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Israel und Kirclie in Römer 9

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

Martin Rese
Affiliation:
Münster, Germany/BRD

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Fraglos sagt Paulus in Röm 9 einiges über Israel und auch etwas über die Kirche, und ebenso fraglos spielt Rö;m 9 bei der Frage nach dem Verhältnis von Israel und Kirche eine Rolle – eine viel zu geringe, wenigstens gegenwärtig, wie jemand jüngst meinte, zu Unrecht, wie ich gleich hinzu-fügen möchte -. Doch wichtiger ist, zunächst und vor allem herauszufinden, was Paulus in Röm 9 tatsächlich über Israel und die Kirche gesagt hat. Das ist freilich keine leichte Aufgabe. Denn was genau das Thema ist, wie die Gedankenführung im einzelnen aussieht und was jeweils ein Ausdruck meint, das ist in Röm 9 noch schwerer zu erfassen als in Röm 10 + 11. Nicht umsonst hat einer der sorgfältigsten Ausleger von Röm 9–11 vom ‘rätselvollen Dunkel’ in Röm 9 gesprochen, und dieses Dunkel wird auch dadurch nicht heller, daß reformatorische Dogmatik unter Rückgriff auf Augustin in Röm 9 einen locus classicus für die PrädestMationslee fand und daß seit dem 19. Jhdt. solche dogmatische Verwendung von Röm 9 immer wieder energisch zurückgewiesen wurde. Vor über 100 Jahren ver-merkte ein Theologe, Röm 9 sei trotz der ‘verschiedenen neueren Commentare und biblisch-theologischen Erörterungen noch immer eine crux interpretum’; das läszlig;t sich heute wörtlich wiederholen.

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Copyright © Cambridge University Press 1988

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References

ANMERKUNGEN

[1] Brandenburger, Für E., ‘Paulinische Schriftauslegung in der Kontroverse um das Verheißung wort Gottes (Römer 9)’, ZThK 82 (1985) 147Google Scholar wird ‘die Bedeutung von Rüm 9, 6–29 innerhalb der Gesamterörterung (sc. von Röm 9–11) in zunehmendem Maße unterschätzt’ (1).

[2] Da man Röm 9. 6–29 nicht von Röm 9. 1–5 trennen darf, sei auf folgende Arbeiten hingewiesen: Rese, M., ‘Die Vorzüge Israels in Röm. 9, 4f. und Eph. 2, 12. Exegetische Anmerkungen zum Thema Kirche und Israel’, ThZ (Basel) 31 (1975) 211–22Google Scholar; Mußner, F., Traktat über die Juden (München: Kösel, 1979) 45–8Google Scholar; Zeller, D., ‘Christus, Skandal und Hoffnung. Die Juden in den Briefen des Paulus’, in: Gottesverächter und Menschenfeinde? (hg. v. H. Goldstein; Düsseldorf: Patmos, 1979) 256–78, bes. 269–75Google Scholar. Außerdem spielt Röm 9. 1–5 eine wichtige Rolle bei Osten-Sacken, P. von der, Grundzüge einer Theologie im christlich-jüdischen Gespräch (München: C. Kaiser, 1982) 3967Google Scholar; darauf reagiert sehr gereizt Gräßer, E., Der Alte Bund im Neuen. Exegetische Studien zur Israelfrage im Neuen Testament (Tübingen: J. C. B. Mohr, 1985) 289.Google Scholar

[3] F. W. Maier, Israel in der Heilsgeschichte nach Rüm. 9–11 (Münster: Aschendorff, 1929) 5.

