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Der Apostel und seine Gemeinden als Teilhaber am Leidensgeschick Jesu Christi: Beobachtungen zur paulinischen Leidenstheologie
Published online by Cambridge University Press: 05 February 2009
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1. ‘Denn als wir noch bei euch waren, haben wir euch vorausgesagt, daß wir in Bedrangnis geraten werden, wie es auch — das wißt ihr ja — eingetroffen ist’, schreibt Paulus in 1 Thess 3.4 and die junge Christengemeinde in Thessalonich. Er konnte ihr demnach bereits bei seinem Gründungsaufenthalt kommende Leidenserfahrungen ankündigen, die sich offenbar dann auch umgehend eingestellt haben (vgl. noch 1. 6; 2. 13–14). In dieser Erinnerung an Anfänge und Geschick der Gemeinde in Thessalonich spiegelt sich der auch anderswo im Neuen Testament belegte historische Sachverhalt, daß die frühen christlichen Gemeinden von Anbeginn an mit der Realität des Leidens konfrontiert waren und daß diese Leidenswirklichkeit ihren maßgeblichen Grund in der Existenz der Gemeinden an sich, d.h. in ihrem Bekenntnis zu Jesus Christus und den daraus für ihr Leben gezogenen Konsequenzen hatte. Insofern die christlichen Gemeinden als Minderheiten von den religiösen und sozialen Normen der nichtchristlichen Umwelt abwichen, teilten sie das typische Geschick gesellschaftlicher Minoritäten: Ihre Leidenserfahrungen konkretisierten sich vor allem in sozialer Isolation wie aggressiver Ausgrenzung, aber auch in blutiger Verfolgung. Dieser ursächliche Zusammenhang von Christsein und Leiden wurde auch von den frühen Christen selbst als solcher wahrgenommen. Dies macht eine Reihe von Präpositionalverbindungen sichtbar, die die Erfahrung des Leidens als ein Leiden ‘um Christi willen’ u.ä. bestimmen. Der damit gegebenen Gefahr, sich dem Leiden durch die Abwendung vom christlichen Bekenntnis zu entziehen (vgl. Mk 4.17; 8.34–38; Joh 12.42–43; 16.1; 1 Thess 3.3–4; 2 Tim 1.8, 12; 2.12–13; 1 Petr 4.16; Apk 2.13; 3.8 u.ö.), versuchen die neutestamentlichen Autoren dadurch zu begegnen, daß sie die Leidenserfahrungen ihrer Gemeinden in einer Weise theologisch deuten, die dem Leiden seinen Charakter als Differenzerfahrung nimmt und den Gemeinden eine positive Bewältigung ihrer jeweiligen Leidenswirklichkeit ermöglicht. Diese Deutung zielt darauf ab, die Gemeinden tröstend ihrer Identität als von Gott erwählter eschatologischer Heilsgemeinschaft zu vergewissern, indem sie die bedrückende Leidenswirklichkeit als ein konstitutives Element christlicher Heilswirklichkeit sichtbar zu machen sucht, d.h. als eine Erfahrung, die nicht einen heillosen Entfremdungszustand der Gottesferne markiert, sondern positiv in den Vollzug heilvoller christlicher Existenz hineingehört.
