Published online by Cambridge University Press: 05 February 2009
Die Hausoder Pflichttafeln des Neuen Testaments erhalten heute in der kritischen Exegese üblicherweise schlechte theologische Zensuren. Wo mansich über die historischen und religionsgeschichtlichen Fragen hinaus theologisch mit ihnen auseinandersetzt, ist ‘Verbürgerlichung’ noch eines der harm-losesten Urteile, das über sie gefällt wird. Schon K. Weidinger urteilte, man müsse gegenüber dem ‘heißen Atem der ersten Epoche’ des Urchristentums von einem ‘Rückschritt’ sprechen, denn die Haustafeln seien moralisch und arbeiteten mit ‘schwachen, gelaüufigen Motiven’. S. Schulz findet in ihnen eine verhängnisvolle ‘frühkatholische Weltanpassung’, die ‘die herrschende Ordnung als gottgewollte Schöpfungsordnung religiös paraphrasierte und christlich überhöhte’ hier werde ‘widerspruchslose Einfügung in die bestehende Welt der sozialen Instanzen verlangt’ und ‘die damaligen sozialen Verhältnisse nicht nur für zeitlos gültig deklariert, sondern auf den Willen des Schöpfergottes zurückgeführt’. Daß solche und ähnliche Urteile von pamphlethafter Literatur begierig aufgegriffen und zugespitzt werden, versteht sich von selbst, und so heißt es denn in einer dieser Attacken, das ‘Klima der Menschenverachtung’, das das gesamte Neue Testament durchziehe, manifestiere sich vor allem in den Haustafeln, die das Urchristentum als ‘Agentur einer repressiven Gesellschaft’ überführen und ‘vor-gegebene Machtestablishments…mit göttlicher Glorie’ umhüllen sollen.
page 1 note 1 Weidinger, K., Die Haustafeln. Ein Stück urchristlicher Paränese, U.N.T. xiv (1928), 52 f. Weidingers Lehrer M. Dibelius hat das Stichwort “Bürgerlichkeit” übrigens erst bei den Past. angewendet und erklärt, daß diese ‘im Kanon die einzige Urkunde einer solchen christlicbürgerlichen Lebensgestaltung darstellen’, M. Dibelius-H. Conzelmann, Die Pastoralbriefe (H.N.T. 13, 19553), 33.Google Scholar
page 1 note 2 Schulz, S., ‘Evangelium und Welt. Hauptprobleme einer Ethik des Neuen Testaments.’ In: Neues Testament und christliche Existenz. Festschrift für H. Braun (1973), 483 ff., besonders 495 ff. (Zitat S. 501).Google Scholar
page 1 note 3 Ders.: Gott ist kein Sklavenhalter (1972), 199; vgl. überhaupt den Abschnitt ‘Christliche Über-höhung der Sklaverei in den frühkatholischen Hausbzw. Pflichttafeln’, 197 ff.
page 1 note 4 Kahl, J., Das Elend des Christentums oder Plädoyer für eine Humanität ohne Gott (1968), 19.Google Scholar
page 2 note 1 Crouch, J. E., The Origin and Intention of the Colossian Haustafel, F.R.L.A.N.T. 109 (1973).CrossRefGoogle Scholar
page 2 note 2 Die Form der Haustafeln ist fast durchgängig charakterisiert durch das paarweise Auftreten der angeredeten Gruppen und das Voranstehen des untergeordneten Standes, die Einzelmahnungen durch direkte Anrede im Nominativ + Artikel, eine Ermahnung und deren Begründung. Vgl. Schroeder, D., ‘Die Haustafeln des Neuen Testaments’ (Dissertation Hamburg, 1959).Google Scholar
page 2 note 3 Vgl. einerseits das Kapitel Π⋯ς πατρ⋯δι χρηστ⋯ον bei Hierokles (K.Praechter, Hierokles der Stoiker (1901), 33 ff.) oder τ⋯ πρ⋯ς τ⋯ν πατρ⋯;δα (Epictet. Diss. 11, 17. 31; ähnlich 1. 29. 39; Diog. Laert. VII.108) und andererseits I. Petr. ii. 13 ff. im Rahmen der Haustafel des I. Petr. Damit ist erwiesen, daß z. B. auch das Verhalten zum Staat in das Schema der sog. Haustafeln hineingehört; wahrscheinlich liegt auch Röm. xiii. 1 ff. eine ähnliche Tradition zugrunde (vgl. das für den Inhalt der neutestamentlichen Haustafeln charakteristische Stichwort ύποτ⋯σσεσθαι, vgl. auch I. Tim. ii. 1 f. und Tit. iii. 1).
page 2 note 4 Jedenfalls darf man aus dem Haustafelinhalt in seiner überwiegenden Beschränkung auf den οίκος nicht einfach folgern, daß die Familie nach dem Neuen Testament als die Grundform mensch-lichen Zusammenlebens schlechthin anzusehen ist.
page 2 note 5 Es gibt freilich Exegeten, die etwa die Haustafel des I. Petr. von der des Eph. und diese von der des Kol. Abhängig sehen. M. E. kann aber nicht einmal die Haustafel des Eph. einfach als Bearbeitung derjenigen des Kol. gelten (so z. B. P. Feine–J. Behm–W. G. Kümmel, Einleitung in das Neue Testament (1963), 263 f., 259), denn ‘da wir nicht wissen, in welchem Maße der Kol 3, 5 ff. verwendete paränetische Stoff auch sonst im Urchristentum verbreitet war und inwiefern Eph von einer anderen Gestaltung dieses Stoffes beeinflußt ist, da auch die Reihenfolge der Mahnungen in Eph sich keinesvvfegs an Kol anschließt, so wäre es voreilig, Eph 4, 25 ff. einfach als erweiterte Neubearbeitung von Kol 3, 5 ff. ansehen zu wollen’, M. Dibelius–H. Greeven, An die Kolosser. Epheser. Andie An Philemon. (H.N.T. 12, 19533), 91. Wenig plausibel scheint mir freilich erst recht die umgekehrte These, Kol. iii. 18 ff. hänge von Eph. v. 21 ff. ab (so Munro, W., ‘Col. iii. 18 – iv. 1 and Eph. v. 51 – vi. 9: Evidences of a late literary stratum?’, N.T.S. XVIII (1972), 434–47), was bei der auch von Munro nicht geleugneten Abhängigkeit des Eph. von Kol. zu einer Interpolationshypothese nötigt (Reihen-folge: Kol. → Eph. → + Eph. V. 21 ff. → + Kol. iii. 18 ff.), die aber die Verankerung der Haustafeln in der theologischen Intention beider Briefe ignoriert und auch den Äußerungen von Dibelius–Greeven nicht gerecht wird. Gerade Munro scheint mir zu bestätigen, daß man mit einer bloß literarischen Betrachtungsweise nicht durchkommt. Vgl. Auch S. 4. Wie complex die Beziehungen zwischen den verschiedenen Haustafeln sind, zeigt die Tatsache, daß man weder mit der Annahme einer rein innerchristlichen Entwicklung (etwa der Variierung von Kol. iii. 18 ff. oder gar einer vorkolossischen Urfassung) auskommt, noch mit der einer bloß von außen beeinflußten Weiterbildung, weder bloß mit der Annahme eines wachsenden Einflusses des antiken Schemas, noch mit der einer zunehmenden Christianisierung; vgl. auch Crouch, 33 ff.Google Scholar
page 3 note 1 Die Ausführlichkeit der Mahnung an die Sklaven im Vergleich zu den übrigen ist immer wieder aufgefallen. Vgl. E. Lohmeyer, Die Briefe an die Kolosser und an Philemon (19530), Z. St. und Gülzow, H., Christenium und Sklaverei in den ersten drei Jahrhunderten (1969), 63 f., der im Anschluß an Feine–Behm–Kümmel 248 u. a. an der Zusammengehörigkeit von Kol. Und Phlm. Festhält und die Vermutung erneuert, ‘daß Onesimus der äußere Anlaß dazu war, daß der Verfasser des Kolosserbriefs den Sklaven seine besondere Aufmerksamkeit schenkte’, ja noch weitergeht und erklärt: ‘Die Haustafel war ihm wichtig um der Sklavenfrage willen.’ Vgl. dagegen Crouch 11 Anm. 5;Google ScholarLohse, E., Die Briefe an die Kotosser und an Philemon (1968), 227 Anm. 4.Google Scholar
page 3 note 2 M. Dibelius versteht unter usueller Paränese Regeln und Weisungen, die ‘nicht für bestimmte Gemeinden und konkrete Einzelfälle formuliert’sind, ‘sondern für die allgemeinen Bedürfnisse der ältesten Christenheit’, Die Formgeschichte des Evangeliums (19614), 239. Vgl. Auch Weidinger 3 f.; Schroeder 4 ff.
