Published online by Cambridge University Press: 05 February 2009
Die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte gehört zu denjenigen Disziplinen der Altertumswissenschaft, die im 20. Jh. die größten Fortschritte gemacht haben; man braucht nur auf die Entwicklung der Epigraphik und der eng mit ihr verbundenen Prosopographie oder auf die beiden monumentalen Monographien von Rostovtzeff hinzuweisen, die dafür ein deutliches Zeugnis ablegen. So ist es nicht verwunderlich, daß sich auch die neutestamentliche Wissenschaft seit etwa 20 Jahren intensiver sozialgeschichtlichen Fragen, speziell dem Problem der sozialen Schichtung der frühen christlichen Gemeinden, widmet.
[1] Meeks, W. A., The First Urban Christians. The Social World of the Apostle Paul (New Haven: London, 1983).Google Scholar
[2] Rostovtzeff, M., The Social and Economic History of the Hellenistic World 1–3 (Oxford, 1941)Google Scholar; id., The Social and Economic History of the Roman Empire 1–2 (Oxford, 2 1957)Google Scholar; cf. auch Alföldy, G., Römische Sozialgeschichte (Wiesbaden, 3 1984) und die Auswahlbibliographie bei Schneider, H. (ed.)Google Scholar, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der römischen Kaiserzeit (Darmstadt, 1981) 431/45.Google Scholar
[3] Forschungsüberblick bei Theißen, G., Studien zur Soziologie des Urchristentums (WUNT 19, 2 1983) 3/34.Google Scholar
[4] Alföldy, , Sozialgeschichte (o. Anm. 2) 114/20.Google Scholar
[5] Die wichtigsten Arbeiten sind gesammelt in Theißen, Studien (o. Anm. 3).
[6] Meeks, , Christians 72 f.Google Scholar
[7] Ibid. 73.
[8] Ibid.
[9] Ibid. 54 f., 72 f.
[10] Cf. dazu die Übersicht ibid. 40/50; selbst für das insgesamt relativ gut bezeugte Philippi muß er die Dürftigkeit der Belege für Händler und Handwerker zugeben (46). Dasselbe Dilemma zeigt für das römische Korinth der Abschnitt über ‘Die sozialen Verhältnisse’ bei Elliger, W., Paulus in Griechenland (Stuttgart, 1978) 246/50.Google Scholar
[11] Cf. meine Zusammenstellung für Karthago: Ecciesia sordida? Zur Frage der sozialen Schichtung frühchristlicher Gemeinden am Beispiel Karthagos zur Zeit Tertullians (JAC.E 12, 1984) 98–154.Google Scholar
[12] ZB. wird zur Bestimmung des sozialen Status der caesarischen Kolonen Korinths lediglich Strabos Bemerkung herangezogen, der größte Teil von ihnen sei aus dem Freigelassenenstand rekrutiert worden (8, 6, 23). Die konkurrierenden Berichte von Appian, Pun. 136 und Plutarch, Caesar 57, 5, die von stadtrömischen ἂποροι bzw. Soldaten als Kolonen sprechen, werden ebenso wenig berücksichtigt wie die Quellen für Karthago, das gleichzeitig mit Korinth als Kolonie wiedererrichtet wurde und seine Gründungskolonen wahrscheinlich auf ähnliche Weise rekrutiert hat; cf. Schöllgen, , Ecclesia (o. Anm. 11) 31/33.Google Scholar
[13] Meeks, Christians 42 f. hält die christlichen Gemeinden in den Städten Tavium, Pessinus und Ancyra für die wahrscheinlichsten Adressaten des Galaterbriefs; dabei handelt es sich um Zentren von Stammesländern mit stark autochthoner Prägung; dazu Jones, A. H. M., The Cities of the Eastern Roman Provinces (Oxford, 2 1971) 110/22.Google Scholar
[14] Cf. dazu zusammenfassend Elliger, Paulus (o. Anm. 10) 200/50.Google Scholar
[15] Meeks, , Christians 46Google Scholar; Cf. auch Collart, P., Philippes. Ville de Macédoine depuis ses origines jusqu'à l'époque romaine (Paris, 1937) 274 f.Google Scholar
[16] Meeks, , Christians, 73.Google Scholar
[17] Cf. Alföldy, , Sozialgeschichte (o. Anm. 2) 116Google Scholar: ‘Vor allem in den kleineren Provinzstädten waren viele einfache Stadtbewohner nichts anderes als Bauern, die die umliegenden Güter bebauten.’ Belege bei Jones, A. H. M., ‘Das Wirtschaftsleben in den Städten des römischen Kaiserreiches’: Schneider, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (o. Anm. 2) 48–80Google Scholar; weitere Hinweise und Literatur bei Schöllgen, G., ‘Die Didache – Ein frühes Zeugnis für Landgemeinden?’, ZNW 76 (1985) 142 f.Google Scholar
[18] Zur Methodik der frühchristlichen Sozialgeschichte Schöllgen, Ecclesia (o. Anm. 11) 7/12.Google Scholar
[19] 2 Kor 8.2.
