Published online by Cambridge University Press: 05 February 2009
Der Begriff Ethik des Neuen Testaments bezeichnet nicht im philosophischen Sinn ein ethisches System als abstrahierende Reflexion ber Sittlichkeit, sondern den sachbezogenen, also nicht nur begrifflichen Zusam-menhang von ethischen uerungen und Vorstellungen, wie dieser aus den Schriften des Neuen Testaments zu erheben ist. Ethik des Neuen Testaments ist demnach eine systematisierende Darstellung, welche die situations-gebundenen ethischen Aussagen des Neuen Testaments zur Grundlage hat und an diese (als an die Ethik des N.T. im engeren Sinn) gewiesen bleibt.
1 Vgl. zum Begriff: Preisker, H., Das Ethos des Urchristentums (Gtersloh, 2 1949)Google Scholar; Trillhaas, W., Art.: Sittlichkeit VI. Geschichte der christlichen Sittlichkeit, RGG 3 vi, Sp. 8092Google Scholar; ders. Ethik, (Berlin, 21965); Kmmel, W. G., Art.: Sittlichkeit, V. Im Urchristentum, RGG 3 vi, Sp. 7080Google Scholar; Vlkle, R., Christ und Welt nach dem Neuen Testament (Wrzburg, 1961);Google ScholarSchnackenburg, R., Die sittliche Botschaft des Neuen Testaments (Mnchen, 2 1962), 57 f, 60, 68 fGoogle Scholar; Wendland, H. D., Ethik des Neuen Testaments (Gttingen, 1970)Google Scholar; Strecker, G., Handlungsorientierter Glaube. Vorstudien zu einer Ethik des Neuen Testaments (Berlin, 1972)Google Scholar; Wolf, E., Sozialethik, Theologische Grundfragen (Gttingen, 1975).Google Scholar
2 Vgl. Dibelius, M., Die Formgeschichte des Evangeliums, 6. durchgesehene Auflage mit einem Nachtrag von G. Iber (hrsg. v. G. Bornkamm) (Tbingen, 1971)Google Scholar; Bultmann, R., Die Geschichte der synoptischen Tradition, 8. Aufl. mit Ergnzungsheft (Gttingen, 1970)Google Scholar; Kamlah, E., Die Form der katalogischen Parnese im NT, WUNT 7 (Tbingen, 1964)Google Scholar; Vielhauer, Ph., Geschichte der urchristlichen Literatur (Berlin, 1975).Google Scholar
3 Vgl. Jacoby, H., Neutestamentliche Ethik (Knigsberg, 1899).Google Scholar
4 Vgl. a. a. O. S. VII u. S. I.
5 H. D. Wendland, a. a. O. 95 ff.
6 H. Preisker, a. a. O. 13 ff., 239 ff.
7 Schelkle, K. H., Theologie des Neuen Testaments, Band iii: Ethos (Dsseldorf, 1970).Google Scholar
8 Schrmann, Anders H., Das Gesetz des Christus (Gal. 6.2). Jesu Verhalten und Wort als letztgltige sittliche Norm nach Paulus, in: Neues Testament und Kirche (FS fr R. Schnackenburg) (Freiburg, 1974), 282300, 285 fGoogle Scholar; ders., Haben die paulinischen Wertungen und Weisungen Modell-charakter? Gregorianum 562 (1975), 237271, 247, 261 f; Walter, N., Historischer Jesus und Osterglaube, Th.L.Z. 101 (1976), 321338.Google Scholar
9 Da der Einsatz mit dem paulinischen Schrifttum nicht nur fr die Ethik, sondern allgemein fr die Theologie des Neuen Testaments zu erwgen ist, habe ich an anderer Stelle begrndet: Strecker, G., Das Problem der Theologie des Neuen Testaments, WdF 367 (Darmstadt, 1975), 29 f.Google Scholar