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- Copyright © Cambridge University Press 1990
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1 Trotz des Wechsels von der 1. zur 2. Pers. Plur. sowie der neuerlich von Holtz, T. genannten Argumente (Der erste Brief an die Thessalonicher [EKK 13; Zürich/Neukirchen-Vluyn: Benziger/Neukirchener, 1986] 127–8 mit Anm. 621) spricht Paulus hier nicht eingeschränkt nur von seinen eigenen Leidenserfahrungen: Nachdem er selbst vorher nicht nur sein eigenes (2. 2), sondern mehrfach auch das Leiden der Gemeinde angesprochen hat (1. 6, 2. 14) und unmittelbar zuvor komprehensiv von ‘diesen Bedrängnissen’ spricht, von denen die Gemeinde sich nicht ‘erschüttern’ lassen soil (σαίνεσθαι), fehlt jedes Textsignal, dem die Leser entnehmen könnten, daβ nun nicht mehr auch von ihrem Leidensgeschick die Rede ist. Es ist vielmehr so, daβ ‘Paulus sich in dem “Wir” mit den Thessalonichern zusammenfaβt’Google Scholar(Friedrich, G., Der erste Brief an die Thessalonicher [NTD 8; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2 1981] 203–51, 233) und das Leiden gerade als eine Erfahrung kennzeichnet, die den Apostel und seine Gemeinde miteinander verbindet (vgl. 1. 6 sowie u. S. 551–2). Vor allen Dingen läβt sich aber erst unter dieser Voraussetzung die Sorge des Apostels um den Bestand der Gemeinde recht verstehen.Google Scholar
2 Vgl. Mk 13. 9; Mt 5. 11; 10. 39Q: ἔνεκεν έμο. — Mk 8. 35: ἔνεκεν έμο καί το εύαγγελίου. —Mk 13.13; Joh 15. 21; Offb 2. 3: διά τό ⋯νομά μου (Apg5. 41; 9.16; 15. 26; 21.13: ύπέρ 1 Petr 4. 14: ev). —Lk 6. 22: ἔνεκα το υίο άνθρώπου. — Röm 8. 36: ἔνεκεν σο (zit. ψ 43. 23 mit Umdeutung auf Christus). — 2 Kor4.11: διά Ἰησον Phil 1. 29: ύπέρ Χριστο. —Vgl. auch Mk 4.17; 10. 29; Mt 5.10; 2 Tim 3.12; 1 Petr 3.14; 4.16; Offb 1. 9; 6. 9; 20. 4 sowieGoogle ScholarSatake, A., ‘Das Leiden der Jünger “um meinetwillen”’, ZNW 67 (1976) 4–19.CrossRefGoogle Scholar
3 Vgl. den entsprechenden Nachweis für die Leidensaussagen des Phil durch Walter, N., ‘Die Philipper und das Leiden’, in: Die Kirche des Anfangs. FS Heinz Schürmann (Freiburg u.a.: Herder, 1978) 417–34: Weil ‘für die Christen in Philippi … die massive Erfahrung des Leidenmüssens neu und befremdlich (ist)’ (423) und den Bestand der Gemeinde gefährdet, geht es Paulus darum, ‘ihnen auch ihr Leiden als einen Bestandteil ihres Glaubens, ihres Zu-Christus-Gehörens verständlich (zu) machen’ (430).Google Scholar
4 Vgl. dazu ausführlicher Kleinknecht, K. Th., Der leidende Gerechtfertigte (WUNT 2/13; Tubingen: Mohr, 1984) 56 ff.;Google ScholarWolter, M., Art. ‘Leiden. III. Neues Testament’, in: TRE 19 (1990) Abschn. 2. 2.Google Scholar
5 Vgl. Lk 8. 13; Apg 20.19; Rom 5. 3–4; 2 Kor 8. 2; 1 Thess 3. 5; Hebr 2.18; 4.15; 1 Petr 1. 6–7; 4.12; Offb 2.10.Google Scholar
6 Vgl. 1 Kor 11. 30–32; 2 Kor 6. 9; Hebr 12. 5–11; Offb 3.19.Google Scholar
7 Vgl. dazu Kuhn, H.-W., ‘Nachfolge nach Ostern’, in: Kirche. FS Günther Bornkamm (Tübingen: Mohr, 1980) 105–32,120 ff.Google Scholar