page 3 note 3 Weidinger 4 mit Hinweis auf Seeberg, A., Der Katechismus der Urchrisienheit (1903).Google Scholar
page 3 note 4 Vgl. etwa auch Carrington, Ph., The Primitive Christian Catechism (1940);Google ScholarSelwyn, E. G., The First Epistle of St Peter (1949), 363 ff. undGoogle ScholarDodd, C. H., Gospel and Law. The Relation of Faith and Ethics in Early Christianity (1951), 14 ff.Google Scholar
page 3 note 5 Vgl. Weidinger 5; Schroeder 7 ff.; Crouch 13 ff. Damit ist unbestritten, daß Traditionsgut und formelhafte Elemente gerade in der Ethik des Neuen Testaments eine große Rolle spielen, aber Tradition gibt es ja nicht nur in fest formulierten Lehrstücken. Vgl. Schrage, W., Die konkreten Einzelgebote in der paulinischen Paränese (1961), 134 ff.Google Scholar
page 3 note 6 Gewisse Rückschlüsse in dieser Richtung lassen sich möglicherweise aus Taufverweisen ziehen, die im Kontext (vgl. Kol. iii. 3 und ⋯ποτιθ⋯ναι, ⋯πεκδ⋯σασθαι und ⋯νδ⋯σασθαι in ii. 8, 9, 10, 12; I. Petr. ii. 2), aber auch innerhalb der Haustafel begegnen (Eph. v. 26); vgl. Dibelius-Greeven 92; Strobel, A., ‘Säuglingsund Kindertaufe in der ältesten Kirche’, in: Begründung und Gebrauch der heiligen Taufe, hrsg. von O. Perels (1963), 7 ff.; vor allem 46 f.; Gülzow a. a. O. 58 f.Google Scholar
page 3 note 7 Es tauchen vielmehr Diakonenund Bischofsspiegel auf, die das Schema auf die familia dei, den οῑκος θεο⋯ (I. Tim. iii. 15), hin abwandeln. Vgl. Schroeder 188 ff.; Dibelius, M.–Conzelmann, H., Die Pastoralbriefe (H.N.T. 13, 1955 3), 33.Google Scholar
page 4 note 1 Auch M. Dibelius hat bei aller Abgrenzung gegenüber Versuchen, in paränetischen Abschnitten ‘aus Mahnungen und Warnungen wirkliche Zustände zu erschlie ßen’, doch konzediert, daß ‘ihrer Auswahl und ihrer Variation ab(zuspüren ist), auf welchen Gebieten das urchristliche Leben am dringendsten der Weisung und Regelung bedurfte’ (Dibelius, M.–Greeven, H., Der Brief des Jakobus (1964 11), 7; vgl. auch meinen Kommentar zum Jak. im N.T.D. x (1973), 9 f. und Crouch 121).Google Scholar
page 4 note 2 Schroeder 89 f., 151. Vgl. schon A. Juncker, Die Ethik des Apostels Paulus, 2. Hälfte, Die konkrete Ethik (1919), 206, der die Meinung vertrat, daß ‘eine falsch verstandene Freiheitspredigt besonders leicht dazu verführen konnte, die natürlichen, “weltlichen” Autoritäten anzutasten’, ähnlich Dibehus–Greeven 47: ‘die mißverständliche Auffassung der Freiheitsbotschaft als eines Aufrufs zur sozialen Revolution lag überall nahe’.
page 4 note 3 Vgl. meinen demnächst in den Vorarbeiten zum Evangelisch-Katholischen Kommentar erscheinenden Aufsatz zu I. Kor. vii. 1.
page 4 note 4 Man vergleiche z. B. die in Thessalonich eingerissenen Mißstände, die zur Aufgabe der Arbeit und zum Herumtreiben führten und vielleicht nicht inertia vulgaris, sondern irrige Konsequenz einer überspannten Naherwartung waren, so M. Dibelius (An die Thessalonicher I, II. An die Philipper (19373), 56): ‘Nach 1. Cor 7, 20 ff. und nach der ganzen Lage der urchristlichen Geraeinden ist es wahrscheinlich, daß eschatologische Stimmungen zum ⋯τ⋯κτως περιπατεῖν führten.’ Auch nach Feine–Behm–Kümmel 186 hat ‘die apokalyptische Schwärmerei’ auf die sittliche Haltung mancher Gemeindeglieder in Thessalonich einen ‘schlimmen Einfluß’ ausgeübt. Gegenüber dieser ‘traditionellen’ Auffassung wird von W. Lütgert freilich ein pneumatischer Enthusiasmus für das ⋯συχ⋯ειν verantwortlich gemacht, ‘Die Vollkommcnen im Philipperbrief und die Enthusiasten in Thessalo-nich’, B.F.Ch.Th. XIII, 6 (1909), 71–7; vgl. auch Klijn, A. F. J., ‘Die Ethik des NTs: eine Umschau, Nederlands Theol. Tijdschrift XXIV (1970), 241 ff., bes. 243.Google Scholar
page 5 note 1 Vgl. Röm. xiii. 1 ff.; I. Kor. xi. 2 ff.; xiv. 40 u. ö.
page 5 note 2 Franke, A. H., Krit.-exeget. Handbuch über die Briefe Pauli an die Philipper, Kolosser und PhilemonM (1886 5), 486 nannte freilich schon einen anderen Grund für die Voranstellung: nicht Emanzipationsgelüste der Angeredeten, sondern weil ‘das Dienen…auch dem Empfinden des Ap. am nächsten’ stehe.Google Scholar
page 5 note 3 So Crouch 157; vgl. auch 151 Anm. 23.
page 5 note 4 Schroeder ist freilich der Meinung, daß Paulus, der auch für die Sammlung und Zusammenstellung der angeblich fester geprägten, in der Form des apodiktischen Rechts formulierten und wahrscheinlich auf Jesus selbst zurückgehenden Mahnungen an die untergeordneten Stände verant-wortlich sein soll, erst später auch analoge Mahnungen an die Übergeordneten hinzugefügt hat, urn auf dieser Seite keine Hybris aufkommen zu lassen (vgl. 89 ff., 151). Das ist jedoch ganz unhaltbar und spekulativ (vgl. schon I. Kor. vii. 1 ff., 21 f. u. ö.). Aber auch Crouch 121 f. gehtzu weit, wenn er sich durch die Ausführlichkeit der Sklavenmahnung zu der Verallgemeinerung verleiten läßt, daß die christliche Haustafel ‘places the major emphasis…on the duties of the subordinate members of the family’.
