Hostname: page-component-586b7cd67f-t7czq Total loading time: 0 Render date: 2024-11-25T15:05:34.191Z Has data issue: false hasContentIssue false

Judenchristliche Frömmigkeit im Sondergut des Matthäus*

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

Hans Klein
Affiliation:
Sibiu, Roumania

Extract

Die Texte, die etwas näher betrachtet werden sollen, umfassen nicht das gesamte Sondergut des ersten Evangelisten. Ausgeklammert werden von vornherein die Kindheitsgeschichten sowie die Ausschmückungen in dem Passions- und Auferstehungsbericht. Die vielen übrigen, zum Teil ausgeführten, zum Teil sehr kurzen Texte sind sehr verschieden geartet. Es sind darin Kurzgleichnisse wie jenes vom Schatz im Acker oder von der Perle (Mt 13. 44–46), ausgeführte Gleichnisse wie jenes von den Arbeitern im Weinberg (20. 1–15) oder den zehn Jungfrauen (25. 1–13), Gesetzesauslegungen wie die Antithesen (5. 21–22, 27–28, 33–37), Weisungen für die persönliche Frömmigkeit (5. 23–24; 6. 2–4, 16–18), eine Gemeinderegel (18. 15–18), ein Gerichtsgemälde (25. 31–46) und viele Einzellogien enthalten. Sowohl von der Form als auch vom Inhalt her handelt es sich um unterschiedliche Überlieferungen, und es ist kaum zufällig, daß auch die Frage, woher Mt diese Traditionen hat, auf verschiedene Weise beantwortet wurde. Rechnen einige Forscher mindestens partiell mit Sonderüberlieferungen aus mündlicher oder schriftlicher Tradition, so halten andere die Aufnahme eines Teiles derselben in eine erweiterte Q-Fassung für möglich.2 Damit ist das Problem freilich nur etwas verschoben, denn die Frage bleibt, woher sie dann in Q einflossen.

Type
Articles
Copyright
Copyright © Cambridge University Press 1989

Access options

Get access to the full version of this content by using one of the access options below. (Log in options will check for institutional or personal access. Content may require purchase if you do not have access.)

References

page 466 note 1 Schweizer, E., ‘Zur Sondertradition der Gleichnisse bei Matthäus’, Matthäus und seine Gemeinde SBS 71 (Stuttgart: KBW, 1974) 98105Google Scholar; Luz, U., Das Evangelium nach Matthäus (Mt 1–7) EKK I/1 (Benziger/Neukirchner, 1985) 31.Google Scholar

page 466 note 2 Brown, J. P., ‘The Form of “Q” known to Matthew’, NTS 8 (1961/2) 27–12CrossRefGoogle Scholar; Strecker, G., Die Bergpredigt. Ein exegetischer Kommentar (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1984)10.Google Scholar

page 467 note 1 Kretzer, A., Die Herrschaft der Himmel und die Söhne des Reiches. Eine redaktionsgeschichtliche Untersuchung zum Basileiabegriff und Basileiaverständnis im Matthäusevangelium (SBM 10, Stuttgart/Würzburg: KBW/Echter, 1971)Google Scholar; Goulder, M. D., Midrash and Lection in Matthew, The Speaker's Lectures in Biblical Studies 1969–71 (London: SPCK, 1974)Google Scholar meinen, daß viele Texte des Sondergutes von Mt selbst gebildet wurden.

page 467 note 2 Gerhardson, B., ‘Geistiger Opferdienst nach Mt 6, 1–6.16–21’, in: Neues Testament und Geschichte, FS O. Cullmann (hrsg. H. Baltensweiler und B. Reicke; Zürich/Itiibingen: TVZ/J. C. B. Mohr/P. Siebeck, 1972) 6977Google Scholar; Betz, H. D., ‘Eine judenchristliche Kultdidache in Mt 6, 1–18’, Jesus Christus in Historie und Theologie FS H. Conzelmann (hrsg. G. Strecker; Tübingen: J. C. B. Mohr/P. Siebeck, 1975) 445–57Google Scholar; Chr. Dietzfelbinger, , ‘Die Frömmigkeitsregeln in Mt 6, 1–18 als Zeugnisse frühchristlicher Geschichte’, ZNW 75 (1984) 184201.CrossRefGoogle Scholar

page 469 note 1 Lohmeyer, E., Das Vaterunser (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1952 6) 113Google Scholar; Fr. Hauck, , ‘ϕegr;íλωTWNT 5 (1954) 559–65Google Scholar, 561. Der Gedanke ist freilich uralt und hängt am Gerechtigkeitsverständnis des AT und seiner Umwelt. Entsprechende Erwartungen fin-den sich Ps 72. 3, 12–14; 82. 3–4; Jes 5. 1–7 u.ö.

