Published online by Cambridge University Press: 05 February 2009
Im Evangelium des hl. Matthaeus finden wir manche Dubletten (Doppelberichte, wo ein Faktum oder ein Wort nochmals erscheint) und einfache Wiederholungen. Zu diesen kann man die zusammenfassenden Berichte iv. 23 und ix. 35 rechnen: ‘Und er zog umher…lehrte in ihren Synagogen, predigte die Frohbotschaft vom Reich und heilte jegliche Krankheit…’; ebenso die fünfmalige Überleitung ‘Und es begab sich, als Jesus diese Worte (Gleichnisse, Unterweisungen) beendet hatte…’ (vii. 28; xi. 1; xiii. 53; xiv. 1; xxvi. 1). Eigengut des Mt. ist auch die mehrmals wiederkehrende Schlußbemerkung: ‘Hinausgestoßen in die Finsternis draußen (Feuerofen), wo Heulen und Zähneknirschen ist’ (viii. 12; xiii. 42, 50; xxii. 13; xxiv. 51; xxv. 30). Nur ein einziges Mal finden wir diesen Satz bei Lk. (xiii. 28), aber auch da nicht in demselben großen Zusammenhang wie bei Mt. viii. 12. Obwohl Lk. die Gleichnisse vom bösen Knecht (Mt. xxiv. 51; Lk. xii. 46) und vom faulen Knecht (Mt. xxv. 30; Lk. xix. 27) auch hat, gibt er die Bestrafung doch mit anderen Worten wieder. Diese Wiederholungen darf man wohl ohne Schwierigkeit auf das Konto des Verfassers setzen, der damit die äußerste Strafe, die der Herr androhte, sinngemäß mit diesen Worten wiedergibt, wenn der Heiland selbst die Worte auch nicht sooft gebrauchte.
page 309 note 1 Spruch. z. B. ‘Wenn dich dein Auge ärgert…’, v. 29 und xviii. 8ff; 'An den Früchten wird man den Baum erkennen’, vii. 20 u. xii. 33; ‘Gerechtigkeit will ich und nicht Opfer’, ix. 13 U. xii. 7 (Osee vi. 6); ‘Wer ausharrt wird gerettet werden’, x. 22 U. xxiv. 13; ‘Das Zeichen des Jonas’, xii. 39 U. xvi. 4; ‘Dem Lande Sodomas wird es erträglicher ergehen’, x. 15 U. Xi. 24.
page 311 note 1 Ob die kleinen Zusätze des Mk. (viii. la Einleitung — viii. 3 ‘nach Hause’, ‘Einige von ihnen sind weit hergekommen’ — viii. 6 die gesonderte Fischsegnung and Verteilung) schon in der Vorlage standen oder erst von Mk., seiner Schreibweise entsprechend hinzugefügt sind, oder ob Mt., wie sonst öften die Vorlage gekürzt hat, ist im einzelnen schwer zu entscheiden. Die Bemerkung xv. 38 u. xiv. 21 ‘ungerechnet die Frauen und Kinder’ dürfte wohl aus der Feder des Mt. stammen.
page 313 note 1 Cerfaux hat in der Festschrift für Wikenhauser (Synoptische Studien, S. 64–77, ‘La section des pains’) eine Abhandlung über diesen Abschnitt veröffentlicht. Sein Schlußurteil lautet (S. 77): ‘A travers toute cette analyse nous avons pu maintenir l'hypothése d'un texte de base plus simple que les rédactions actuelles de Mc et de Mt, mais possédant déjà la plupart de leurs pericopes dans leur ordre actuel. Mc et Mt pourraient se concevoir comme des éditions différentes de ce texte de base.’ Also Mk. und Mt. aufgefaßt als zwei verschiedene und nach dem Stil des Schreibers und seiner Idee veränderte Ausgaben desselben Grundtextes.