[4] In diesem Zusammenhang wird zumeist Calvin (inst. III.22, 23) genannt, seltener Luther (De servo arbitrio). Einen guten Überblick von Paulus über Augustin, die Scholastik und die Zeit der Reformation bis in die Gegenwart gibt der ausführliche Exkurs ‘Zu der Problematik um die “Prä-destination”’ Kuss, von O., Der Römerbrief. 3. Lieferung (Röm B. 19 bis 11. 36) (Regensburg: Pustet, 1978) 828935Google Scholar. Gegen Luther für Erasmus plädiert Siegert, F., Argumentation bei Paulus gezeigt an Röm 9–11 (WUNT 34; Tübingen: J. C. B. Mohr, 1985) 144–8.Google Scholar

[5] Baur, F. C., ‘Über Zweck und Veranlassung des Römerbriefs und die damit zusammenhängen-den Verhältnisse der römischen Gemeinde’ (1836), in: Ders., Ausgewählte Werke in Einzelausgaben (5 Bde; hg. v. K. Scholder; Stuttgart-Bad Cannstatt: Friedr. Frommann, 19631975) 1.147–266Google Scholar; Beyschlag, W., Die paulinische Theodicee Römer IX-XI. Ein Beitrag zur biblischen Theologie (Halle a.S.: Eugen Strien, 1868)Google Scholar; (H.) Weber, E., Das Problem der Heilsgeschichte nach Röm. 911. Ein Beitrag zur historisch-theologischen Würdigung der paulinischen Theodizee (Leipzig: A. Deichert, 1911).Google Scholar

[6] So Beyschlag, Theodicee, 1; eindrücklich fährt er fort: ‘Die verschiedensten Wege der Auslegung werden versucht, aber mit gleich zweifelhaftem Erfolg: mühsam und unbehaglich windet sich jeder der Pfadesucher durch ein anscheinend wegloses Dickicht, das sich alsbald wieder hinter ihm schließt und schon seinen nächsten Nachfolger mit dem Eindruck anstarrt, es sei doch nur ein vermeintlicher und unerlaubter Weg gewesen, den jener gegangen, noch nicht der allein rechte, welcher durch seine schlichte Geradheit und zwanglose Gangbarkeit sich von selbst ausweisen müßte.’

[7] Röm 9. 1 schließt asyndetisch an B. 39 an. Zu Beginn dieses Jahrhunderts konnte deshalb vermutet werden: ‘Perhaps there has been a pause in writing the Epistle, the amanuensis has for a time suspended his labours’; Sanday, W.Headlam, A. C., The Epistle to the Romans (ICC; 5th ed.; Edinburgh: T. & T. Clark, 1902) 226Google Scholar. Neuerdings unterstreicht Siegert, sachlich weise die fehlende Partikel auf Neueinsatz hin, im übrigen stehe das ‘ich’ in 9. 1 genau auf der Stufe des ‘ich’ in 1. 15–16 (Argumentation, 114–15).Google Scholar

[8] Das Wort ‘emphatisch’ ist hier nicht technisch gemeint, sondern wie im allgemeinen Sprachgebrauch für ‘Ausdruckssteigerung’ verwendet; vgl. Lausberg, H., Elemente literarischer Rhetorik (3. Aufl.; München: M. Hueber, 1967) 73–4 (§ 210)Google Scholar. Dreifach unterstreicht Paulus (die Wahrheit sagen, nicht lügen, mein Gewissen bezeugt mir), daß er sehr bekümmert ist.

