Published online by Cambridge University Press: 01 January 1999
Zur Beschreibung rabbinischer ‘Soteriologie’ haben sich in der Forschung zwei konträre Modelle etabliert: Dem einen zufolge entscheiden die Werke eines Menschen über seine Teilhabe an der kommenden Welt; dem anderen zufolge entscheidet seine Zugehörigkeit zum erwählten Volk. Beide Denkmuster sind in Talmud und Midrasch reichlich belegt. Herkömmliche Hierarchisierungen, die das eine Muster dem anderen starr über- oder unterordnen, sind jedoch unangemessen. Vielmehr bringt die rabbinische Tradition Erwählung und Vergeltung in stets wechselnden Proportionen zum Ausgleich, was bis zur scheinbaren Verabsolutierung des einen und Ignorierung des anderen der beiden Prinzipien reichen kann. Rabbinische Soteriologie ist in diesem Sinne ‘optional’ strukturiert.