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Published online by Cambridge University Press: 05 February 2009
Daß die Vokabel παρθένος im ‘Gleichnis von den zehn Jungfrauen’1 die ‘Gespielinnen der Braut’2 bezeichnet, die Brautjungfern also, und daß das Wort ἓλαιον (ebenda) nicht Olivenöl, sondern Butter3 meint, kann kaum noch zweifelhaft sein. Bei παρθένος ergibt sich dies aus dem Kontext und bei ἓλαιον aus der Tatsache, daß man als ‘Brennstoff für die Lampen’4 im Palästina der Tage Jesu hauptsächlich (ranzige) Butter verwendet hat, nicht das wertvollere Olivenöl.5
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2 Jeremias, J., in νύμφη, νυμφλος, Th.W. 4, 1093.Google Scholar
3 Wobei an Ziegenmilchbutter zu denken ist, die dadurch gewonnen wurde, daβ man die Milch (samt dem Rahm) in ein Ziegenfell füllte und so lange darauf schlug, bis Molke und Butter sich voneinander getrennt hatten.
4 G. M. Lamsa, a. a. O., 190. Jedenfalls für die hier gemeinten Lampen: nicht jene tönernen ‘Öllämpchen’(so wieder E. Linnemann, a. a. O., 130), wie man sic zu hunderten bei Ausgrabungen gefunden hat. Die wären für den hier genannten Zweck ungeeignet gewesen. Erstens hätte das kleine Flämmchen, das sic erzeugen, nicht genügend Licht gespendet, zweitens hätte es, wenn es nicht erlöschen sollte, ständig gegen jeden Luftzug geschützt werden müssen: recht schwierig bei einem Gang durch die Nacht. Auch an ‘Fackeln’ (so noch Jeremias, J., Gleichnisse, 174Google Scholar) wird nicht zu denken sein. Zehn brennende, qualmende und rußende Fackeln passen nicht in die Situation: nicht zu zehn schlafenden, in Festgewänder gekleideten Brautjungfern! Nein, die hier benützten Lampen können nur ‘Windlichter’ gewesen sein: Laternen, das heißt durchscheinende (gläserne?) Lichtbehälter, die auf den Boden gestellt, aber auch an Stangen getragen werden konnten.
5 Vgl. Schabb 23a f. : ‘Alle Fette (Öle) sind gut für die Lampe, aber Olivenöl ist am vorzüglichsten.’ Es wurde für die Lampen in der Stiftshütte, im Heiligtum und im Tempel verwendet, auch für die Lampen im Innern der Häuser, nicht aber für die oben beschriebenen Laternen. Das wäre Verschwendung gewesen.
6 Als lexikalische Quellen für die aramäischen Äquivalente habe ich benutzt: Levy, J., Chaldäisches Wörterbuch über die Targumim und einen groβen Theil des rabbinischen Schriftthums I, 2 (3 1866 = 1959)Google Scholar; ders., Wörgerbuch über die Talmudim und Midraschim I–IV (2 1924 = 1963)Google Scholar; Dalman, G. H., Aramäischneuhebräisches Handwörterbuch zu Targum, Talmud und Midrasch (1938 = 1967).Google Scholar
7 Gemeint sind damit die Wörter, die den Sinn und den Ton des Ausgesagten tragen. Daβ beispielsweise das Wort ννμϕιζ dem angenommenen Formelement (anlautendes etc.) nicht ent-spricht, läβt darauf schlieβen, daβ es unbetont ist. Nicht der Bräutigam, sondern die Brautjungfern stehen im Zentrum des Gleichnisses: ein deutliches Indiz gegen die Allegorie Bräutigam = Messias.
8 Möglich wäre auch, daβ Jesus, wie des öfteren, vom üblichen Sprachgebrauch abgewichen und gesagt habe: ‘Herrschaft des Himmels’ (mit anlautendem ). Daβ es keine Belege dafür gibt, muβ nicht dagegen sprechen.
