Published online by Cambridge University Press: 16 December 2013
Recent archaeological and historical research has stressed the manifold relationship between Nero and Domitian thereby opening fresh insights into both the ‘remembered persecution’ of Christians by Domitian and the probable date of the Book of Revelation. It is this form of memorial strategy that throws new light on the old problem of Domitian and Revelation.
German Abstract:In archäologischen und althistorischen Diskursen werden neuerdings die Verbindungslinien zwischen Nero und Domitian herausgestellt. Aus einer Verbindung beider Kaiser ergeben sich auch neue Erkenntnisse hinsichtlich der ‘erinnerten Christenverfolgung’ unter Domitian und der Datierung der Johannesoffenbarung. Diese Erinnerungsstrategie lässt das Verhältnis zwischen domitianischem Prinzipat und der kanonischen Apokalypse in einem neuen Licht erscheinen.
1 de Villiers, Dazu P., ‘Persecution in the Book of Revelation’, Acta Theologica 2 (2002) 47–70Google Scholar; Riemer, U., Das Tier auf dem Kaiserthron? Eine Untersuchung zur Offenbarung des Johannes als historischer Quelle (BzA 114; Stuttgart/Leipzig: Teubner, 1998)Google Scholar; Wilson, J., ‘The Problem of the Domitianic Date of Revelation’, NTS 39 (1993) 587–605CrossRefGoogle Scholar und Christ, K., ‘Zur Herrscherauffassung und Politik Domitians: Aspekte des modernen Domitianbildes’, SZG 12 (1962) 187–213Google Scholar.
2 Vgl. zur Datierungsfrage ausführlich Witetschek, S., ‘Ein weit geöffnetes Zeitfenster? Überlegungen zur Datierung der Johannesapokalypse’, Die Johannesapokalypse: Kontexte – Konzepte – Rezeption (Hg. J. Frey/J. Kelhoffer/F. Tóth; WUNT 287; Tübingen: Mohr Siebeck, 2012) 117–48Google Scholar.
3 Mit dem Verhältnis zwischen den Prinzipaten Neros und Domitians beschäftigte sich auch eine interdisziplinäre Fachtagung (Nero und Domitian. Mediale Diskurse der Herrscherrepräsentation im Vergleich) in Freiburg i.Br. am 24. und 25.02.2012 im Rahmen des DFG-Forschungsprojekts ‘Mediale Diskurse römischer Herrscherrepräsentation’. Neben den Vorbereitungstreffen der Arbeitsgruppe in München hatte ich auch die Möglichkeit, an dieser Tagung teilzunehmen. Ich danke den Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern aus den verschiedenen altertumswissenschaftlichen Disziplinen für diese außergewöhnliche Chance zur perspektivischen Weitung.
4 Während Vespasian und insbesondere Titus als Tempelzerstörer im Judentum negativ erinnert wurden, ist ihre Wahrnehmung in der römischen Historiographie wesentlich positiver. Nerva ist als medial präsenter Kaiser für den kleinasiatischen Raum kaum relevant, während Trajan und Hadrian zwiespältig wahrgenommen wurden; vgl. dazu Hengel, M., ‘Hadrians Politik gegenüber Juden und Christen’, JANES 16–17 (1984–85) 153–82Google Scholar. Dennoch werden auch sie in römischer und christlicher Erinnerung weitestgehend positiv gesehen (vor allem vor dem Zweiten Jüdischen Krieg).
5 Nerva ist aufgrund seines kurzen Prinzipats vermutlich kaum so breit wie die übrigen Kaiser im Reich wahrgenommen worden.
6 Obwohl sie vermutlich in weiten Teilen die Religionspolitik Domitians fortführten, wurden Trajan und Hadrian kaum negativ erinnert – selbst trotz der aus trajanischer Zeit bezeugten ersten Christenprozesse (Plin.epist. 10.96–7). Als Christenverfolger wird Trajan zudem nicht derart bestialisch beschrieben wie Domitian (vgl. etwa Euseb.h.e. 3.33 mit 3.17–20). Ähnlich verhält es sich bei Hadrian: Durch ein Reskript stärkte er die Position der Christen im Reich, was ihn vor einer allzu negativen Erinnerung bewahrte; vgl. Galimberti, A., ‘Hadrian, Eleusis, and the Beginning of Christian Apologetics’, Hadrian and the Christians (Hg. M. Rizzi; Millennium-Studien 30; Berlin: de Gruyter, 2010) 71–83Google Scholar, hier: 83.
7 Die Frage, ob die jeweiligen Kaiser als Individuum oder als allgemein negativer Herrschertypus erinnert wurden, muss an dieser Stelle offen bleiben. Für eine individuelle Wahrnehmung sprechen Herrschaftsspezifika, die im Urchristentum ebenfalls wahrgenommen werden konnten: siehe etwa die ausdrückliche Notiz über das Kaisertum des Augustus (Lk 2.1) oder die durch die Stimme angedeutete Gesangsleidenschaft Neros in Apg 12.22; dazu ausführlich Klauck, H.-J., ‘Des Kaisers schöne Stimme: Herrscherkritik in Apg 12,20–23’, Religion und Gesellschaft im frühen Christentum. Neutestamentliche Studien (WUNT 152; Tübingen: Mohr Siebeck, 2003) 251–267Google Scholar.
8 Vgl. dazu Giesen, H., ‘Das Römische Reich im Spiegel der Johannes-Apokalypse’, Studien zur Johannesapokalypse (SBAB 29; Stuttgart: Katholisches Bibelwerk, 2000) 100–213Google Scholar, hier: 113; Bengtson, H., Die Flavier: Vespasian, Titus, Domitian. Geschichte eines römischen Kaiserhauses (München: Beck, 1979) 186Google Scholar.