8 Vgl. Koch, D.-A., ‘Zum Verhälltnis von Christologie und Eschatologie im Markusevangelium’, in: Jesus Christus in Historie und Theologie. FS Hans Conzelmann (Tübingen: Mohr, 1975) 395–408, bes. 405 ff.;Google ScholarBaumeister, Th., Die Anfänge der Theologie des Martyriums (MBTh 45; Münster: Aschendorff, 1980) 81 ff.;Google ScholarBreytenbach, C., Nachfolge und Zukunftserwartung nach Markus (AThANT 71; Zurich: TVZ, 1984) 207 ff.Google Scholar
9 Vgl. Millauer, H., Leiden als Gnade. Eine traditionsgeschichtliche Untersuchung zur Leidenstheologie des 1. Petrusbriefes (EHS.T 56; Bern/Frankfurt a.M.; Lang, 1976) 61 ff.; Th. P. Osborne, Christian Suffering in the First Epistle of Peter (Diss. Theol. Löwen 1981).Google Scholar
10 Vgl. Schulz, A., Nachfolgen und Nachahmen (StANT 6; Miinchen: Kbsel, 1962) 293 ff.Google Scholar
11 Vgl. dazu zusammenfassend Schrage, W., ‘Leiden im Neuen Testament’, in E. S. Gerstenberger/W.Schrage, Leiden (Stuttgart u.a.: Kohlhammer, 1977) 118–236,159 ff.Google Scholar
12 Zur Identitat der Gegner im 2 Kor vgl. Sellin, zuletzt G., ‘Hauptprobleme des Ersten Korintherbriefes’, in: ANRW 2/25/4 (1987) 2939–3044, 3022–3.Google Scholar
13 Weder, H., Das Kreuz Jesu bei Paulus (FRLANT 125; Gottingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1981) 173. — Diese ‘Identitat’ ist, wie Weder zu Recht bemerkt, ‘weder mystisch noch sakramental, sondern streng geschichtlich zu denken’ (174).CrossRefGoogle Scholar
14 Das futurische ζήσομεν hat nicht wie in Röm 6. 5, 8 das zukünftige Auferstehungsleben im Blick, sondern schaut voraus auf den in V. 1 angekündigten Besuch bei den Christen in Korinth, welcher Bezug auch durch είς ύμᾱς sichergestellt ist. Die Formulierung ζήσομεν ist durch das ζ von V. 4a veranlaβt, und diese begriffliche Parallelität soll die Entsprechung von Christus- und Apostelgeschick zum Ausdruck bringenGoogle Scholar (vgl. Bultmann, dazu R., Der zweite Brief an die Korinther, hg. v. E. Dinkier [KEK Sonderbd.; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1976] 246;Google ScholarLambrecht, J., ‘Philological and Exegetical Notes on 2 Cor 13,4’, Bijdr. 46 (1985) 261–9;CrossRefGoogle Scholars.a. Black, D. A., Paul, Apostle of Weakness [New York u.a.: Lang, 1984] 166). — Bultmann faβt den Aussagesinn dieser beiden Verse gut zusammen: ‘Der Grund dafür, daβB in dem als άσθενής gescholtenen und tatsächlich in άσθένεια lebenden Paulus die δύναμις Christi wirksam werden wird, liegt darin, daβauch bei Christus selber άσθένεια und δύναμις aneinander gebunden sind’ (245).Google Scholar
15 Vgl. Deiβmann, A., Paulus (Tubingen: Mohr, 2 1925) 121–2;Google ScholarSchneider, J., Die Passionsmystik des Paulus (UNT 15; Leipzig: Hinrichs, 1929) 5.Google Scholar