page 6 note 1 So Crouch 124 über die Korinther. Leider hat Crouch die berechtigte Kritik an Weidinger (‘Weidinger is careless when he regards the conditions in the Corinthian church as typical of the attitude in primitive Christianity’, p. 22) selbst zu wenig beherzigt, vor allem 120–45, wo er faktisch denselben Fehler begeht und sich mit einer kurzen ‘added note on the role of the Haustafel in Colossians’ (151) begnügt. Wenn Crouch 139 als spätere Belege für einen mit dem der Korinther verwandten pneumatischen Enthusiasmus auch Stellen aus den Pastoralbriefen zitiert (‘which combat a type of Gnosticism with tendencies similar to those which we observed in Corinth’), so wäre gerade hier viel stärker zu betonen, daß wir es eindeutig mit asketischen Erscheinungen zu tun haben (I. Tim. iv. 3). Ob man aus Stellen wie I. Tim. ii. 11; v. 15; vi. 1f.auch auf andere Gefahren schließen darf, ist sehr unsicher. Wahrscheinlich belegen diese Regeln mehr, daß wir es mit ‘Sammelgut’ zu tun haben (vgl. Dibelius–Conzelmann 5).
page 6 note 2 Vgl. Ewald, P., Die Briefe des Paulus an die Epheser, Kolosser und Philemon (K.N.T. 10, 1910 2), 429: ‘gegenüber der ⋯θελοθρησκε⋯α der Irrlehrer besonders gut am Platze’. Vgl. unten Anm. 4 auf. S. 20.Google Scholar
page 6 note 3 Daß auch damit noch nicht alle Möglichkeiten genannt sind, zeigt die ausführliche Haustafel des I. Petr., die überhaupt nicht aus einer Antithese zu begreifen ist, sondern als Explikation der gebotenen Bewährung im Alltag der Welt und ihren Strukturen. Vgl. auch Anm. 8 auf S. 8.
page 6 note 4 Daß die neutestamentlichen Haustafeln keine eigenständige Schöpfung des Urchristentums sind, hat Crouch noch einmal nachdrücklich bestätigt. Anders freilich K. H. Rengstorf, dessen Hauptgründe (die ‘Haustafelperiode’ sei mit der 3. Generation abgeschlossen und ύποτ⋯σσεσθαι sei ein typisch urchristlicher Begriff) aber kaum durchschlagen, um zu erweisen, daß die Haustafeln ‘eine genuin christliche Schöpfung’ sind (‘Die neutestamentlichen Mahnungen an die Frau, sich dem Manne unterzuordnen’, in: Verbum dei manet in aeternum, Festschrift für O. Schmitz (1953), 131–45, bes. 136). Richtig ist freilich diespezifisch ‘urchristliche Prägung’ (‘Mann und Frau im Urchristentum’, Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen XII (1954), 28).
page 7 note 1 Vgl. Praechter 7.
page 7 note 2 Vgl. z. B. Diss. II. 17. 31: ‘Ich will als ein Frommer und Philosoph wissen, was meine Pflicht (τ⋯ καθ⋯κον) ist gegenüber Gott, gegenüber den Eltern, gegenüber den Brüdern, gegenüber dem Vaterland, gegenüber den Freunden.’ Nach Diss. 11. 14. 10 soil es der Weise dazu bringen, ‘die natürlichen und auferlegten Verhältnisse (τ⋯ς σχ⋯σεις τ⋯ς τε ϕυσικ⋯ς καῑ ⋯πιθ⋯τους) zu bewahren, den Sohn, den Vater, den Bruder, den Mann, die Frau, den Nachbarn, den Reisegefährten, den Regierenden, den Regierten’; vgl. auch III. 7. 26; IV. 6. 26; Dio Chrys. IV. 91; Ps.-Plut. De Lib. Educ. 10; Seneca Benef. 11. 18. 1 f. und Epist. 95. 45; Cicero Off. III. 15. 63.
page 7 note 3 Nach Seneca Epist. 94 lehnte Ariston die Aufzählung einzelner Pflichtenkreise überhaupt ab und nannte sie ‘altweiberliche Einzelvorschriften’. Wer die eigentüchen Grundsätze der Philosophie begriffen habe, ‘der gibt sich in jedem Einzelfall die rechte Vorschrift’ und braucht keine Einzelmahnungen, eine These, die sich übrigens recht nahe mit manchen rein formalund situations-ethischen Deutungen der neutestamentlichcn Ethik berührt.
page 7 note 4 Vgl. Bonhöffer, A., Die Ethik des Stoikers Epiktet (1894), 90. Bonhöffer spricht datum einerseits von ‘optimistischem Dogmatismus’, insofern Epiktet voraussetzt, ‘daß aus den Worten Sohn, Bruder, Eltern etc. für jeden Denkenden die für das betreffende Verhältnis geltenden Pflichten ohne weiteres erkennbar seien’ (vgl. Diss. 11. 10. 11), andererseits von einer ‘idealen Verschwommenheit und Allemeinheit’ dessen, was Epiktet über die ‘konkreten sittlichen Lebensverhältnisse’ sagt, ‘eine unvermeidliche Folge einer Lebensanschauung, die alles Aeussere für gleichgültig erklärt’. Vgl. auch M. Dibelius Th.Ru. (1931), 214; Schroeder 37;Google ScholarMerk, O., Handeln aus Glauben (1968), 220.Google Scholar
page 7 note 5 So im Anschluß an Schroeder vor allem Crouch.
page 7 note 6 Vgl. Bernays, J., Gesammelte Abhandtungen 1 (1885), 254 ff. Der griechische Text jetzt beiGoogle ScholarDenis, A. M., Fragmenta Pseudepigraphorum quae supersunt Graeca (1970), 149 ff., Hier wird V. 175 ff. zwar das Verhältnis von Mann und Frau, von Eltern und Kindern, Freunden und Verwandten, Herren und Sklaven behandelt, und zwar mit z. T. sehr konkreten Mahnungen, doch tritt das Haustafel-schema nicht gerade deutlich hervor.Google Scholar
page 8 note 1 Vgl. auch Quod dues 17. 19; De posteritate Caini 181; De ebrieiate 17 u. ö.; zur Reihenfolge und Anordnung der einzelnen Geiger, Reihen F., Philon von Alexandrien als sozialer Denker (1932), 40 f.Google Scholar
page 8 note 2 Crouch 79 f. weist allerdings mit Recht auf Spec. Leg. 11. 226 f., ‘the purpose of which is to emphasize the distinction between the superior and inferior positions rather than their reciprocal duties’ (80). Überhaupt ergibt sich, daß die hellenistisch-jüdischen Beispiele, ‘which vary most widely from the Stoic material show the greatest similarity with the basic Haustafel schema…in Colossians’ (83).
page 8 note 3 Vgl. Philo Hypoth. 7. 12 f. und C. Colpe R.G.G. v3, 342; Thyen, H., Der Stil der jüdisch-hellenisti-scken Homilie (F.R.L.A.N.T. 65, 1955), 108 u. ö.; Grouch 98 ff. betont vor allem die apologetiscmissionarische Aktivität (‘the Sitz im Leben of the Hellenistic codes in Judaism was the missionary activity of the Jewish propagandists’, 99).Google Scholar
page 8 note 4 Vgl. Daube, D., ‘Participle and Imperative in I Peter’, in: The NT and Rabbinic Judaism (1956), 90–105; andersGoogle ScholarMeecham, H. G. in Expos. Times LVIII 1947, 207 f., vgl. Munro 443 Anm. 3.CrossRefGoogle Scholar
page 8 note 5 Vgl. Lohmeyer, E., Die Briefe an die Kolosser und an Philemon (1953 6) 156 Anm. 1 und Schroeder 93 f.; anders z. B. Dibelius–Greeven 45; O. Merk 214 Anm. 100.Google Scholar
page 8 note 6 Lohmeyer 158.