[9] Das hat zu manchen Spekulationen geführt, wie an zwei Beispielen verdeutlicht sei. Lietzmann, H., An die Römer (HNT; 5. Aufl.; Tübingen: J. C. B. Mohr, 1971)Google Scholar: ‘Die persönlich gehaltene und von höchster Wärme erfüllte Einführung … lehrt, daß auch hier ein eminent praktisches Interesse dem Apostel die Feder in die Hand drückt. Er will zeigen, daß er nicht zu jener Sorte von Apostaten gehört, die mit größtem Eifer nun mit Füßen treten, was ihnen einst heilig war. Man mag ihn den Römern gegenüber … so geschildert haben, und das mußte gerade die vornehm Denkenden in der Gemeinde gegen ihn einnehmen’’ (89). – Auch Brandenburger, ‘Paulinische Schriftauslegung’, meint zu wissen, Paulus müsse in Rom ‘Verleumdungen ausräumen’, die ‘sein Evangelium und sein apostolisches Wirken’ betreffen (7); denn ‘eine so nachdrückliche Beteuerung gibt nur ab, wer sich in hohem Maße als umstrittene, ja verleumdete Person begreift’ (6). Im übrigen erschließt Branden-burger aus 9. 1–3 ‘das veranlassende Problem’ für Röm 9–11, nämlich, ‘ob der umstrittene und verdächtigte Apostel mit seinem Evangelium von der Gottesgerechtigkeit aus Glauben und darum ohne das Gesetz in der römischen Christengemeinde verstanden … und mitgetragen wird und ob er in diesem Sinne dort eine Basis für sein weiteres Missionswerk erhält’’ (8). Angesichts des Textes von Röm 9. 1–3 und auf dem Hintergrund der Diskussionen über den Abfassungszweck des Römerbreifs ist das eine bemerkenswerte argumentatio ab incerto ad ignotum.

[10] So auch Käsemann, E., An die Römer (HNT; 4. Aufl.; Tübingen: J. C. B. Mohr, 1980)Google Scholar: ‘Zum ersten Male zeigt sich klar, was die Klage in 1ff., das Thema von 6a und die dann folgende Argumentation veranlaßt’ (268).

[11] So die geläufige Deutung. Mit der ‘Tora’ identifiziert den ‘Stein’ Meyer, P. W., ‘Romans 10:4 and the “End” of the Law’, in: The Divine Helmsman. Studies an God's Control of Human Events. Presented to Lou H. Silberman (ed. by Crenshaw, J. L. and Sandmel, S.; New York: Ktav, 1980) 5978, bes. 64.Google Scholar

[12] Michel, O., Der Brief and die Römer (KEK; 5. Auf.; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1978) 298.CrossRefGoogle Scholar

[13] So Bauer, W., Griechisch-Deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der übrigen urchristlichen Literatur (5. Aufl.; Berlin: de Gruyter, 1958) 1114Google Scholar; Debrunner, F. Blaß-A., Grammatik des neutestamentlichen Griechisch (14., neubearbeitete Auf. v. F. Rehkopf; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1976) §§ 3044 4806.Google Scholar

[14] So Käsemann, gegen, Römer, 252Google Scholar. Brandenburger, , ‘Paulinische Schriftauslegung’, hält v. 6a für eine ‘Leitfrage’, die ‘allerdings bereits die zusammengezogene Formulierung einer thetischen Abwehr erhalten’ habe (10)Google Scholar. Wenn aber These, dann ist es keine Frage mehr!

[15] So gegen eine weitverbreitete Deutung mit H: Lübking, M., Paulus und Israel im Römerbrief Eine Untersuchung zu Römer 9–11 (Frankfurt a.M./Bern/New York: P. Lang, 1986) 62Google Scholar. Wohin die übliche Deutung führen kann, zeigt Michels Äußerung, ‘statt des γάπ wäre eigentlich ein ⋯λλ,ά zu erwarten’ (Römer, 300).

[16] So Siegert, , Argumentation (s. Anm. 4); zugleich räumt er ein, daß ‘es dergleichen bei Paulus sonst nicht gibt’ (124 Anm. 34). Käsemann, Römer, stellt schon in der Übersetzung um: ‘Nicht einmal sind alle Kinder, weil sie Same Abrahams sind’ (250).Google Scholar