16 In diesem Zusammenhang wird vielfach die paulinische ‘Passionsmystik’ in der Taufe als der Eingliederung in das σμα Χριστο verankert: Die Leiden von Apostel und Gemeinde sind ‘Wirkung der mystischen Gemeinschaft mit Tod und Grab Christi’, die durch die Taufe hergestellt wird (Schneider, Passionsmystik, 43);Google Scholarvgl. auch Wikenhauser, A., Die Christusmystik des Apostels Paulus (Freiburg i. Br.: Herder, 2 1956) 104 u.6.;Google ScholarWindisch, H., Der zweite Korintherbrief, hg. v. G. Strecker (KEK 6; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1970) 41Google Scholarsowie aus neuerer Zeit Ahern, B. M., ‘The Fellowship of His Sufferings (Phil 3,10)’, CBQ 22 (1960) 1–32, 8 ff.;Google ScholarProudfoot, C. M., ‘Imitation or Realistic Participation?’, Interp. 17 (1963) 140–60, 147 u.6.;CrossRefGoogle ScholarSchweizer, E., ‘Die “Mystik” des Sterbens und Auferstehens mit Christus bei Paulus’ in: ders., Beiträge zur Theologie des Neuen Testaments (Zürich: TVZ, 1970) 183–203.Google Scholar
17 Schneider, Passionsmystik, 68–9; s. auch ebd. 32, 58 f. Vgl. auch Deiβmann, Paulus, 142–3;Google ScholarSchweitzer, A., Die Mystik des Apostels Paulus (Tübingen: Mohr, 1930 = 1981) 116 ff., 141 ft1.; Wikenhauser, Christusmystik, 103 ff., bes. 108–9.Google Scholar
18 Güttgemanns, E., Der leidende Apostel und sein Herr (FRLANT 90; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1966) Zitat S. 323; zur Kritik an der mystischen Interpretation vgl. ebd. 16 ff., 102 ff.Google Scholar
19 Vgl. auch ebd. 195: ‘Der Epiphaniecharakter der apostolischen Existenz unterscheidet diese von jeder anderen innerhalb der Gemeinde und verleiht ihr ihre besondere Dignität und Autorität’ (s. auch 324–5).Google Scholar
20 Zur Kritik vgl. etwa Fischer, K. M., Die Bedeutung des Leidens in der Theologie des Paulus (Diss. Theol. Berlin [DDR] 1967) 100 ff.Google Scholar
21 Vgl. Bornkamm, G., Paulus (UTB 119; Stuttgart u.a.: Kohlhammer, 6 1987) 179; Kleinknecht, Gerechtfertigte, 375.Google Scholar
22 Vgl. Schrage, z.B., ‘Leiden’, 165: ‘Die “Gleichheit” der Leiden … (besteht) in ihrem Charakter als Christus-Leiden’; H. Köster, ‘Apostel und Gemeinde in den Briefen an die Thessalonicher’, in: Kirche, 287–98, 296: ‘Wo immer die theologischen Dimensionen des apostolischen Leidens ausgemessen werden, betont Paulus die Gemeinsamkeit der Erfahrung mit seinen Gemeinden’; Baumeister, Anfänge, 189.Google Scholar
23 Bornkamm, Paulus, 179; Baumeister, Anfänge, 189.Google Scholar
24 Kasemann, E., ‘Amt und Gemeinde im Neuen Testament’, in: ders., Exegetische Versuche und Besinnungen (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, I 6 1970) 109–34,126;Google ScholarSchrage, W., ‘Leid, Kreuz und Eschaton’, EvTh 34 (1974) 141–75,159.Google Scholar
25 Schrage, , ‘Leiden’, 165.Google Scholar
26 Vgl. auch Kamlah, E., ‘Wie beurteilt Paulus sein Leiden?’, ZNW 55 (1964) 217–32, 217 u. 222: ‘als Typ’; Kleinknecht, Gerechtfertige, 376: Apostel- und Gemeindeleiden sind ‘analoge Leiden’; Holtz, 1 Thess, 49: ‘das Konzentrat der allgemeinen Erfahrung des Christen’.Google Scholar
27 Zum Verständnis von 1 Thess 1. 6 s. u. S. 551–2; 555.Google Scholar
28 Hainz, J., Koinonia. ‘Kirche’ als Gemeinschaft bei Paulus (BU 16; Regensburg: Pustet, 1982)Google ScholarZitat, S. 89: ders., Art. κοινωνία κτλ., in: EWNT 2 (1981) 749–55. — Leider versäumt es Hainz, seine Ergebnisse auf eine traditionsgeschichtliche Grundlage zu stellen.Google Scholar
29 Hainz, , in: EWNT 2, 751.Google Scholar
