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Dialektgeographie und Textkritik
Published online by Cambridge University Press: 02 December 2020
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In seiner Auswahl aus den hochdeutschen Dichtern des dreizehnten Jahrhunderts (Berlin, 1820) hat Lachmann die methodische Textkritik deutscher Werke des Mittelalters begründet. Er forderte, von Benecke angeregt und durch textkritische Arbeit an klassischen Autoren geschult, daβ man zuerst auf Grund des gesamten erhaltenen Materials die echteste Überlieferung bestimme (recensio) und darauf dann eine systematische, nach dem Wert der einzelnen Handschriften abwägende Konjekturalkritik aufbaue (emendatio). Die sprachliche Form aber suchte er durch eingehende Reimstudien zu regeln,—doch war es bedenklich, daβ er sich dabei fast ausschlieβlich auf oberdeutsche, speziell alemannische Handschriften berief und auf eine möglichst altertümliche Rechtschreibung ausging.
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- Research Article
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- Copyright © Modern Language Association of America, 1941
References
1 K. Lachmann, Auswahl aus den Hochdeutschen Dichtem des dreizehnten Jahrhunderts (Berlin, 1820), S. viii: “Denn wir sind doch eins, dass die Dichter des dreizehnten Jahrhunderts, bis auf wenig mundartliche Einzelheiten, ein bestimmtes unwandelbares Hochdeutsch redeten, während ungebildete Schreiber sich andere Formen der gemeinen Sprache, teils ältere, teils verderbte, erlaubten.” Vgl. auch schon J. C. Adelung, Über den deutschen Stil (Berlin, 1787), i 48 f.: “… nach der Mitte des 12. Jahrhunderts wurde die schwäbische Mundart der oberen Klassen unter dem Namen des Hochdeutschen die allgemeine Schriftsprache für ganz Deutschland.”
2 J. Grimm, Vorrede zur Deutschen Grammatik, 1. Teil, 2. Ausg. (Göttingen, 1822), S. xii f.: “Im zwölften, dreizehnten Jahrhundert waltet am Rhein und an der Donau, von Tirol bis nach Hessen schon eine allgemeine Sprache, deren sich alle Dichter bedienen; in ihr sind die älteren Mundarten verschwommen und aufgelöst, nur noch einzelnen Wörtern oder Formen klebt Landschaftliches an.”
3 K. Müllenhoff, Vorrede zur zweiten Ausgabe der Denkmäler (Berlin, 1871), S. xxvii f.: “Dass dann für die Blütezeit des 12. und 13. Jahrhunderts die Sprache des kaiserlichen Hofes und seiner näheren Umgebung massgebend und bestimmend war, versteht sich von selbst.”
4 Königsberg, 1831. Graff war 1824–25 daselbst mit Lachmann zusammengewesen, s. J. Kelle, Otfrids Evangelienbuch (Regensburg, 1856), S. 129 ff. Man vergleiche damit das sog. “Strengalthochdeutsch” (Ostfränkisch) unserer Grammatiken, W. Braune, Ahd. Grammatik5 (Halle, 1936), S. 6 f. W. Henzen, Schriftsprache und Mundarten (Zürich und Leipzig, 1938), S. 48.
5 Über Wesen und Bildung der höfischen Sprache in mhd. Zeit (Wien, 1861).
6 Gab es eine mhd. Schriftsprache? (Halle, 1873). Ähnlich auch noch W. Braune in seinem Aufsatz “Zur Kenntnis des Fränkischen,” PBB, i (1874), bes. S. 37.40.42.
