Hostname: page-component-78c5997874-g7gxr Total loading time: 0 Render date: 2024-11-06T10:03:42.895Z Has data issue: false hasContentIssue false

Paulus in der Apostelgeschichte und die Geschichte des Urchristentums*

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

Extract

Für Irenäus ist Paulus der Apostel, ho apostolos, schlechthin. Wiederholt redet er von ‘dem Apostel’, meistens ohne den Namen zu nennen. Er meint aber Paulus. Zu selber Zeit hält er aber an der einzigartigen Rolle der zwölf Apostel als Traditionsgaranten fest. Paulus ist jedoch der Apostel schlechthin, der einzige Apostel, den Irenäus ohne Namen als Autorität anführen kann, Adv Haer V 6. 1; 7. 1–2; 8. 1–3; 9. 1; 10.1; 11. 1; 12. 2, 3, 4; 13. 3, 4, 5; 14. 1, 3. etc. Niemals versucht Irenäus einen Ausgleich, also Paulus im Verhältnis zu den anderen Apostel, z.B. als gleichgestellt oder unter-geordnet, darzustellen. Irenäus ist hier als Beispiel erwähnt. Es ist auch möglich Paulus als der Apostel schlechthin zu erwähnen, ohne den Titel überhaupt zu verwenden, so z.B. Polykarp Phil 3. 2; 9. 1; 11. 2–3 und in den Paulusakten 8. 1, 3, 4. Und wenn Paulus als untergeordnet oder gleichgeordnet dargestellt wird, dann kommt eine Darstellung zur Sicht, die nichts mit der Apostelgeschichte des Lukas gemein hat.

Type
Articles
Copyright
Copyright © Cambridge University Press 1986

Access options

Get access to the full version of this content by using one of the access options below. (Log in options will check for institutional or personal access. Content may require purchase if you do not have access.)

References

Aufmerkungen

[1] Adv Haer III 13. 1 weist Irenäus auf einzelne hin, die meinen, nur Paulus sei Apostel. V praef werden die paulinischen Briefe als ‘die apostolischen Briefe’ erwähnt ohne den Namen des Paulus anzuführen. Die Paulusbriefe haben denselben Autorität wie die Evangelien, Dassmann, siehe E., Der Stachel im Fleisch. Paulus in der frühchristlichen Literatur bis Irenäus (Münster, 1979) 301.Google Scholar

[2] Auch 1 Klem gibt es der Apostel und die zwölf Apostel; Paulus scheint übergeordnet zu sein: 5. 5, 7; 42. 1 ff. Lindemann, Dazu A., Paulus im ältesten Christentum (BHTh 58, Tübingen, 1979) 81 ff.Google Scholar; Dassmann, E., Stachel 77 ff.Google Scholar Weiter Ignatius Eph 12. 2; Röm 4. 3, Lindemann, dazu, Paulus 84.Google Scholar

[3] Zu Phil 4. 3: Lindemam, , Paulus 88.Google Scholar

[4] Zu den Paulusakten als Zeugnis über die Entwicklung des lukanischen Paulus im zweiten Jahrhundert: Schneemelcher, W., Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung II (Tübingen, 1964) 239Google Scholar; Lindemann, , Paulus 6870.Google Scholar

[5] Schriften in denen nur die Zwölf Apostel sind, aber nicht Paulus: Schmithals, W., Das kirchliche Apostelamt. Eine historische Untersuchung (FRLANT, Göttingen, 1961) 233 ff.Google Scholar

[6] Lietzmann, Der Ausdruck aus H., An die Korinther I-II (HandbNT 9, 4. Aufl. Tübingen, 1949) 146, 156.Google Scholar

[7] Sonst ist Paulus in den Kommentaren zur Apostelgeschichte als ‘Held’, ‘Zentralfigur’, ‘Hauptperson’, ‘Mitte’ etc. charakterisiert.

