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Judenchristliche Frömmigkeit im Sondergut des Matthäus*
Published online by Cambridge University Press: 05 February 2009
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Die Texte, die etwas näher betrachtet werden sollen, umfassen nicht das gesamte Sondergut des ersten Evangelisten. Ausgeklammert werden von vornherein die Kindheitsgeschichten sowie die Ausschmückungen in dem Passions- und Auferstehungsbericht. Die vielen übrigen, zum Teil ausgeführten, zum Teil sehr kurzen Texte sind sehr verschieden geartet. Es sind darin Kurzgleichnisse wie jenes vom Schatz im Acker oder von der Perle (Mt 13. 44–46), ausgeführte Gleichnisse wie jenes von den Arbeitern im Weinberg (20. 1–15) oder den zehn Jungfrauen (25. 1–13), Gesetzesauslegungen wie die Antithesen (5. 21–22, 27–28, 33–37), Weisungen für die persönliche Frömmigkeit (5. 23–24; 6. 2–4, 16–18), eine Gemeinderegel (18. 15–18), ein Gerichtsgemälde (25. 31–46) und viele Einzellogien enthalten. Sowohl von der Form als auch vom Inhalt her handelt es sich um unterschiedliche Überlieferungen, und es ist kaum zufällig, daß auch die Frage, woher Mt diese Traditionen hat, auf verschiedene Weise beantwortet wurde. Rechnen einige Forscher mindestens partiell mit Sonderüberlieferungen aus mündlicher oder schriftlicher Tradition, so halten andere die Aufnahme eines Teiles derselben in eine erweiterte Q-Fassung für möglich.2 Damit ist das Problem freilich nur etwas verschoben, denn die Frage bleibt, woher sie dann in Q einflossen.
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- Copyright © Cambridge University Press 1989
References
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page 473 note 1 Statt vieler Belege vgl. Ram 5. 1–11 und Joh 3. 18–21. Gerne wird bei der Auslegung von Mt 18. 15–18 auf 1QS 5. 25– 6. 2 verwiesen, wonach ein Fall nur dann vor die Gemeindeversammlung gebracht werden darf, wenn der Betreffende vor Zeugen ermahnt wurde. Der in 1QS beschriebene Fall ist insofern nicht ganz gleich, als nicht eindeutig ist, ob die Gemeindeversammlung genau so wie der Ankläger und die Zeugen urteilt. Allerdings sind die Voraussetzungen in 1QS und Mt 18 gleich: In beiden Fällen dürften Menschen im Blickfeld sein, die in der Gemeinschaft neue Werte und damit neue Gebote kennen lernen. Wenn man für Mt 18. 15–18 nicht ein rigoristisches Judenchristentum voraus-setzen will, bleibt nur die Annahme möglich, daß es sich um ein Christentum handelt, das selbstverständlich Heiden aufnimmt, ihnen aber bisher unbekannte Gebote auferlegt, deren Nichteinhaltung den Ausschluß zur Folge hat. Erkennt man hier also eine hellenistisch-judenchristliche Gemeinde, dann ist man nicht genötigt, sie wie jene in Qumran als rigoristisch zu bezeichnen, man kann sogar an eine Gemeinde denken, die sich bloß an die Forderungen des ‘Aposteldekrets’ (Apg 19. 29) hält.
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