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Die Täuferüberlieferung des Matthäus und ihre Verarbeitung durch Lukas

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

W. Wilkens
Affiliation:
Starenweg 7, D-49536 Lienen, Germany

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Die Täuferüberlieferung der Evangelien steht nicht am Rande. Das gilt sonderlich für Matthäus und Lukas, die über Markus hinaus eine breitere Wortüberlieferung kennen. Dabei handelt es sich vor allem urn zwei Komplexe: die Täuferreden Mt 3 par Lk 3 und das an die Johannesfrage anschließende Urteil Jesu über den Täufer Mt 11.2–19 par Lk 7.18–35. Die weitgehende Parallelität der Überlieferung wird gemeinhin damit begrüindet, daß beide Evange-listen aus Q schöpfen. Eher ist aber an literarische Abhangigkeit von Matthäus zu denken. Daß Lukas das Matthäusevangelium kennt und literarisch benutzt, habe ich schon an anderem Ort dargelegt. Da sich diese These nicht allgemeiner Anerkennung erfreut, soil sie am Beispiel der Täuferüberlieferung weiter erhärtet werden. Das Gewicht der Täuferüberlieferung im Lukasevangelium zeigen schon die Kindheitserzählungen in den ersten beiden Kapiteln. Hier werden Johannes und Jesus in überbietender Parallelität einander zugeordnet. Auf eine solche überbietende Paralellität stoßen wir auch in dem viel diskutierten Vers Lk 16. 16, mit dem wir die Untersuchung beginnen.

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Copyright © Cambridge University Press 1994

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References

1 Wilkens, W., ‘Zur Frage der literarischen Beziehung zwischen Matthäus und Lukas’, NT 8.1 (1966) 4857Google Scholar. Die Existenz von Q soil mit dieser These keineswegs bestritten werden. Nur ist jeweils besonders zu bestimmen, welche Stücke auf Q zurückführen und welche von Matthäus übernommen wurden.

2 Grundmann, W., Das Evangelium nach Lukas (ThHK; Berlin, 3. Aufl. 1964) 46Google Scholar.

3 Gnilka, Anders J., Das Matthäusevangelium (HThKNT 1.1 Freiburg-Basel-Wien, 1986) 412Google Scholar. Luz, Auch nach U., Das Evangelium des Matthäus (EKK 1.2; Zürich-Braunschweig]Neukirchen-Vluyn, 1990) 172Google Scholar, Anm. 4, steht 16.16 in einem vormatthäischen Block von Sprüchen über das Gesetz, jedoch in keinem Q-Zusammenhang.

4 Schulz, S., Q. Die Spruchquelle der Evangelisten (Zürich, 1972) 26Google Scholar.

5 Wink, W., John the Baptist in the Gospel Tradition (MSSNTS 7; Cambridge, 1968) 30–3Google Scholar.

6 Matthäisch ist identifizierendes οὖτός έστιν auch γέγραπται mit folgendem Schriftzitat; vgl. Schenk, W., Die Sprache des Matthäus. Die Text-Konstituenten in ihren makro und mikrostrukturellen Relationen (Göttingen, 1987) 386 und 144Google Scholar.

7 Zur Deutung in malam partem vgl. Gnilka (Anm. 3), 417.

8 Schenk (Anm. 6), 49–50.

9 Schenk (Anm. 6), 103.

10 Jeremias, J., Die Sprache des Lukasevangeliums (KEK Sonderband; Göttingen, 1980) 259CrossRefGoogle Scholar.

11 Blass, Vgl. F., Debrunner, A., Rehkopf, F., Grammatik des neutestamentlichen Griechisch (Göttingen, 14 Aufl. 1976) 389Google Scholar.

12 Klinghardt, Vgl. M., Gesetz und Volk Gottes. Das lukanische Verständnis des Gesetzes nach Herkunft, Funktion und seinem Ort in der Geschichte des Urchristentums (WUNT 32; Tübingen, 1988) 20Google Scholar.