[17] Weithin sieht man das bloße ‘Kinder’ hier als den positiven Begriff und ergänzt es zu ‘Kinder Gottes’ ‘Same Abrahams’ aber soll in v. 7a ein negativer oder höchstens neutraler Begriff sein. Z.B. ist für Siegert, Argumentation, klar, ‘das emphatische τέκνα V. 7a meinte: Gotteskinder.’ Nonchalant setzt er hinzu: ‘Hierbei soll nicht stören, daß in v. 7b σπέρμα nicht für die negative Seite, sndern für die positive Seite gebraucht wird … Selbst in V. 8 am Ende wird es noch einmal durch Emphase … positiv gebraucht’’ (125). – Schon im letzten Jahrhundert seufzte ein Ausleger: ‘Wie kann man nur für möglich halten, daß der Apostel so verworren gedacht und geschrieben habe!’ – so Hofmann, J. Chr. K. v., Die heilige Schrift neuen Testaments. Dritter Theil (Der Brief an die Römer; Nördlingen: C. H. Beck, 1868) 374.Google Scholar

[18] ‘Daß οủδ’ Ưτι mit οủχ οίον Ưτι verknüpft sein will’, behauptete bereits Hofmann, v., Römer, 374Google Scholar. Auch Zahn, Th., Der Brief des Paulus an die Römer (KNT; 1.u.2. Aufl.; Leipzig: A. Deichert, 1910)Google Scholar schlug vor, ‘οủδ’ Ưτι an das mit ihm synonyme οủχ οίον δ⋯ Ưτι … sich anschließen zu lassen’ (438).

[19] Gerth, R. Kühner-B., Ausführliche Grammatik der Griechischen Sprache (II, 2; Nachdruck der 3. Aufl. von 1904, Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft, 1966)Google Scholar § 525, 3a zu οủχ Ưτι … ⋯λλά: ‘steht bloss άλλά ohne και, so wird der Gegensatz hervorgehoben’ (258).

[20] So auch unter den neueren Auslegern Barrett, C. K., The Epistle to the Romans (BNTC; London: Black, Reprint 1975) 180–1Google Scholarund Wilckens, U., Der Brief an die Römer. 2. Teilband Röm 6–11 (EKK VI/2; Zürich/Einsiedeln/Köln/Neukirchen-Vluyn: Benziger, Neukirchener, 1980) 192Google Scholar; in der Übersetzung (191) wird erstaunlicherweise die übliche Auslegung vorausgesetzt.

Die Inkongruenz πάντες(masc.) τέκνα ist ein soloecismus (schema) per genera (vgl. Laus-berg, H., Handbuch der literarischen Rhetorik, München: M. Hueber, 2.Aufl. 1973, §517)Google Scholar; das war schon für Quintilian eine mögliche Stilfigur, vor allem dann, wenn sie mit der ratio zu erklären ist (inst. IX.3.6). Das ist Röm 9. 7 der Fall. τέκνα kann bekanntlich auch ‘Söhne’ heißen, und Paulus denkt in v. 7 zunächst an die Söhne Abrahams (v. 7b!); deshalb verwendet er πάντες (masc.) und kann damit zugleich an dem πάντες aus v. 6 festhalten; τέκνα aber gebraucht er im Blick auf v. B. Im übrigen liegt auch bei der üblichen Deutung von v. 7 eine Inkongruenz zwischen Subjekt und Prädikatsnomen vor.

[21] Hofmann, v., Römer, 374.Google Scholar

[22] Ersteres und letzteres betonte schon Zahn, Römer, 438Google Scholar; ersteres sieht auch Siegen, , Argumentation, nimmt es aber nicht ernst (125; s. Anm. 17).Google Scholar

[23] So Delitzsch, F., Commentar über die Genesis (4. Aufl.; Leipzig: Dörffling u. Franke, 1872) 350Google Scholar. Westermann, Übernommen von C., Genesis. 2. Teilband Genesis 12–36 (BKAT I/2; Neukirchen-Vluyn: Neukirchener, 1981) 416.Google Scholar