10 Lietzmann, H., Die Anfnge des Glaubensbekenntnisses, Kleine Schriften III TU 74 (Berlin, 1962), 163181Google Scholar; Cullmann, O., Die ersten christlichen Glaubensbekenntnisse (Zrich, 3 1954)Google Scholar; Conzelmann, H., Was glaubte die frheste Christenheit?, Schweizerische Theologische Umschau 25 (1955), 6174,Google Scholar abgedruckt in: ders., Theologie als Schriftauslegung. Aufstze zum NT (Mnchen, 1974), 106119; Kramer, W., Christos Kyrios Gottessohn, AThANT 44 (Zrich, 1963).Google Scholar
11 Schlatter, A., Die Theologie des Neuen Testaments und die Dogmatik, in: G. Strecker (Hrsg.), Das Problem der Theologie des Neuen Testaments (WdF 367) (Darmstadt, 1975), 213 f.Google Scholar
12 Khler, M., Der sogenannte historische Jesus und der geschichtliche biblische Christus, ThB 2 (Mnchen, 4 1969)Google Scholar; Slenczka, R., Geschichtlichkeit und Personsein Jesu Christi. Studien zur christologischen Problematik der historischen Jesufrage, Forschungen zur systematischen und kumenischen Theologie 18 (Gttingen, 1967)CrossRefGoogle Scholar; Link, H. G., Geschichte Jesu und Bild Christi. Entwicklung der Christologie M. Khlers (Neukirchen, 1975)Google Scholar; Schmidt, J. H., Erkenntnis des geschichtlichen Christus bei M. Khler und A. Schlatter (Mnchen, 1977).Google Scholar
13 Zur Vorbildethik des Neuen Testaments: Mk. 10.44 f; 1 Kor. 7.22 b; Eph. 6.6; vgl. Phil. 1.1; Tit. 1.1. Da solcher Dienst nicht in das Joch des Sklaventums fhrt, sondern in Freiheit zu vollziehen ist, besagt auch Joh. 15.15 (die Jnger sind nicht Sklaven, sondern Freunde Jesu).
14 Vgl. Volz, P., Die Eschatologie der jdischen Gemeinde im neutestamentlichen Zeitalter, nach den Quellen der rabbinischen, apokalyptischen und apokryphen Literatur dargestellt (Tbingen, 1934)Google Scholar; Baumgarten, J., Paulus und die Apokalyptik, WMANT 44 (Neukirchen, 1975)Google Scholar; Synofzik, E., Die Gerichts- und Vergel-tungsaussagen bei Paulus, GTA 8 (Gttingen, 1977).Google Scholar
15 Bultmann, R., Theologie des Neuen Testaments, 7. durchgesehene um Vorwort und Nachtrge erweiterte Auflage (hrsg. von O. Merk) (Tbingen, 1977), 38Google Scholar; Conzelmann, H., Grundri der Theologie des Neuen Testaments (Mnchen, 3 1976) 35.Google Scholar
16 Zur Sache: Eichrodt, W., Theologie des Alten Testaments iiiii (StuttgartGttingen, 4 1961), 260 fGoogle Scholar; Kraus, H. J., Freude an Gottes Gesetz, Ev.Th.10 (1950 1951), 337351Google Scholar; Schniewind, J., Die Freude im Neuen Testament, in: Nachgelassene Reden und Aufstze (hrsg. von E. Khler) (Berlin, 1952), 7280, bes. 73Google Scholar; Conzelmann, H., Art.: Th. W. ix, 353 fGoogle Scholar; Lehmann-Habeck, M., Das Gesetz als der gute Gotteswille fr meinen Nchsten. Zur bleibenden Bedeutung des Gesetzes nach dem Matthusevangelium, in: Treue zur Thora (FS fr G. Harder) (Berlin, 1977), 4753.Google Scholar
17 Dodd, Anders C. H., The Ethics of the New Testament, in: Moral Principles of Action (ed. Ashen, Ruth N.), Science of Culture Series vi (New YorkLondon, 1952), 543558 (545).Google Scholar