9 Vgl. u.a. Suet.Dom. 4.4.
10 Trajan und Hadrian übertrafen Domitian in der Herrschaftsstilisierung; vgl. Witulski, T., Kaiserkult in Kleinasien: Die Entwicklung der kultisch-religiösen Kaiserverehrung in der römischen Provinz Asia von Augustus bis Antoninus Pius (NTOA 63; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2007) 88–9, 99, 153–6Google Scholar. Dennoch lässt sich allein aus dieser Beobachtung keine Spätdatierung der Offb rechtfertigen, da ein intensiverer Kult nicht automatisch eine intensivere Wahrnehmung durch die Christen bedeutet, denen Kulte in Kleinasien schon vor Trajan und Hadrian vertraut waren; vgl. hierzu ausführlich Friesen, S., Imperial Cults and the Apocalypse of John. Reading Revelation in the Ruins (Oxford: Oxford University, 2001) 23–131CrossRefGoogle Scholar.
11 Vgl. Suet.Dom. 23.1 und Aur.Vict.Caes. 11.8, sowie zu den Zerstörungen Cass.Dio 68.1.1–2.
12 Die jüdische Sicht auf Hadrian war zunächst äußerst positiv (vgl. Hengel, ‘Politik’, 158), schlug nach dem Zweiten Jüdischen Krieg aber ins Gegenteil um; vgl. Rizzi, M., ‘Hadrian and the Christians’, Hadrian and the Christians (Millenium-Studien 30; Berlin: de Gruyter, 2010) 7–20Google Scholar, hier: 13.
13 Vgl. u.a. Domitian als pessimus princeps in Plin.paneg. 95.3–4; Tac.Agr. 2–3.
14 Vgl. dazu Kneppe, A., Metus temporum: Zur Bedeutung von Angst in Politik und Gesellschaft der römischen Kaiserzeit des 1. und 2. Jhdts. n.Chr. (Stuttgart: Steiner, 1994) 216Google Scholar.
15 Die vorliegende Liste ist nicht erschöpfend und versucht nur annähernd die motivische ‘Familienähnlichkeit’ beider Kaiser darzustellen. Auf dieser Basis wird das Argument Nautas gestärkt, das von einem untergründigen Diskurs der Gleichsetzung beider Kaiser innerhalb der Senatorenschaft und Panegyrik ausgeht, der erst nach dem Tod Domitians publik wird; vgl. Nauta, R., ‘Flauius ultimus, caluus Nero: Einige Betrachtungen zu Herrscherbild und Panegyrik unter Domitian’, Tradition und Erneuerung: Mediale Strategien in der Zeit der Flavier (Hg. N. Kramer/C. Reitz; Berlin/New York: de Gruyter, 2010) 239–71Google Scholar, hier: 243, 265.
16 Siehe Suet.Dom. 13.3 und Cass.Dio 67.4.4; vgl. auch Bengtson, Flavier, 187; Jones, B. W., The Emperor Domitian (London: Routledge, 1992) 162CrossRefGoogle Scholar und Clauss, M., Kaiser und Gott: Herrscherkult im römischen Reich (Stuttgart: Teubner, 1999) 240CrossRefGoogle Scholar.
17 Vgl. Suet.Nero 55. Dazu auch Clauss, Kaiser, 101.
18 Die Verbindung zwischen einem typologisierten Nerobild und Domitian wird in der am Anfang des 2. Jahrhunderts entstandenen vierten Satire des Juvenal erreicht; vgl. Schubert, C., Studien zum Nerobild in der lateinischen Dichtung der Antike (BzA 116; Stuttgart: Teubner, 1998) 445CrossRefGoogle Scholar. Domitian wird darin als calvus Nero bezeichnet (vgl. Juv.sat. 4.38). Er hat gemäß diesem Ausdruck alle Eigenschaften mit Nero gemein, außer der Tatsache, dass er lichteres Haar als sein Vorgänger hat. Diese typologische Zuschreibung legt das Wesen Neros als Blaupause für eine Charakterzeichnung Domitians zugrunde.
19 Vgl. die Definition von Schall: ‘[Tyranny is] characterised by the deviation of political rulers from commonly accepted standards of moral and political behavior or by the illegitimate title to the exercise of power of the persons who actually rule’. (Schall, J., ‘Tyranny’, New Catholic Encyclopedia (Hg. T. Carson/J. Cerrito; Detroit: Thomson/Gale, 2 2003) 257Google Scholar). Ein Autokrat, der die Balance zwischen Senat und Prinzipat nicht aufrecht erhielt, unterstrich seine Position meist zusätzlich durch Selbstdivinisierung; vgl. Botha, P. J. J., ‘The Historical Domitian: Illustrating Some Problems of Historiography’, Neotest. 23 (1989) 45–59, hier: 54.Google Scholar
20 In der Gruppenmemoria des Judentums wäre als ‘Urtyrann’ in diesem Sinne Antiochus IV. Epiphanes zu nennen; siehe zur Diskussion Mittag, F. P., Antiochus IV. Epiphanes: Eine politische Biographie (Klio.B 11; Berlin: Akademie, 2006) 256–68CrossRefGoogle Scholar, insb. 259–62 und Keel, O., ‘Die kultischen Maßnahmen Antiochus’ IV.: Religionsverfolgung und/oder Reformversuch?’, Hellenismus und Judentum: Vier Studien zu Daniel 7 und zur Religionsnot unter Antiochus IV. (Hg. O. Keel/U. Straub; OBO 178; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2000) 87–121Google Scholar, hier insb. 88, 112.
21 So wurde Titus einerseits für seine benevolentia von der römischen Bevölkerung geehrt (u.a. Suet.Tit. 8.1–2), andererseits im rabbinischen Judentum als Nachfahre des kriegstreibenden Vespasian in einer Linie zu den Erbauern des verdorbenen Rom beschrieben (vgl. MidrTeh 17.12).
22 Trajan wird als optimus princeps (Plin.paneg. 1.2; 2.7; 44.2; 53.2) und Hadrian als ‘θεῖος ἀνήρ’ (vgl. SHA.Hadr. 25.1–4) gezeichnet (ausführlich Kuhlmann, P., Religion und Erinnerung: Die Religionspolitik Kaiser Hadrians und ihre Rezeption in der antiken Literatur (Formen der Erinnerung 12; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2002) 139–42CrossRefGoogle Scholar), während Domitian als immanissima belua (Plin.paneg. 48.3–5) gilt.