13 Lukas schreibt έτέραν für ἅλλην;auch π νδρός geht auf ihn zürvick; vgl. Jeremias (Anm. 10), 259.

14 Luz(Anm. 3), 172, 4.

15 Auf Mt geht ‘Weg der Gerechtigkeit’ (32a) und die Aussage 32c züruck. Der vormatthäische Bestand des Wortes lautet: ‘Johannes kam zu euch, und ihr habt ihm nicht geglaubt; die Zöllner aber und die Dirnen glaubten ihm.’ Die gleiche antithetische Struktur HegtLk7.29, 30vor.

16 Statt ἒτερον (Mt 11.3) setzt Lukas ἂλλον (7.19, 20), obwohl er das Wort sonst eher meidet. Es liegt offenbar bewuβte Wortwahl vor: der ἂλλος ist keine bestimmte titular zu identifizerende eschatologische Gestalt (etwa der Feuerrichter), sondern eine unter vielen möglichen ( Schürmann, vgl. H., Das Lukasevangelium. Erster Teil (1,1–9,50) (HThK 3.1; Freiburg-Basel-Wien, 1969) 422Google Scholar. Das ist eine deutliche Zurücknahme der eschatologischen Dramatik.

17 Schneider, G., Das Evangelium nach Lukas (ÖTK 3/1.2; Gütersloh-Würzburg, 1977) 169Google Scholar.

18 Schürmann (Anm. 16), 410.

19 Die Zweizahl zeigt lukanische Redaktion. Auch in der Ostergeschichte begegnet das Zweizeugenmotiv (24.4).

20 Die Wendung καཷ προσκαλεάμενος δύο τινάς τν … ebenso Apg 23.23.

21 Die Johannesfrage ist mitnichten ‘ein Paradestück der Zweiquellentheorie’ ( Hirsch, E., Frühgeschichte des Evangeliums [Zweites Buch. Die Vorlagen des Lukas und das Sondergut des Matthäus, Tübingen, 1941] 90)Google Scholar.

22 Vgl. Schenk(Anm. 6), 417.

23 Zur christologischen Interpretation vgl. die Ausführungen oben zu Mt 11.11.

24 Durch den Kyriostitel korrigiert Lukas den Prophetentitel 7.16.

25 Grundmann (Anm. 2), 46.

26 schreibt, Lukasdie Menschen dieses Geschlechts’ im Hinblick auf die differenzierenden Aussagen in 7.29, 30Google Scholar.

27 Von Jeremias (Anm. 10), 166 bestritten. Vorbild für die Doppelfrage könnte Mk 4.30 gewesen sein.

28 Schenk (Anm. 6), 70–1.

29 Eς μετάνοιαν Mt 3.11 wird von Lukas (3.16) nicht übernommen, obwohl er die Buβe sonst hoch schätzt. Lukas folgt hier aber Mk 1.8. Die Erklärung dafür liegt auf der Hand: in 3.15 konzentrierte er auf die Christus-Frage. So geht es ihm in 16 nicht um die Buβe, sondern um das Gegenüber von Wassertaufe des Johannes und von Geist-bzw Feuertaufe des Christus.

30 Matthäus spricht in 10.15 vom ‘Land Sodom und Gomorrah’, in 11.24 vom ‘Land Sodom’, Lukas dagegen nur von Sodom (10.12). Für Matthäus bezeichnend ist ‘am Tage des Gerichts’ (11.22, 24), für Lukas ‘an jenem Tage’ (10.12). Matthäisches πλϐν λέγω ύμῖν (11.22, 24) reduziert Lukas auf λέγω ύμῖν (10.12)bzw. πλήν (10.14).

31 Matthäus bildete 11.20 mit Elementen aus 11.21. Für ihn bezeichnend ist τότε. Zu πλεῖστοςvgl. Mt21.8.

32 Vgl. Schenk (Anm. 6), 279.