7 R. Heinzel, Geschichte der niederfränkischen Geschäftssprache (Paderborn, 1874). O. Behaghel, Zur Frage nach einer mhd. Schriftsprache (Basel, 1886) und Schriftsprache und Mundart (Giessen, 1896). R. Brandstetter, Prolegomena zu einer urkundlichen Geschichte der Luzerner Mundart (Einsiedeln, 1890) und Die Reception der neuhochdeutschen Schriftsprache in Stadt und Land Luzern (Einsiedeln, 1891). K. von Kraus, Heinrich von Veldeke und die mhd. Dichtersprache (Halle, 1899). S. Singer, Die mhd. Schriftsprache (Zürich, 1900). K. Zwierzina, “Beobachtungen zum Reimgebrauch Hartmanns und Wolframs,” in: Abhandlungen z. germ. Philologie (Halle, 1898), 437 ff. Derselbe, “Mhd. Studien,” ZfdA, xliv (1900), 1 ff. 249 ff. 345 ff. und xlv (1901), 19 ff. 253 ff. 317 ff. A. Lasch, “Vom Werden und Wesen des Mnd.,” Nd. Jb., li (1925), 55 ff. A. Götze, “Die mhd. Schriftsprache,” ZfDeutschkde, xliii (1929), 13–31. Vgl. auch die Literatur bei O. Behaghel, Gesch. d. dt. Sprache 5 (Berlin-Leipzig, 1928), S. 196 ff. H. Naumann, “Literatursprache,” Reallexikon d. dt. Literaturgeschichte, ii (1926–28), 264 ff. Streitberg-Michels-Jellinek, Die Erforschung d. idg. Sprachen, ii, 2: Germanisch (Berlin–Leipzig, 1936), S. 186–220.—F. Wilhelm, dem wir die grundlegenden Arbeiten zur Herausgabe der altdeutschen Originalurkunden verdanken, wendet sich scharf gegen Lachmann und empfiehlt nicht-normalisierte Texte, wohl im Hinblick auf das von ihm in erster Linie bearbeitete Prosamaterial.
8 So schrieb J. Meier im Vorwort zu seiner Ausgabe von Bruder Hermanns Leben der Gräfin Jolande von Vianden (Breslau, 1888): “Somit habe ich … einen äusserst konservativen Standpunkt gegenüber der Überlieferung eingenommen und selbst gewisse Unebenheiten und Rauheiten des Textes nicht gescheut….” Vgl. auch R. Bethge, Ergebnisse und Fortschritte d. germ. Wissenschaft (Leipzig, 1902), S. 244, und AfdA., xlviii (1929), 33 ff.
9 “Standardized or non-standardized Old German Prose Texts,” G R, x (1935), 126–129.
10 Introduction to Middle High German; a Reader and a Grammar (New York, 1937), S. 10.
11 “Hans Ried …, dessen anderweitig festgestellte Lässigkeiten im Wortaustausch, in Zufügung und Fortlassung von Form- und Flickwörtern uns von vornherein Vorsicht und Achtsamkeit zur Pflicht machen und uns durchaus das Recht geben, da einzugreifen, wo es die Kunst des Dichters zu schützen und damit seine Stellung in der Literaturgeschichte zu festigen gilt.” E. Schröder, Gott. Gelehrte Nachr., 1931, S. 239. Ähnlich A. Leitzmann in seinen grundsätzlichen Bemerkungen zur Ausgabe von Hartmanns Erek: “Die Sprachformen so zu normalisieren, wie es … für einen Hartmannschen Text unerlässlich geworden ist.” PBB, lix (1935), 164 f. Oder man vergleiche Th. Frings' Urteil über den Zustand der hs. Überlieferung von Morant und Golde, Teuthonista, iii (1926/27), 97: “So, wie die Überlieferung jetzt vorliegt, wird sie auch den besten Kenner der mhd. Dialekte kaum zur Lektüre verlocken.”
12 Vgl. A. Bach, in seiner Ausgabe des Rheinischen Marienlohs, Bibliothek des Lit. Vereins, No. 281 (Stuttgart, 1934), S. 171 f. F. Maurer, Die Erlösung (ed.), Deutsche Literatur, Geistl. Dichtung d. Mittelalters, vi (Leipzig, 1934), S. 20 ff., und AfdA, l (1931), 50 ff., und meine Besprechung von H. Steingers Orendelausgabe (Halle, 1935), in JEGP, xxxvi (1937), 565–569.