23 Entscheidenden Anteil am Bild Domitians als Tyrann in der Nachfolge Neros haben im paganen Bereich vor allem die senatorischen Berichterstatter Plinius, Tacitus und Sueton; siehe Schubert, Nerobild, 444; ferner auch Peerbolte, L. J. Lietaert, The Antecedents of Antichrist: A Traditio-Historical Study of the Earliest Christian Views on Eschatological Opponents (JSJ 49; Leiden: Brill, 1996) 199Google Scholar.
24 So ist eine negative Sicht vornehmlich älteren Forschungsarbeiten zu entnehmen; etwa bei Schütz, R., Die Offenbarung des Johannes und Kaiser Domitian (FRLANT 50; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1933)Google Scholar; neuerdings auch bei Strobel, K., Kaiser Traian: Eine Epoche der Weltgeschichte (Regensburg: Pustet, 2010)Google Scholar. Eine positive Sichtweise auf Domitian wird allerdings ebenfalls vertreten; vgl. etwa Waters, K. H., ‘The Character of Domitian’, Phoenix 18 (1964) 49–77CrossRefGoogle Scholar, hier: 52.
25 Die fehlende Möglichkeit zur Partizipation kränkte die Senatoren in ihrem Selbstbild, da sie sich dadurch als Geknechtete des Kaisers wahrnahmen; vgl. Tac.Agr. 2.3 und Epikt. 4.1.33, 35, 40; siehe ferner Kneppe, Metus, 156–7.
26 Die Schrift wird um das Jahr 100 datiert (70–130); vgl. dazu Stone, M. E., ‘Apocalyptic Literature’, Jewish Writings of the Second Temple Period: Apocrypha, Pseudepigrapha, Qumran Sectarian writings, Philo, Josephus (CRI Sct.2.2; Philadelphia: Fortress, 1984) 383–441Google Scholar, hier: 412.
27 Vgl. Kuhn, P., Offenbarungsstimmen im antiken Judentum: Untersuchungen zur bat qol und verwandten Phänomenen (TSAJ 20; Tübingen: Mohr, 1989) 57Google Scholar.
28 Die Deutung auf Domitian ist eine Grundannahme zum Verständnis der Adlervision, die zahlreiche Ausleger teilen; vgl. etwa Hogan, K. M., Theologies in Conflict in 4 Ezra: Wisdom Debate and Apocalyptic Solution (JSJ Suppl. 130; Leiden: Brill, 2008) 183–4CrossRefGoogle Scholar. Siehe ausführlich Stone, M. E./Cross, F. M., Fourth Ezra: A Commentary on the Book of Fourth Ezra (Minneapolis, Minn.: Fortress, 1994) 363–5Google Scholar.
29 Vgl. Kneppe, Metus, 175. Die Gewaltmaßnahmen zur Zeit Neros und Domitians trugen gleiche Züge, vgl. die Beispiele bei Cook, J. G., Roman Attitudes Toward the Christians: From Claudius to Hadrian (Tübingen: Mohr Siebeck, 2010) 75–6Google Scholar. Tacitus (hist. 2.72.1) benutzt für das Ende der Regierungszeit Neros den gleichen Begriff wie Plinius für das Ende der Regierung Domitians (vgl. Plin.epist. 5.1.7; 7.19.6; 9.13.3): metus temporum; vgl. Kneppe, Metus, 80.
30 Die Sanktionen richteten sich vor allem gegen die Stoiker (vgl. Pfeiffer, S., Die Zeit der Flavier: Vespasian, Titus, Domitian (Darmstadt: WBG, 2009) 74Google Scholar) und andere intellektuelle Eliten (siehe Botha, ‘Domitian’, 52). Diese Philosophenverfolgung wird bei Plinius ebenfalls als metus temporum bezeichnet (s.o. n. 29). Er rekonstruierte dies möglicherweise als Gegensatz zur securitas temporum bei Nerva/Trajan; vgl. Kneppe, Metus, 156–7.
31 Ein anschauliches Beispiel einer solchen Eradierung aus Kleinasien bietet Friesen, S. J., Twice Neokoros: Ephesus, Asia, and the Cult of the Flavian Imperial Family (RGRW 116; Leiden: Brill, 1993) 31CrossRefGoogle Scholar. Für Nero auch Auffarth, C., ‘Herrscherkult und Christuskult’, Die Praxis der Herrscherverehrung in Rom und seinen Provinzen (Hg. H. Cancik; Tübingen: Mohr Siebeck, 2003) 283–317Google Scholar, hier: 294–6. Für Domitian zudem Suet.Dom. 23.1; Plin.paneg. 52.4–5.
32 Sowohl bei Nero als auch bei Domitian folgte auf die Herrschaft eine Zeit des unsicheren Machtwechsels; vgl. Kneppe, Metus, 124. Kurz nach Domitians Tod wurde Nerva zum Kaiser ausgerufen, da wieder eine nachneronische Chaos-Zeit befürchtet wurde; vgl. Cass.Dio 68.1–3. Zu Nero siehe Cass.Dio 63.29.4.
33 Vgl. Peerbolte, L. J. Lietaert, ‘To Worship the Beast: The Revelation of John and the Imperial Cult in Asia Minor’, Zwischen den Reichen: Neues Testament und römische Herrschaft (Hg. M. Labahn/J. Zangenberg; TANZ 36; Tübingen: Francke, 2002) 239–59Google Scholar, hier: 245–6. Das hohe Maß an Identifikation der Statuen mit dem Regenten zeigt sich auch bei der damnatio memoriae Domitians, bei der die Menschen ihren Zorn an den Statuen des Herrschers auslassen konnten (vgl. Plin.paneg. 52.4–5); vgl. auch Juncker, H., ‘Iulisch-claudische Kaiser- und Prinzenporträts als “Palimpseste”’, JDAI 96 (1981) 236–316Google Scholar, hier: 301–2.
34 Vgl. Juncker, ‘Prinzenporträts’, 238–9.
35 Vgl. M. Bergmann/Zanker, P., ‘“Damnatio Memoriae” Umgearbeitete Nero- und Domitiansporträts: Zur Ikonographie der flavischen Kaiser und des Nerva’, JDAI 96 (1981) 317–412Google Scholar, hier: 318.