[8] Jervell, J., Luke and the people of God. A New Look at Luke-Acts (Minneapolis, 1972) 153–84.Google Scholar

[9] Gegen die verbreitete Erklärung, Paulus verwende den Begriff weil er traditionell ist, oder es drehe sich um eine Nachlässigkeit: Lindemann, , Paulus 61 f.Google Scholar; Conzehnann, H., Die Apostelgeschichte (HandbNT 7, Tübingen, 1963) 79Google Scholar: Lukas habe den Begriff hier aus einer Quelle (V. 14). So mit Haenchen, E., Die Apostelgeschichte (Meyer Komm 3. Abt. 7. Aufl. Göttingen, 1977)CrossRefGoogle Scholar z.St.

[10] Didache 11.3.

[11] So Lindemann, , Paulus 61 f.Google Scholar

[12] allen, Vor: Klein, G., Die zwölf Apostel. Ursprung und Gehalt einer Idee (FRLANT 77, Göttingen, 1961).Google Scholar

[13] Plümacher, E., Apostelgeschichte (TRE 3, Berlin, 1978) 508.Google Scholar

[14] Roloff, J., Apostel (TRE 3, Berlin, 1978) 443Google Scholar im Anschluss an Burchard, C., Der dreizehnte Zeuge. Traditions- und kompositionsgeschichtliche Untersuchungen zu Lukas' Darstellung der Frühzeit des Paulus (FRLANT 103, Göttingen, 1970).CrossRefGoogle Scholar

[15] Man darf hier nicht auf Ananias 9.10 ff. und 22. 12 ff. hinweisen. Ananias vertritt nicht die Zwölf oder Jerusalem. Vgl. Maddox, R., The Purpose of Luke-Acts (FRLANT 126, Göttingen, 1982) 72Google Scholar; Paulus und die Tradition: Lührmann, D., Das Offenbarungsverständnis bei Paulus und in den paulinischen Gemeinden (WMANT 16, Neukirchen-Vluyn, 1965Google Scholar) und Wegenast, K., Das Verständnis der Tradition bei Paulus und in den Deuteropaulinen (WMANT 8, Neukirchen-Vluyn, 1962).Google Scholar

[16] Schneider, G., Die Apostelgeschichte II (Herders theol. Komm. NT 5, Freiburg-Basel-Wien, 1983) 39Google Scholar, vgl. auch I, 1980, 219, N. 62, will aus dem Ausdruck ‘Eingehen und Ausgehen’ eine Legitimation von Paulus durch die Zwölf sehen und verweist auf Acta 1. 21. Hier wird aber nur vom Umgang des Paulus mit den Zwölf geredet; von einer Legitimation verlautet aber nichts. Wenn man Acta 1. 21 als Parallele verwendet, wo Jesus bei den Zwölf ein- und ausging, wird dann nicht Jesus von den Zwölf legitimiert, was natürlich sinnlos ist? Demnach könnte man es auch so verstehen, dass Paulus die Zwölf legitimiert.

[17] Maddox, , Purpose 75 ff.Google Scholar: Paulus gehöre zur zweiten Generation.

[18] Dass die Bekehrung von Paulus Acta 9 vor der Korneliusgeschichte in 10–11 steht bedeutet Für Dietrich, W., Das Petrusbild der lukanischen Schriften (BWANT 94, Stuttgart, 1972) 20Google Scholar, dass die Heidenmission für Lukas auf Paulus zurückgeht.

[19] Anders: Maddox, , Purpose 75.Google Scholar

[20] Maddox, , Purpose 74Google Scholar: Die Damaskusberichte dienen ‘not to assimilate Paul to the Twelve Apostles, but to distinguish him from them’. Das wird aber bei Maddox so verstanden, dass Paulus nicht Apostel ist; er gehört für Lukas einer anderen, nicht-apostolischen Zeit an.