30 Vgl. dazu Haupt, E., Die Gefangenschaftsbriefe (KEK 9; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 8 1902) 130–1Google Scholarsowie zuletzt Schenk, W., Die Philipperbriefe des Paulus (Stuttgart u.a.: Kohlhammer, 1984) 307.Google Scholar
31 Dafür sprechen nicht nur der handschriftliche Befund (sie fehlen jeweils in p46), sondern auch innere Gründe: Die Ergänzung der Artikel läβt sich als Angleichung an diejenigen vor δύναμις und άνάστασις eher erklären als ihre spätere Auslassung, die ‘das Gleichmaβ der Glieder (zerstört)’ (Hainz, Koinonia, 95).Google Scholar
32 Mit Tannehill, R. C., Dying and Rising with Christ (BZNW 32; Berlin: de Gruyter, 1967) 119 f.;Google ScholarHainz, , Koinonia, 96. — Durch die zusätzliche (neben αύτός) Beziehung von δύναμις und κοινωνία auf γινώσκω bekommt die gesamte Konstruktion einen stark zeugmatischen Charakter. Dieser wird aber abgemildert, wenn an dieser Stelle hinter γινώσκω das hebr. stehen sollte, das nicht nur die ‘kognitive Seite der Erkenntnis’ beschreibt, sondern gleichzeitig auch einen ‘kontaktiven Aspekt’ enthältGoogle Scholar(Schottroff, W., Art. ‘’, in: THAT 2 [1978] 682–701, 690).Google Scholar
33 S. o. S. 538.Google Scholar
34 So Martin, z.B. R. P., Philippians (NCeBComm; London: M M&C, 1976) 134;Google ScholarGnilka, J., Der Philipperbrief (HThK 10/3; Freiburg u.a.: Herder, 3 1980) 196;Google Scholardagegen bereits Lohmeyer, E., Der Brief an die Philipper (KEK 9/1; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 9 1953) 139–40.Google Scholar
35 Es ist methodisch legitim, Phil 3. 10 von 1. 20–23 her zu interpretieren, selbst wenn beide Texte unterschiedlichen Briefen an die Gemeinde in Philippi angehören sollten (vgl. Ph. Vielhauer, , Geschichte der urchristlichen Literatur [Berlin/New York: de Gruyter, 1975/1978] 160–1): Auch wenn Phil C, dem 3.10 angehört, später geschrieben sein sollte als Phil B (1. 1–3. 1; 4. 4–9, 21–23), gibt es keinen positiven Hinweis darauf, daβ Paulus inzwischen aus der Gefangenschaft entlassen ist. Und selbst wenn dies der Fall sein sollte, wird doch die in 1. 20–23 angesprochene unmittelbare Todesgefahr nicht vergessen sein, sondern als ständig präsente Erinnerung den maβgeblichen Hintergrund für die Leidensaussagen des späteren Phil C bilden.Google Scholar
36 Vgl. Porphyrius, Vit. Pyth. 33; Diog. Laert. 8, 10. — Belegt ist dieses Sprichwort auch bei Plato, Lys. 207c; Phaedr. 279c; Leg. 739c; Rep. 449c; Aristoteles, eth. Nic. 1159b31; 1168b7; Philo, vit. Mos. 1,156; Plutarch, mor. 65a; s. auch 490eGoogle Scholar(Belege z.T. nach Bohnenblust, G., Beiträge zum Topos ΠΕΡΙ ΦΙ∧ΙΑ∑ [ Berlin: Schade, 1905] 41;Google ScholarSteinmetz, F.-A., Die Freundschaftslehre des Panaitios [Palingenesia 3; Wiesbaden: Steiner, 1967] 108 Anm. 321).Google Scholar
37 Stählin, G., Art. ‘ϕίλος κτλ’, in: ThWNT 9 (1973) 144–69,150.Google Scholar
38 Vgl. auβerdem Xenophon, Cyrop. 6,4,6; Aristoteles, eth. Eud. 1242a9 ff. 22; Seneca, ep. 6,3; 48,2; Philo, vit. Mos. 1,155–6 sowie die weiteren bei Stählin, ebd. 150, 2 ff. genannten Texte; s. auch W. Brinck-mann, Der Begriff der Freundschaft in Senecas Briefen (Diss. Phil. Köln, 1963) 42, 49–50;Google ScholarFraisse, J.-C., Philia. La notion d'amitié dans la philosophie antique (Paris: Vrin, 1974) (s. Reg. s.v. ‘communauté’).Google Scholar