13 Vgl. L. Bloomfield, Language (New York, 1933), S. 480: “The present area of a form may even fail to include the point at which this form originated.”
14 So schon F. Wrede, AfdA, xvi (1890), 290: “Eine literarhistorische Anwendung unserer lebenden Mundarten kann daher auf ein gesichertes Ergebnis allein rechnen, wenn der Zusammenhang der Sprache des alten Denkmals mit einem heutigen Idiom durch alle dazwischenliegenden Perioden historisch erwiesen ist, wenn ein einheitlicher Aufbau von Jahrhundert zu Jahrhundert bis auf heute sich historisch hat ausführen lassen, sei es durch Urkunden, sei es durch andere heimatlich sichergestellte Sprachreste.” Vgl. auch Th. Frings, Zfd Mundarten, xvi (1921), 2–12, und L. Berthold, Teuthonista, ii (1925–26), 180 ff. (=Alter Text und moderne Mundart [Bonn, 1927]).
15 J. Kelle, Die Formen- und Lautlehre der Sprache Otfrids (Regensburg, 1869), S. 476.
16 Vgl. F. Wrede, ZfdA, xxxvi (1892), 136 ff., xxxvii (1893), 295 ff., Herrigs Archiv, cxi (1903), 38–11. K. Bohnenberger, Zfhochdt. Mundarten, iv (1903), 129 ff., besonders 139; vi (1905), 152 ff. P. Lessiak, AfdA, xxxiv (1910), 205 ff. Für das Vordringen des verschobenen pf- gegen nördliches p- hat E. Roedder jüngst weitere Belege erbracht, die uns gleichsam zu Augenzeugen dieser Entwicklung machen, Volkssprache und Wortschatz des bad. Frankenlandes (New York, 1936), S. 23: “Und auch in Grosseicholzheim sprachen wenigstens vor kurzer Zeit die älteren Leute anlautendes p- für pf-.”
17 Die auf der Stammestheorie begründete Anschauung von der Verbreitung der Mundarten spricht noch aus J. Meiers textkritischen Erwägungen, in seiner Ausgabe der Jolande (Breslau, 1888): “Das von Braune mittelfränkisch genannte Gebiet teilt sich scharf (sic!) in zwei verschiedene Gruppen, die ich nach Weinholds Vorgang als ripuarisch und moselfränkisch bezeichne. In dem einen Gebiet haben sich ripuarische Franken, in Moselfranken chattische Stämme angesiedelt” (S. vii).
18 So wurde, um nur ein Beispiel zu nennen, die Leidener Williramhs. von H. Entholt (Strassburger Diss., 1897) an die nördliche, von v. Helten (PBB, xxii [1897], 437–519) an die südliche Grenze des Mittelfränkischen gerückt, R. Bethge, Ergebnisse u. Forschungen d. germ. Wiss. (Leipzig, 1902), S. 40.
19 R. Löwe sucht den “Mischdialekt” der sog. Wiggertschen Psalmenfragmente damit zu erklären, dass das Denkmal von seinem Verfasser in der Fremde geschrieben sei, und zwar von einem Niederfranken in Schmölln, R. Bethge, a.a.O., S. 40.
20 Beispiele dafür finden sich in allen Handbüchern zur Genüge.
21 Vgl. L. Bloomfield, Language (New York, 1933), S. 341: “In general, it [the local speech] presents a unique combination of forms, each of which also appears, in other combinations, in some of the neighboring localities.” E. C. Roedder, G R, i (1926), 285. K. Zwierzina, ZfdA, xliv (1900), 349.