page 313 note 2 Schmid, , Das Evangelium nach Markus (Regensburg, 1958), S. 146.Google Scholar
page 313 note 3 Blinzler, , ‘Brotvermehrung’, L.Th.K. II, 709.Google Scholar
page 313 note 4 So u. a. Bultmann, , Geschichte der synoptischen Tradition2(Göttingen, 1957), S. 232, 242.Google Scholar
page 313 note 5 Taylor, , The Gospel According to St Mark (London, 1957), S. 628: ‘These agreements strongly suggest that the narratives are doublets.’ Nach Clavier, ‘La multiplication des pains’, Studia Evangelica (Oxford Congress, 1957), S. 441–57 steht die ‘Quasi-unanimité des auteurs’, für die Annahme einer Dublette. Zu ihnen rechnet er Weiß, Dibelius, Bultmann, Klostermann, Lohmeyer, Michaelis (S. 443).Google Scholar
page 314 note 1 Schmid, a. a. O. S. 147. Ähnlich Blinzler, a. a. O. S. 709.
page 314 note 2 U. a. Clavier, a. a. O. S. 443.
page 314 note 3 Schmid, , a. a. O. S. 147. Lohmeyer, Das Evangelium des Markus (1959), S. 128: Zahlen können leicht entarten (in Meyer, Krit. exeg. Kommentar).Google Scholar
page 314 note 4 Das Neue Testament Deutsch, I. Schniewind, Mk. 110.
page 314 note 5 Die Tatsache daß Mt. auch sonst viele Wiederholungen hat, kann hier nicht zum Beweis nur einer Speisung herangezogen werden, denn Mt. gibt hier, wie auch Mk., eine Vorlage wieder, die schon zwei Speisungen erzählte.
page 314 note 6 Vgl. Léon-Dufour, ‘Les évangiles synoptiques’ (Introduction à la Bible, II), S. 308: ‘Les récits de miracles sont construits de façon réguliére: circonstance, miracle, effet produit. Pourraient-ils du reste être racontés autrement?’ — Über die Ähnlichkeit der Wunderberichte sagt Benoit (‘Reflection sur la “Formgeschichtliche Methode”’, Rev. Bibl. LIII (1946), 502): ‘Mais y a-t-il une autre maniére de raconter un miracle?’
page 315 note 1 Z. B. Mt. xxv. 14ff. Die fünf Talente oder 1. Kor. xiv. 19. ‘lieber fünf Worte mit Verstand reden’; Mt. xxii. 25 Die sieben Brüder und die eine Frau; Mk. xvi. 9 Die sieben Dämonen der Magdalena; Lk. xi. 26 noch sieben andere böse Geister; Mt. xxvi. 53 ‘mehr als zwölf Legionen’; erst recht in der Apokalypse.
page 315 note 2 So Gould mit Meyer, der aber doch für zwei Wunder eintritt. Gould, The Gospel According to St Mark (The Internat. Critical Commentary, 1955), S. 142: ‘The objection is valid; the stupid repetition of the question is psychologically impossible. But this does not disprove the repetition of the miracle, only this incident in it. All things considered it is very much more probable that the accounts got mixed in this particular than that one miracle should be multiplied into two. So Meyer.’ — Ob die Frage der Jünger wirklich so ‘stupid’ and psychologisch unmöglich ist, werden wir später untersuchen.
page 316 note 1 Plummer, , An Exegetical Commentary on the Gospel of Matthew (London), s. a. S. 219. — So auch Bernard, Das Mysterium Jesu, II, S, 210–11 (Herder, 1960).Google Scholar Die Antwort der Jünger ‘scheint eine Hoffnung und fast eine Bitte einzuleiten’, etwa in dem Sinne: ‘Vielleicht vermöchte es jemand, Du beispielsweise — aber wir?’
page 316 note 2 McNeile, , The Gospel According to St Matthew (1961), S. 233.Google Scholar
page 318 note 1 Sehr zurückhaltend schreibt Dodd: ‘We seem to have a kind of shadow of the Marcan order’ bei Jo. vi. I–vii. 1 zu Mk. viii. I–ix. 30. Im übrigen stimme aber der Bericht des Jo. in vielen so auch in den Zahlen mit Mk. vi. 34–44 (d. h. also mit ‘I’) überein (Dodd, The Interpretation of the Fourth Gospel (Cambridge, 1958), S. 448).