[21] Zum Schriftverständnis des Lukas: Jervell, J., ‘Die Mitte der Schrift: Zum lukanischen Verständnis des Alten Testaments’, in: Die Mitte des Neuen Testaments. Festschrift für Eduard Schweizer zum 70. Geburtstag, ed. Luz, U. und Weder, H. (Göttingen, 1983) 7996.Google Scholar

[22] Lukas hat (mindestens) zwei Traditionen vom Ursprung der Heidenmission. Sie geht auf Petrus und die Zwölf zurück, Luk 24. 46 ff.; Acta 1. 8; 10–11; 15, und sie geht auf Paulus zurück, 9; 22; 26. Dazu kommt also Antiochia, Acta 11. 19 ff. Die Traditionen stehen bei Lukas unvermittelt. In den relevanten Paulustexten werden die Zwölf nicht erwähnt, in den anderen Texten nicht Paulus. Acta 15 verarbeitet die Tradition: Petrus ist prinzipiell der erste, während Paulus die Mission durchführt; hier aber kommen die Damaskusberichte nicht zur Sicht. Hengel, Siehe M., Die Ursprünge der christlichen Mission (NTS 18, 1971–72, Cambridge, 1972) 1538.Google Scholar

[23] Dietrich, W., Paulusbild 260.Google Scholar

[24] Lindemann, , Paulus 63Google Scholar; siehe auch S. 67: Paulus werde nicht als Glied einer kirchlich-apostolischen Tradition gesehen, sondern als eine Gestalt sui generis. Richtig ist, dass er nicht in einer Tradition eingeordnet wird.

[25] Dibelius, M., Aufsätze zur Apostelgeschichte (FRLANT 60, Göttingen, 1951) 135.Google Scholar

[26] Burchard, , Zeuge 176Google Scholar: Paulus repräsentiert für Lukas eine historische Epoche ‘dessen Ende eine historische Zäsur bedeutet’.

[27] Maddox, , Purpose 78Google Scholar: Paulus ‘is a symbol of the whole Christian movement, or at least of its great leaders in the second generation’.

[28] Literatur bei Hauser, H. J., Strukturen der Abschlusszählung der Apostelgeschichte (Apg 28. 16–31) (An Bibl 86, Roma, 1979) 160Google Scholar, N. 269. Die letzte Arbeit: Radl, W., Paulus und Jesus im lukanischen Doppelwerk. Untersuchungen zu Parallelmotiven im Lukasevangelium und in der Apostelgeschichte (EHS 23/49, Bern-Frankfurt, 1975).Google ScholarMaddox, Kritisch, Purpose 79 f.Google Scholar

[29] Paulus ist ausser Jesus der einzige in Acta der Jünger hat, 9. 25. Haenchen, E., Die Apostelgeschichte (Meyer Komm 3. Abt. 7. Aufl. Göttingen, 1977) 320CrossRefGoogle Scholar und Roloff, J., Die Apostelgeschichte (NTD 5, Göttingen, 1981) 156Google Scholar finden, dass der Text verdorben sei. Stählin, Anders G., Die Apostelgeschichte (NTD 5, Göttingen, 1970) 141Google Scholar; Overbeck, F., Kurze Erklärung der Apostelgeschichte (Kurzgef. exeg. Hb. z. NT von M. D. L. de Wette I, 4, Leipzig, 1870) 144.Google Scholar

[30] Jervell, Siehe J., Luke 153–84Google Scholar und The unknown Paul, Essays on Luke Acts and Early Christian History (Minneapolis, 1984) 5276.Google Scholar

[31] Zum Problem Paulus und das Gesetz in der Apostelgeschichte: Wurm, K., Rechtfertigung und Heil. Eine Untersuchung zur Theologie des Lukas unter dem Aspekt ‘Lukas und Paulus’ (Diss. Heidelberg, 1978) 106Google Scholar; Wilson, S. G., ‘Law and Judaism in Acts’, SBL Seminar Papers 1980Google Scholar; Horn, F. W., Glaube und Handeln in der Theologie des Lukas (Gött. theol. Arb. 26, 1983) 278Google Scholar; Larsson, E., ‘Paul: Law and Salvation’, NTS 31, 1985, 425–36CrossRefGoogle Scholar; Jervell, J., Luke 133–52.Google Scholar

