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Das Johannesevangelium als hermeneutische Frage1

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

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Die Frage nach dem hermeneutischen Grundansatz der Exegese beschäftigt heute viele Theologen. Symptomatisch ist die Diskussion über das Problem ‘historischer Jesus und kerygmatischer Christus’, in die vornehmlich Exegeten verwickelt sind.2 Die Auseinandersetzung droht sich innerhalb der neutestamentlichen Wissenschaft zu einer Methoden- und Grundlagenkrise auszuweiten. Eine solche Entwicklung ist aber auch ein Zeichen für die heutige Gesamtsituation in der Theologie und kann ein förderlicher Prozeß sein, der die Exegeten zwingt, über ihren engeren Fach- und Forschungs bereich, die historisch-kritische Auslegung der Bibel, hinauszublicken und sich über die Voraussetzungen und Konsequenzen ihrer Arbeit Rechenschaft zu geben. Wenn wir uns nur um die philologische Erklärung der Texte mit allen implizierten Fragen der Textkritik und Textgeschichte, der Zeit und Umwelt des Neuen Testaments, des religionsgeschichtlichen Vergleichs, der Philologie und Archäologie kümmerten, wären wir keine Theologen mehr. Heute sehen wir deutlicher als im vorigen Jahrhundert mit seinem Leitbild einer möglichst ‘objektiven’ oder ‘neutralen’ Wisscnschaft, daß die Auslegung alter, besonders philosophischer und religiöser Texte weit mehr erfordert als die Anwendung philologischer und historisch-kritischer Methoden. Wir können eine historisierende Exegese, die den Text nach dem äußerlich erkennbaren Sinn erklären und historische Tatbestände feststellen will, und eine weiterreichende theologische Interpretation unterscheiden, die den für uns als gläubige Christen bedeutsamen Sinn herausstellen und uns in unserem Mensch- und Christsein, vielleicht fragend und herausfordernd, treffen will. Wir können aber dieses zweifache Bemühen nicht säuberlich scheiden; wir können weder bei der kritischen Forschungsarbeit unsere Stellungnahme als Mensch und Christ verleugnen noch als gläubige Christen die Ergebnisse kritischer Untersuchung ignorieren.

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Articles
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Copyright © Cambridge University Press 1967

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References

page 197 note 2 Vgl. die Stimmen in dem Sammelband Der historische Jesus und der kerygmatische Christus, hgg. Ristow, von H. und Matthiae, K. (Berlin, 1960)Google Scholar; Robinson, ferner J. M., A New Quest of the Historical Jesus (London, 1959)Google Scholar, deutsch: Kerygma und historischer Jesus (Zürich-Stuttgart, 1960).Google Scholar

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page 198 note 2 Schwartz, E., Aporien im 4. Evangelium: Nachrichten der kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen (Berlin, 1907), S. 342372Google Scholar; (1908), S. 115–48, 149–88, 497–560. Die Arbeit wurde in seine Gesammelten Schriften, v (Berlin, 1963)Google Scholar nicht aufgenommen, well sie nach Mitteilung der Herausgeber vom Verfasser selbst als ‘verunglückt’ bezeichnet worden ist (S. vi).

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page 200 note 2 Schulz, S., Untersuchungen zur Menschensohn-Christologie im Johannesevangelium (Göttingen, 1957).Google Scholar Im ersten Teil (39–95) bietet er eine Übersicht über die bisher angewendeten Methoden, führt eine neue ein (‘Themageschichte’) und befürwortet eine ‘multiplicity of approaches’ (93). Nach diesem Prinzip will er in seinem zweiten Werk (s. Anm. I) die Frage nach dem ursprünglichen Bestand des Logos-Hymnus lösen (25–8).

page 200 note 3 Vgl. Gadamer, H.-G., Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik (Tübingen, 1960), S. 250–75.Google Scholar

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page 208 note 3 Cullmann, O., ‘L'Évangile Johannique et l'Histoire du Saint’: New Testament Studies, xi (1964/1965), 111–22.Google Scholar