22 AfdA, xxvi (1900), 31 f.: “Ich halte den Übergang von ō>uo für ebenso gut as. wie den von ē>ie.”—Da die Frage der Zeichen uo und ie für die Heimatbestimmung des Hēliand auch in Zukunft von grosser Bedeutung sein wird, so gebe ich hier kurz die wichtigste Literatur: E. Sievers, Hēliand (ed.) (Halle, 1878), xiv f. F. Jostes, Nd. Jahrbuch, xi (1886), 91. F. Kauffmann und F. Holthausen, Lit. blatt f. germ, und rom. Phil., viii (1887), 60. 192 f. F. Kauffmann, PBB, xii (1887), 356 ff. F. Holthausen, PBB, xiii (1888), 373 ff. W. Seelmann, Nd. Jahrbuch, xviii (1892), 141. F. Jostes, ZfdA, xl (1896), 173 ff. H. Meyer, Nd. Jahrbuch, xxiii (1897), 82. H. Tümpel, Niederdeutsche Studien (Bielefeld, 1898), S. 24 ff. 37 ff. J. Franck, AfdA, xxv (1899), 139 f. G. Roethe, Die Reimvorreden des Sachsenspiegels (Berlin, 1900), S. 24. F. Holthausen, AfdA, xxvi (1900), 31 f. H. Collitz, PMLA, xvi (1901), 130. A. Lasch, Mnd. Grammatik (Halle, 1914), § 157–164. Ch. Sarauw, Vgl. Lautlehre d. nd. Mundarten im Stammlande (= Nd. Forschungen, i, Kopenhagen, 1921), S. 165, 197, 202, F. Holthausen, As. Elementarbuch 2 (Heidelberg, 1921), § 94. A. Lasch, Nd. Jahrbuch, li (1925), 71 ff. Endlich die grosse Zusammenfassung von Th. Frings, PBB, lxiii (1939), 1–116: “Die Gebiete mit offenem ō werden genau so wie Alemannien und Baiern von der fränkischen Diphthongierung ō>uo erfasst, von der Rhein- und der Mainlinie her. Nun hat auf nd. wie auf ndl. Boden ein Gegensatz von küstenländischem ō und binnenländischem uo, ue bestanden ….” (S. 72 f.)
23 “The Priamel Manuscript of the Newberry Library, Chicago,” PMLA, liii (1938), 64–77, und mündlich in einem Referat auf der Tagung der MLAA in Chicago, Weihnachten 1937.
24 K. Weinhold, Alem. Grammatik (Berlin, 1863), S. 52, 85, 102, K. Bohnenberger, Zur Gesch. d. schwäb. Mundart im 15. Jahrh. (Tübingen, 1892), S. 17–30. F. Kauffmann, Gesch. d. schwäb. Mundart (Strassburg, 1890), S. 44 ff. K. Bohnenberger, “Mhd. â im Schwäbisch-Alemannischen,” PBB, xx (1895), 535–553. V. Michels, Mhd. Elementarbuch 3–4 (Heidelberg, 1921), S. 97. L. Jutz, Die alemannischen Mundarten (Halle, 1931), S. 31 ff. Gg. Baesecke, PBB, lix (1935), 37.—Auch fernerliegende Teile des deutschen Sprachgebiets (Nordbaiern, Schlesien) weisen au für mhd. â auf, vgl. O. Behaghel, Gesch. d. dt. Sprache, 5 S. 303 f. und die (allerdings unkritische) Übersicht von H. Gradi, ZfdPh, iii (1871), 343 ff.
25 “Die Heimat des niederrheinischen Marienlobs,” PBB, ix (1884), 416 ff.