page 8 note 7 Vgl. Schrage, W., Die Christen und der Staat nach dem Neuen Testament (1971), 64.Google Scholar
page 8 note 8 Stuhlmacher, Nach P., ‘Christliche Verantwortung bei Paulus und seinen Schülern’, Ev.Th. XXVIII (1968), 165–86, besonders 178 ff. hat der Verfasser des Eph. Das 4. Gebot ‘ausdrucklich wieder eingefügt’. In Anm. 21, wo außer auf die Dekalogauslegung der Diasporasynagoge auch auf weisheitliche Gebotsreihen und CD 7, 6 ff. verwiesen wird, stellt Stuhlmacher auch die Frage, ob nicht gerade die Einfügung des 4. Gebots in Eph. 6 die Schlußfolgerung nahelegt, ‘ob nicht auch die neutestamentlichen Haustafeln zunächst nur exemplarische Gebotsparänese sein wollen’. Der Bezug auf den ν⋯μος ist deutlich auch in der Aufforderung an die Frauen zum ύποτ⋯σσεοθαι in I. Kor. XIV. 34; vgl. dazuGoogle ScholarFitzer, G.: ‘Das Weib schweige in der Gemeinde’, Th.Ex. h. cx (1963).Google Scholar
page 9 note 1 Ps.-Callisthenes 1. 22. 4; vgl. Plutarch Praecepta coniugalia 33. Zur Sache vgl. auch das Fragment des Komikers Philemon ⋯γαθ⋯ς γυναικ⋯ς ⋯στιν … μ⋯ κρεῑττον᾽ εῑναι τ⋯νδρ⋯ς ⋯λλ ύπηκοον (zit. bei Dibelius–Conzelmann 39) und Jos. Contra Ap. 11. 201; Philo Hypoth. 7. 3. Vgl. auch Kroll, W., Die Kultur der Ciceronischen Zeit (1963), 149 undGoogle ScholarDelling, G.R.A.C. IV (1959), 692, 696.Google Scholar
page 9 note 2 Auch das ύπακοὐειν gegenüber dem Vater ist traditionell, wie Test. Gad. 8. 3 und Epiktet Diss. 11. 10. 7 zeigen (vgl. auch Röm. 1. 30; II. Tim. iii. 2).
page 9 note 3 Bei Dibelius–Greeven wird es mit Recht auffallend genannt, daß zu εὐ⋯ρεστον nicht τῷ κυρ⋯ῳ, sondern ⋯ν κυρ⋯ῳ tritt.
page 9 note 4 Vgl. Röm. xiii. 11 ff.; I. Thess. v. 1 ff.; Wendland, H. D., ‘Ethik und Eschatologie in der Theologie des Paulus’, N.K.Z. XLI (1930), 757–83, 793–811;Google ScholarGrabner-Haider, A., Paraklese und Eschatologie bei Paulus, N.T.A. IV (1967);Google ScholarLaub, F., Eschatotogische Verkündigung und Lebensgestaltung nach Paulus (1973).Google Scholar
page 9 note 5 Das unterstreicht ein Vergleich mit der paulinischen Ethik, wosich aus der eschatologischen Erwartung die rechte Einstellung zu den βιωτικ⋯, den Dingen des alltäglichen Lebens, ergibt (I. Kor. vi).
page 10 note 1 Vgl. etwa die selbstverständliche Bejahung der Ehe mit der paulinischen Empfehlung der Ehelosigkeit. Völkl, Auch R., Christ und Welt nach dem Neuen Testament (1971), 317 protcstiert jedoch mit Recht dagegen, aus dera Ja zur Ehe eine ‘Verweltlichung des Ethos’ zu folgern, ‘da das Zurücktreten der Naherwartung nicht dazu geführt hat, die Ehe aus innerweltlich-bürgerlichen Motiven zu bejahen’.Google Scholar
page 10 note 2 Bornkamm, G., ‘Die Hoffnung im Kol.’ Geschichte und Glaube 2, Ges. Aufs. IV (1971), 206–13, betont zwar, daß der Verfasser des Kol. ‘nicht mehr in Zeiten, sondern in Sphären’ denkt, was aber eben die Hoffnung auf eine ‘jenseitige und künftige Heilsvollendung’ einschließt (207 f.); vgl. auch Grabner-Haider 98 ff. undGoogle ScholarGräer, E., ‘Kol 3, 1–4 als Beispiel einer Interpretation secundum homines recipients’, Z.Th.K. LXIV (1967), 139–68, besonders 160 ff.;Google ScholarSteinmetz, F. J., Protologische Heils-zuversicht. Die Strukturen des soteriologischen und christologischen Denkens im Kolosserund Epheserbrief (1969), 29 ff.Google Scholar
page 10 note 3 Vgl. Lohse, E., ‘Paränese und Kerygma im 1. Petr.’, Z.N.W. XLV (1954), 68–89.Google Scholar
page 10 note 4 Vgl. I. Thess. iv. 12; v. 14; I. Kor. x. 32; xiv. 40; Phil. iv. 8 f. u. a. Vgl. Schrage, Einzelgebote 187 ff. In diesem Zusammenhang sind wohl auch die mehr profanen Gründe und Motive wie ῑνα μ⋯ ⋯θυμ⋯σιν (Kol. iii. 21) oder οὐδε⋯ς γ⋯ρ π⋯ν ὐαυτο⋯ σ⋯ρκα ⋯μ⋯σησεν (Eph. v. 29) zu sehen.
page 10 note 5 Vgl. Schrage, W., ‘Die Stellung zur Welt bei Paulus, Epiktet und in der Apokalyptik’, Z.Th.K. LXI (1964), 125–54.Google Scholar
page 11 note 1 Vgl. besonders die Umformung des alttestamentlichen Zitats aus Prov. xxiv. 21 in I. Petr. ii. 17.
page 11 note 2 Etwas Ähnliches gilt m. E. auch für ⋯νθρωπ⋯νη κτ⋯σις in I. Petr. ii. 13. Auch die Träger von Macht sind und bleiben ‘Geschöpfe’, denn so ist κτ⋯σις zu übersetzen; vgl. Foerster Th.W. III, 1034; Teichert, H., ‘1. Petr. 2, 13 – eine crux interpretum?’, Th.L.Z. LXXIV (1949), 303 f.; G. Delling, Röm 13, 1–7 innerhalb der Briefe des NTs (1962), 50 Anm. 111; Schrage, Staat, 66 Anm. 145.Google Scholar
page 11 note 3 Wie H. Schlier mit Recht feststellt, kann das, was sich ⋯ν κυρ⋯ῳ gehört, ‘mit der Meinung der Welt übereinstimmen, Kol 3, 18, oder ihr widersprechen, Eph. 5, 4’(Th.W. 1, 361 mit Hinweis darauf, daß die in Eph. Zu dem ἂ οὐκ ⋯ν⋯κεν gezählte εὐτραπελ⋯α ‘von der Welt durchaus anerkannt’ wird). Vgl. zur kritischen Auswahl des Übernommenen auch Dibelius–Greeven, 49; Schrage, Einzelgebote, 202 f.; O. Merk 221 f.; Lohse, Kolosserbrief, 223.
