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XXXVIII: Stefan Georges Französische Gedichte und Deutsche übertragungen
Published online by Cambridge University Press: 02 December 2020
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Die 1934 im Schlussband von Georges Gesamt-Ausgabe der Werke veröffentlichten fremdsprachigen Gedichte enthalten außer den beiden in der von George selbst gebildeten “lingua romana” verfaßten Gedichten und zwei englischen Sonetten auch drei französische Gedichte, “Frauenlob,” “Proverbes” und “D'Une Veillée,” die hier einer näheren Betrachtung unterzogen werden sollen. Das einzige von diesen Gedichten, das vor dem Herauskommen des Schlussbandes schon im Druck erschienen war, ist “Proverbes,” während die von George selbst verfaßten deutschen Übertragungen bereits in den Blättern für die Kunst veröffentlicht worden waren. Daß George aber mehr, als auch im Schlussband zum Abdruck kam, in französischer Sprache dichtete, kann aus der Bemerkung im Anhang zu den Büchern in der Gesamt-Ausgabe geschlossen werden: “Beim ersten druck aus den ‘Sagen’ in den Bl.f.d.K.I.F.4 B. fand sich die Bemerkung 'zuerst französisch gedichtet, dann vom Verfasser selbst übertragen.' Die im nachtrag des 'Jahr der Seele' erwähnten: Pendant que ta mère sind indessen die einzig gedruckten französischen verse.” Die Annahme wird noch bestärkt durch C. A. Klein, der im Anschluß an Georges Dichtungen in der “lingua romana” berichtet: “Auch dichtete er vorläufig in anderen Sprachen, besonders der französischen, wie nach ihm Rainer Maria Rilke.” Da George die deutschen Übertragungen seiner französischen Gedichte auch in seine Werke aufnahm, den “Frauenlob” in die Sagen und Sänge, die “Sprüche an die Geladenen in T …” und die “Nachtwachen” in Das Jahr der Seele, die französischen Originale aber erst jetzt alle durch das Erscheinen des Schlussbandes der Gesamt-Ausgabe allgemein bekannt wurden, so ist es erst jetzt in vollem Umfang möglich, die französischen und deutschen Fassungen miteinander zu vergleichen.
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- Research Article
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- Copyright © Modern Language Association of America, 1936
References
1 Schlussband, S. 132–135.
2 Die Sendung Stefan Georges (Berlin, 1935), S. 9.
3 Für die dichterische Bewertung der französischen Verse bin ich meinen Princetoner Kollegen Jean-Albert Bédé (jetzt Brown University) und Maurice Edgar Coindreau zu Dank verpflichtet.
3 a Porchers mag ein Druckfehler im Schlussband für porches sein, oder es wäre eine Neubildung aus porche in Analogie zu portier aus porte anzunehmen, da die eigentliche Bedeutung von porcher natürlich nicht in Frage kommt. Der Annahme einer Georgischen Neubildung von porcher im Sinne von Torhüter scheint jedoch die deutsche Übersetzung zu widersprechen, die keine Entsprechung dafür bietet.
4 Verkürzte Form für Ehrung, sehr typisch für George, der die Suffixe -ung, -nis, -heit, -keit gern durch das Suffix -e ersetzt. Vgl. Hans Koch, Die lyrische Gestaltung und die Sprachform Stefan Georges (Diss. Bonn, 1929), S. 80.
5 Vgl. Hans Koch, a.a.O., S. 21 ff., 57 ff. Daß trotzdem diese rhythmische Fügung auch voll innerer Spannungen ist—was Hans Koch vernachlässigt—darauf hat schon Albrecht Schaeffer mit seiner nicht sehr glücklichen Bezeichnung der “Gebrochenheit” von Georges Lyrik hingewiesen (Dichter und Dichtung. Kritische Versuche [Leipzig, 1923], S. 297–501). In der späteren Lyrik Georges wird diese Spannung im rhythmischen Bau der Gedichte noch ausgeprägter, wie Heinrich Lützeler kürzlich an einzelnen Beispielen aufzeigte (“Gedicht-Aufbau und Welthaltung des Dichters. Aufgewiesen am Werk Stefan Georges,” Dichtung und Volkstum xxxv, [1934], 247 ff.).
6 Beispiele dafür bei Alois Binder, Die Sprachkunst Stefan Georges in seinen Frühwerken (Diss. Frankfurt a. M., 1932).
7 Fremde von mir gesperrt.
8 Die Bedeutung französischer Dichter in Werk und Weltbild Stefan Georges (“Kölner Romanistische Arbeiten,” iii; Marburg, 1931).
9 Stefan George und der französische Symbolismus (Diss. Giessen, 1932).
10 Revue d'Allemagne, 1928.
11 Friedrich Wolters, Stefan George und die Blätter für die Kunst (Berlin, 1930), S. 60; C. A. Klein, Die Sendung Stefan Georges, S. 28 f.
12 “Franken.” Der Siebente Ring (vi/vii), S. 18 f.
13 A.a.O., S. 23. C. A. Klein war keineswegs der einzige. Auch Albert Saint-Paul erzählt, daß er in dieser Weise auf George eingewirkt hat, als dieser vor seiner ersten Reise nach Berlin stand: “Il hésitait à faire ce voyage et se décidait presque à écrire en français et à rester à Paris. Il composa même quelques poèmes en notre langue. Je l'en dissuadais cependant, convaincu que son œuvre devait ètre allemande. Je lui affirmais qu'il serait le maître du renouveau de la poésie lyrique dans son pays.” (“Stefan George et le Symbolisme français,” Revue d'Allemagne, 1928, S. 404.)