[20] Was allerdings viele Kommentare (Lietzmann, Strachan, Plummer, Barrett) gegen Meeks, Christians, 65 f. annehmen.
[21] Theißen, G., ‘Soziale Schichtung in der korinthischen Gemeinde’. Ein Beitrag zur Soziologie des hellenistischen Urchristentums: id., Studien (o. Anm. 3) 231/71.Google Scholar
[22] Meeks, , Christians, 57/63.Google Scholar
[23] Zur Begriffsbestimmung cf. Schöllgen, G., ‘Haus II’, RAC 13 (1986) 803 fGoogle Scholar. und Klauck, H.-J., Hausgemeinde und Hauskirche im frühen Christentum (Stuttgart, 1981) 15/20.Google Scholar
[24] Weigandt, P., ‘οκος’, ExWbNT 2 (1981) 1226/8.Google Scholar
[25] Cf. Hiltbrunner, dazu O., Gorce, D., Wehr, H., ‘Gastfreundschaft’, RAC 8 (1972) 1061/1123Google Scholar; wie vage dieses Kriterium ist, zeigt zB. 1 Tim 5, 10, wo als Voraussetzung der Aufnahme in den der Versorgung der Bedürftigen dienenden Witwenstand u.a. gefordert wird, daß sich die Kandidatin durch die Aufnahme von Fremden ausgezeichnet hat. Da es wenig wahrscheinlich ist, daß die bedürftigen Witwen sämtlich aus ehemals reichen οκοι stammten, wird der Schluß von der Beherbergung von Fremden auf den Reichtum des Hauses sehr fragwürdig.
[26] Cf. Dassmann, E., ‘Haus II’, RAC 13 (1986) 806 f.Google Scholar
[27] Theißen, , ‘Schichtung’ (o. Anm. 21) 248.Google Scholar
[28] Meeks, , Christians, 57.Google Scholar
[29] Ibid.
[30] 1 Kor 16. 6.
[31] Beispiele bei Meeks, Christians, 57.Google Scholar
[32] Didache, 11. 1/13Google Scholar. 7; cf. Harnack, dazu A., ‘Die Lehre der zwölf Apostel’ (TU 2, 1 f., 1884) 37/53.Google Scholar
[33] Meeks, , Christians, 61.Google Scholar
[34] Marrou, H.-I., Geschichte der Erziehung im klassischen Altertum (Freiburg, München, 1957) 287/303.Google Scholar
[35] Apg 18, 24.
[36] ExWbNT 2 (1981) 878.Google Scholar
[37] Meeks, , Christians, 63.Google Scholar
[38] Ibid. 64 f.
[39] Cf. e.g. die Kommentare von Rigaux, B., Les épitres aux Thessaloniciens (EtB 1956) 521Google Scholar und Laub, F., 1. und 2. Thessalonicherbrief (Neue Echterbibel NT 13, 1985) 27 f.Google Scholar
[40] Cf. e.g. den Kommentar Frame, von J. E., A Critical and Exegetical Commentary on the Epistles of St. Paul to the Thessalonians (ICC 1912) 162.Google Scholar
[41] Meeks, , Christians, 65.Google Scholar
[42] Cf. die Kommentare Conzelmann, von H., Der erste Brief an die Korinther (KEK 5, 12 1981, 365)Google Scholar und Wolff, Ch., Der erste Brief des Paulus an die Korinther 2 (ThHK 7, 2, 1982) 219.Google Scholar
[43] Cf. Meeks, , Christians, 66 f.Google Scholar
[44] Theißen, G., ‘Die Starken und Schwachen in Kormnth. Soziologische Analyse eines theologischen Streits’: id., Studien (o. Anm. 3) 272/89.Google Scholar
[45] Meeks, , Christians, 67/70.Google Scholar
[46] Dies wurde in Schöllgen, Ecclesia (o. Anm. 11) passim, bes. 7/12, 268 f. nachzuweisen versucht.
[47] Meeks, , Christians, 54 f., 72 f.Google Scholar
[48] Meeks, , Christians, 54 fGoogle Scholar. mit den dazugehörigen Nachweisen; er ist sich der Schwierigkeiten bei der Übertragung der Ergebnisse der modernen Soziologie auf antike Verhältnisse durchaus bewußt doch er überschätzt die Ergiebigkeit antiker, bes. christlicher Quellen stark.
[49] Phil, 4. 22Google Scholar; Meeks, dazu, Christians, 63, 73.Google Scholar
[50] So auch Meeks, , Christians, 63.Google Scholar
[51] So werden die für die paulinischen Gemeinden durchaus wichtigen Unterschiede zwischen den stadtrömischen und den provinzialen Belegen unterschlagen, deren numerisches Ungleichgewicht im übrigen nur eine begrenzte Repräsentativität der Ergebnisse zur Folge hat.
[52] Weaver, P. R. C., Familia Caesaris. A Social Study of the Emperor's Freedmen and Slaves (Cambridge, 1972).CrossRefGoogle Scholar
[53] Ibid. 197/230.
[54] Schöllgen, , Ecclesia (o. Anm. 11) 106.Google Scholar