page 11 note 4 Das Auslassen des die Selbstverwirklichung (π⋯ς χροτ⋯ον ⋯αυτοῑς vgl. Praechter 10) und Götterverehrung betreffenden Topos (vgl. Dibelius–Greeven) könnte freilich schon mit dem jüdischen Ursprung der Haustafeln zusammenhängen, doch erwähnt z. B. Philo, De posteritate Caini 181 auch τ⋯ν πρ⋯ θεῑον εὐσ⋯βειαν, vgl. auch Jos. Contra Ap. 11. 190–2. Im übrigen muß man sich dessen bewußt bleiben, daß das Nein zur früheren Götterverehrung keine rein private oder religiöse Bedeutung, sondern auch eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Dimension hatte (vgl. z. B. Apg. 19, 23 ff.), was immerhin schon andeutet, daß das christliche Verhalten weder auf einen christlichen Binnensektor zu beschränken, noch auf einen Konformismus aus ist.
page 11 note 5 Es ist eben nicht Zufall, daß die Behandlung der Sklaven in sachlicher Nähe zu den Empfehlungen des Philo Decal. 167, Ps.-Phocyl. 224 oder des Seneca Epistula 47 steht (was freilich auch bei Seneca gelegentliche verächtliche Äußerungen nicht ausschließt) und nicht zu Aristoteles' Nicom. Ethik v. 10. 8, der antikem Rechtsempfinden gemäß sagt, der Herr eines Sklaven könne einem Sklaven gegenüber nie Unrecht tun, da er ja sein Eigentum sei und kein Mensch sich selbst Unrecht zufüge.
page 12 note 1 Daß der Begriff ὐποtau;⋯σσ εοθαι als solcher keine entwürdigende Unterwürfigkeit impliziert, ist ohnehin klar und von E. Kähler mit Hinweis auf I. Kor. xv. 28 untermauert worden. Kähler, E.: ‘Zur “Unterordnung” der Frau im Neuen Testament’, Z.E.E. (1959), 1–13. In I. Tim. ii. 13 ff. sieht das freilich ganz anders aus.Google Scholar
page 12 note 2 K.H. Rengstorf: ‘Mann und Frau’, 46; auch Schroeder betont, daß die Mahnungen an Frauen und Männer aufeinander zu beziehen sind (123, 199). Crouch 31 hat in seiner Kritik nur darin Recht, daß die Forderung der Agape an die Männer die Frauen nicht vom ὐποτ⋯σσεσθαι dispensiert.
page 12 note 3 Dibelius–Greevenz.St.; vgl. auch Kamlah, E.: ‘YחOTA∑∑E∑ϴA׀ in den neutestamentlichen “Haustafeln”’, in: Verborum Veritas, Festschrift für G. Stählin, 1970, 237–43. Kamlah sieht sowohl Eph. V. 21 als auch I. Petr. ii. 13 als ‘allgemein einleitendes Gebot der Ermahnung vorangestellt’ (237) und betont vor allem, daß Unterordnung nicht nur als ‘Ausdruck patriarchalischer Sozialverhältnisse’, sondern als ‘Verwirklichung von Demut’ (241) zu deuten ist (vgl. Jak. iv. 6 f.). Von hier aus ließe sich auch die Radikalisierung konventioneller Forderungen wie das ⋯ν παντ⋯ bei ὐποτ⋯σσεοθαι Eph. v. 24 und das κατ⋯ π⋯ντα bei ὐπακο⋯ειν Kol. iii. 20, 22 verstehen.Google Scholar
page 12 note 4 Greeven, H., ‘Zu den Aussagen des Neuen Testaments über die Ehe’, Z.E.E. (1957), 122; ders.: R.G.G. 113, 319.Google Scholar
page 13 note 1 Auch κατοικεῑν κατ⋯ γν⋯σιν (I. Petr. iii. 7) meint liebendes Verständnis und weist somit in ähnliche Richtung. Vgl. Reicke, B.: ‘Die Gnosis der Männer nach 1. Petr 3, 7’, in: Neutestamentliche Studien für R. Bultmann (B.Z.N.W. XXI, 1954), 296–304), der mit Recht betont, daß γνῷσις hier so etwas wie Verständnis, Achtung oder dergleichen bedeuten muß.Google Scholar
page 13 note 2 Crouch a. a. O. 112 will freilich in Kol. 3 ‘the normal, human love of a husband for his wife’ sehen; ähnlich Merk 216, der auf außerchristliche Belege mit ⋯γαπ⋯ν verweist, die aber als solche wenig besagen, da ⋯γα⋯ν ‘mancherlei Bedeutung’ (Bauer s.v.; vgl. Stauffer Th.W. I, 36; ‘blaß und schwankend’) hat, z. B. ebenso die sinnliche Liebe bezeichnen kann wie Hochachtung u. ä. (vgl. nur die verschiedenen Objekte von ⋯γαπ⋯ν, auch II. Petr. ii. 15) und auch in den Pflichtenreihen m. W. nicht vorkommt (vgl. Lohse, Kolosserbrief, 225 Anm. 6), vor allem nicht als Pflicht des Mannes gegenüber seiner Frau. Doch selbst wenn man die Mahnung der Haustafel an die Männer in Kol. iii. 19 als in der Umwelt vorgegeben erweisen könnte, wäre es eben wiederum nicht zufällig, daß gerade diese Mahnung als verbindlich für die Christen übernommen wurde, und für das ⋯γαπ⋯ν in iii. 19 im jetzigen Kontext und Verständnis des Kol. einen anderen Inhalt zu erweisen als für ii. 2 und iii. 14, dürfte schwerlich gelingen. ‘Das Gebot der ⋯γ⋯πη giltschlechthin’ (Lohse 225). Wenn Crouch demgegenüber einwendet, ‘then the husband's duty towards his wife would be that which as a Christian he owes everyone’ (112), so hat er übersehen, daß die Pointe der Haustafel nicht einfach darin besteht, zu fordern ‘what is normally expected of a husband’, sondern eben darin, durch die Liebe das Normale auch im οῖκος zu verwandeln und zurechtzurücken.
page 13 note 3 Die Frau wird dagegen in 195 f. zur Liebe (στ⋯ργειν)aufgerufen. Die Übersetzung von 197 bei Rießer ist nicht ganz korrekt. Von ɸιλ׀α zur Frau ist iv. Makk. ii. 11 die Rede. Rabbinische Äußerungen die das Gebot der Nächstenliebe auf das Verhältnis des Mannes zur Frau anwenden, bei Billerbeck III, 610 und Preisker, H., Christentum und Ehe in den ersten drei Jahrhunderten (1927), 75 f.Google Scholar
page 13 note 4 Weidinger, 61.
