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Gesetz und Freiheit im Galaterbrief*

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

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Das Thema ‘Gesetz und Freiheit’ ist zweifellos einschlägig für die paulinische Theologie. Besonders die Beschäftigung mit den Briefen des Paulus an die Galater und an die Römer stellt den Exegeten vor die Frage, wie Paulus als gebürtiger Jude zu einer solchen Einschätzung des Gesetzes kommen konnte, so daß er es eindeutig in ein Gegenüber zur befreienden Kraft des Evangeliums von der Rechtfertigung des Sünders stellt. Gesetz und Evan-gelium, Gesetz und Glaube an Christus, Gesetz und Freiheit, das ist in der Tat das Problem, das den Apostel in seinen theologischen Bemühungen um die Erhellung des Kreuzesgeschehens und um die Erschließung des λόγος του˜ στανρόυ˜ (1 Kor. 1. 18) am meisten beschäftigt hat und das dem Exegeten zu erforschen aufgegeben ist, wenn er die Konstituenten der pauli-nischen Theologie zu ermitteln und zu systematisieren sucht. In neuerer Zeit sind zahlreiche Artikel, Monographien und Kommentar-Exkurse erschienen, die sich um das Problem des Gesetzes bemühen und die bei der Vielfalt ihrer Ansätze zugleich auch zeigen, daß die Interpretation des Gesetzes bei Paulus zu immer neuen Fragen führt. Dennoch erweist sich die Beschäftigung mit ihnen als sehr fruchtbar - sowohl für eine neutestamentlich-christliche als auch für eine gesamtbiblische, jüdisch-christliche Theologie.

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Articles
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Copyright © Cambridge University Press 1984

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References

ANMERKUNGEN

[1] Oepke, A., Der Brief des Paulus an die Galater (ThHK 9) (Berlin, 2 1960), S. 98.Google Scholar

[2] Hahn, F., ‘Das Gesetzesverständnis im Römer- und Galaterbrief’, ZNW 67 (1976), S. 2963.CrossRefGoogle Scholar

[3] Wilckens, U., ‘Zur Entwicklung des paulinischen Gesetzesverständnisses’, NTS 28 (1982), S. 154–90.CrossRefGoogle Scholar

[4] Hübner, H., Das Gesetz bei Paulus. Ein Beitragzum Werden derpaulinischen Theologie (FRLANT 119), (Göttingen, 1978).Google Scholar

[5] Zur Frage der Gegner des Paulus in Galatien vgl. jetzt Lüidemann, G., Paulus, der Apostelder Heiden. Bd.II: Antipaulinismus im frühen Christentum (FRLANT 130) (Göttingen, 1983), S. 144–52, ebd. 149Google Scholar: ‘Die … Beobachtungen legen die Annahme nahe, die galatische Kontroverse sei eine Fortsetzung des jerusalemischen Streits.’ Vgl. auch Schmithals, W., ‘Judaisten in Galatien?’, ZNW 74 (1983), S. 2758CrossRefGoogle Scholar, mil erneuter Verteidigung seiner bekannten Position.

[6] Betz, H. D., ‘Geist, Freiheit und Gesetz’, ZThK 71 (1974), S. 7893Google Scholar; ders., Galatians, . A Commentary on Paul's Letter to the Churches in Galatia (Hermeneia) (Philadelphia, 1979).Google Scholar

[7] Vgl. hierzu auch Schnelle, U., Gerechtigkeit und Christusgegenwart. Vorpaulinische und paulinische Tauftheologie (Göttinger Theol. Arbeiten 24) (Göttingen, 1982), S. 196 Anm. 279Google Scholar: ‘Betz … betont zwar völlig richtig die Bedeutung des Geistes für die Interpretation des Gal, will aber dennoch die Taufe als Argumentationsbasis des Apostels nicht anerkennen. Dabei ist gerade im Gal der Zusammenhang zwischen Geistempfang und Taufe offensichtlich. Vgl. Gal 2,19.20 mil 3,2–5; 3,26–28 mil 4,6.’