page 318 note 2 Zerwick, , Untersuchungen zum Mk.-Stil. (Romae, 1937), S. 19.Google Scholar
page 318 note 3 Johnston, ‘The Johannine Version of the Feeding of the Five Thousand—an Independent Tradition?’ (New Test. Stud. viii (1962), 151–4).CrossRefGoogle Scholar
page 318 note 4 Riesenfeld, , ‘The Gospel Tradition and its Beginnings’ (Studia Evangelicam, Oxford Congress, 1959), S. 63.Google Scholar
page 319 note 1 Vgl. Knox-Chadwick, , The Sources of the Synoptic Gospels. I. St Mark(Cambridge, 1953), S. 45: ‘Though the stories are no doubt a doublet, they reached Mark from two sources, which he regarded as reliable, and so felt bound to insert both putting in πάλıν at viii. I to make it clear there really were two incidents and that he was not repeating himself when in fact he was.’Google Scholar
page 319 note 2 Z. B. Schniewind, S. 110 (N.T.D. I); Lohmeyer, Mk., S. 158; Plummer, Mt.2, S. 218; McNeile, Mt., S. 236; Knox-Chadwick, St Mark, S. 45; Taylor, Mk., S. 367; Dibelius, Formgeschichte, S. 230 etc.
page 319 note 3 Plummer, . An Exegetical Commentary on the Gospel of Matthew2, S. 219.Google Scholar
page 319 note 4 Vgl. Keulers, De Boeken van het nieuwe Testament. I. Mt. (1950), S. 207–8Google Scholar; La sacra Bibbia (P.I.B., 1950), VIII, 80Google Scholar; La Bible de Jérusalem (1956); Pirot, La sainte Bible (1935), IX, 208Google Scholar; kurzer Hinweis ohne Diskussion. In der ‘Echter-Bibel’ schreibt Staab (Mk. 47) ‘Die Unterschiede betreffen vor allem die Zahlenangaben. Sie sind indes nicht so bedeutend, daß sie die Annahme ausschlößBen, es liege ein Doppelbericht des gleichen Ereignisses vor, doch spricht die Mare Unterscheidung von zwei Speisungen Mk. viii. 19 ff.-Mt. xvi. 9 ff. dagegen.’ — New Testament Reading Guide(Minnesota, 1960) beschäftigt sich an den betreffenden Stellen kurz mit unserer Frage (Mt. i-Mk. ii). Giuseppe Ricciotti, Vita di Gesù Cristo14 (1951 [1960]) (inhaltlich übereinstimmend mit der ersten Ausgabe, 1941), S. 391: ‘gli studiosi radicali moderni, the pensano allo sdoppiamento di un unico fatto’ (!).
page 320 note 1 Vgl. Hamp. ‘Genus litt.’ in L.Th.K.2 (1960), v, 688.Google Scholar
page 320 note 2 Pius XII. Rundschreiben über die zeitgemäße Förderung der biblischen Studien. Polygl. Vat. (1943), S. 19, 21.Google Scholar
page 320 note 3 Wenngleich Pius XII. vornehmlich an die ‘alten Orientalen’ (S. 20) denkt, so ist doch eine sinngemäße Anwendung auf das N.T. nicht zu verwerfen.
page 321 note 1 Coppens, , ‘L'inspiration et l'inerrance bibliques’, Eph. Theol. Lov. XXXIII (1957), 48.Google Scholar
page 321 note 2 Benoit, , ‘Réflections sur la “Formgeschichtliche Methode”’, R.B. LIII (1946), 496.Google Scholar
page 321 note 3 Sicher hat die Formgeschichte auch im N.T. ihre Bedeutung. Ob man aber mit dem großen Worte ‘Darüber hat uns der Heilige Geist nicht belehren wollen’ alle Schwierigkeiten unter den Tisch fegen kann, darüber kann man doch verschiedener Meinung sein. S. Augustinus gebraucht diesel Wort, das Leo XII. (Prov. Deus E.B. 121) auf ‘intimam adspectabilium rerum constitutionem’ anwendet, und Pius XII. (Div. affl. Spir. E.B. 539) ebenso wiederholt, in seinem Buch ‘De Gen. ad litt. 2, 9, 20’ (P.L. 34, 270): ‘Breviter dicendum est de figura caeli (!) hoc scisse auctores quod veritas habet; sed Spiritus Dei, qui per ipsos loquebatur, noluisse ista docere homines nulli saluti profutura.’ An manchen Stellen ist eine vernünftige Harmonisierung, wie wir sie bei den Vätern finden, nicht ohne weiteres abzulehnen. — Hoepfl–Gut–Metzinger, Introd. Spec. N. T.5 (1959), n.207. ‘Potest forsitan…concedere…praedicatores…formis litterariis usos esse…dummodo retineatur historicitas rei narratae.’