18 Vgl. R. Bultmann, Theologie des NT, 40,2.
19 Goppelt, L., Theologie des Neuen Testaments (hrsg. von Jrgen Roloff) (Gttingen, 1976), 495 f.Google Scholar
20 Vgl. Ksemann, E., An die Rmer, HNT 8a (Tbingen, 3 1974), 317.Google Scholar
21 Weidinger, Hierzu K., Die Havstafeln, UNT 14 (Leipzig, 1928)Google Scholar; Vgtle, A., Die Tugend- und Lasterkataloge im Neuen Testament, exegetisch, religions- und formgeschichtlich untersucht, NTA xvi, 4 5 (Mnster, 1936)Google Scholar; Wibbing, S., Die Tugend- und Lasterkataloge im Neuen Testament und ihre Traditions-geschichte unter besonderer Bercksichtigung der Qumran-Texte, BZNW 25 (Berlin, 1959).Google Scholar
22 Vgl. Unnik, W. C. van, Die Rcksicht auf die Reaktion der Nicht-Christen als Motiv der altchristlichen Parnese, in: Judentum, Urchristentum, Kirche, FS fr J. Jeremias, BZNW 26 (Berlin, 2 1964), 221234.Google Scholar
23 Dieses bedeutet selbstverstndlich nicht, da die materiale Ethik i. Grisebach, S. von E. (Gegenwart. Eine kritische Ethik, Halle, 1928) radikal auf die Begegnung im immanenten Augen-blick begrenzt ist.Google Scholar
24 Zur Sklavenfrage: Stuhlmacher, P., Der Philemonbrief, EKK (NeukirchenKln, 1975)Google Scholar; Gayer, R., Die Stellung des Sklaven in den paulinischen Gemeinden und bei Paulus (BernFrankfurt, 1976).Google Scholar
25 Literatur: E. Stauffer, Art.: ἀἁ Th. W. 1, 2055; Sthlin, G., Art.: έ Th. W. ix, 112169Google Scholar; Warnach, V., Agape. Die Liebe als Grundmotiv der neutestamentlichen Theologie (Dsseldorf, 1951)Google Scholar; F.Normann, Die von der Wurzel -gebildeten Wrter und die Vorstellung von der Liebe im Griechentum, Diss. Mnster, 1952; Nygren, A., Eros und Agape (Gtersloh, 2 1954)Google Scholar; Spicq, C., Agape dans le Nouveau Testament iiii (Paris, 1958 1959)Google Scholar; Nissen, A., Gott und der Nchste im antiken Judentum, Untersuchungen zum Doppelgebot der Liebe, WUNT 15 (Tbingen, 1974)Google Scholar; Lattke, M., Einheit im Wort. Die spezifische Bedeutung von agape, agapan und filein im Johannes-Evangelium, StANT 41 (Mnchen, 1975).Google Scholar
26 Bezeichnend ist, da die Goldene Regel erst sekundr in das Aposteldekret Eingang gefunden hat: Apg. 15.20 (codd). Auerdem: Der Propriumcharakter des neutestamentlichen Agapegebotes wird auch durch den religionsgeschichtlichen Vergleich relativiert; so ist die Prioritt der Goldenen Regel gegenber alien Geboten der Tora schon im Judentum vorgegeben.
27 Es entspricht dem Wesen parnetischer Weisungen, da die neutestamentliche Ethik eine anthropologische Ausrichtung besitzt. Ist ihr mit der christologisch-soteriologischen Basis der Bezug auf das dem menschlichen Handeln vorausgehende Tun Gottes vorgegeben (vgl. Phil. 2.12 und oben 8.2), so ist gleichwohl der Spielraum innerweltlich bedingter Entscheidungsmglichkeiten zur Grundlegung evangelischer Ethik hinzuzurechnen (Jngel, zu E., Erwgungen zur Grundlegung evangelischer thik im Anschlu an die Theologie des Paulus, in: Unterwegs zur Sache. Theologische Bemerkungen, Bev Th 61 (Mnchen, 1972), 234245, bes. 238 f, 241).Google Scholar Es wrde eine Vereinfachung der paulinischen Anthropologie zur Folge haben, wollte man die fur Paulus charakteristische Spannung zwischen eschatologischer und innerweltlicher Orientierung der neuen Existenz leugnen; denn durch die christusbezogene Erneuerung des Menschen wird nicht einfach der Wille von auen berwunden, sondern mit ihr ist eine nderung menschlicher Willensrichtung gegeben, welche die Offenheit fr skular bedingte ethische Entscheidungen einschliet (gegen Steensgard, P., Erwgungen zum Problem Evangelium und Parnese bei Paulus, Annual of the Swedish Theological Institute 10 (Leiden, 1976), 110128, bes. 124 f).Google Scholar