26 A. Bach, “Über Heimat und Verfasser des Rheinischen Marienlobs,” Teuthonista, viii (1932), 210 ff., und Bachs Ausgabe des Rh. M. in Bibl. des Lit. Vereins, No. 281 (Stuttgart, 1934), S. xv f.; vgl. auch die von W. Grimm verzeichneten Fälle von o für i, ZfdA, x (1856), 134.—Für die Textausgabe bieten sich demnach drei Möglichkeiten: (1) Buchstabentreuer Handschriftenabdruck, so W. Grimm, ZfdA, x (1856), S. 34, nach der Hannov. Hs.:
(2) Normalisierter Text:
(3) Kritischer Text, dialektgeographisch begründet, so von A. Bach, op. cit., S. 40:
27 Vgl. E. Förstemann, Altdt. Namenbuch, ii, 23 (Bonn, 1916), 346: Muntariheshuntari 792, bei Munderkingen, Württemberg. Als einen weiteren Beweis, dass verschobenes χ (<k) einst höher im Norden galt, bis Strassburg, erwähnt F. Wrede, Zfd Mundarten, xvi (1921), 179 f., die durch ein Akrostichon gesicherte Form chunst in Gottfrieds Tristan, v. 33; dabei scheint er jedoch E. Schröder, ZfdA, liii (1912), 99 übersehen zu haben. Siehe auch F. Kauffmann, Gesch. d. schwäb. Mundart (Strassburg, 1890), S. 198, 232 ff. M. H. Jellinek, ZfdA, xxxvi (1892), 79 f. K. Bohnenberger, Württ. Jahrbücher, 1917–1918, S. 174, und PBB, lii (1928), 276. K. Wagner, Deutsche Sprachlandschaften (Marburg, 1927), S. 41. H. Brinkmann, Sprachwandel und Sprachbewegungen (Jena, 1931), S. 129 ff. L. Bloomfield, Language (New York, 1933), S. 479 f. Schwäb. Wörterbuch, iv (Tübingen, 1914), 1665.—Eine hübsche Parallele aus dem Gebiete des amerikanischen Englisch ist die Erscheinung, dass in Teilen des Südens, wo die ältere Aussprache [wait] “white” heute durch [hwait] verdrängt wird, vielfach auch [win] “wing” einem hyperkorrekten [hwin] Platz macht (mündlich aus H. Kuraths Übungen zur Technik des Amerikanischen Sprachatlasses, Summer Session, Linguistic Institute, Chapel Hill, 1941).
28 F. Wrede, AfdA, xx (1894), 210 ff. L. Bloomfield, op. cit., S. 328 ff. K. Jaberg, Sprachgeographie (Aarau, 1908), S. 6.
29 Gg. Baesecke, Einführung ins AM. (München, 1918), S. 23, und PBB, lii (1928), 105 f., 131: “So müssen wir offenbar die Erkenntnis der modernen Mundartenforschung, dass nicht sowohl die Laute als die Worte die Entwicklung tragen, auch auf das Ahd. erstrecken.” K. Bohnenberger, PBB, lii (1928), 267 f. und V. Schirmunski, Teuthonista, v (1928–29), 38 ff. Vgl. aber auch die beherzigenswerte Kritik von A. Pfalz, AfdA, li (1932), 180 ff.
30 K. Meisen, “Chr. Wierstraits Neusser Belagerungschronik von 1476 im Sprachenkampf am Niederrhein,” Teuthonista, i (1924–25), 200 ff, 286 ff.
31 O. Behaghel, Gesch. d. dt. Sprache, 5 S. 195, und Kluge-Götze, Etym. Wb. d. dt. Sprache 11 (Berlin-Leipzig, 1934), S. 51.
32 Th. Frings, “Der Eingang von Morant und Galle” Teuthonista, iii (1926–27), 97ff. A. Bretschneiders langatmige Bemühungen um die Hēliandheimat (Marburg, 1934) haben wenig Fortschritt gebracht. Aber auch in Frings' eigenem Hēliandkapitel (Germania Romana, S. 214–236) zerrinnt mir bei aller Sachkenntnis und Blickweite des Verfassers doch vieles under den Händen, und ich beneide Frings um den Glauben, mit dem er auf die Belege einzelner Worte und noch mehr auf das für die Vergangenheit doch selten sicher nachzuweisende “Nichtvorkommen” gewisser Vokabeln baut.
33 Vgl. E. Roedder, Germanie Review, i (1926), 284 f. und die dort verzeichnete Literatur.
34 F. Tschirch, Der Altonaer “Joseph,” Goethes angebliche Jugenddichtung (= Germanisch und Deutsch, 5. Heft, Berlin, 1929).
