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Published online by Cambridge University Press: 05 February 2009
Bei der Tagung der S.N.T.S. in Heidelberg 1965 behandelte eine Seminar-gruppe das erneut aktuelle Thema ‘Paulus und die Heilsgeschichte’. Die Gruppe, die von mir geleitet wurde, ging nicht von einer Diskussion des vieldeutigen und umstrittenen Begriffs ‘Heilsgeschichte’ aus, sondern versuchte den Sachverhalt, den er anspricht, zunächst an Röm. iv und I. Kor. x. 1–13 exegetisch zu klären. Erst auf Grund dieser exegetischen Auflockerung der Positionen wurde die Frage erörtert: In weichem Sinn ist die Betrachtungsweise, die diesen paulinischen Typologien zugrunde liegt, heilsgeschichtlich? Und zugleich: Können wir diese Betrachtungsweise nachvollziehen und Paulus seinem eigenen Denken gemäβ verstehen? Die Diskussion dieser Fragestellung wurde in der ersten und in der letzten Sitzung jeweils durch eines der Referate eingeleitet, die im folgenden zusammengefaβt und auf Grund der Diskussion redigiert wiedergegeben werden.
1 Einen guten Überblick über die Diskussion gibt Schoeps, H. J., Paulus, Die Theologie des Apostels im Lichte der jüdischen Religionsgeschichte (Tübingen, 1959), S. 3–42.Google Scholar
1 Zu diesen and anderen Fragen um die Typologie bei Paulus vgl. Goppelt, L., ‘Apokalyptik und Typologie bei Paulus’, Th.L.Z. lxxxix (1964), Sp. 321–44(Lit.)Google Scholar; ders., Typos, Die typologische Deutung des Alten Testaments im Neuen (Gütersloh, 1939), Nachdruck Darmstadt 1966.Google Scholar
2 Wie die Beantwortung dieser Frage der Bewertung der Rückverweise auf das Alte Testament entspricht, lassen die (wenig befriedigenden) Ergebnisse erkennen, zu denen die eben erschienene Dissertation Suhl, von A., Die Funktion der alttestamentlichen Zitate and Anspielungen im Markus-Evangelium (Gütersloh, 1965), in der Frage ‘Markus und die Heilsgeschichte’ (S. 162–9)Google Scholar kommt.
1 Rad, G. von, Theologie des Alten Testaments, II (Münch. 1965 3), S. 357–72.Google Scholar
1 Goppelt, a.a.O.(Anm. I, S. 32), Sp.334–6.
1 Diskussion ebd. Sp. 341 f. Nach verbreiteter Auffassung war für Jesus and das älteste Christentum das Eschaton, das ihr Denken beherrschte, das nahe Weltende im Sinne der Apokalyptik, so daβ in ihrem Blickfeld für eine Heilsgeschichte kein Raum war. Dieser Auffassung gegenüber zeigt Cullmann, O., Heil als Geschichte, Heilsgeschichtliche Existent im Neuen Testament (Tübingen, 1965), S. 10–29, 166–267Google Scholar, daβ Jesus wie die apostolischen Zeugen das Eschaton als schon and noch nicht gegenwärtig sehen and demgemäβ auch erwarten, and zwar immer wieder als nahe. Die Naherwartung ist nicht Ausgangspunkt, sondern Folgerung aus der Spannung zwischen dem Schon and Nochnicht!
2 Vgl. Bultmann, R., Theologie des Neuen Testaments (Tübingen, 1961 4), §13, 2 and §34, 3.Google Scholar
1 Über diese Diskussion berichtet von der neutestamentlichen Fragestellung her Amsler, S., L'Ancien Testament dans l'église, Essai d'herméutique chrétienne (Neuchâtel, 1960), S. 220–7.Google Scholar