36 Selbst ein bis zur Karikatur verkleinerter Nervakopf wurde als Identifikationsobjekt in Ehren gehalten, vgl. Bergmann/Zanker, ‘“Damnatio Memoriae”’, 318, 394, 397–9. Auch die Statuen Domitians wurden umgearbeitet, beispielsweise zu Statuen seines Bruders Titus, vgl. Andreae, B./Stadler, M./Anger, K., Bildkatalog der Skulpturen des Vatikanischen Museums. Monumenti, Musei e Gallerie Pontificie (Berlin: de Gruyter, 1995) 185Google Scholar.
37 Vgl. die vielen Beispiele in Bergmann/Zanker, ‘“Damnatio Memoriae”’, 350–74. Hauptindiz ist dabei vor allem die Darstellung Neros mit langem Nackenhaar (vgl. Cass.Dio 63.9.1–2 und Suet.Nero 51), das für die Domitianstatue erkennbar wegrasiert wurde; vgl. Bergmann/Zanker, ‘“Damnatio Memoriae”’, 320 und Nauta, ‘Flauius ultimus’, 247.
38 Bergmann/Zanker, ‘“Damnatio Memoriae”’, 320. Für eine Beschreibung des ersten Bildnistypus Domitians mit zahlreichen Beispielen siehe Bergmann/Zanker, ‘“Damnatio Memoriae”’, 350–60.
39 Dazu allgemein Daltrop, G., ‘Domitian’, Die Flavier (Hg. G. Daltrop/U. Hausmann/M. Wegner; Berlin: Mann, 1966) 30–42Google Scholar, hier: 41.
40 Vgl. Daltrop, ‘Domitian’, 32 und Bergmann/Zanker, ‘“Damnatio Memoriae”’, 353, zur Zuordnung 370–3.
41 Vgl. Bergmann/Zanker, ‘“Damnatio Memoriae”’, 318. Vespasian und Titus kamen wegen ihrer prägnanten Kopfform für eine Umarbeitung kaum in Betracht (es gibt nur ein Beispiel für eine solche Umarbeitung; siehe dazu Andreae, Bildkatalog, 184). Zudem waren beide divi, weshalb die Statuen weitgehend unangetastet blieben.
42 Es wurden zwar im Vierkaiserjahr in Rom bereits einige Nerobüsten umgearbeitet, aber diese wurden in der Asia mit Sicherheit kaum wahrgenommen; vgl. Juncker, ‘Prinzenporträts’, 301. Auch zur frühen flavischen Zeit wurden Nerobüsten wegen der unterschiedlichen Kopfform der Bildtypen selten umgearbeitet; vgl. zu Vespasian: D. Kreikenbom, Griechische und römische Kolossalporträts bis zum späten ersten Jahrhundert nach Christus (JDAI 27; Berlin: de Gruyter, 1992) 101; und zu Titus: http://viamus.uni-goettingen.de/fr/e_/uni/b/06/index_html (10.06.2013). Es bleibt zu vermuten, dass die Bildhauerwerkstätten die Nero-Köpfe aufbewahrten und erst unter Domitian wiederverwendeten; vgl. Juncker, ‘Prinzenporträts’, 301.
43 Vgl. Juncker, ‘Prinzenporträts’, 300–1. Bengtson spricht von ‘Wäldern von Statuen’; vgl. Bengtson, Flavier, 186. Diese für Stadt-Rom ausreichend belegte Maßnahme ist in der Kaiserkult-affinen Provinz Kleinasien ebenfalls zu erwarten.
44 Vgl. Bergmann, M., Die Strahlen der Herrscher: Theomorphes Herrscherbild und politische Symbolik im Hellenismus und in der römischen Kaiserzeit (Mainz: von Zabern, 1998) 134Google Scholar.
45 Siehe dazu Bengtson, Flavier, 216. Domitian stilisierte sich auf ähnliche Weise; vgl. Bergmann, Strahlen, 238–9; vgl. auch die Gestirnmetaphorik bei Stat.silv. 4.1.3–4.
46 Vgl. für Nero: Auffarth, ‘Herrscherkult’, 294–8; und für Domitian: vgl. Daltrop, ‘Domitian’, 37–8 und Cook, Roman Attitudes, 34 (n. 17), 116.
47 Siehe dazu Carradice, I. A./Buttrey, T. V., The Roman Imperial Coinage 2/1 (London: Spink, 2 2007) 265Google Scholar. Man beachte auch Strobels Einschätzung: ‘Die Triumphalikonographie steigert sich zur Propagierung der universalen Sieghaftigkeit des Kaisers, der als stellvertretender Streiter Jupiters mit Blitzbündel und Speer auf Erden den Kräften des Chaos entgegentritt’ (Strobel, Kaiser Traian, 83). Die Zahl der erhaltenen Münzen ist beachtlich: Anhand der Denare ist zu erkennen, dass vor allem bei Regierungsbeginn und in der Zeit von 88–96 viele Münzfunde vorliegen; vgl. die Grafiken bei Carradice in Carradice/Buttery, Coinage, 258–9.
48 Siehe dazu Cook, Roman Attitudes, 34 (n. 16).
49 Es wären weitere Beispiele zu nennen wie die hohe Betonung des Herkulesmotivs (für Domitian, siehe Mart.epigr. 9.43, 64–65, 101; für Nero: Anrufungen als Nero-Herkules, vgl. Tac.ann. 13.8 und Cass.Dio 63.20.5) oder die Titulatur Domitians als dominus et deus (Suet.Dom. 13.1–2; Mart.epigr. 5.8.1; 7.34.8; 8.2.6; 9.66.3; 10.72.1–3; Cass.Dio 67.13.4, Dion or. 45.1), welche auf die Ptolemäer rückführbar ist und auch auf dem Obelisken der Piazza Navona in Rom durchscheint.