Im übrigen ist nie zu übersehen, daß wir es bei den neueren Erklärungen mit Hypothesen zu tun haben, die eine Möglichkeit aufweisen, aber selten zu einer mehr oder weniger großen Wahrscheinlichkeit heranreifen. - Vgl. Zerwick in Chiarificazioni sul Convegno di Padova (Roma, 1961), S. 12 ‘sapendo di non poter quasi mai arrivare se non ad una più o meno solida probabilità’.
page 322 note 1 ‘Von sachlicher Wichtigkeit ist der Unterschied der Zahlen wahrhaftig nicht’ (Zerwick, Untersuchungen zum Mk.-Stil. (Romae, 1937), S. 19).Google Scholar
page 322 note 2 Sind vergleichsweise die Unterschiede in den Berichten über den Hauptmann von Kaphernaum (Mt. viii. 5–12 U. Lk. vii 1–10) nicht viel größer? Und doch zweifelt niemand daran, daß es sich nur um ein Faktum handelt.
page 322 note 3 Stimmen der Zeit, 169 (1961/1962), S. 261. Hans Wulf, ‘Mater et Magistra’.Google Scholar
page 322 note 4 Vgl. Robert et Feuillot, Introduction a la Bible (1959), II, S. 313.Google Scholar
page 323 note 1 Es wird ja keiner auf den Ausweg verfallen, Nachweis einer zugrundeliegenden Urform sei gleichbedeutend mit einer ‘Citatio ohne Gewähr’. Man überlege sich einmal, was das für das Evangelium bedeuten würde! Vgl. dazu: E.B.2 160, Circa citationes implicitas. — Tromp, De s. Script. inspiration (Romae, 1953), S. 143.
page 323 note 3 Clavier, , ‘La multiplication des pains’, Studio evangelica (Oxford Congress, 1957), S. 445. ‘Une seule et unique, mais d'une importance capitale, paraît suffire.’ ‘II s'est passé quelque chose de si important que le ministére de Jésus en a reçu le choc et en a pris un tour nouveau.’Google Scholar
page 323 note 3 Chiarificazioni, S. 12. Ob die Bezeichnung ganz glucklich ist? Es drängt sich die Frage auf: und die andern?
page 324 note 1 ‘Or ces témoins sont là, et ils se montrent responsables de la tradition naissante. Il suffit de songer à la surveillance qu'ils exercent sur l'extension de l'Evangile (cf. Ac. viii. 14), aux tournées pastorales de Pierre, au Concile de Jérusalem, au contrôle mutuel que devaient exercer les nombreuses églises, souvent déjà rivales.’ Léon-Dufour, Introd. à la Bible, II, S. 311. — Wikenhauser, Einl. N.T. 1956 S. 199: ‘Es ist mit Nachdruck zu betonen, daß man die Augenzeugen des Lebens und Wirkens, Leidens und Todes Jesu nicht aus dem Prozeß der Traditionsbildung ausschalten darf.’ Dazu kamen die charismatischen Ämter. ‘Sie bilden mit den Augenzeugen zusammen eine starke Garantie für die sachlich-treue Überlieferung der Worte and Taten Jesu.’
page 325 note 1 Riesenfeld weist darauf hin, daß der Gegenstand der Verkündigung und des Unterrichts in der Urkirche sicherlich im Glauben der Gemeinde verankert war, ‘aber darüber hinaus auch in der erlebten und von noch lebenden Personen bezeugten Wirklichkeit. Je größer die Bedeutung Jesu für den Jüngerkreis und für die Entstehung der Kirche eingeschätzt wird, desto stärker muß die Festigkeit des Totaleindrucks, der von seiner Person und von dem Verlauf seines Lebens ausging, in Betracht gezogen werden.’ Riesenfeld, ‘Tradition und Redaktion im Markusevangelium’, S. 158 (N. T. Studien f. R. Bultmann, Berlin, 1957).