page 14 note 1 Goppelt, L., ‘Die Herrschaft Christi und die Welt’, in; Christologie und Ethik (1968), 130.Google ScholarVgl. Verfasser, vom selben ‘Prinzipien neutestamentlicher Sozialethik nach dem 1. Petr.’, in:Neues Testament und Geschichte, Festschrift für O. Cullmann (1972), 285 ff. besonders 292, wo auch ausdrücklich abgelehnt wird, das Leben in der ‘Bürgergeraeinde’ in Analogie zu dem in der ‘Christengemeinde’ zu entwerfen und auf die Anwendung von Macht und Recht in Röm. xiii verwiesen wird. Richtig ist freilich, wenn Goppelt dort den Verfasser des I. Petr. ‘zu einem vcrantwortlichen, kritischen Ver-halten’ rufen sieht, das weder ‘von gesetzlich festgelegten Ordnungen oder Postulaten’ ausgeht, noch zu ‘einem grenzenlosen Konformismus’ führt (290). Wenn Goppelt mit Recht fordert, sich heute ‘für eine sachgemäße Veränderung der Institutionen und ein institutionelles Zurückdrängen des Unrechts einzusetzen’ (294), wird das im Sinn der Haustafeln nur dann sein, wenn gerade nicht so zwischen Motiv, das nur zu leicht zu einem bloß formalen Impuls neutratisiert wird und dann zu einer Orientierung an traditionellen Wertmaßstäben tendiert, und Gestalt unterschieden wird, wie Goppelt es Wendland gegenüber will (Herrschaft Christi 131 Anm. 61); ähnlich Crouch 155: ‘there is no inner connection between the content of an ethical demand and its formal motivation’.Google Scholar
page 14 note 2 An der Christus-Parallele in Eph. v wird immerhin deutlich, daß Herrschaft in Liebe und Selbsthingabe gründet; vgl. Greeven, H., ‘Ehe nach dem Neuen Testament’, N.T.S. XV (1968/9), 388.Google Scholar
page 14 note 3 Haupt, E., Die Gefangenschaftsbriefe (1897), 164; auch nach Lohmeyer 151 f. ändert der Glaube die bekannten Normen nicht; zuletzt auch Crouch 154: ‘The addition of ⋯ν κυρ⋯ῳ does not change the content of ethical exhortations. It merely designates the area in which they apply.’Google Scholar
page 14 note 4 Das bestätigt auch I. Petr. iii. 7: Daß die Frauen ‘Miterben der Gnadengabe des ewigen Lebens’ sind, hat nicht nur Bedeutung für das Eschaton oder für Gottesdienst und Kirche, sondern für die Verhältnisse dieser Welt, d. h. für das eheliche Zusammenleben. Wo durch Liebund Rücksichtslosigkeit die Gemeinschaft zwischen Menschen in den Bezügen dieser Welt belastet oder gestört wird, zerbricht auch die Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch und das Gebet bleibt aus (v. 7b). Zu beach ten ist auch, daß die Haustafeln in Kol. iii und Eph. Vim Zusammenhang mit Aussagen über das gottesdienstliche Leben stehen (Kol. iii. 16; Eph. v. 19 f.; vgl. Gnilka, J., ‘Paränetische Traditionen im Epheserbrief’, in: Mélanges bibliques en homage au B. Rigaux (1970), 397–410, bes. 408 f.). Noch in den Pastoralbriefen liegt keine klare Grenzziehung zwischen dem Verhalten im Gottesdienst und dem im Alltag vor, wie sich daraus ergibt, daß keine ‘klare, eindeutige Trennungslinie zwischen gottesdienstlichen und allgemeingültigen Regeln’ zu erkennen ist;Google ScholarBartsch, H. W., Die Anfänge urchristlicher Rechtsbildungen (1965), 60.Google Scholar
page 14 note 5 Wendland, H. D., ‘Gibt es Sozialethik im NT?’, in: Botschafl an die soziale Welt (1959), 68–84; besonders 76; ders.: ‘Der Weltherrschaft Christi und die zwei Reiche’, ib. 85–103, besonders 92 f. Nach Wendland werden die ‘sozialen Gefüge und Relationen verändert…, ohne doch in ihrer menschlich-sozialen Struktur vernichtet zu warden’ (93). Er spricht von einer ‘Bewegung des Reiches Gottes in das Weltreich hinein, so daß der Dualismus der beiden Reiche nur ein “relativer vorläufiger” genannt werden kann’ (94). Schon in den Theol. Blättern (1930), 349 wird auf einer ost-westhchen Theologenkonferenz über den Epheserbrief (Teilnehmer u. a. M. Dibelius, E. Gaugler, K. L. Schmidt) von ‘Durchbruchsethik’ gesprochen und festgehalten: ‘Abwegig ist der bisher beschrittene Weg der offiziellen lutherischen Kirche, weil er zu keinem Angriff auf die Welt führt, sondern sie sich gem selbst überläßt (Eigengesetzlichkeit).’ Einige gegenteilige Äußerungen, nach denen die bestehende Ordnung nicht angefochten wird, bei Merk 223.Google Scholar
page 15 note 1 Lohse Kolosserbrief 226: ‘Die Forderung μ⋯ πικρα⋯νεσθε ist Ausdruck des Liebesgebotes.’
page 15 note 2 Rengstorf ‘Mann und Frau’ 35; Vgl. Mahnungen 137: die Ehemänner ‘warden allein und sehr betont zur Liebe verpflichtet, und zwar sowohl gegenüber Frau und Kindern als auch gegenüber den Sklaven’.
page 15 note 3 G. Schrenk Th.W. v, 1005. Rengstorf ‘Mann und Frau’ 30 findet im AT und NT ‘ein anderes, positiveres Verhältnis zum Dasein des Kindes’ als in der Umwelt und in der Verpflichtung der Väter zur Liebe ‘etvvas Unhellenistisches’.
page 15 note 4 Vgl. Philo De Spec. Leg. 11. 232 ff. u. 243 ff.; Josephus Ant. IV. 260 ff. Dabei soll gewiß nicht übersehen werden, daß sich auch Gegenstimmen gegen die harte väterliche Gewalt zu Wort melden (Ps.-Phokyl. 207–9), doch blieb der Gedanke der strengen Zucht (vgl. Schon Prov. xiii. 24; Sir. xxx u. ö.) beherrschend.
page 15 note 5 Vgl. Röm. XV. 3 und 7; Dahl, N. A.spricht mit Recht vom ‘Konformitatsschema’, ‘Formgeschichtliche Beobachtungen zur Christusverkündigung in der Gemeindepredigt’, in: Neutestamentliche Studienfür R. Bullmann (1954), 1 ff., besonders 6 f.; vgl. auchGoogle ScholarKramer, W., Christos-Kyrios Gottessohn (1963), 137.Google Scholar
page 16 note 1 So auch Betz, H. D., Nachfolge und Nachahmung Jesu Christi im NT, B.H.T. XXXVII (1967), 143 ff.Google Scholar
page 16 note 2 Vgl. Praechter 33 f.; auch nach Plutarch Ad Princ. Iner. 3. 6 (II 780 e) ist der Herrscher ε׀κών θεο⋯ (vgl. auch Them. 27. 1 125 c und den Stein von Rosette, Kleinknecht Th.W. 11, 387). Vgl. auch Eltester, F. W., Eikon im NT, B.Z.N.W. XXIII (1958), 19 f.Google Scholar
page 16 note 3 Vgl. Praechter 45 ff., der bei der Frage, wo der Ursprung dieses Gedankens zu suchen ist, mit Recht vor allem an die Stoa denkt, ‘deren Lehre von der Einheit der Welt und der das Weltganze durchdringenden göttlichen Vernunft dazu führte, in den kleineren von dem Weltganzen umfaßten Gemeinschaften Mikrokosmen zu sehen und ihre Leiter als Absenker der weltregierenden Vernunft mit dieser in Beziehung zu setzen’ (46). Vgl. Stelzenberger, J., Die Beziehung der frühchristlichen Sittenlehre zur Ethik der Stoa (1933), 57 f.;Google ScholarSchulz, A., Nachfolgen und Nachnahmen (1962), 206 ff.; Betz, 120 ff.Google Scholar
page 16 note 4 Vgl. Praechter 41.