[24] Der Ausdruck σπέρμα Άβπαάμ kommt im Römerbrief neben 9. 7 nur noch 4. 13, 16, 18 und 11. 1 vor, und zwar immer in positiver Bedeutung, nie negativ oder auch nur neutral. Nach Röm 4. 16 zählen zum ‘Samen Abrahams’ die aus dem Gesetz (= Juden) und die aus dem Glauben Abrahams (= Juden- und Heidenchristen); so auch Mußner, F., ‘Wer ist “der ganze Same Abrahams” in Röm 4, 16?’, in: Begegnung mit dem Wort (Festschr. f. H. Zimmermann; hg. v. J. Zmijewski u. E. Neuessen; Königstein/Ts: Bonn: Peter Hanstein, 1980) 213–7Google Scholar; ähnlich schon vorher Klein, G., ‘Römer 4 und die Idee der Heilsgeschichte’ (1963), in: Ders., Rekonstruktion und Interpretation (BEWfh 50; München: C. Kaiser, 1969) 129–79, bes. 160.Google Scholar

[25] Ausdruck, Der ‘Israel’ fmdet sich im Römerbrief 11x, der Ausdruck ‘Israelit’ 2x, beide Aus-drücke nur in Röm 9–11. 0. Hofius, ‘Das Evangelium und IsraelGoogle Scholar. Erwägungen zu Römer 9–11’, ZThK 83 (1986) 297324Google Scholar meint, Paulus verwende ‘das Wort (sc. Israel) in dreifachem Sinn’: 1. für ‘die νίοί Ίσραήλ insgesamt, d.h. die Gesamtheit der leiblichen Nachkommen Abrahams’ (9. 6b, 27 (2x); (11. 2, 25, 26), 2. für ‘die Heilsgemeinde Israel’ (9. 6b) und 3. für ‘die nicht an Christus glaubenden Juden’ (9. 31; 10. 19, 21; 11. 7) (301 Anm. 15). Auf diese Weise will Hofius seine Auslegung von Röm 9. 6b stützen, daß zwischen dem ‘Volk “Israel”, das die Verheißung empfangen hat’, und der ‘Heilsgemeinde “Israel”, an der sich die Verheißung erfüllt’, zu unterscheiden sei (301). Siehe dazu unten bei Anm. 51. Falsch ist es auf jeden Fall, die ‘Söhne Israels’ von 9. 27b mit der ‘Gesamtheit der leiblichen Nachkommen Abrahams’ zu identifizieren. Denn gerade Röm 9. 7–13 belegt, daß nicht alle Kinder Abrahams (und Isaaks) ‘Same Abrahams’/‘Kinder Gottes’/‘Kinder der Verheißung’ sind, sondern eben nur Isaak und Jakob.

[26] Siegert, , Argumentation hält έρρέθη in v. 12 für das ‘regierende Verb dieser sehr gedehnten Konstruktion’ v. 10–13Google Scholar (123 Anm. 33), inhaltlich zu Recht, syntaktisch zu Unrecht (s.u. Anm. 31).

[27] So z.B. B-D-R § 4791, jedoch erst nach der vorsichtigen Bemerkung, in Röm 9. 10 seien ‘die zu ergänzenden Worte nicht bestimmt gegeben’.

[28] Siegert, , Argumentation, meint, ‘jedes Legalitätsargument mit der Abstammung … (sei) damit entwurzelt und die völlige Freiheit Gottes bei seiner Erwählung nachgewiesen’ (126)Google Scholar. Zu fragen ist, ob v. 10–13 damit nicht ¨berinterpretiert wird; nicht die Abstammung, sondern Gott als der Berufende ist das Thema, auf dem der Ton liegt.

[29] Inhalt, Vom der Worte in v. 12b, 13 her muß so formuliert werden; schließlich wird der ‘gehaßte’ Esau zum Dienen verurteilt. Daß damit noch nicht vom ‘Verwerfen’Google Scholar gesprochen wird, unterstreicht zu Recht Hübner, H., Gottes Ich und Israel. Zum Schriftgebrauch des Paulus in Römer 9–11 (FRLANT 136; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1984) 28–9.CrossRefGoogle Scholar Im übrigen lehnt Hübner die übliche Deutung ab, in v. 12–3 sei gut rabbinisch ein Torazitat (Gen 25. 23) mit einem Prophetenzitat (Mal 1.2, 3) verbunden worden; denn ‘ein Gotteswort mit einem Schriftzita zu be-gründen (,) wäre doch wohl ein absurdes Unternehmen’ (29). In den Augen des Paulus ist das viel-leicht gar nicht so absurd, denn für ihn fmdet sich Gottes Reden und Wort in der ‘Schrift’!