35 “The Language of the Pseudo-Goethean Poem, Joseph,” PMLA, xxvi (1931), 237–267. J. Petersen, dem offenbar die Arbeit von Walz unbekannt geblieben ist, führt den Fall “Josef” noch immer als Schulbeispiel für die wortgeographische Orts- und Verfasserbestimmung eines Dichtwerks an, Die Wissenschaft von der Dichtung (Berlin, 1939), S. 78 f.: “Ein einziges Wort, nämlich das norddeutsche ‘Scheune’ statt des südwestdeutschen ‘Scheuer’ hätte hierfür schon entscheidend sein können.”
36 Obwohl die urkundlichen Belege dies nur bis 1467 mit Sicherheit festellen lassen, vgl. F. Kauffmann, Der Vokalismus des Schwab, in der Mundart von Horb (Strassburg, 1887), § 40, Anm. 1., und die Kritik von H. Fischer, Zur Geschichte des Mhd. (Tübingen, 1889), S. S f.; F. Wrede, AfdA, xvi (1890), 276 f.; und K. Zwierzina, ZfdA, xliv (1900), 363, Anm. 2. Weitere Literatur bei F. Vogt, Gesch. d. mhd. Lit., i3 (Berlin-Leipzig, 1922), S. 217 ff. und G. Ehrismann, Gesch. d. dt. Literatur bis z. Ausgang des Mittelalters, 2. Teil, ii, 1 (München, 1927), S. 141 ff.—Darüber bleibt die Heimat Hartmanns nach wie vor eine offene Frage; neuerdings scheint man wieder der schweizerischen Abstammung zuzuneigen, so A. Leitzmann, PBB, lix (1935), 166, und E. Sievers in Festgabe für Ph. Strauch (Halle, 1932), S. 53 ff.
37 Auch in diesem Zusammenhang ist E. Roedders Mahnung in Volkssprache und Wortschatz d. bad. Frankenlandes (New York, 1936), S. 14, von grundsätzlicher Bedeutung: “Der Fehler, der beim Vergleich der Mundarten mit höheren Sprachformen immer wieder gemacht wird, ist, dass man die äussersten Enden der Reihe vergleicht….” Vgl. H. Neumann, Das Lob der Keuschheit, Palaestra, 191 (Leipzig, 1934), S. 159 ff, 224 ff., und W. Henzen, Schriftsprache und Mundarten (Zürich und Leipzig, 1938), S. 12.
38 Unverkennbar sind gewisse vereinheitlichende Tendenzen in Wortwahl und Stil mhd. Dichtung. Zu dem Streit über höfische und unhöfische Wörter, vgl. Streitberg-Michels-Jellinek, a.a.O., S. 214.
39 Siehe A. Götze, Zf Deutschkde, xliii (1929), 27: “Durch künstlerische Wahl scheidet sich die Sprache des mhd. Dichters von seiner Heimat. Er geht zwar von deren gesprochener Mundart aus und meidet im allgemeinen in Wortwahl und Formgebrauch alles, was dieser fremd ist …. Er legt sich die drückendsten Beschränkungen auf, um auch in der Ferne gelesen werden zu können. Das alles ist aber keine Schriftsprache, es ist vielmehr das Fehlen der Schriftsprache, das den Dichter zu solcher Enthaltsamkeit zwingt.” Man vergleiche vor allem auch die ausgezeichneten Zusammenfassungen in A. Schirokauers “Studien zur mhd. Reimgrammatik,” PBB, xlvii (1923), S. 9, 13, 16, 24 f, 28, 30, 51 usw., und K. Bohnenberger, PBB, xxxi (1906), 428; E. Schröder, Nachr. d. Gött. Gesellschaft d. Wiss., Philos, hist. Klasse, 1931, S. 12; Streitberg-Michels-Jellinek, a.a.O., S. 211; G. F. Merkel, Die Epochen der deutschen Schriftsprache (Athen, 1939), bes. S. 19.