page 325 note 2 Benoit, , ‘Réflections…’, R.B. LIII (1946), S. 501.Google Scholar
page 325 note 3 Zerwick, , Chiarificazioni, S. 15.Google Scholar
page 325 note 4 Michaelis, , Einleitung i. d. N.T.3 (Bern, 1961), S. 18. — Kurz vorher, S. 17, schreibt er: Die Überlieferung setzt ein nach dem Tode Jesu. ‘Nicht daß sie wegen des zeitlichen Abstandes von dem Geschehenen lückenhaft und getrübt hätte sein müssen! Der zeitliche Abstand fiel kaum ins Gewicht; auch muß das unverbrauchte und im Auswendigbehalten geübte Gedächtnis der damaligen Menschen als wichtiger, den Wortlaut bewahrender Faktor — für die ganze Zeit der mündlichen Überlieferung - in Rechnung gesetzt werden.’Google Scholar
page 326 note 1 Rigaux, , ‘L'historicité de Jesus’, R.B. Lxv (1958), 481–522. S. 522 ‘La foi des églises primitives ne peut être un produit de la prédication où des besoins périphériques’. ‘Le kérygme n'est vrai que dans la mesure où les faits affirmés sont réels.’Google Scholar
page 326 note 2 Taylor, , The Formation of the Gospel Tradition (1933), S. 41. Zur Frage: was ist schließlich ‘Urkirche’ vgl. Congar, ‘Inspiration des écritures canoniques et apostolicité de l'église’, Rev. Sci. Phil. Théol. XLV (1961), 32–42, bes. S. 37.Google Scholar
page 326 note 3 Lagrange, , Ev. selon S. Marc (1926), S. 193 f.: ‘Mais it s'agit d'un même auteur qui n'aurait certainement pas conservé deux récits s'il n'avait cru les faits distincts.’Google Scholar
page 327 note 1 Wenn Blinzler (L.Th.K. II, 709) schreibt, daß Mk. eben das ‘ihm bekannt gewordene Überlieferungsgut möglichst vollständig weitergeben wollte’, weshalb er beide Berichte aufgenommen habe, so ist dieses Streben nach Vollständigkeit doch nur zu verstehen, well Mk. auch den zweiten Bericht für geschichtliche Wahrheit, einen Tell des ‘Überliegerungsgutes’ gehalten hat. Nach Ziener (B.Z. iv (1960), 282–5) sind die beiden Berichte über das eine Wunder (der Evangelist sah freilich zwei) auf eine doppelte Deutung desselben Ereignisses zurückzuführen: ‘I’ zeigt den guten Hirten (erant sicut oves non habentes pastorem), der sein neues Gottesvolk lehrt und auf gute Weide führt (viride foenum) und als neuer Moses es in Einzelgemeinden teilt (secundum contubernia), denen er Vorsteher (die Apostel) bestellt, die seine Helfer sind und das Brot austeilen;‘II’ dagegen ist gesehen mit dem Blick auf das eucharistische Abendmahl (Mk. viii. 6b = xiv. 22a).
page 327 note 2 Der Zahlen-Symbolismus von Austin Farrer (A Study in St Mark (1951), S. 293) zur Rechtfertigung der Aufnahme der Dublette dürfte wohl nicht viele Anhänger finden. — Die Theorie ‘de Hagiographis opinantibus’ als ob man zuweilen ein nicht geschriebenes ‘wie mir scheint, wie ich meine’ des Evangelisten einschieben müßte, kann wohl da, wo sie sich mit Gründen belegen läßt, kleinere Schwierigkeiten beheben — auf diese allein beschränkt sie auch der Autor, S. 64 —, hilft aber in unserer Frage nicht weiter. (Moretti, De scripturarum inerrantia et de Hagiographis opinantibus Div. Thomas Piac. 62 (1959), 34–68.)Google Scholar
page 327 note 3 Die Formgeschichte wies besonders in ihren Anfängen drei Mängel auf: 1. Man lehnte jeden geschichtlichen Anschluß an die ‘vorösterlichen Ereignisse’ ab. 2. Predigt und Katechese hätten die Tradition geformt und so umgestaltet, daß es schwer sei, wenn nicht sogar unmöglich, auf die wirklichen historischen Ereignisse zurückzugreifen. 3. Natürlich verschwanden dabei die Evangelisten als Persönlichkeiten und als geschichtliche Zeugen fast vollständig.—Hatte man früher gelegentlich zu gewaltsam harmonisiert, so sehen heute einige überall Schwierigkeiten und Widersprüche, die nur durch das gen. litt. der ‘Freien Erzählung’ (mit einer öften sehr freien Wahrheit!) ihre Lösung finden könnten.