50 Die Assimilation zeige sich besonders durch Laxheit (vgl. Offb 3.15–16) und das Vollziehen heidnischer Kulte; vgl. dazu Giesen, H., ‘Lasterkataloge und Kaiserkult in der Offenbarung des Johannes’, Studien zur Johannesoffenbarung und ihrer Auslegung (Hg. F. W. Horn/M. Wolter; FS: O. Böcher; Neukirchen-Vluyn: Neukirchener, 2005) 210–31Google Scholar, hier: 231; sowie Thompson, L. L., ‘Ordinary Lives: John and His First Readers’, Reading the Book of Revelation: A Resource for Students (Hg. D. Barr; Atlanta, GA: SBL, 2003) 25–47CrossRefGoogle Scholar, hier: 40–1 und Theißen, G., Die Religion der ersten Christen: Eine Theorie des Urchristentums (Gütersloh: Gütersloher, 4 2008) 331–2Google Scholar.
51 Vgl. Friesen, S. J., ‘Satan's Throne, Imperial Cults and the Social Setting of Revelation’, JSNT 27 (2005) 351–73Google Scholar, hier: 352; vgl. auch Slater, T. B., ‘On the Social Setting of the Revelation to John’, NTS 44 (1998) 232–56CrossRefGoogle Scholar, hier: 254.
52 Vgl. die Monographie von Friesen (siehe n. 31) und Price, S., Rituals and Power: The Roman Imperial Cult in Asia Minor (Cambridge University Press, 1984)Google Scholar. Differenziert zur Frage nach hartem und weichem Kaiserkult siehe auch Klauck, H.-J., ‘Das Sendschreiben nach Pergamon und der Kaiserkult in der Johannesoffenbarung’, Bib. 73 (1992) 153–82Google Scholar, hier: 181–2.
53 Siehe zur zeitgeschichtlichen Auslegungstendenz allgemein Giesen, H., Die Offenbarung des Johannes (RNT; Regensburg: Pustet, 1997) 44–5Google Scholar und mit Quellenmaterial aus dem kleinasiatischen Orakelwesen, Tóth, F., Das Tier, sein Bild und der falsche Prophet: Untersuchungen zum zeitgeschichtlichen Hintergrund von Johannesoffenbarung 13 unter Einbeziehung des antiken Orakelwesens (BThSt 126; Neukirchen-Vluyn: Neukirchener, 2012)Google Scholar.
54 Die Wunde des Tieres steht der Schächtwunde des Lammes (vgl. Offb 13.3, 8 mit 5.6) antithetisch gegenüber; zur parallelen Beschreibung von Lamm und Tier siehe Giesen, Offenbarung, 164; Schütz, Offenbarung, 49 und Beale, G. K., The Book of Revelation: A Commentary on the Greek Text (Grand Rapids, Mich.: Eerdmans, 1999)Google Scholar 691.
55 Als Befürworter einer Aufnahme der Nerosage gelten D. Aune, H. Giesen, J. Ernst u.v.m. Bereits Viktorin von Pettau zog in dem ersten Kommentar zur Offb diese Schlussfolgerung; vgl. Vict.Poet. in Apoc. 13.1–2.
56 Legendenbildung war nach Neros Tod populär; vgl. Berger, K., Theologiegeschichte des Urchristentums: Theologie des Neuen Testaments (Tübingen: Francke, 1995) 617–18Google Scholar. Obwohl Sueton beschreibt, dass Neros sterbliche Reste begraben wurden (vgl. Suet.Nero 50; siehe dazu auch Klauck, H.-J., ‘Do they Never Come Back? Nero Redivivus and the Apocalypse of John’, Religion und Gesellschaft im frühen Christentum: Neutestamentliche Studien (Hg. H.-J. Klauck; WUNT 152; Tübingen: Mohr Siebeck, 2003) 268–89Google Scholar, hier: 269), gibt es zahlreiche literarische Niederschläge über eine Flucht Neros zu den Parthern, mit deren König Vologaeses I. er Kontakt geknüpft hatte (vgl. Suet.Nero 40.2; 57.1–2; Tac.hist. 2.8; Cass.Dio 66.19.3; siehe auch Klauck, ‘Nero’, 270; für weitere literarische Zeugen: Beale, Revelation, 690). Diese Nero-Traditionen waren noch lange literarisch präsent: Lukian beschreibt die Nerolegende noch um 150 n.Chr. (adv.ind.20), siehe dazu Witulski, T., Die Johannesoffenbarung und Kaiser Hadrian: Studien zur Datierung der neutestamentlichen Apokalpyse (FRLANT 221; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2007) 14–15.CrossRefGoogle Scholar
57 ‘The oldest form of the Nero redux myth, which appears to have originated in Asia, is that Nero would return from the east as the champion of the east at the head of a Parthian army to retake the imperial throne in Rome. This basic version of the myth is reflected in Sib. Or.4.138–39 … In Jewish and Christian tradition, however, this usually positive image of a triumphant messianic figure was transformed into a monstrous incarnation of evil and became part of the eschatological-antagonist myth’ (Aune, D. E. (u.a.), Revelation 6–16 (WBC 52B; Nashville, Tenn.: Nelson, 1998)Google Scholar 739).
58 Zur Datierungsfrage siehe Pöhlmann, W., Die heidnische, jüdische und christliche Opposition gegen Domitian: Studien zur Neutestamentlichen Zeitgeschichte (Nürnberg: Diss.Univ., 1966) 332–3Google Scholar und Collins, J. J., The Sibylline Oracles of Egyptian Judaism (SBL.DS 13; Missoula, Mont.: SBL, 1972)Google Scholar 75. Collins geht von einem literarischen Ursprung im 1. Jh. aus, doch zur hadrianischen Zeit (in jedem Fall vor 138 n.Chr.) seien die Texte von OrSib 5 redaktionell überarbeitet und zur überlieferten Gestalt zusammengefügt worden.
59 Siehe dazu Pöhlmann, Opposition, 334: ‘Im vierten Buch wurde Nero zwar wie im fünften als Muttermörder und Frevler bezeichnet (4.121,122), sonst aber waren keine Anzeichen leidenschaftlichen Hasses gegen ihn zu spüren. Das ändert sich im fünften Buch radikal. In jedem der vier Nero-Orakel spricht sich Abscheu und Verachtung vor ihm als Inbegriff römischer Sittenlosigkeit aus.’