9 Erwägenswert wäre auch noch :‘Fett’.
10 Die Nuancen ‘bestreichen’ und ‘auflegen’ neben ‘ordnen’ (= коσμειν) bestätigen unsere Annahme, daβ es sich bei den Lampen um die oben beschriebenen Laternen und bei dem Brennstoff für sie um ranzige Butter, nicht um Olivenöl gehandelt habe: zum Öl passen die beiden Verben nicht.
11 Dieses Wort anstelle des vertrauten ‘Krämer’ erscheint solange befremdlich, wie man sich nicht klarmacht, daβ die Umwelt jesu von der unsrigen völlig verschieden war. Wohl gabes Krämer, aber es gab sie nicht an jedem Ort. Lastenträger aber, die Waren jeder Art beförderten, muβte es praktisch überall geben. Und da sie nicht nur in bar, sondern auch in Naturalien entlohnt wurden, werden sie davon (siehe die nächste Vokabel) auch billig verkauft haben: in unserem Falle ranzige Butter oder Fett.
12 Zur Sache vgl. Burney, C. F., The Poetry of Our Lord (1925)Google Scholar und Black, M., An Aramaic Approach to the Gospels and Acts (3 1971).Google Scholar
13 Und zwar an allen semen Gleichnissen und, kombiniert mit anderen poetischen Merkmalen, an den eisten seiner mehrgliedrigen Logien: was freilich nur durch die Rückübersetzung ins Aramäische erkennbar wird. Würde man–diesem Tatbestand mehr Beachtung schenken als noch zur Zeit geschieht, so wären Äußerungen wie die folgende nicht länger möglich: ‘Die Parabel von den kiugen und törichtenJungfrauen ist wohi erst in der Urgemeinde entstanden. Ein uns unbekannter christlicher Prophet oder Lehrer hat sic im Namen und im Geiste Jesu esprochen’ (E. Linnemann, a. a. O., 132). Der sprachliche Befund –sowohl die poetische Eigenart als auch die meisterhafte Gestaltung–spricht dagegen. So, wie dieses Gleichnis formuliert und gestaltet ist, spricht nicht irgendwer!
14 Weil sic das Auswendiglernen, und nur so wurde zujener Zeit tradiert, wesentlich erleichtern. Vgl. dazu Boman, Th., Die Jesusüberlieferung im Lichte der neueren Volkskunde (1967).Google Scholar
15 Eine Tatsache, die mir erst jetzt bewuβt geworden ist, seit ich den gesamten verfügbaren ara-maischen Wortschatz vorliegen habe: für ein bereits geplantes Wörterbuch (griechisch-deutsch englisch/aramäisch-deutsch-englisch) zu den vier Evangelien.
16 Zu demselben Ergebnis, wenn auch aufeinem andercn Wege, kommt D. O. Via, a. a.O., 120: ‘Die doppehe Verwendung des κύριε (Herr) und der Satz: ‘Ich kenne euch nicht” sind Reminiszenzen an Mt 7, 22 f. und Lk 13, 25–27; beide Stellen enthalten Elemente von zweifelhafter Echtheit.’
17 Gerade dies ist typisch für Jesu Gleichnisse: Sie sind lebensecht erzählt, auch wenn sie nicht immer den Regelfall abbilden, sondern die Hörer gelegentlich überraschen oder gar verärgern.
18 G. M. Lamsa, a. a. O., 191 bemerkt dazu: ‘Sogar eingeladene Gäste, die zu spät eintreffen, werden draußen stehengelassen. Sic pochen wohi an das Tor, aber wegen des Lärms der Spaßmacher im Hause hört lie niemand.’ (Übrigens hat das dann zu setzende = ‘hdren’ em anlautcndes .)
19 Jeremias, J., Gleichnisse, 175.Google Scholar
20 Ein deutliches Indiz dafür ist das einleitende άμήν λάγω ύμīν. Daß Jesus es ‘in einer einzigartigen Weise verwendet zu haben’ scheint, steht fest; ‘aber er legt es offensichtlich nicht semen Gleichnisfiguren in den Mund’ (D. O. Via, a. a. O., 120).