Bei den kath. Autoren geht es heute vielfach darum, wie weft eine ‘Freiere historische Art’ im N.T. angenommen werden kann. Ob die Exegese jemals alle Schwierigkeiten im N.T. lösen wird? Vielleicht trifft auch hier das Wort Pius XII. zu: ‘Nihil igitur mirum, si unius alteriusque quaestionis nullum unquam habebitur responsum plane perfectum…cum etiam exegesis…sua habere possit secreta.’ (Div. affl. Spir. (AAS. xxxv, 1943)).
page 327 note 4 Riesenfeld, ‘The Gospel Tradition and its Beginnings’ (Four Gospels Congress, Oxford) (Studia Evangelica, Berlin, 1959, S. 43–65). Vgl. auch Riesenfeld, ‘Bemerkungen zur Frage des Selbstbewußtseins Jesu’ (Der historische Jesus und der kerygmatische Christus, S. 331–41) (Berlin, 1962). Es sei auch hingewiesen auf den sehr aufschlußreichen Artikel von Heinz Schürmann (im selbigen Sammelband, S. 342–70): ‘Die vorösterlichen Anfänge der Logientradition.’ Er sucht die Formgeschichte über den bisher unüberwindlichen Graben der ‘österlichen Ereignisse’ bis an Jesus selbst heranzuführen. Aus dem Bekenntniskontinuum ergebe sich auch ein Traditionskontinuum.
page 328 note 1 N.T.D. Schniewind, Das Ev. nach Mk.e.6/7 (Göttingen, 1956), S. III.Google Scholar
page 328 note 2 Dibelius-Bornkamm, , Die Formgeschichte des Evangeliums2 (Tübingen, 1959), S. 230: ‘Schon darum weil es [das Gespräch’ sie beide voraussetzt, als Werk des Sammlers gelten muß.’Google Scholar
page 328 note 3 Taylor, , The Gospel According to St Mark (London, 1957), S. 367.Google Scholar
page 328 note 4 Blinzler, , ‘Brotvermehrung’, L.Th.K.2 II, S. 709–10.Google Scholar
page 328 note 5 Schmid, , Synopse2 (Regensburg, 1956), S. 208 N. 130: ‘Die Speisung der Viertausend…kann wohl nur ein aus anderer Überlieferung stammender Parallelbericht zur letzteren sein.’ — Das Evangelium nach Markus4(Regensburg, 1958), S. 151.Google Scholar
page 329 note 1 Leo XIII. E.B. 124; wiederholt von Pius XII. in ‘Div. affi. Spiritu, E.B. 539. Dazu, Pius XII. in ‘Humani generis’, E.B. 618: ‘Si quid autem hagiographi antiqui ex narrationibus popularibus hauserint…numquam obliviscendum est eos ita egisse divinae inspirations afflatu adjutos, quo in seligendis ac dijudicandis documentis illis ab omni errore immures praemuniebantur.’
page 329 note 2 Chiarificazioni, S. IIf. — Vgl. Benoit, ‘Note complémentaire sur l'inspiration’, R.B. LXIII (1956), 416–22. ‘C’est cela qui importe: que veut-il me dire,…jusqu'à quel point et sous quel mode il engage et propose à notre adhésion la vérité de sa pensée, et donc la vérité de Dieu?’ (S. 418f.). Die Fragestellung ist sicher überall da berechtigt, wo der Sinn trotz Grammatik, Logik and Kontext nicht klar zu Tage tritt. Jedoch gilt auch das Wort Pius XII. (Humani generis, E.B. 611). ‘Patet omnino falsam esse methodum qua ex obscuris clara explicentur, quin immo contrarium omnes sequi ordinem necesse esse.’
