No CrossRef data available.
Article contents
Die Komposition des Matthäus-Evangeliums
Published online by Cambridge University Press: 05 February 2009
Extract
Eine wesentliche Hilfe zur Erfassung der Komposition des Evangeliums ist der wiederholte Gebrauch bestimmter Formeln, so z.B. 7. 28; 11. 1; 13. 53; 19. 1; 26. 1: ‘Und es geschah, als Jesus diese Reden vollendet hatte …’ In 7. 28 f. findet sich die Formel genau an der Nahtstelle zwischen der Bergpredigt (Kap. 5–7) und der folgenden Sammlung von Wundern (Kap. 8–9). Sie leitet vom Wortteil zum Tatteil der Komposition über. Wir nennen sie daher Überleitungs- oder Übergangsformel. Der Vergleich mit Lukas (7. 1) zeigt, daß sie durch Q angeregt sein könnte. Matthäus verbindet sie in 7. 28 f. mit Mark 1. 22, um die Vollmacht Jesu anzuzeigen: ‘Denn er lehrte sie wie einer, der Gewalt hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten.’ -In 11. 1 steht die Übergangsformel am Abschluß der Senderede Kap. 10 und leitet zur Täuferfrage über: ‘Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?’ (11. 3). Jesus beantwortet diese Frage in 11. 5 f. mit dem Hinweis auf seine Werke: ‘Blinde werden sehend und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote werden auferweckt und Armen wird die frohe Botschaft gebracht, und selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.’ – Dann taucht die Formel wieder am Abschluß der Gleichnisrede in 13. 53 auf. Wenige Verse später betont Matthäus, daß Jesus in seiner Vaterstadt ‘um ihres Unglaubens willen’ nicht viele Machttaten vollbrachte (13. 58). Von solchen Taten ist dann aber im folgenden wieder die Rede (14.1 ff.). Die Formel findet sich weiter am Abschluß der Gemeinderede, wieder unter Hinweis auf Taten Jesu: ‘Und eine große Volksmenge folgte ihm nach, und er heilte sie dort’ (19. 1 f.). Von weiteren Wundertaten ist hier dann freilich nicht die Rede. –Em letztes Mai setzt Matthäus die Übergangsformel an den Abschluß der endzeitlichen Reden (Kap. 24–25) und markiert so den Übergang zur Passionsgeschichte (26. 1), die hier die Tatseite des Christuswerkes Jesu repräsentiert.
- Type
- Articles
- Information
- Copyright
- Copyright © Cambridge University Press 1985
References
ANMERKUNGEN
[1] Zur Gesetzesauslegung des Matthäus vgl. die grundlegende Barth, Arbeit von G., Das Gesetzesverständnis des Evangelisten Matthäus (Überlieferung und Auslegung im Matthäus-Evangelium, Neukirchen, 1960) 54 ff.Google Scholar
[2] Hummel, R., Die Auseinandersetzung zwischen Kirche und Judentum im Matthäusevangelium (München, 1963) 124 f.Google Scholar
[3] Sand, Vgl. A., Das Gesetz und die Propheten. Untersuchungen zur Theologie des Evangeliums nach Matthäus (Regensburg, 1974) 181.Google Scholar
[4] Wilkens, J., Der König Israels. Eine Einführung in das Evangelium nach Matthäus (Bd. 1, Berlin, 1934; Bd. 2, Berlin, 1937) Bd. 1, 199.Google Scholar
[5] Kingsbury, J. D., Matthew: Structure, Christology, Kingdom (Philadelphia, 1975) 7 ff.Google Scholar, erkennt das theologische Gewicht der Formel für die Komposition des Evangeliums, wird jedoch ihrer tatsächlichen Funktion in den Gliederungsschritten des Evangeliums nicht ganz gerecht.
[6] Auf diese Art der paarigen Gliederung macht J. Wilkens (oben Anmerkung 4) aufmerksam. Seine Charakterisierung der einzelnen Hauptabschnitte durch paarig strukturierte Überschriften wird von uns, gelegentlich abgewandelt, übernommen.