, hängt mit der oben angeführten altkeltischen Bezeichnung zusammen. Dieser Volksstamm wohnte früher im südwestlichen Deutschland und hat manche Spur in den Ortsnamen dieser Gebiete hinterlassen. Aber schon im 2. Jahrh. vor Chr. hatten die Helvetier diese Gegenden verlassen, denn Cäsar erwähnt ihrer schon als Bewohner der Schweiz.”
79 Vgl. O. Behaghel, op. cit., p. 102.
80 A. Häffelin, Die rom. Mundarten der südwestl. Schweiz (1873), p. 16.
81 Siehe K. Bohnenberger, “Die Mundart der deutschen Walliser im Heimattal und den Aussenorten,” Beitr. zur Schweizerdt. Gram., iii (1913), 155.
82 Auch prähistorisch wird der Wohnsitz der Hermunduren im jetzigen Böhmen um Christi Geburt in neuester Zeit von Leonhard Franz in den Forschungen und Fortschritten bestätigt. Schon Tacitus berichtet in seiner Germania, dass die Elbe im Gebiete der Hermunduren entspringt. Vgl. auch J. Schránil, op. cit., p. 272: “Nach der archäologischen Seite finden wir hier eine Reihe Fibeltypen aus der 2. Hälfte des 5. Jahrh., die auf eine Verbindung mit dem Westen, mit der thüringer Kulturgruppe hinweisen, und die auch L. Liederle zu dem sehr wahrscheinlichen Schluss geführt haben, dass in diesen Gräbern historische Thüringer zu finden seien.”
83 J. Hoops, Reallex. d. germ. Altertumskd., p. 303.
84 Reallex. d. Vorgeschichte, iv (1926), 280.
85 Nach Karsten (op. cit., p. 18) erstreckten die Kelten ihre Wanderungen bis zu den Flusstälern der Weser und Elbe.
86 Manche Gelehrte nennen alle aus *Baiahaima hervorkommenden Völkerschaften, wie Bayern, Thüringer, Heruler, Rugier etc. mit einem Sammelnamen “Bayern.”
87 Wiederum ist es merkwürdig, dass die Langobarden, die seit 508 in Italien sesshaft sind, l-Vokalisierung gehabt haben sollen, weshalb K. Hentrich auf den Gedanken kam, dass Erscheinungen wie aito (<alto) in Oberitalien auf langobard. Einfluss zurückzuführen seien (was von Meyer-Lübke bestritten wird).
88 Vgl. darüber Karsten (op. cit., p. 92). Man könnte hier auch an die Walen-Orte denken, die noch in Thüringen vorhanden sind. Siehe O. Behaghel, op. cit., p. 113.
89 Vgl. R. Schottin, Die Slaven in Thüringen, Bautzen, 1884; E. E. Fritze, Slav. Vorposten im Herzen Mitteldeutschlands, Meiningen, 1906, und L. Gerbing, Die ehemal. Verbreitung der Slaven in Südwestthüringen, Mitt. der Geogr. Ges. in Jena, xxx (1912), 1.
90 Vgl. F. Miklosich, op. cit., pp. 202, 203.
91 Vgl. J. Müller, “Frankenkolonisationen auf dem Eichsfeld,” Forsch. zur sächs. und thür: Gesch., 1912–1913.
92 Vgl. K. Hentrich, Die Besiedelung des thür. Eichsfeldes auf Grund der Ortsnamen und der Mundart, Duderstedt, 1919. Idem, Die Herkunft des velaren l im Westthüringischen, ZfdMaa., 1919, p. 72.
93 Vgl. O. Behaghel, op. cit., p. 121.
94 Vgl. H. Knothe, “Zur Gesch. der Germanisierung in der Oberlausitz,” Archiv für die sächs. Geschichte, N.F., ii, 236.
95 Vgl. J. P. Jordan, Gram. der wend. serb. Sprache in der Oberlausitz (Prag, 1841), p. 1.
96 Vgl. G. Schwela, Vergl. Gram. der ober- und niedersorb. Sprache (Bautzen, 1926), p. 6.
97 Ibid., p. 6, und G. Schwela, op. cit., p. 15.
98 Vgl. E. Muka, Wb. der Niederwend. Spr. und ihrer Dial. (Prag, 1926), p. 767 und J. P. Jordan, op. cit., p. 30.
99 Vgl. D. Pfuhl, Lausitzisch-Wendisches Wb. (Budissin 1866): “l ist stets weich. Es klang früher wie lj (so noch jetzt in anderen slavischen Dialekten), daher man auch khwalja, ljaw etc. statt des jetzigen khwala, law schrieb.” Vgl. auch E. Muka, op. cit., p. 798: “l (altsl. lj, poln. und čech. l) … klingt in den meisten Gegenden des N. L. mehr oder minder deutlich wie lj (weiches, palatalisiertes l).”