page 330 note 1 Vgl. Monitum Supremae S. Congr. S. Officii vom 20. Juni 1961: ‘…in variis regionibus sententiae et opiniones circumferuntur, quae in discrimen adducunt germanam veritatem historicam et objectivam Sacrae Scripturae non modo Veteris Testamenti…verum et Novi, etiam quoad dicta et facta Christi Jesu’ — Deshalb solle man stets mit gebührender Klugheit und Ehrfurcht diese Fragen behandeln, ‘ne fidelium conscientiae perturbentur neve fidei veritates laedantur’.
page 330 note 2 Vgl. oben Anm. 3, S. 320.
page 330 note 3 Es kann garnicht genug betont werden, daß es sich bei den formgeschichtlichen Arbeiten um ‘Hypothesen handelt, die weder für die Predigt noch für die Katechese reif sind’. Deshalb kann ich es auch nicht für richtig halten, in einer mehr volkstümlichen Erklärung der Hl. Schrift einfach zu schreiben: ‘Jesus’ reference to the multiplication of loaves as two distinct events here may signify no more than a kind of cross-reference by Matthew to his two accounts of this miracle.’ (New Test. Reading Guide, Stanley, The Gospel of St Matthew (Collegeville, Minnesota, 1960), S. 57.) Prof. Schnackenburg (B.Z. v (1961), 153) scheint da anderer Meinung zu sein: ‘Wann wird die Erkenntnis, daß die beiden Brotvermehrungsszenen wahrscheinlich Dubletten sind, auch in unseren Schulbibeln (evil. durch Weglassen der ‘zweiten Brotvermehrung’) berücksichtigt werden?’ Vgl. auch Karl Rahner, Exegese u. Dogmatik, S. 38 (Vorgrimler, Exegese u. Dogmatik, 1962).
page 330 note 4 Parole di chiusura del Card. Agostino Bea alla Sett. Bibl. Ital. 24. sett. 1960. La Civiltà catt. 111 (1960), IV, 292–5.Google Scholar
page 330 note 5 Al cinquantesimo del Pontificio Istituto Biblico, 17. Febr. 1960, La Civiltà catt. 111 (1960), 1, 537.Google Scholar
page 331 note 1 Coppens, Besprechung von R. Laurentin: L'évangile lucanien de l'enfance, in Eph. Théol. Lov. XXXIII (1957), 734. Er fügt hinzu: ‘Il est de jeunes qui sont tourmentés par la passion de douter de tout et de tout remettre en question…’, was wohl mehr von den mündlichen als den schriftlichen Äußerungen gilt. Man sollte auch nicht vergessen, daß Gott den Menschen die Heiligen Bücher nicht gegeben um ‘Arbeits- und Forschungsmaterial zu bieten’, sondern um uns zu unterweisen zum Heil durch den Glauben an Christus Jesus (Pius XII. Förderung d. bibl. Stud. S. 25).
page 331 note 2 Simon-Dorado, , Prael. Bibl.7 (Nov. Test.) (1947) 1, 372.Google Scholar
page 331 note 3 Holzmeister, , ‘De veritate sermonum in Scriptura relatorum’ (V.D.) x (1930), 137: ‘Si eos (sermones) ut de facto prolatos exhibet (auctor inspiratus), conficti censeri nequeunt, prouti in Ecclesia sunt ut historici semper habiti.’Google Scholar
page 331 note 4 Benedictus XV. ‘Spiritus Paraclitus’: ‘Quae enim D.N.J.C. dixit, quae egit, non ea censent (adversarii) ad nos integra atque immutata pervenisse, iis testibus qui, quae ipsi vidissent atque audivissent, religiose perscripserint, sed…partim ex Evangelistic prodiisse, qui multa ipsimet excogitarint atque addiderint, partim e narratione fidelium alterius aetatis esse congesta’ (E.B. 462).
page 331 note 5 U. a. Mk. vii. 34 Ephphetha, Mk. xiv. 36 Abba usw.