39 Vgl. vor allem 2 Kor 8. 23 (Hainz, s., ‘Koinonia’, 105–6); darüber hinaus z.B. die allgemeine Bestimmung bei Plutarch, mor. 93e: σύννομον γάρ ή ϕιλία ζον auβerdem Xenophon, mem. 2,4,6; Plutarch, mor. 94 f.; 95a.c; Epiktet, diss. 2,22,37 sowie die folgende Textsammlung.Google Scholar
40 Für das Verständnis dieses Zusammenhangs hat Stählin, G. in einem leider kaum beachteten Aufsatz wertvolle Vorarbeit geleistet (‘“Um mitzusterben und mitzuleben”. Bemerkungen zu 2 Kor 7,3’, in: Neues Testament und christliche Existenz. Braun, FS Herbert (Tubingen: Mohr, 1973) 503–21, 508 ff.);Google Scholartrotz der berechtigten Kritik Lambrechts, J. an Stälins Interpretation dieses Verses (‘“Om samen te sterven en samen te leven”. Uitleg van 2 Kor. 7,3’, Bijdr. 37 [1976] 234–51) wird man dem traditionsgeschichtlichen Teil von Stälins Aufsatz die Zustimmung nicht versagen können; vgl. auch u. S. 553–4.Google Scholar
41 Der Gedanke des Mit-Sterbens des Soldaten mit seinem Feldherrn als Ausdruck unbedingter Gefolgschaft (vgl. 1 Sam 31.5; Herodot 5,47; Josephus, bell. 3, 390; Athenaeus 6,249a; Nikolaus v. Damaskus bei Athenaeus 6,249b; Tacitus, hist. 2,49) ist auch in 2 Tim 2. 3 (συγκακοπάθησον ώς καλός στρατιώτης Χριστο Ἰησο) aufgenommen.Google Scholar
42 Vgl. auβerdem Aristoteles, eth. Eud. 1240a36 fF., b8 ff.; Caesar, bell. Gall. 3,22,3; Horaz, carm. 3,9,24; Chariton v. Aphrodisias 4,2,14; Plutarch, mor. 96c; s. auch Hebr 13. 3. — Vom Mitleiden oder —sterben mit Jesus sprechen auch Mk 14. 31 par. Mt 26. 35; Joh 11.16; Ignatius, Smyrn. 4,2; Polykarp 9,2. — S. auch Lukian, Toxar. 7 (ή έν τοîς δεινοîς κοινωνία). 18. 41; Stobaios II,120,6 ff. (Wachsmuth) sowie die bei Stählin, ‘“Um mitzusterben…”’, 508 ff.;Google ScholarWolter, M., Die Pastoralbriefe als Paulustradition (FRLANT 146; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1988) 213 Anm. 50 genannten weiteren BelegeCrossRefGoogle Scholar(vgl. noch Brinckmann, , Begriff, 49, 81 ff).Google Scholar
43 Das grammatische Verständnis dieser Genitive ist heftig umstritten und wohl auch kaum eindeutig zu klären (vgl. den Überblick bei Kremer, J., Was an den Leiden Christi noch mangelt [BBB 12; Bonn: Hanstein, 1956] 174 ff.). Sicher ist allein, daβ in alien drei Fällen ein Bezug auf Passion und Kreuz Jesu Christi intendiert ist. Sofern der Genitiv in 2 Kor 1. 5; 4.10 dabei die Subjektvalenz von πάσχειν bzw. νεκροσθαι vertritt, handelt es sich hier wohl um Genitivi subiectivi; in Gal 6. 17 steht der Genitiv für das Akk. obj. von στίζω, so daβ er sich als Gen. obiect. klassifizieren lieβeGoogle Scholar (vgl. dazu Schwyzer, E., Griechische Grammatik [HAW 2/1/2; München: C. H. Beck, II 1950] 121). In ihrem Bezug auf das Leiden des Apostels bekommen diese Genitive dann aber zugleich ualitativen SinnGoogle Scholar(vgl. Debrunner, F. Blass/A., Grammatik des neutestamentlichen Griechisch, bearb. v. F. Rehkopf [Gottingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 16 1984] § 1631).Google Scholar