page 16 note 5 Das Menanderfragment bei Koerte 805 (Übersetzung bei Goldschmidt, G., Menander. Die Komödien und Fragmente (1949), 152); ebenso Simplicius ad Epikt. Ench. 37 (bei Praechter 49 f.).Google Scholar
page 17 note 1 Dio Chrys. Or. 1. 37 (zitiert nach J. W. Cohoon in Loeb Classical Library); vgl. auch 111. 50; nach 1, 38 sind alle Könige, die dieses Titels würdig sind, μαθητα⋯ κα⋯ ηλωτα⋯ το⋯ θεο⋯ (sc. Des Zeus). Vgl. auch Stob. IV. 7. 61 und 63; Musonius 37. 7 ff. (danach soll der Herrscher ein ‘Nacheiferer des Zeus’ sein); C.H. XVIII. 8 (hier gelten die Herrscher als τοὺς κατ᾽ εἰκ⋯να ⋯κε⋯νου (sc. Gottes, des höchsten Königs des Alls) τ⋯ν σκηπτουχ⋯αν ἔχοντας). Vgl. Weiter J. Kaerst, Studien zur Entwicklung und theoretischen Begründung der Monarchie im Altertum (1898), 64 ff. Zur Herkunft der späteren christlichen Konzeption ‘of the imperial government as a terrestrial copy of the rule of God in Heaven’ vgl. Baynes, N. H., ‘Eusebius and the Christian Empire’, in: Mélanges Bidez (1934), 1, 13 ff.Google Scholarund die Literatur bei Peterson, E., Der Monotheismus als politisches Problem (1935), 144 Anm. 135.Google Scholar
page 17 note 2 Libanios p. 1058, 11 ff.; Seneca Fragment 46 ed. Haase III, 428; weitere Belege bei Praechter 143 und 87; vgl. auch Arnim, J. V., Stoicorum Veterum Fragments III (1903), 183. Bei Musonius 75. 6 ff. wird mit dem Verweis auf das ⋯πιτροπε⋯ειν der Götter der Satz begründet, ⋯τι μ⋯γα κα⋯ ⋯ξιοσπο⋯δαστον ⋯ γ⋯μος ⋯στ⋯. zu älteren Vorstellungen, in denen die Verbindung von Zeus und Hera als Urbild angesehen wurde, vgl. K. Kerényi, ‘Zeus und Hera. Urbild des Vaters, des Gatten und der Frau’, Suppl Numen. xx (1972), besonders 86: ‘in Vereinigung mit Hera ist das telos, dassie als göttliches Paar selber erreichen und zu dem sie den menschlichen Paaren verhelfen, soweit diese sie nachahmen, der gamos… Die Entsprechung zwischen den gesetzlich geschlossenen Gamoi auf Erden und dem Gamos von Zeus und Hera, als dem Ziel für die menschlichen Paare, wird in Athen mit aller Deutlichkeit bezeugt.’Google Scholar
page 17 note 3 Vgl. Weiss, H.-F., Untersuchungen zur Kosmologie des hellenistischen und palästinischen Judentums, T.U. XCVII (1966), 252 ff., 277 ff.; Betz 131 ff. Selbst die Formulierung, daß ‘das Sterbliche…dem zweiten Gott (sc. dem Logos) nachgebildet’ sei, begegnet in einem Philo-Fragment, Eus. Praep. Ev. VII. 13. 1; Weiß 261 Anm. 8.Google Scholar
page 17 note 4 Vgl. Heinemann, I., Philons griechische und jüdische Bildung (1962), 193 ff., 253 ff.Google Scholar
page 17 note 5 Eus. Praep. Ev. VIII. 14. 3.
page 17 note 6 Nach Spec. Leg. 11. 225 nehmen die Eltern eine Mittelstellung zwischen göttlicher und menschlicher Art ein, und auch hier begegnet der Analogiegedanke: Wie Gott sich zur Welt verhält, so die Eltern zu den Kindern (⋯περ…θε⋯ς πρ⋯ς κ⋯σμον, το⋯το πρ⋯ς τ⋯κνα γονεῖς). Darauffolgt 226 eine haustafelähnliche Mahnung.
page 18 note 1 Vgl. dazu Schrage, Staat 57. I. Kor. xi. 7–10, wo der Mann als Abbild und Abglanz Gottes, die Frau aber als Abglanz des Mannes bezeichnet wird, bestätigt das Urbild–Abbild-Denken des Judenturns auch für das Verbältnis von Mann und Frau, da Paulus hier jüdische Auslegungstradition rezipiert haben dürfte; vgl. Jervell;, J.Imago dei, Gen 1, 26 f. im Spätjudentum, in der Gnosis und in den paulinischen Briefen (F.R.L.A.N.T. LXXVI, 1960), 292 ff. Auch das Auftauchen von Analogien und Beispielen in den Anweisungen an die Frauen in I. Petr. iii. 5 f. und I. Tim. ii. 13 f. dürfte auf jüdische Tradition zurückgehen.Google ScholarSampley, J. P., ‘And the two shall become one Flesh’, A Study of Traditions in Eph. V. 21–33 (1971)) 52 meint, daß der ursprüngliche Kontext des in Eph. V. zitierten Woetes aus Gen. ii. 24 anzeigt, ‘that the opponents could have understood Gen 2. 24 to speak of that archetypical marriage of Adam and Eve’.Google Scholar
page 18 note 2 Interessant ist, daß noch Clem. Al. Strom, IV. 66. 1 im Anschluß an die Haustafeln des Eph. und Kol und an Kol. iii. 11 den Abbildund Analogiegedanken anführt: ‘Ein Abbild der himmlischen Kirche aber ist die irdische; darum bitten wir ja auch, daß der Wille Gottes auch auf der Erde wie im Himmel geschehe.’ Es folgt dann noch Kol. iii. 12–15
page 18 note 3 Daß aber der τ⋯πος-Gedanke nicht allein christologisch gefüllt wird, zeigen sowohl I. Petr. iii. 5 f. und I. Tim. ii. 13 f. als auch I. Petr. v. 3.
page 18 note 4 Auch καθώς in v. 25 hat hier weniger begründenden als vergleichenden Sinn: ‘dem entsprechend = der Weise entsprechend, wie auch der Christus die Gemeinde liebte’ (Ewald 235).
page 19 note 1 Dibelius–Greeven 95. Vgl. auch Weidinger 60; Greeven, H., ‘Ehe nach dem Neuen Testament’, N.T.S. XV (1968/9), 388.Google ScholarSchnackenburg, R., ‘Die Ehe nach dem NT’, in:Theologie der Ehe (1969), 29. Daß der leitende Gesichtspunkt das Verhältnis Christus-Kirche ist, läßt auch die paränetische Anwendung noch erkennen, etwa die Radikalisierung der Unterordnung durch ⋯ν παντ⋯Google Scholar(so auch Gnilka, J., Der Epheserbrief (1971), 278).Google Scholar
page 19 note 2 Nach H. Schlier soll mit ὡς τῷ κυ⋯ῳ freilich gemeint sein, daß die Männer für die Frauen ‘den Herrn präsentieren, so wie sie für ihren Mann die Kirche darstellen’ (Der Brief an die Epheser (1957), 253). Aber der eindeutige Entsprechungsgedanke in v. 2, 25, 29, erweist, daß auch das ώς τῷ κυρ⋯ῳ nicht zum Ausdruck bringen soll, daß die Frauen in den Mäannern den Herrn vor sich haben, sondern das eheliche Verhalten dem Verhältnis Christus-Kirche und Kirche-Ghristus analog sein soll. Gewiß will der Verfasser mehr als ein Modell oder eine Kongruenz liefern (vgl. v. 23c), aber maßgebend ist das Analogieverhältnis, und das ergibt für ώς τῷ κυρ⋯ῳ den Sinn, daß das Verhältnis von Mann und Frau dem von Christus und Kirche entsprechen soll. Vgl. Juncker 207 f.; Gaugler, E.Der Epheserbrief (1966) 207. A. Schulz spricht von einer ‘Gegenüberstellung von Ähnlichkeitsverhältnissen’ und ‘analogia proportionalitatis’ (277).Google Scholar
page 19 note 3 Vgl. auch παιδε⋯α κα⋯ νουθεσ⋯α κυρ⋯ου Eph. vi. 4. Der Genitiv bezeichnet wohl nicht das Ziel der Erziehung (gen. obj.), aber wohl auch nicht den Erziehenden (gen. subj.), sondern die Beziehung: Gemeint ist eine Erziehung, wie sie dem Kyrios entspricht: ‘Die Väter sollen sich einer im Herrn gegründeten, von ihm inspirierten und bewegten, an ihm orientierten, ihm angemessenen Erziehung ihrer Kinder befleißigen’ (Schlier 283). Vgl. Jentsch, W., ‘Urchristliches Erziehungsdenken’, B.F.Ch.Th. XLV, 3 (1951), 192 f.)Google Scholar
page 20 note 1 Jervell, 251 ff.; Larsson, E., Christus als Vorbild. Eine Untersuchung zu den paulinischen Tatif-und Eikontexten (1962), 210 ff.; Kritisch dazu Merk 210 und Lohse, Kolosserbrief 211, Anm. 7.Google Scholar
page 20 note 2 Vgl. schon Juncker 207: ‘Schlechtweg bei allem, was ihr tut, sollt ihr euch Christus vor Augen stellen’, ja Juncker nennt es überhaupt das eigentlich ‘Neue’ an den Haustafeln des Kol. und Eph., ‘daß sie Christus in die Ehe und Familie hineinstellen, sein forderndes Vorbild und seine bewegende Liebe’.