page 332 note 1 ‘Synoptische Studien’ Festgabe zum 70. Geburtstag von Alfred Wikenhauser (1953), S. 86–93.Google Scholar
page 332 note 2 Schürmann, , ‘Die Sprache des Christus, Sprachliche Beobachtungen an den synoptischen Herrnworten’ (B.Z. II (1958), 54–84). In seinem Artikel über die vorösterlichen Anfänge der Logientradition weist er nach, daß viele Worte Jesu schon aus der ‘inneren Form’ und der ‘äußeren Situation’ als sichere Herrnworte anzusehen sind (Der historische Jesus und der kerygmatische Christus (1962), S. 342–70).Google Scholar
page 332 note 3 L.Th.K.2 (1960), III, 1234–6, Michl, ‘Evangelienkritik’.Google Scholar
page 332 note 4 Zerwick, , ‘I limiti della storicità dei vangeli’, zitiert aus Chiarficazioni sul Convegno di Padova (Roma, 1961), S. 12–14.Google Scholar
page 332 note 5 L.Th.K.2 (1960), IV, 211–13; Schnackenburg, ‘Formgeschichtliche Methode’. Ein Beispiel bieten die beiden Gleichnisse vom ‘Sämann’ und von dem ‘Unkraut unter dem Weizen’ (S. 449) in seinem Artikel ‘Zum Verfahren der Urkirche bei ihrer Jesusüberlieferung’ im Sammelband, Der historische Jesus und der kerygmatische Christus (Berlin, 1962), S. 439–54.Google Scholar
page 333 note 1 Bericht der Herder-Korrespondenz, XVI (Okt. 1961), 6f. ‘Zehn Jahre Klosterneuburger Bibelapostolat. Prälat Dr Hesse über “Bibelbewegung” — heute.’Google Scholar
page 333 note 2 Vgl. z. B. die neueren Kom. zu Mt. v. 17–20.
page 333 note 3 Etwa Mt. xxviii. 19f.—vgl. Exkurs über ‘Missions- u. Taufbefehl’ in Schmid, Mt. Ev. S. 392–7.
Nur als Gegenstück sei der Artikel von Grant erwähnt ‘The Authenticity of Jesus' Sayings’ (Union Theol. Seminary, New York), in N.T. Studien für Rud. Bultmann (1957), S. 137–43: ‘But we face today the irresistible conviction that some of the sayings attributed to Jesus in the gospels were invented’ (S. 139). Er unterscheidet fünf Klassen von Herrnworten. Neben den echten und diesen ähnlichen, andere als Anwendung u. Anpassung der echten; sodann neue Worte, kundgetan durch inspirierte Propheten und dramatische Aussagen, the liturgisch oder homiletisch beeinflußt sind.
page 333 note 5 Coppens, , ‘L'inspiration et l'inerrance bibliques’ (Eph. théol. Lov. XXXIII (1957)), 36–57.Google Scholar
page 334 note 1 Das käme doch einer Erdichtung bedenklich nahe, von der Schildenberger schreibt: ‘Ein Evangelist durfte niemals…Jesus erdichtete Reden in den Mund legen. Er hätte damit den besondren Zweck seiner Schrift, die Reden und Taten Christi zu berichten, verleugnet und die Offenbarung geradezu gefälscht’ (Vom Geheimnis des Gotteswortes (1950), S. 249). — Vgl. auch Tromp, De S. Script. inspirations (1953), S. 136.
page 334 note 2 Rahner, , ‘Exegese und Dogmatik’ (Stimmen d. Z. 168 (1960/1961), 248).Google Scholar
page 334 note 3 Vgl. Mußner, ‘Der historische Jesus und der Christus des Glaubens. 5. Rolle und Rang der “Zwischeninstanz” (Traditionsträger)’, S. 182, ‘Die Funktion des Geistes ist keine additive, sondern sine “einführende” d. h. eine die Wahrheit und das Geheimnis Jesu aufschließende und auslegende’ (in Vorgrimler, Exegese und Dogmatik, 1962).
page 335 note 1 Vgl. z. B. bei der Definitio Assumptionis B.M.V. ‘Haec…argumenta considerationesque Sacris Litter, tamquam ultimo fundamento, nituntur’ (Denz, 3031).
page 335 note 2 U. a. scheint Rahner für die Möglichkeit solcher Logia einzutreten, die nur ‘abgeleitete Theologie der Apostel’ wiedergeben (Vorgrimler, Exegese und Dogmatik, 38). — Darf man vielleicht hier auch sein Wort anführen (aus demselben Artikel aber in anderm Zusammenhang): ‘Ob eine solche Antwort kirchlich unbedenklich ist, muß sich erst langsam herausstellen.’