60 Im Abschnitt OrSib 5.228–246 wird der wiederkehrende Nero mit ‘du’ angesprochen, was sich als Anklage gegen Rom erweist. In Gestalt des Kaisers wird also die Macht Roms angeklagt; vgl. Pöhlmann, Opposition, 336; ähnlich auch Barr, D. L., ‘The Lamb Who Looks like a Dragon? Characterizing Jesus in John's Apocalypse’, The Reality of Apocalypse: Rhetoric and Politics in the Book of Revelation (SBL.SS 39; Atlanta, GA: SBL, 2006) 205–20Google Scholar, hier: 220.
61 Drei dieser falschen Neros sind literarisch bezeugt: Ein erster aus dem Jahr 69 (u.U. OrSib 4.119–124), ein zweiter auch namentlich bekannter aus der Regierungszeit des Titus (Tac.hist. 2.8; OrSib 4.137–139) und ein letzter, der in der Regierungszeit Domitians auftritt (Suet.Nero 57.1–2); siehe dazu näher Pappano, A., ‘The False Neros’, CJ 32/7 (1937) 385–92Google Scholar. Der zweite ‘Nero’ wird als der Asiat Terentius Maximus identifiziert (vgl. Heinemann, M., Suetonius: Caesarenleben (Stuttgart: Kröner, 1957Google Scholar) 384, n.1). Die Provenienz und das vermehrte Auftreten falscher Neros in Kleinasien lassen auf eine hohe Popularität Neros in Kleinasien schließen; vgl. auch Dion or. 21.10. Siehe zu dieser Thematik ferner Giesen, ‘Spiegel’, 171; vgl. auch Ernst, J., Die eschatologischen Gegenspieler in den Schriften des Neuen Testaments (BU 3; Regensburg: Pustet, 1967) 146–7Google Scholar.
62 In Anlehnung an literarische Motive (vgl. Dtn 13.14; 2 Thess 2.8 und AscIs 4.2) konnte Nero mit dem wiederkehrenden Belial identifiziert werden; vgl. Aune, Revelation, 730. Da die Weissagung vom Kommen des Antichristen gegen Ende des 1. Jahrhunderts fester Bestandteil apokalyptischen Denkens war und stellenweise mit römischer Herrschaftswahrnehmung verbunden wurde (vgl. dazu Bousset, W., Die Religion des Judentums im späthellenistischen Zeitalter (HNT 21; Tübingen: Mohr, 3 1966Google Scholar) 25.256), könnte das Auftreten der Pseudo-Neros vom Seher als endzeitliches Warnsignal wahrgenommen worden sein.
63 Zu der diskussionsreichen Frage sei verwiesen auf Klauck, ‘Nero’, 280.
64 Vgl. Collins, Sibylline Oracles, 80–9; siehe auch die Zusammenfassung bei Kreitzer, L., ‘Hadrian and the Nero Redivivus Myth’, ZNW 79 (1988) 92–115CrossRefGoogle Scholar, hier: 97. Zur Bedeutung der Nerolegende in der Johannesapokalypse auch Cook, Roman Attitudes, 106–10.
65 So mutmaßt auch Ernst, Gegenspieler, 148. Für Ernst taucht in der Johannesapokalypse – im Gegensatz zu OrSib 4 – ein mythisch-antichristliches Wesen und kein historischer Herrscher auf; vgl. Ernst, Gegenspieler, 290–1; siehe auch Klauck, ‘Nero’, 276.
66 Sicher kann diese motivgeschichtliche Entwicklung eine Datierung der Johannesapokalypse zwischen OrSib 4 und OrSib 5 nicht allein belegen, zumal Ungleichzeitigkeiten bei der Tradierung nicht ausgeschlossen werden können. Doch wenn in der Provinz Asia die ‘Pseudoneros’ sogar visuell wahrnehmbar waren, kann man für die Herkunftsorte der Sibyllinen (Kleinasien, Ägypten, Palästina) ähnliche Wahrnehmungskontexte vermuten, die eine Intensivierung der Neroerinnerung vom redux zum redivivus in Kleinasien möglich scheinen lassen.
67 Vgl. Roloff, J., Die Offenbarung des Johannes (ZBK.NT 18; Zürich: TVZ, 3 2001)Google Scholar 141; Ritt, H., Offenbarung des Johannes (NEB.NT 21; Würzburg: Echter, 5 2005)Google Scholar 70; oder auch Christ, ‘Herrscherauffassung’, 202; ferner Giesen, H., Johannes-Apokalypse (SKK.NT 18; Stuttgart: Katholisches Bibelwerk, 4 1996)Google Scholar 107 und mit ähnlichen Argumenten auch de Villiers, ‘Persecution’, 50.
68 So wurden beide Kaiser durch eine zunächst ruhige, schließlich aber immer mehr durch crudelitas und saevitia geprägte Regierungsart charakterisiert und parallelisiert (vgl. für Nero: Cass.Dio 61.4.3–5.1, Suet.Nero 26.1; für Domitian: Suet.Dom. 3.2 und 11.1).
69 Vgl. Friesen, Twice Neokoros, 68 und Price, Rituals, 139.
70 Nero war vor Domitian der letzte Herrscher, der zumindest auf munizipaler Ebene in Kleinasien verehrt wurde; vgl. Witulski, Kaiserkult, 50–1.
71 Vor allem der Neokoros-Titel galt als solche Auszeichnung, siehe dazu Friesen, Twice Neokoros, 44, 49. Er wurde hier zum ersten Mal für einen Imperialkult verliehen; vgl. Biguzzi, G., ‘Ephesus, its Artemision, its Temple to the Flavian Emperors, and Idolatry in Revelation’, NT 40.3 (1998) 276–90Google Scholar, hier: 282; vgl. auch Price, Rituals, 64–5 und Friesen, Twice Neokoros, 56–9. Als Neokoros der Artemis ist Ephesus schon 65/66 n.Chr. bekannt; siehe dazu Friesen, Twice Neokoros, 53–4.