[8] Die offene und pastoral bestimmte Argumentation des Apostels verbietet es, den ‘theologischen Bezugsrahmen’ zur Bestimmung der von ihm verwandten Begriffe zu eng zu fassen. Allerdings muß unsere Skepsis nicht soweit gehen, wie sie etwa von Räisänen, H., ‘Paul's theological difficulties with the Law’, Studio Biblica 1978, Vol. 3, ed. by Livingstone, E. A. (JSNT, Supp. 3) (Sheffield, 1980), S. 301–20Google Scholar: ‘In this paper I wish to argue that Paul's thought is the real problem, rather than being the obvious solution to theological problems concerning the law.’

[9] Dem etwas eigenwilligen Ansatz von Lüdemann, G., Paulus, der Heidenapostel. Bd. I: Studien zur Chronologie (FRLANT 123) (Göttingen, 1980), S. 136–51, 272 f.Google Scholar, zur Frühdatierung der paulinischen Mission in Griechenland und Galatien (36–47 n.Chr.) kann ich nicht folgen.

[10] Hübner, H., Das Gesetz bei Paulus, S. 21.Google Scholar

[11] Hier liegt der Ansatz Schlier, von H., Der Brief an die Galater (KEK 7) (Göttingen, 14 1971), S. 134 f.Google Scholar, wenn er ‘Tun’ and ‘Glauben’ als die zwei einander ausschließenden Prinzipien herausstellt: ‘Das Gesetz gibt es nicht ‘aus Glaube’, es hat den Glauben nicht als Grundprinzip seines Lebens … Das Gesetz hat es mit dem πolεω˜ zu tun. Stellt man das Leben auf das Gesetz, so wird es nur durch dessen Grundprinzip, das Tun, erlangt.

[12] Vgl. Wilckens, U., a.a.O. S. 179Google Scholar: ‘Paulus treibt so die Exklusivität des Glaubens gegen die Gesetzesobservanz und die Exklusivität der – vor allem in den Heidenchristen repräsentierten – Kirche gegenüber dem Judentum … bis an die äußerste Grenze vor …’ Vgl. auch Eckert, J., Die urchristliche Verkündigung im Streit zwischen Paulus und seinen Gegnern nach dem Galaterbrief (BU 6) (Regensburg, 1971), S. 40 f.Google Scholar: ‘Paulus … kennt keine mittlere Position zwischen Judentum und Christentum …’

[13] Von diesem Befund aus kann Sanders, E. P., Paul and Palestinian Judaism: A Comparison of Patterns of Religion (London, 1977), S. 550–2Google Scholar, die entschiedene Hinwendung des Paulus zu Jesus Christus als ‘change of “entire systems”’ interpretieren: vom ‘covenantal nomism’ des zeitgenössi-schen Judentums hin zu ‘the real righteousness’ des christlichen Glaubens. Ein ‘Wechsel’, den Sanders sehr prinzipiell faßt: ‘In short, this is what Paul finds wrong in Judaism: it is not Christianity.’ Hierzu positiv und kritisch zugleich Dunn, J. D. G., ‘The New Perspective on Paul’;, BJRL 65 (1983), S. 95122, bes. 100 f.Google Scholar

[14] Hierzu sei in Kürze nur verwiesen auf Hengel, M., ‘Der stellvertretende Sühnetod Jesu. Ein Beitrag zur Entstehung des urchristlichen Kerygmas’, IKaZ 9 (1980), S. 125, 135–47Google Scholar, und Kertelge, K., ‘Rechtfertigung’ bei Paulus. Studien zur Struktur und zum Bedeutungsgehalt des paulinischen Rechtfertigungsbegriffs (NTA N.F.3) (Münster, 2 1971), S. 209–12.Google Scholar

[15] Vgl. besonders Hahn, F., a.a.O. S. 48: ‘Ein Sein des Menschen außerhalb des göttlichen Ge-setzes ist für Paulus undenkbar.Google Scholar

[16] Lagrange, J.-M., Saint Paul. Epitre aux Remains (Paris, 1950), S. 180.Google Scholar

[17] Vgl. besonders Davies, W. D., Torah in the Messianic Age and/or in the Age of Come (JBL. MS 7) (Philadelphia, 1952)Google Scholar. Hierzu kritisch Wilckens, U., a.a.O. S. 189 Anm. 69Google Scholar. Vgl. auch Mußner, F., Der Galaterbrief (HThK 9) (Freiburg, 1974), S. 284–8Google Scholar: ‘Das Evangelium als “nova lex”’.