[32] So Maddox, , Purpose 40 ff.Google Scholar

[33] Zur Verfolgung der lukanischen Kirche: Braumann, G., ‘Das Mittel der Zeit. Erwägungen zur Theologie des Lukasevangeliums’, ZNW 54, 1963CrossRefGoogle Scholar; Schütz, F., Der leidende Christus. Die angefochtene Gemeinde und das Christuskerygma der lukanischen Schriften (BWANT V 9, Stuttgart, 1969).Google Scholar

[34] Maddox, Anders R., Purpose 69 ff.Google Scholar

[35] Jervell, Siehe, The unknown Paul 2651.Google Scholar

[36] So Dassmann, , Stachel 54 f.Google Scholar

[37] So Conzelmann, vor allen H., Die Mitte der Zeit. Studien zur Theologie des Lukas (BHTh 17, 5. Aufl. Tübingen, 1964)Google Scholar, und derselbe: Apostelgeschichte.

[38] Lüdemann, G., Paulus und das Judentum (München, 1983) 41 f.Google Scholar findet schon Rom 9–11 die Möglichkeit, dass das Judenchristentum am Ende ist.

[39] Wenn Lukas über das Gesetz redet, geht es vor allem um die rituellen Gebote, so Jervell, , Luke 137 ff.Google Scholar

[40] Jervell, , Luke 153 ff.Google Scholar

[41] Jervell, , The unknown Paul 26 ff.Google Scholar

[42] Es ist abwegig, das Dekret so aufzufassen, dass dadurch das Gesetz abgelöst oder Freiheit vom Gesetz gegeben wird, Conzelmann, gegen, Apostelgeschichte 84, 93Google Scholar; Horn, , Glaube und Handeln 275Google Scholar; Schneider, , Apostelgeschichte II 177, N24; 184Google Scholar; Wilson, S. G., Law and Judaism 259, 261.Google Scholar Das Dekret soll dagegen die Heiden mit dem Gesetz Israels verbinden um Idolatrie abzuwehren und als Bekenntnis zu dem einen Gott zu dienen. Dazu meine bald zu veröffentlichende Arbeit: Das Aposteldekret in der lukanischen Theologie.

[43] Herford, R. T., Christianity in Talmud und Midrasch (London 1903, repr. New York, 1975, 361–97)Google Scholar; vgl. auch 125–36; Forkman, G., The Limits of the Religious Community (Lund, 1972) 90–2Google Scholar; Mann, J. i HUCA 2, 1925, 306Google Scholar; Schiffmann, L. H., ‘At the Caossroads: Tannaitic Perspectives on the Jewish-Christian Schism’, in Sanders, E. P. (ed.), Jewish and Christian Self-Definition (London, 1981) 151 ff.Google Scholar

[44] Dibelius, M., Die Pastoralbriefe (HandbNT 13, Tübingen, 1955) 14 f.Google Scholar: Es drehe sich um judaisierende Frühformen der Gnosis; Büchsel, F., Art genealogia, ThWB I (Stuttgart, 1933) 662.Google Scholar Jeden-falls ist das jüdische Element hier ganz klar, und es wird abgewiesen.

[45] Können wir die Vorstellung von der Fortsetzung des Gottesvolkes in der Kirche durch das Lesen des Alten Testamentes erklären? Es gibt aber fast keine Schriftzitate im Epheserbrief.

[46] Dassmann, , Stachel 55.Google Scholar

[47] Vgl. Bauer, W., Die Briefe des Ignatius von Antiochia und der Polykarpbrief, Die Apostolischen Väter II (HandbNT Erg. band. Tübingen, 1920) 239 f.Google Scholar; Köster, H., Introduction to the New Testament, History and Literature of Early Christianity (Philadelphia, Berlin, New York, 1980) 286.Google Scholar