72 Vgl. Friesen, Twice Neokoros, 34 und Imperial Cults, 43–55.
73 Vgl. Biguzzi, ‘Ephesus’, 289.
74 Eine mögliche Art von Oppositionsstrategie unterlegener Kreise zeichnet James C. Scott in seiner Theorie von den hidden transcripts nach; siehe dazu Scott, J. C., Domination and the Arts of Resistance: Hidden Transcripts (New Haven: Yale University, 1990)Google Scholar insb. 4, 19, 120. Zur Lesart der Offb näher auch Mucha, R./Witetschek, S., ‘Das Buch ohne Siegel: Zur zeitgeschichtlichen Referentialität der Johannesapokalypse’, EC 4.1 (2013) 96–125Google Scholar.
75 Vgl. van Henten, J. W., ‘Dragon Myth and Imperial Ideology in Revelation 12–13’, The Reality of Apocalypse: Rhetoric and Politics in the Book of Revelation (Hg. D. Barr; SBL.SS 39; Atlanta, GA: SBL, 2006) 181–203Google Scholar, hier: 185; ähnlich auch Collins, A. Y., The Combat Myth in the Book of Revelation (HDR 9; Missoula, MT: Scholars, 1976)Google Scholar 67.
76 Vgl. Foerster, W., ‘πύθων’, ThWNT 6 (Hg. G. Friedrich/G. Kittel; Stuttgart 1933, Nachdruck 1957) 917–20Google Scholar, hier: 917–18 und von Geisau, H., ‘Python’, Der Kleine Pauly (Hg. Ziegler, K./Sontheimer, W./Pauly, A.; München: DTV, 2007) 1280–2Google Scholar, hier: 1280. Python wird als mantische Schlange auch mit dem Orakelsitz in Delphi konnotiert, was zusätzlich kultische Spannungen thematisiert; vgl. Frenschkowski, M., ‘Religion auf dem Markt’, Hairesis (Hg. M. Hutter; FS Hoheisel; Münster: Aschendorff, 2002) 140–58Google Scholar, hier: 146.
77 Leto kann mit der Frau in Offb 12 verglichen werden: Wie der Himmelsfrau Hilfe durch einen Adler zur Seite steht (vgl. Offb 12.14–15), erfuhr Leto Hilfe von Poseidon.
78 Typhon ist der Sohn von Tartaros und Gaia. Er kämpft gegen Zeus (vgl. Hes.theog. 813–864; insb. 845–849) und wird von ihm vernichtend geschlagen. Gelegentlich wird er auch mit dem delphischen Python identifiziert; vgl. von Geisau, H., ‘Typhoneus’, Der Kleine Pauly (Hg. K. Ziegler/W. Sontheimer/A. Pauly; München: DTV, 2007) 1022–3Google Scholar, hier: 1022.
79 Vgl. van Henten, ‘Dragon’, 186–7; dort ist auch eine Tabelle mit der inhaltlichen Gegenüberstellung beider Mythen zu finden. Die Tatsache, dass die Mythen in Kleinasien bekannt waren, ist kaum verwunderlich, da Ephesus Tempelhüterin der Artemis, der Tochter Letos, war, an deren Geburtstagsfest dieser Kampf sogar kultisch inszeniert wurde (vgl. Strabon geogr. 14.1.20). Die Motivik paganer Mythen taucht in der kleinasiatischen Alltagswelt häufig auf; vgl. van Henten, ‘Dragon’, 190; dazu auch Friesen, Imperial Cults, 171–2.
80 Vgl. van Henten, ‘Dragon’, 192; christlich rezipiert in Apg 12.20–23 (vgl. H.-J. Klauck, ‘Des Kaisers schöne Stimme’; siehe oben n. 7). Ohnehin war eine absichtliche Konnotation des Kaisers mit Apollon vor allem bis Nero populär; vgl. van Henten, ‘Dragon’, 199–200. Auch in Offb 9.11 ist eine Parallele zu dieser Apollonstilisierung zu sehen: Hier wird der Terminus Ἀπολλύων verwendet. Roloff sieht eine Deutung als Apollon und somit einen erneuten textinternen Verweis auf die neronische Apollonstilisierung als möglich an; vgl. Roloff, Offenbarung, 103.
81 Als ein Blitzeinschlag die Statue Neros in dem von ihm gestifteten Gymnasion am Marsfeld (vgl. Tac.ann. 14.47; 15.22) schmilzt, wird dies mit der Elimination Typhons durch Zeus verglichen (vgl. Ps.Sen. Octavia 237–251); vgl. van Henten, ‘Dragon’, 195. Erstaunlicherweise wurde auch der Tempel der Flavier in Rom durch einen Blitz zerstört, vgl. Suet.Dom. 15.2.
82 Der von Domitian verbannte Dion Chrysostomos sah in dem Herrscher einen solch typhonengleichen Tyrannen (vgl. z.B. or. 40.12; 45.1; 50.8); siehe dazu auch van Henten, ‘Dragon’, 196.
83 Für eine Übersetzung der Inschrift siehe Strobel, Traian, 73; allgemein zum Obelisken Cook, Roman Attitudes, 112.
84 Auf Münzdarstellungen sieht man Domitian als den irdischen Vizeregenten Jupiters mit göttlichen Insignien ausgestattet; vgl. van Henten, ‘Dragon’, 199–200; siehe auch Carradice/Buttery, Coinage, 249–50.
85 Vgl. Karrer, M., ‘Apoll und die apokalyptischen Reiter’, Die Johannesoffenbarung: Ihr Text und ihre Auslegung (Hg. Labahn, M.; Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2012) 223–51Google Scholar, hier: 225.
86 Die für verschiedene Bereiche Italiens und weite Teile des Reiches belegten Funde dieser Art lassen sich für die Provinz Asia (bislang) nicht eindeutig verifizieren, sondern nur erahnen: In den Reichsprovinzen wurden Kolossalporträts gefunden, die Umarbeitungsspuren aufwiesen; vgl. Kreikenbom, Kolossalporträts, 99. Auch für Pergamon ist solch eine Domitianbüste bezeugt; vgl. Daltrop, ‘Domitian’, 38 und 105, Tafel 33a/b. Allerdings ist diese Statue verschollen und es lässt sich eine Umarbeitung nur anhand von Fotografien konstatieren, die eine Bearbeitung von Kopf und Hals sowie den etwas tiefer liegenden Augen plausibel machen. Nero-Domitian-Statuen könnten etwa auf dem Markt von Ephesus gestanden haben. Auch die große Kultstatue aus dem Flaviertempel von Ephesus scheint eine Umarbeitung zu sein; vgl. zu der Statue allgemein Biguzzi, ‘Ephesus’, 284–5. Sie wird meist als Domitian (vgl. Clauss, Kaiser, 130) oder Titus (vgl. Friesen, Twice Neokoros, 62; Kreikenbom, Kolossalporträts, 103 oder Daltrop, ‘Domitian’, 38) identifiziert.
