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Paulus im ‘Zwischenzustand’: Phil 1.23 und die Ambivalenz des Sterbens als Provokation
Published online by Cambridge University Press: 27 November 2003
Abstract
Das von Paulus in Phil 1.23 angesprochene ‘mit Christus Sein’ beschreibt eine unmittelbar postmortale, jenseitige Christusgemeinschaft, die im Vergleich mit sonstigen Aussagen des Paulus zur Totenerweckung erst bei der endzeitlichen Parusie Christi auffällig wird. Daraus ergibt sich die Frage, auf welchem religionsgeschichtlichen Hintergrund Paulus bzw. seine Leserinnen und Leser diese Vorstellung erfassen konnten. Die hellenistische Literatur bietet dabei lediglich Sprachparallelen (abwägender Vergleich von Leben und Tod) sowie gewisse formale (Synkrisis) und inhaltliche (Suizid-Diskussion der Antike) Analogien; es bleiben weite Differenzen bestehen. Ertragreicher erweist sich die Suche in Texten des Frühjudentums, deren Aussagen sich in drei Theorien bündeln lassen: Das Vorbild der Märtyrer bzw. der ‘Gerechten’ als sogleich mit dem Tod zu Gott erhobenen Gruppen wird verschiedentlich in der Forschung vertreten, eine Orientierung an den Vätern Israels wird als Alternative dazu im vorliegenden Aufsatz neu entwickelt, so dass die Denkmöglichkeit der paulinischen Aussage plausibel gemacht werden kann. Dies mündet in eine pragmatische Analyse der spezifischen Aussagegestalt von Phil 1.18b–26, die den Text hinsichtlich einer potentiellen und intendierten Wirkung auf die Adressatinnen und Adressaten deutet.
- Type
- Research Article
- Information
- Copyright
- 2003 Cambridge University Press
- 1
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