[30] In v. 10 ist aus v. 9 zu ergänzen: Nicht allein dies ist das Wort der Verheißung, sondern auch das, was … gesagt wird.’

[31] v. 11–13 ist eine Periode! Sie beginnt mit einem Genitiv absolutes, der von den später genannten Söhnen handelt, und ihr Hauptsatz steckt in dem Wort έρρέθη. Diesem Hauptsatz ist der sich an den Genitiv absolutes anschließende Finalsatz mit vorgeordnet, ein Finalsatz, dem ‘als eine Art Satzapposition’ (Zahn, Römer, 442 Anm. 94) die Worte οῷκ έξ ργων άλλ έκ το καλον τος zugeordnet sind.

[32] Paulus schließt sich hier mit den Israeliten zusammen. Das wird weithin übersehen. Eine Ausnahme bildet Cranfield, C. E. B., The Epistle to the Romans (ICC; vol. II; Edinburgh: T. & T. Clark, 1979) 477.Google Scholar

[33] Das‘Bleiben’ (μένη) in v. 11 entspricht dem ‘Nicht-Hinfallen’ des Wortes Gottes in Röm 9. 6.

[34] Deshalb spricht man zu Recht allgemein von einem Anakoluth an dieser Stelle und weist die Versuche älterer Ausleger zurück, ‘das Ganze auf irgendeine Weise als einen vollständigen Satz verständlich zu machen’ (Kuss, Röelr, s. Anm. 4, 731)Google Scholar. Doch sei angemerkt, daß Siegert, , Argumentation, die alten Versuche wieder aufgreift (132).Google Scholar

[35] Das berechtigt freilich nicht dazu, mit Nestle-Aland26 (im Unterschied zu Nestle-Aland25) hinter v. 23 ein Fragezeichen zu machen und vor v. 24 einen Leerraum zu lassen; so zu Recht auch Siegert, , Argumentation, 132.Google Scholar

[36] Vgl. Bomkamm, G., ‘Paulinische Anakoluthe im Römerbrief’, in: Ders., Das Ende des Gesetzes. Paulusstudien (BEWIh 16; München: C. Kaiser, 1952) 7692, bes. 90ndash;2.Google Scholar

[37] Das και fehlt in einigen Handschriften.

[38] Siegert, , Argumentation: ‘Der Wechsel ins Masculinum ist der ins natürliche Geschlecht’ (132).Google Scholar

[39] Käsemann, , Römer, 267.Google Scholar

[40] Sanders, E. P., Paul, the Law, and the Jewish People (London: SCM, 1985 = Philadelphia: Fortress, 1983) 42.Google Scholar

[41] Refoulé, F., Note sur Romains IX, 30–33‘, RB 92 (1985) 161–86, bes. 166–7Google Scholar unterstreicht die Bedeutung der syntaktischen Fragen und gibt einen guten Überblick zur Diskussionslage; vgl auch schon Cranfield, C. E. B., ‘Some Notes an Romans 9:30–33’, in: Jesus und Paulus (Festschr. f. W. G. Kümmel; hg. v. E. E. Ellis u. E. Gräszlig;er; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1975) 3543.Google Scholar