87 Im Kontext von Offb 13 und Offb 17 wird breit mit der in apokalyptischer Literatur häufig auftauchenden Deutungsfigur des vaticinium ex eventu operiert. Dass diese Deutung aber umstritten ist, zeigen Klauck, ‘Sendschreiben’, 173–4; Wilson, ‘Date’, 602 und Witulski, Johannesoffenbarung, 333–4. Eine neuere Deutung, die auf Vespasian als das erste Tier abzielt, gibt Tóth, Tier, 166–78.
88 Die konventionelle Datierung der Offb ist, wie eingangs erwähnt, in neuester Zeit wieder Gegenstand wachsender Skepsis geworden, doch es halten viele Exegeten an der auf Irenäus zurückgehenden Datierung fest (vgl. Iren.haer. 5.30.3). Für weitere Argumente zur Datierung der Johannesapokalypse in die Zeit Domitians vgl. Beale, Revelation, 5–20.
89 Dazu Giesen, Offenbarung, 42. Versuche Witulskis, auch diesen Terminus auf die hadrianische Zeit zu fokussieren (siehe dazu Witulski, T., ‘Offb 11,1f und die (Neu-)Gründung Jerusalems durch Kaiser Hadrian’, BZ 55/1 (2011) 35–62Google Scholar) sind wenig überzeugend, da die Gräuel des Ersten Jüdischen Krieges samt der Tempelzerstörung am Abfassungsort der Offb im kollektiven Gedächtnis schwerer wiegen als der Zweite Jüdische Krieg, bei dem die Identifikation der Christen mit dem Judentum stark nachgelassen hatte.
90 Zur Bedeutung der Parther für die Auslegung der Johannesapokalypse ausführlich Frenschkowski, M., ‘Parthica Apocalyptica: Mythologie und Militärwesen iranischer Völker in ihrer Rezeption durch die Offenbarung des Johannes’, JAC 47 (2004) 16–57Google Scholar.
91 Die Parther lieferten als Reitervolk vermutlich eine imaginative Vorlage. Während Domitians Regierungszeit waren die bilateralen Beziehungen kühl. Insbesondere der Zwischenfall mit dem falschen Nero im Jahr 89 (Suet.Nero 57.2; Tac.hist. 1.2) verschlechterte die Beziehungen und es kam fast zu einer militärischen Intervention; vgl. Ziegler, K.-H., Die Beziehungen zwischen Rom und dem Partherreich: Ein Beitrag zur Geschichte des Völkerrechts (Wiesbaden: Steiner, 1964)Google Scholar 81.
92 Vgl. Cass.Dio 65.15.3. Es wird sogar berichtet, dass Domitian selbst für die Parther in den Krieg ziehen wollte (Suet.Dom. 2.2), was abermals Parallelen zur Nerolegende wachruft.
93 Domitian scheint im Sommer 93 eine entsprechende Militäroperation geplant zu haben; vgl. Strobel, Traian, 115–16. Davon zeugt auch der massive Anstieg der Münzprägung von 92–94 n. Chr. in den östlichen Reichsregionen, was ein Anzeichen für Truppenbewegung ist.
94 Vgl. den Titel der Studie von Stephan Witetschek (siehe n. 2).
95 Vgl. Theißen, Religion, 331–2.
96 Die senatorischen Schriften zeichneten in der Folgezeit Domitian und Nero immer ähnlicher. Kneppe nennt als Beispiel Philostrats Apolloniosvita, in der Nero als Ungeheuer stilisiert wird (vgl. Philostr.vit.ap 4.36–38 und 5.32); vgl. Kneppe, Metus, 177. Auch zur Zeit Cassius Dios waren Domitian und Nero die Negativbeispiele schlechthin; vgl. Botha, ‘Domitian’, 50.
97 Vgl. Timpe, D., ‘Domitian als Christenfeind und die Tradition der Verfolgerkaiser’, Heil und Geschichte: Die Geschichtsbezogenheit des Heils und das Problem der Heilsgeschichte in der biblischen Tradition und in der theologischen Deutung (Hg. Frey, J./Krauter, S./Lichtenberger, H.; WUNT 248; Tübingen: Mohr Siebeck, 2009) 213–42Google Scholar, hier: 234. Durch die literarische Engführung zwischen Domitian und Nero ist es in den Augen der frühen Kirche nur folgerichtig gewesen, Domitian ebenfalls als Christenverfolger anzunehmen und ihm eine Verfolgung anzudichten; vgl. Riemer, Tier, 172. Es ist davon auszugehen, dass zur domitianischen Herrschaftszeit zumindest lokale Pressionen vorkamen; vgl. allgemein den Beitrag Schottroff, L., ‘Die Gegenwart in der Apokalyptik der synoptischen Evangelien’, Apocalypticism in the Mediterranean World and the Near East (Hg. Hellholm, D.; Tübingen: Mohr, 1983) 707–28Google Scholar; Theißen, Religion, 330 oder auch Lietaert Peerbolte, Antecedents, 119–20. Doch wie bei ‘typisch schlechten Kaisern’ üblich, wurde eine Verfolgung durch Domitian erinnert und nicht unter ihm. ‘Typisch gute Kaiser’ wie etwa Mark Aurel, unter dem ein blutiges Pogrom gegen die Christen in Lyon überliefert ist (vgl. Euseb.h.e. 5.1), werden aufgrund anderer positiver Eigenschaften (Freund stoischer Philosophie etc.) nicht mehr mit derartigen Gräueln (ein Leiden durch ihn) konnotiert; siehe zu dieser Thematik Timpe, ‘Christenfeind’, 240.