40 Es sei denn, dass es sich um mechanisch nachgedichtete Reime und Wendungen handelt. Vgl. auch W. Henzen, a.a.O., S. 18, und D. Busch, ZfdA, lxix (1932), 320.
41 W. Mitzka, Sprachausgleich in den deutschen Mundarten bei Danzig (Königsberg, 1929), Kap. 10, und A. Bach, Dt. Mundartforschung (Heidelberg, 1934), S. 43 ff.—Solange uns ein neuer “Weinhold” fehlt mit nachgeprüften und vervollständigten mundartlichen Belegen, müssen wir neben Michels' Mhd. Elementarbuch eben Einzeluntersuchungen wie die von Zwierzina, Kraus, Schirokauer u. a. zu Rate ziehen.
42 K. Haag, “Verkehrs-und Schriftsprache auf dem Boden der örtlichen Mundart,” Neuere Sprachen, ix (1901), 257 ff, 321 ff.; Teuthonista, v (1928), 166; F. Maurer, Sprachschranken, Sprachräume und Sprachbewegungen im Hessischen (Giessen, 1930), S. 73 ff.
43 H. Fischer, Germania, xxxvi (1891), 418, Anm. 1: “Dem Gebildeten gegenüber lässt der Bauer, der dann gern die äussersten mundartlichen Entfernungen von der Schrift vermeidet, auch im Westen [des Schwäbischen mit mundartechtem o] oft oe [oi] als das der Schrift näherstehende hören.” Ganz ähnlich K. Bohnenberger, PBB, lii (1928), 263 Anm. Vgl. auch W. Henzen, a.a.O., S. 52 f.: “Aus dem Studium der Handschriften des 13. bis 15. Jahrhunderts scheint hervorzugehen, dass in Oberösterreich die ‘Herrensprache’ gewisse krasse Lautentwicklungen der ‘Bauernsprache’ nicht mitgemacht hat, z. B.den Übergang von altem ei (ai) über ā zu oa oder die Diphthongierung von mhd. ô zu eo, oi, oa.”
44 W. Pfleiderer, PBB, xxviii (1903), 321.
45 Durch Ekthlipsis des c zwischen s and t, E. Schröder, AfdA, xxiv (1898), 21. W. Wilmanns, Dt. Grammatik, i3 (Strassburg, 1911), 137 ff. 220, und W. Braune, Ahd. Grammatik 5 (Halle, 1936), § 146 Anm. 5. Für Lesung des Reims mit s: K. Weinhold, Alem. Grammatik (Berlin, 1863), S. 155 f. und Mhd. Grammatik 2 (Paderborn, 1883), § 206. F. Kauffmann, Gesch. d. schwäb. Mundart (Strassburg, 1890), S. 194 f. H. Fischer, Germania, xxxvi (1891), 428 Anm. O. Aron, PBB, xvii (1893), 251.
46 O. Behaghel, PBB, lvii (1933), 279 f. Vgl. K. Zwierzina, ZfdA, xliv (1900), 47. V. Michels, Mhd. Elementarbuch 3,4 (Heidelberg, 1921), S. 18 ff. O. Behaghel, Gesch. d. dt. Sprache, 5 S. 185. H. Brinkmann, Sprachwandel und Sprachbewegungen (Jena, 1931), S. 57 f. —Dagegen heute ein wichtiges mundartliches Unterscheidungsmerkmal: K. Bohnenberger, PBB, lii (1928), 235.
47 A Bach, Deutsche Mundartforschung, ihre Wege, Ergebnisse und Aufgaben (Heidelberg, 1934). E. C.Roedder, “Linguistic Geography,” G R, i (1926), 281–308; Volkssprache und Wortschatz d. bad. Frankenlandes (New York, 1936), S. 3–18; JEGP, xxxvi (1937), 408–425.
48 Vorrede zur Deutschen Grammatik, 1. Teil, 2. Ausgabe (Göttingen, 1822), S. vi.
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