[18] Hahn, F., a.a.O. S. 57Google Scholar: ‘Entscheidend ist für das paulinische Verständnis des Gesetzes in beiden Briefen (Röm. und Gal.) der Zusammenhang mit der Sünde einerseits und die im Glauben begründete Kritik und Erneuerung des Gesetzes andererseits.’

[19] Hübner, H., a.a.O. S. 23.Google Scholar

[20] Vgl. Käsemann, E., ‘Zum Thema der urchristlichen Apokalyptik’, ders., Exegetische Versuche und Besinnungen II (Göttingen, 2 1965), S. 105–31, bes. 122 f. zu Gal. 3. 28Google Scholar; Schürmann, H., ‘Die Freiheitsbotschaft des Paulus – Mitte des Evangeliums?’, Cath 25 (1981), S. 2262, hier 25.Google Scholar

[21] Hübner, H., a.a.O. S. 38.Google Scholar

[22] Wilckens, Anders U., a.a.O. S. 174Google Scholar: ό πāς νόμος bezeichne ‘das Gesetz als ganzes, als einheitliche Größe’. Die Torahgebote im einzelnen wie ‘das der Beschneidung, aber auch z.B. die kultischen (4,10) und rituellen Gebote (2,14)’ haben ‘– jedenfalls für die Heidenchristen – als abrogiert zu gelten, ohne daß damit die Tora als solche und ganze abrogiert ist’ (ebd. S. 175).

[23] Vgl. Luz, U., in: Smend, R. und Luz, U., Gesetz (Kohlhammer Taschenbücher. Biblische Kon-frontationen 1015) (Stuttgart, 1981), S. 108Google Scholar: ‘Die Wirklichkeit in Christus führt nicht einfach direkt zur Restitution des alttestamentlichen Gesetzes. Sie bedeutet die Aufrichtung einer neuen, eschatologischen Richtschnur, die jenseits von Gesetz und Gesetzesfreiheit liegt.’

[24] So richtig Dunn, J. D. G., a.a.O. passim, dessen Bemerkung S. 115 ich weitgehend zustimmen kannGoogle Scholar: ‘To continue to insist on such works of the law was to ignore the central fact for Christians, that with Christ's coming God's covenant purpose had reached its intended final stage in which the more fundamental identity marker (Abraham's faith) reasserts its primacy over against the too narrowly nationalistic identity markers of circumcision, food laws and sabbath.’

[25] Vgl. Schürmann, H., a.a.O. S. 43 f.Google Scholar: ‘“Befreit zur Freiheit” heißt darum auch: “befreit zum Gesetz Christi (Gal 6,2)”, d.h. vor allem zur Nächstenliebe … Die Forderung zur Nächstenliebe ist für Paulus so zentral, daß er sie an die Stelle der Thora setzen kann als das “Gesetz Christi” …’ Hofius, Anders O., ‘Das Gesetz des Mose und das Gesetz Christi’, ZThK 80 (1983), S. 262–86Google Scholar. Er bestimmt das ‘Gesetz Christi’ in Gal. 6. 2 sehr dezidiert von der paulinischen Kreuzestheologie her. ‘Mit dem “Gesetz Christi” ist weder die durch Christus aufgerichtete und für den Christen verbindlich gemachte Sinai-Tora noch auch das Liebesgebot von Lev. 19. 18 als Quintessenz der Tora gemeint. Das ‘Gesetz Christi’ ist vielrnehr die Weisung des Gekreuzigten, die verbindliche, die Gemeinde im Gehorsam an ihren Herrn bindende Proklamation seines Herr-Seins als des Gekreuzigten’ (ebd. S. 283 f.).

[26] Kuss, O., ‘Nomos bei Paulus’, MThZ 17 (1966), S. 173227, hier 226.Google Scholar