[42] Einige Beispiele: Zahn, , Römer: ‘Die ungesunde Fortentwicklung von der Glaubensreligion der Patriarchen und Propheten zu der gesetzlichen Richtung, welche die jüdische Frömmigkeit in Theorie und Praxis eingeschlagen hat, ist der Grund, warum Israel weder das von ihm angestrebte, noch das im Evangelium) vorgesteckte Ziel erreicht hat‘ (471)Google Scholar. – Michel, , Römer: ‘Israel will die “eigene Gerechtigkeit” auf Grund der Verdienstlehre erwerben’’. Die Rechtfertigungs- und Erwählungslehre des Paulus aber ‘stehen im Kampf gegen die rabbinische Verdienstlehre und gegen die Sicherheit Israels‘ (322–3)Google Scholar. – Käsemann, , Römer: ‘Vielmehr ist der zur Gerechtigkeit rufende Wille Gottes im Gesetz unzugänglich geworden, als dieses mißverstanden und zum Leistungsruf gemacht wurde’’ (268)Google Scholar. – Gräßer, (s. Anm. 2): ‘Paulus läßt doch keinen Zweifel daran, daß der Verstockungsweg Israels der Weg der Werke ist (Röm 9, 32; 10, 3)’ (282).Google Scholar

[43] Cranfield, , ‘Some Notes’Google Scholar; Sanders, , Law, 3643; Refoulé, ‘Note’.Google Scholar

[44] Dieser Aspekt wird besonders von Cranfield und Refoulé unterstrichen.

[45] Das hebt Sanders, , Law, besonders hervor (37).Google Scholar

[46] Mit dieser Differenzierung korrigiere ich meine frühere Deutung; Rese, ‘Vorzüge’ (s. Anm. 2) 218Google Scholar. Ähnlich auch L¨bking, Paulus (s. Anm. 15) 62.Google Scholar

[47] Rese, M., ‘Die Rettung der Juden nach Römer 11’, in: L'apötre Paul. Personnalité, style et conception du ministère (par Vanhoye, A. et al. ; BEThL LXXIII; Leuven: University Press, Peeters, 1986) 422–30, bes. 423.Google Scholar

[48] So auch Lübking, , Paulus, 62 f.Google Scholar

[49] Für die Nähe der Argumentation zur Diatribe siehe Stowers, K. S., The Diatribe and Paul's Letter to the Romans (SBL Diss. Ser. 57; Chico, CA: Scholars Press, 1981) passim.Google Scholar

[50] Diesen Aspekt hat Brandenburger, ‘Paulinische Schriftauslegung’ (s. Anm. 1), zutreffend herausgearbeitet.

[51] So Bultmann, R., ‘Geschichte und Eschatologie im Neuen Testament’ (1954), in: Ders., Glaube und Verstehen (4 Bde, 3.Bd.; Tübingen: J. C. B. Mohr, 1960) 91106, bes. 101Google Scholar; Dinkier, E., ‘Prädestination bei Paulus. Exegetische Bemerkungen zum Römerbrief’ (1957), in: Ders., Signum Crucis (Aufs. z. N.T. u.z.christl. Archäologie; Tübingen: J. C. B. Mohr, 1967) 241–69, bes. 249–50Google Scholar. In dieselbe Richtung weist auch die Rede von der ‘Spiritualisierung’ des Israelbegriffes bei Lüdemann, G., Paulus und das Judentum (Theol.Ex.h. 215; München: C. Kaiser, 1983) 32Google Scholarund bei Walter, N., ‘Zur Interpretation von Römer 9–11’, ZThK 81 (1984) 172–95, bes. 174Google Scholar. Hofius, Wenn, ‘Evangelium’ (s. Anm. 25)Google Scholar, zwischen ‘Volk Israel’ und ‘Heilsgemeinde Israel’ unterscheiden will, so liegt das auf derselben Linie.

[52];11 ‘daß die Juden in Röm 9–11 primär unter dem Aspekt des zum Heil berufenen Gottesvolkes thematisch werden’’ (Paulus, 53).

[53] Lübking, , Paulus, 137.Google Scholar

[54] So Dinkler, z.B., ‘Prädestination’, 267.Google Scholar