44 S. o. S. 539–40.Google Scholar
45 Clitarchus, , Sent. 90 (ed. Chadwick, H., The Sentences of Sextus [TaS 5; Cambridge: Cambridge University Press, 1959] 80). Vgl. auch Josephus, Ant. 3,5.Google Scholar
46 S. o. Anm. 16; zur Kritik vgl. bereits Güttgemanns, Apostel, 110–11: Paulus ‘(erwähnt) im Zusammenhang mit seinem “Leiden” nie das Motiv der Taufe’.Google Scholar
47 So Kremer, J., Art. ‘πάθημα’, in: EWNT 3 (1983) 1–3, 3.Google Scholar
48 Güttgemanns,Apostel, 324 u. ö. s. auch o. S. 540.Google Scholar
49 Vgl. dazu Kuhn, H.-W., ‘Jesus als Gekreuzigter in der frühchristlichen Verkündigung bis zur Mitte des 2. Jahrhunderts’, ZThK 72 (1975) 1–46, 31 ff.Google Scholar
50 Zur konkreten Identifikation der στίγματα vgl. Borse, U., ‘Die Wundmale und der Todesbescheid’, BZNFU (1970) 88–111.Google Scholar
51 Ergänzend bestätigt wird diese Leidensdeutung des Paulus durch Gal 6. 12, wo er seinen Gegnern unterstellt, sie wollten nicht ‘aufgrund des Kreuzes Christi verfolgt werden’. Er wirft ihnen damit vor, daβ sie sich durch ihre Vermeidung des Leidens von Jesus Christus getrennt haben. Sofern dieser als Gekreuzigter aber den exklusiven Heilsgrund bildet, beweist schon die leidensfreie Existenz der Gegner – darauf zielt die paulinische Argumentation an dieser Stelle ab –, daβ ihre Beschneidungspredigt heilsleer ist.Google Scholar
52 Vgl. Sellin, G., ‘Das “Geheimnis” der Weisheit und das Rätsel der “Christuspartei”’, ZNW 73 (1982) 69–96; ders., ‘Hauptprobleme’, 3021–2.CrossRefGoogle Scholar
53 Vgl. dazu die Parallele bei Ps. Philo, De Jona 39 (153): ‘Soviel an uns lag,… waren wir (schon) tot… und (nun) leben wir durch die Güte des Herrn’Google Scholar(Ubers. Siegert, F., Drei hellenistisch-jüdische Predigten [WUNT 20; Tubingen: Mohr, 1980] 36).Google Scholar
54 Daβ diese Abfolge einen unmittelbaren sachlichen Zusammenhang zum Ausdruck bringen soll, hat N. Walter mit Recht hervorgehoben (‘Philipper’, 421).Google Scholar
55 Vgl. dazu die Interpretation von 1 Thess 1. 5 durch Köster, ‘Apostel 1’, 288 f.Google Scholar
56 S. o. Anm. 1.Google Scholar
57 Köster, , ‘Apostel’, 289.Google Scholar
58 Dies gilt auch für 1 Thess 3. 3–4; wenn Paulus sich um den Bestand der Gemeinde ένταîς θίψεσιν ταύταις sorgt (V. 3a; vgl. V. 1–2, 5, 8), so ist als Grund dieser Befürchtung allein die Leidenswirklichkeit der Gemeinde anzusehen.Google Scholar
59 Köster, , ‘Apostel’, 289.Google Scholar
60 Vgl. auch Sellin, , ‘Hauptprobleme’, 3023 ff.Google Scholar
61 S. o. S. 549.Google Scholar
62 Ich halte es für sehr viel wahrscheinlicher, daβ Paulus hier von einer μίμησις des erhöhten Herrn spricht, die durch den Geist hergestellt wirdGoogle Scholar(vgl. Stanley, D. M., ‘“Become Imitators of me”: The Pauline Conception of Apostolic Tradition’, Bib. 40 [1959] 859–77, 866;Google ScholarBetz, H. D., Nachfolge und Nachahmung Jesu Christi im Neuen Testament [BHTh 37; Tübingen: Mohr, 1967] 143–4).Google Scholar
63 Der μι7mgr;ητής-Begriff beschreibt hier in jedem Fall nicht die bewuβte Nachahmung eines ethischen Vorbilds, sondern ist wie in 1 Thess 2. 14 im Sinne eines objektiv bestehenden gemeinsamen Geschicks zu verstehen.Google Scholar