page 20 note 3 ‘ώς steht häufig beim Partizip, urn anzuzeigen, im Blick worauf bzw. im Gedanken woran etwas geschieht’ (Lohse, Kolosserbrief 229 Anm. 1).
page 20 note 4 Dabei kann die schwierige Frage der Begründung dieser Verehrung wie bei Käsemann offen bleiben: ‘Werden die Mächte verehrt, weil sie als gefährlich gelten oder weil sie die himmlischen “Mächte” repräsentieren?’, R.G.G. III3, 1728. Auch wenn die ‘Weltelemente’ ursprünglich auf dem Hintergrund einer Anschauung zu verstehen sind, nach denen die 4 Elemente ‘die eigentlichen Wurzeln der Welt sind, denen man alles verdankt’, war in Kolossae schon ‘nicht mehr eine, etwas zu weit gehende, positive…Verehrung’ die eigentliche Gefahr, ‘sondern die Angst vor ihrer Macht’, Schweizer, E.: ‘Die “Elemente der Welt” Gal 4, 3. 9; Kol 2, 8. 20’, in: Verborum Veritas, Festschrift für G. Stählin (1970), 245 ff.; besonders 257. Dem aber konnte und sollte offenbar gerade auch durch die Rezeption der Haustafel begegnet werden.Google Scholar
page 20 note 5 E. Schweizer sagt sogar, Christus sei nach dem Hymnus in Kol. i das die Welt regierende und zur Einheit zusammenschließende Prinzip, ‘Die Kirche als Leib Christi in den paulinischen Antilegomena’, in Neotestamentica (1963), 293 ff., bes. 296; vgl. Gabathuler, H. J., Jesus Christus Haupl der Kirche – Haupt der Welt, A.T.A.N.T. XLV (1965), 114.Google Scholar
page 21 note 1 Ich kann mich darum auch nicht davon überzeugen, daß die Haustafeln in erster Linie dem Ziel dienen, ‘den Bestand des οῑκος zu sichern und ihm die Erfüllung seiner Aufgabe gemäß seiner Struktur in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes als des Schöpfers zu ermöglichen’, so K. H. Rengstorf ‘Mann und Frau’ 29. Rengstorf sieht zwar richtig, daß die Haustafeln auf eine naturrechtliche Begründung verzichten, will aber eine Berufung auf ‘Gottes Ordnung’ erkennen (ähnlich S. 49: es gehe um die ‘schöpfungsgemäße Ordnung’ des οῑκος), die freilich ebensowenig erkennbar wird. Gewiß werden die Christen in die Ordnungen hineingewiesen, aber diese Weisung wird ‘gerade nicht durch eine religiöse Sanktionierung natürlicher Ordnung von einem allgemeinen Schöpfungsglauben aus… begründet’, denn Gesetz und Schöpfung haben ‘keinen eigenen Sinn mehr, losgelöst von der Wirklichkeit des Christus’ (Bornkamm, G., ‘Gesetz und Schöpfung im NT’, S.G.V. CLXXV (1934), 26 f). Zwar wird in Eph. v. 21 die Ehe mit dem Willen des Schöpfers begründet, aber die Mahnung zur Liebe – und darauf kommt es an – ist auch hier eindeutig christologisch begründet (v. 25, 33). Der Gehorsam erfolgt δι⋯ κ⋯ριον (I. Petr. ii. 13) und nicht weil Natur, Gesetz oder Schöpfungsordnung es gebieten.Google Scholar
page 21 note 2 Autorität und Herrschaftsanspruch des Kyrios sind nicht traditionsgeschichtlich durch Rückführung der Haustafeln auf Jesus selbst zu begründen (so freilich Schroeder 18 ff., 132). Der Hinweis auf den Kyrios ist nicht als Hinweis auf den geschichtlichen Urheber der Haustafeln zu verstehen (das ist weder durch I. Thess. iv. 7 noch durch I. Kor. vii. 10 und ix. 14 zu erweisen), sondern als Hinweis auf den, der durch Kreuz und Auferweckung Herr geworden ist (vgl. Kol. i. 18 ff.; Eph. i. 20 ff.; v. 25 f; I Petr. iii. 18 ff. u. ö.); vgl. auch Merk 215 f.
page 21 note 3 Es ist wohl unbestritten, daß die Kirche nach dem Kol. der Ort ist, an dem Christus seine Herrschaft gegenwärtig ausübt und verkünden läßt (vgl. Lohse, E., ‘Christusherrschaft und Kirche im Kolosserbrief’, in: Die Einheil des NTs (1973), 262 ff., bes. 266, 268).Google ScholarAber diese Kirche ist eben nicht identisch mit der gottesdienstlichen Wirklichkeit und Sphäre, sondern überall da, wo Christen sind, die sich der Herrschaft des Christus unterstellen, auch in der Welt. Ist es richtig, daß die Christen in Kolossae unsicher waren, ‘ob die christliche Verkündigung, der Zuspruch der Vergebung der Sünden und die Eröffnung eines neuen Lebens im Gehorsam gegenüber dem Kyrios, wirklich alle Bereiche des menschlichen Lebens zu bestimmen vermag’ (Lohse, E., ‘Christologie und Ethik im Kolosserbrief’, in: Die Einheit des NTs (1973), 249 ff., Zitat S. 252), dann ist die Haustafel darauf eine überzeugende Antwort.Google Scholar
page 22 note 1 Vgl. Käsemann, E., Exegetische Versuche und Besinnungen 1 (1960), 276 ff.; 11 (1964), 129 und Paulinische Perspektiven (1969), 36 ff.;Google ScholarBauer, K. A., Leiblichkeit – das Ende der Wege Gottes. Die Bedeutung der Leiblichkeit des Menschen bei Paulus (1971), 72 ff.Google Scholar
page 22 note 2 Daß keineswegs an einen οῑκος bloß von Christen gedacht ist, ergibt sich aus I. Petr. iii. 1 (Mischehen) und I. Petr. ii. 18 (Sklaven mit heidnischen Herren).
page 22 note 3 Schon bei Paulus ist Kyrios freilich primär nicht mehr der am Ende erwartete oder der im Gottesdienst akklamierte Herr, sondern der gegenwärtige im Sinn der entscheidenden Instanz; vgl. Kramer 179 ff.
page 22 note 4 So Bonhöffer, A., Epiktet und das Neue Testament (1911), 338 Anm. über Epiktets Stellung zu den auf Natur und Sitte gegründeten σχ⋯σεις. Dieses zutiefst unkritische Moment der stoischen Ethik hat die Urchristenheit gerade nicht übernommen.Google Scholar