Hostname: page-component-cd9895bd7-gbm5v Total loading time: 0 Render date: 2024-12-22T22:48:03.905Z Has data issue: false hasContentIssue false

Kann das Salz verderben? Philologische Erwägungen zum Salz-Gleichnis Jesu

Published online by Cambridge University Press:  14 December 2012

Gyula Vattamány*
Affiliation:
John Wesley Theological College, 1086 Budapest, Dankó utca 11. Hungary. email: [email protected]

Abstract

This study argues in favour of a new hypothesis about the Aramaic background of Jesus' ‘salt'-parable. In light of the analysis of Bekhorot 8b, the tradition of Syriac Church fathers and the text of the Vulgate the parable seems to refer to the preserving strength instead of the taste of salt. So, according to this study, the original Aramaic version contained סרי, while the first Greek version originally contained μαραίνω which was later corrupted to μωραίνω mainly under the influence of the Latin word insulsus.

German abstract: Die Studie argumentiert im Zusammenhang mit dem ursprünglichen aramäischen Hintergrund des ‘Salz’-Gleichnisses Jesu für eine bisher nicht behandelte Hypothese. Sie hält auf Grund von Bekhorot 8b, der Tradition der syrischen Kirchenväter und der Vulgata für wahrscheinlich, dass im Gleichnis nicht auf den Geschmack des Salzes, sondern auf seine konservierende Kraft verwiesen wird, deshalb stand in dessen aramäischem Original das Wort סרי, im Griechischen das Wort μαραίνω, das später, vor allem unter dem Einfluss des lateinischen ‘insulsus’ zu μωραίνω verdarb.

Type
Short Study
Copyright
Copyright © Cambridge University Press 2013

Access options

Get access to the full version of this content by using one of the access options below. (Log in options will check for institutional or personal access. Content may require purchase if you do not have access.)

References

1 Jauss, Hans Robert: ‘Jónás könyve: az ‘idegenség hermeneutikájának’ egy paradigmája,’ H. R. Jauss, Recepcióelmélet—esztétikai tapasztalat—irodalmi hermeneutika (Budapest: Osiris Kiadó, 1997) 374Google Scholar. Bei meiner Arbeit habe ich die ungarische Ausgabe des Bandes verwendet. Bibliographische Angaben des deutschen Originaltitels: Jauss, Hans Robert, ‘Das Buch Jona—Ein Paradigma der “Hermeneutik der Fremde”’, H. R. Jauss: Die Wege des Verstehens (München: W. Fink Verlag, 1994) 85106Google Scholar.

2 Black, Matthew: An Aramaic Approach to the Gospels and Acts (Peabody, MA: Hendrickson, 1998 [repr. 3rd ed., 1967]) 166–7Google Scholar.

3 Black stützte seine Hypothese auf Lightfoot, John (Horæ hebraicæ et talmudicæ: Hebrew and Talmudical exercitations… [4 vols.; Oxford: Oxford University, 1859] 3.152.)Google Scholar Siehe: Black, An Aramaic Approach, 166.

4 Verwendet wurde der revidierte Luther-Text, nur ‘μωραίνω’ wurde statt mit ‘wenn das Salz nicht mehr salzt’ mit ‘wenn das Salz dumm wird’ wiedergegeben.

5 Darüber hinaus, dass das Verb ‘μωραίνω’ im klassischen Griechisch tatsächlich nirgends die Bedeutung ‘fade werden’ (oder ‘salzlos werden’) hat, muss angemerkt werden, dass das griechische Wort ‘μωρός’ sehr selten in einem Textumfeld vorkommt, in dem es eventuell das Gegenteil von ‘salzig’ bedeuten könnte. Siehe zum Beispiel: Kock, T.: Comicorum Atticorum Fragmenta (3 vols.; Leipzig 1880–8.) 3.397Google Scholar: ‘…μήθ᾽ ἁλμυρὸν εἶναι μήτε μῶρον…’ [Fragment 596.]

6 Damit rechnet natürlich auch Black. Black weiss nur von einer einzigen Talmudstelle, wo Aramäisch und Hebräisch vermischt sind und bei der auch das Verb תפל vorkommt, den Text zitiert er aber nicht und analysiert ihn auch nicht (Terumoth X,7). Siehe Black, An Aramaic Approach, 166.

7 Black, An Aramaic Approach, 167. Von dem vorliegenden Talmudabschnitt weiß auch Hauck, aber auch er misst ihm keine besondere Bedeutung bei. Siehe den Artikel ἅλας von Hauck in TDNT 1.229.

8 b Bekhoroth 8b.

9 Zum Beispiel: b Shabb 116a-b.

10 Schäfer, Peter, Jesus in the Talmud (Princeton: Princeton University, 2007) 23Google Scholar.

11 Wichtig ist anzumerken, dass manche englischen Übersetzungen des obigen Textes gerade dadurch für eine enge Verbindung zwischen der talmudischen Geschichte und dem Salz-Gleichnis der Evangelien zeugen, dass sie ohne Weiteres der traditionellen Deutung des Evangeliumsgleichnisses stattgeben und das Verb ‘סרי’ mit ‘become unsavory’ übersetzen, das jedoch nie und nirgends etwas Derartiges bedeutet! Es ist an der Zeit, dass sowohl die Deutungen des Evangeliumssatzes als auch die Deutungen des Talmudsatzes diese Tatsache berücksichtigen.

12 Syrus, Ephraem, ‘Encomium in Petrum et Paulum et Andream, Thomam et Lucam et Ioannem, et in lectionem euangelii secundum Ioannem’, Ὁσίου Ἐφραίμ τοῦ Σύρου ἔργα (vol. 7; ed. Phrantzoles, Konstantinos G.; Thessalonica: Το περιβόλιτης Παναγίας, 1998) 112Google Scholar.

13 An dieser Stelle ist es wichtig anzumerken, dass im Falle von Matth 5,13 die Textvariante mit ‘μαραίνω’ existiert, diese wird aber von der Forschung bis heute nicht als ursprünglich angenommen. Im Zusammenhang damit siehe Hauck, TDNT 4.837. Des Weiteren: Sofern ‘μωρός’ im klassischen Griechisch tatsächlich den Gegensatz von ‘salzig’ bedeuten konnte, hat dies natürlich auch die Verbreitung der Textvariante mit ‘μωραίνω’ stark beeinflusst. Gleichzeitig berührt diese Tatsache nicht die obige Argumentation, die wir auf die syrischen Kirchenväter, den Text der Vulgata und das Zeugnis von Bekhorot 8b gestützt haben.