100 Vgl. K. Brugmann, op. cit., p. 229.
101 Idem, p. 206.
102 Vgl. R. Huss, Vergleich. Lautlehre des Siebenbürg. Moselfrk. Ripuarischen mit den moselfranz. und wall. Mundarten (1908), p. 45.
103 Das Stromgebiet des Oberrheins war ursprünglich von Kelten besetzt, vgl. T. E. Karsten, op. cit., p. 92.
104 Vgl. O. Behaghel, op. cit, p. 101.
105 Idem, p. 104.
106 Siehe R. Huss, “Die Besiedelung des Sachsenlandes in Siebenbürgen,” ZfdMaa., 1923, p. 258. Auch A. Scheiner, “Die Mundart der Burzenländer Sachsen,” Dt. Dialektgeogr., xviii, 80. Ferner O. Behaghel, op. cit., pp. 171, 120.
107 Dazu sagt O. Weise, “Zu den Palatalisierungserscheinungen im Fränkischen,” ZfdMaa., 1910, p. 372: “Da die Siebenbürger schon im 12. Jahrhundert von der Mosel und deren Nachbarländern in ihre östliche Heimat ausgewandert sind, so muss die Palatalisierung, sofern sie romanischen Ursprungs ist, mindestens bis in diese Zeit zurückgehen.” Huss (op. cit.) spricht auch von einer Rivalisierung von Palatalisierung und Velarisierung. Er erkennt zwar richtig, dass die erstere nicht deutschen Ursprungs sein kann, schiebt ihr Erscheinen aber dem Französischen zu, was wegen unseres bayrischen Gegenstückes nicht richtig sein kann. Auch seine Behauptung, dass auf Palatalisierung immer Velarisierung folgen müsse, ist zu bezweifeln; denn die Palatalisierung ist eben ein fremder Eindringling, während die Velarisierung germanischer Natur ist. Wenn er die Palatalisierung zur Velarisierung ihre Zuflucht nehmen lässt, bedeutet das doch nichts anderes, als dass die deutsche Tendenz die fremde verdrängt.
108 Vgl. darüber A. Scheiner, Arch. des Vereins für siebenbürg. Landeskunde, xxxiv, 398.
109 Über den keltogermanischen Namen “Wallonen,” siehe T. E. Karsten, op. cit., p. 17. Ferner Th. Frings, “Die rhein. Akzentuierung,” Dt. Dial. Geogr., xiv, 87: “Fränkische Mundarten geraten unter roman. oder keltorom. Einfluss. Der fremde Akzent greift zuerst die Sprache an, in zweiter Reihe zersetzt der gall. Akzent das Sprachmaterial, … endlich verschiebt der fremde Akzent auch die kurzen Stammvokale.” Der alte keltische expiratorische Akzent soll jetzt noch in fränkischen Dialekten fühlbar sein.
110 Dass im benachbarten romanischen Gebiet die Mouillierung durch Erfassung der Anlautskombination weiter fortgeschritten ist als im Fränkischen, hat seinen Grund darin, dass sie sich eben im Keltoromanischen ungehinderter entwickeln konnte als in der Widerstand bietenden deutschen Sprache. Mouillierung in dieser Anlautsgruppe tritt in keinem deutschen Dialekte, selbst nicht im Bayrischen auf.
111 Vergl. Meyer-Lübke, Hist. Gram. der Frz. Sprache (1908), p. 56: “Sollte es endlich ein Zufall sein, dass im Nordfranz. wie im nördlichen Rheinischen die gemeingerm., bezw. die altfränk. a-, e-, o-Laute verändert, die i-, u-Laute jedoch bis heute unverändert geblieben sind?”