64 So Schulz, , Nachfolgen, 286.Google Scholar
65 Baumeister, , Anfänge, 158; vgl. auch Kamlah, ‘Wie beurteilt…’, 225, Tannehill, Dying, 104Google Scholar
66 Holtz, , 1 Thess, 48 (von ‘Nachfolge’ sollte in diesem Kontext freilich nicht gesprochen werden).Google Scholar
67 Eine schöne Parallele zum Anliegen von 1 Kor 4. 8–13 ist die Moserede bei Philo, vit. Mos. 1,322 ff.; s. auch u. Anm. 83. Hervorzuheben ist, daβ auch hier die Stichworte ϕίλοι und κοινωνία auftauchen (322, 324).Google Scholar
68 Hainz, , in: EWNT 2, 751; vgl. auch ders., Koinonia, 89.173 u.ö.Google Scholar
69 Hainz, , Koinonia, 107.Google Scholar
70 In diesem Zusammenhang sind auch 1 Kor 11. 2; 1 Thess 3. 6 zu nennen: Wenn Paulus die jeweilige Gemeinde dafür lobt, daβ sie seiner gedenkt, so gilt dieses Lob der Bewahrung der Koinonia mit ihm von seiten der Gemeinde: Das Gedenken gehört zur Topik des antiken Freundschaftsbriefes und ist Ausdruck der Koinonia zwischen den voneinander getrennten Briefpartnern (vgl. Wolter, , Pastoralbriefe, 206 ff., 210 ff.).Google Scholar
71 Vgl. o. S. 544–5.Google Scholar
72 Stählin, , ‘“Urn mitzusterben…”’, 508 ff.Google Scholar
73 Vgl. auch 2 Sam 1. 23; 15. 21.Google Scholar
74 So Stählin, , ‘“Urn mitzusterben…”’, 516; hinzuweisen wäre etwa auf die Prädikation Gottes als dessen, ‘der tötet und lebendig macht’ (Dtn 32. 39; s. auch 1 Sam 2. 6; 2 Kön 5. 7 u.ö.).Google Scholar
75 Bultmann, Mit, 2 Kor, 179 u.a.Google Scholar
76 Stählin, , ‘“Um mitzusterben…”’, 519,520.Google Scholar
77 Stählin, Zu, ebd. 515.Google Scholar
78 Ich folge damit Lambrechts Interpretation dieses Verses (‘“Om samen te sterven…”’).Google Scholar
79 S. auch 1 Kor 3. 6,10; 9.11.Google Scholar
80 Vgl. dazu Wolter, , Pastoralbriefe, 247 ff.Google Scholar
81 Umgekehrt wird im Galaterbrief sichtbar, daβ die Gemeinde die Koinonia mit dem Apostel verliert, wenn sie sich von dem durch ihn verkündigten Evangelium abwendet; vgl. Gal 1. 6–9; 4. 17: Die Gegner wollen die Gemeinschaft der Gemeinde mit Paulus zerstören (έκκλεîσαι) und die Galater an sich binden;Google Scholars. dazu Mufiner, F., Der Galaterbrief (HThK 9; Freiburg u.a.: Herder, 1974) 311.Google Scholar
82 S. o. S. 541.Google Scholar
83 Auch der philonische Mose begründet in vit. Mos. 1,324 seine AufTorderung zumgemeinsamen Tragen von Mühsal und Leiden mit dem Verweis auf die gemeinsame Identität der Stämme: ‘Ihr seid… γένος ἕν, οί αύτοί πατέρες, οίκία μιά, ἕθη τά αύτά, κοινωνία νόμων…’Google Scholar
84 Zum Verständnis der Wendung καί το κυρίου in 1. 6 s. o. S. 551 mit Anm. 62.Google Scholar
85 Zur Verwendung der hellenistischen Sportmetaphorik in Phil 1. 27, 30 vgl. Pfitzner, V. C., Paul and the Agon Motif (NT.S 16; Leiden: Brill, 1967) bes. 114 ff.CrossRefGoogle Scholar
86 Auf dem Hintergrund des oben (S. 541) zum Römerbrief Gesagten wird verständlich, warum Paulus das Leiden hier nicht im Zusammenhang der Koinonia von Apostel und Gemeinde, sondern als allgemeine christliche Existenzwirklichkeit thematisiert.Google Scholar
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