2 A.a.O.(Anm. I, S.33), II, 339–436, insbesondere S. 407–12.
3 Ebd. II, 408f.
1 ‘Was die Menschen, von denen das Alte Testament erzählt, erleben, was sie aussprechen, was ihnen religiös widerfährt, das erklärt sich doch nicht aus einer allgemeinen “Religion”, deren Träger sie waren, sondern aus ihrem Standort im Schatten eines besonderen, verheiβenden oder drohenden Gotteswortes; es ist also zuinnerst bestimmt von der jeweiligen Stunde der Geschichte, in der sie von ihrem Gott betroffen oder etwa mit einem Amt betraut wurden’ (v. Rad, ebd. S. 391).Google Scholar
2 Ott, H., ‘Heilsgeschichte’, in: R.G.G. 3 iii (1959), Sp. 187 ff.Google Scholar
1 Eliade, M., Der Mythos der ewigen Wiederkehr (Düsseldorf, 1953); v.Rad., a.a.O.(Anm. I, S. 33), II, 119 ff.Google Scholar
1 Dies betont auch die wichtige Arbeit Schrenk, von G., ‘Die Geschichtsanschauung des Paulus auf dem Hintergrund seines Zeitalters’, in: Studien zu Paulus (Zürich, 1954) (Abh. z. Theol. A.u. N. T. 26), S 49–80, insbesondere S. 69f.Google Scholar
1 Stählin, G., Th.W. iv, 1106–14.Google Scholar
2 Die Wendung ‘der kommende Äon’ taucht bekanntlich im corpus Paulinum nur im Epheserbrief (i.21) auf, and auch dort wird nicht gesagt, daβ er gegenwärtig sei. Gegenwärtig können höchstens, wie Hbr. vi. 5 sagt, ‘die Kräfte des zukünftigen Äons’ sein.
3 Zu erwägen ist, ob die lukanische Komposition Luk. xvi. 16f. die Geltung des Gesetzes auf eine Epoche beziehen will; jedoch müβte dann auch die Unterscheidung zwischen dem Gesetz und den έθη des Mose bei Lukas berücksichtigt werden.
1 Wie sehr die Vorstellung vom Wesen des Glaubens der jeweiligen Strukturdeutung des Offenbarungsgeschehens entspricht, arbeitet Cullmann, a. a. O. (Anm. I, S.34) eindrucksvoll heraus: Gerade weil Glaube für Paulus wie für das ganze Neue Testament ein im Jetzt der Anrede konkret zu vollziehender Akt ist, bedeutet er immer auch: von einem Geschehenszusammenhang überwältigt werden, und deshalb in ihn eintreten, von einem Geschehenszusammenhang, der von dem alttestamentlichen Erwählungshandeln und von der Erscheinung Jesu herkommt und der Vollendung entgegengeht (S.97,104, 150, 246f., 298).
2 Dinkier, E., ‘Prädestination bei Paulus’, in: Festschrift für Günther Dehn (Neukirchen, 1957), S. 99 ff.Google Scholar
3 So ist in Eph. i. 10; iii. 9 sehr wahrscheinlich zu übersetzen; vgl. Michel, O., Th. W. v, 154 f.Google Scholar Es wäre aufschlulβreich zu verfolgen, unter welchen Einflussen der Begriff schlieβlich bei Irenäus Terminus für das wird, was er unter ‘Heilsgeschichte’ versteht.
1 Diese Definition von ‘Heilsgeschichte’ im Sinn des Paulus stellt die systematisch-theologische Frage, wie diese Aussage über Geschichte gegenüber den neuzeitlichen philosophischen Geschichtsbegriffen, insbesondere gegenuber dem Geschichtsbegriff des Historismus, durchzuhalten ist. Zu der Diskussion um den Geschichtsbegriff ist von Paulus her auf alle Falle dies zu sagen: Allein, was Paulus caber den ‘Samen Abrahams’ ausfuhrt, verwehrt es, die Geschichte ähnlich wie das Gesetz zu einer eigenstandigen Grolβe Gott gegenuber zu verselbständigen. Es ist verwehrt, nach Art der Phärisaer über die Geschichte zu verfugen oder in der Weise der Apokalyptiker mit ihr als einer festgelegten Gegebenheit zu rechnen, and deshalb auch, sie ‘profan’ als rein immanenten, eigengesetzlichen Geschehenszusammenhang nur mehr ‘vor Gott’, aber als seinem Eingriff entzogen anzusehen. Bereits das Alte Testament kämpft gegen die von der Umwelt her eindringende Tendenz, die Geschichte zu einer mythischen Bilderwand gegen Jahwe zu verselbständigen. Dieses biblische Denken über Geschichte mit dem neuzeitlichen zu konfrontieren and eine systematisch-theologische Lösung zu entwickeln, ist eine Aufgabe, die hier nicht durchgeführt werden kann