14 Z.B. von C. A. Klein in dem Aufsatz: “La littérature allemande contemporaine,” L'Ermitage, 1892; in Auszügen abgedruckt in seinem Buch: Die Sendung Stefan Georges, S. 62 ff.
15 “Quelques souvenirs sur Stefan George,” Remue d'Allemagne, 1928, S. 392 f. Vgl. Marie-Luise Sior, a.a.O., S. 73 f.
16 Revue d'Allemagne, 1892, S. 402 f. Vgl. Marie-Luise Sior, a.a.O., S. 74.
17 L'Influence du Symbolisme français dans le renouveau poétique de l'Allemagne. Les “Blätter für die Kunst” de 1892–1900 (Paris, 1933).
18 E. L. Duthie zitiert die oben abgedruckte Äußerung von Saint-Paul auch, gibt aber nur für die Metrik einen Unterschied zwischen Georges früher Dichtung und der des französischen Symbolismus zu und möchte diese gerade für die Klangharmonie als besonders einflußreich für George konstatieren (S. 134).
19 M.-L. Sior, a.a.O., S. 10 und 23; Jean Thorel, “Les Romantiques allemands et les Symbolistes français,” Entretiens politiques et littéraires, September, 1891; André Barre, Le Symbolisme (Paris, 1911), S. 16–21; Albert Thibaudet, La Poésie de Stéphane Mallarmé (Paris, 1926), S. 97 f., 107, 347. — Auch E. L. Duthie geht auf die deutschen Dichter ein, die in manchen Einzelheiten als Vorläufer der Georgischen Dichtung bezeichnet werden können, tut dies aber nur in einem späten Kapitel, das sozusagen ein modifizierender Anhang zu ihrem Buch ist, S. 525 ff.
20 E. L. Duthie, a.a.O., S. 544.
21 Thibaudet, a.a.O., S. 159 ff.
22 Ebenda, im Kapitel “Les Mots,” S. 218 ff.
23 Vgl. Hans Koch, a.a.O., S. 45 ff.
24 Anhang zu Bd. iii der Gesamt-Ausgabe, S. 127.
25 E. L. Duthie, a.a.O., S. 329 ff.
26 Von mir gesperrt.
27 E. L. Duthie, a.a.O., S. 332.
28 Heinrich von Meissen des Frauenlobes Leiche, Sprüche, Streitgedichte und Lieder. Erläutert und herausgegeben von Ludwig Ettmüller (Quedlinburg und Leipzig, 1834), Nr. 425:
diu Werlt gap mir so liep ein wlp: nie süeer art
Ist worden kunt;
des danke ich dîner werdekeit, du bernder grunt. …“
29 Das höfische Gut in den Dichtungen Heinrich Frauenlobs (“Germanische Studien,” cxlvii; Berlin, 1934).
30 In der Lachmannschen Ausgabe Parzival, 115, 11.
31 Vgl. I. Kern, a.a.O., S. 30.
32 “Jenaer Germanistische Forschungen,” xxiii, Jena, 1933.
33 A.a.O., S. 219–226.
34 A.a.O., S. 226–228.
35 A.a.O., S. 232–235.
36 A.a.O., S. 266.
37 Nr. 165: “Swer ie gesanc unt singet noch
bi grüenem holze ein vûle bloch
so bin ich doch
ir meister noch.“
39 Gesamt-Ausgabe, v, S. 87.
39 A.a.O., S. 260.
40 Vgl. Hans Jaeger, Clemens Brentanos Frühlyrik (“Deutsche Forschungen,” hrsg. v. Friedrich Panzer und Julius Petersen, xvi; Frankfurt a.M., 1926), S. 47.
41 Hymnen (ii), S. 36. Vgl. dazu F. Hobohm, a.a.O., S. 64 ff.
42 M.-L. Sior, a.a.O., S. 8; E. L. Duthie, a.a.O., S. 306. Der Brief wurde erstmalig abgedruckt von C. Hirschfeld in dem Aufsatz “Stefan George und Frankreich,” Die Horen, v, Nr. 11 (1928/1929).
43 A.a.O., S. 450–476.
44 Roseaux (Paris, 1898), S. 71–89, und einige Stücke in deutscher Ubertragung in den Bll. f.d. Kunst, 1.F., Bd.1.
45 Roseaux, S, 86.
46 A.a.O., S. 111 ff. Die Sperrungen in den folgenden Zitaten sind von mir und sollen die parallelen oder gegensätzlichen Stellen zu Georges Versen hervorheben.
47 A.a.O., S. 187. Zuerst veröffentlicht in deutscher Fassung in den Bll. f.d. Kunst, 2. F., Bd. 2 (März, 1894), in französischer Fassung in: Le Réveil, November, 1894. Siehe E. L. Duthie, a.a.O., S. 460.
48 Daß sich Trouvère nicht auf den Schreiber der Zeilen bezieht, sondern Anrede an George ist, ergibt sich aus dem ganzen Gedicht und vor allem aus der eindeutigen, von Gérardy selbst stammenden deutschen Fassung, die andererseits in der nächsten Zeile eine kleine Variante aufweist:
“O sänger der mir meine lange thorheit verdachte
Von dem ichferne mein leidendes leben verbrachte,
Ich widme dir meine brüderlichen träume. …“
49 L'Art Moderne, 22. März 1896. Zitiert nach E. L. Duthie, a.a.O., S. 420.
50 Zitiert nach F. Hobohm, a.a.O., S. 116.
51 Das Jahr der Seele (iv), S. 53.
52 E. L. Duthie, a.a.O., S. 350.
53 Das Neue Reich (ix), S. 14.
54 Vgl. E. L. Duthie, a.a.O., S. 474.
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