page 469 note 2 Dietzfelbinger, Chr., ‘Das Gleichnis von der erlassenen Schuld. Eine theologische Untersuchung zu Matthäus 18, 23–35’, EuTh 32 (1972) 437–51, 441.Google Scholar

page 469 note 3 Harnisch, W., Die Gleichniserzählungen Jesu. Eine hermeneutische Einführung (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1985, UTB 1343) 253–71.Google Scholar

page 469 note 4 1 Petr 4. 8; Ofib 12. 10–11 vgl. Lk 7. 47.

page 470 note 1 Broer, I., ‘Das Gericht des Menschensohns über die Völker. Auslegung von Mt 25. 31–46’, BiLe 11 (1970) 273–95, 289.Google Scholar

page 470 note 2 Weiß, Schon J., Das Matthäus-Evangelium SNT 1 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1907) 389Google Scholar hat nur den positiven Gedanken herausgestrichen und Mt die Ausgestaltung des Gerichtsbildes zugeschrieben.

page 470 note 3 Schmid, J., Das Evangelium nach Matthäus RNT 1 (Regensburg: Pustet, 1965 5) 354.Google Scholar

page 471 note 1 Zur Sicht des Mt vgl. etwa Weder, H., Die Gleichnisse Jesu als Metaphern. Traditions und redaktionsgeschichtliche Analyse und Interpretation (FRLANT 120; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1974) 127–5.Google Scholar

page 472 note 1 Hasler, V., ‘Die königliche Hochzeit. Mattb 22,1–14’, ThZ 18 (1962) 2535, 30Google Scholar; Binde-mann, W., ‘Das Mahl des Königs. Gründe und Hintergründe der Redaktion von Mt 22,1–14’, Theol. Vers. 15 (Berlin: BVA, 1985) 21–9, 23–5.Google Scholar

page 472 note 2 Bultmann, R., ‘Die Frage nach der Echtheit von Mt 16,17–19’, Exegetica. Aufsätze zur Erforschung des Neuen Testaments (Tübingen: J. C. B. Mohr/P. Siebeck, 1967) 255–77, 261.Google Scholar

page 472 note 3 In der Literatur wird mit Recht immer wieder auf den ähnlichen Fall 1 Kor 5 hinge-wiesen. VgI. etwa Dodd, C. H., Matthew and Paul: New Testament Studies (Manchester, 1954) 253Google Scholar; Thyen, H., Studien zur Sündenvergebung im Neuen Testament und seinen alttestamentlichen und jüdischen Voraussetzungen FRLANT 96 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1970) 241.CrossRefGoogle Scholar

page 473 note 1 Statt vieler Belege vgl. Ram 5. 1–11 und Joh 3. 18–21. Gerne wird bei der Auslegung von Mt 18. 15–18 auf 1QS 5. 25– 6. 2 verwiesen, wonach ein Fall nur dann vor die Gemeindeversammlung gebracht werden darf, wenn der Betreffende vor Zeugen ermahnt wurde. Der in 1QS beschriebene Fall ist insofern nicht ganz gleich, als nicht eindeutig ist, ob die Gemeindeversammlung genau so wie der Ankläger und die Zeugen urteilt. Allerdings sind die Voraussetzungen in 1QS und Mt 18 gleich: In beiden Fällen dürften Menschen im Blickfeld sein, die in der Gemeinschaft neue Werte und damit neue Gebote kennen lernen. Wenn man für Mt 18. 15–18 nicht ein rigoristisches Judenchristentum voraus-setzen will, bleibt nur die Annahme möglich, daß es sich um ein Christentum handelt, das selbstverständlich Heiden aufnimmt, ihnen aber bisher unbekannte Gebote auferlegt, deren Nichteinhaltung den Ausschluß zur Folge hat. Erkennt man hier also eine hellenistisch-judenchristliche Gemeinde, dann ist man nicht genötigt, sie wie jene in Qumran als rigoristisch zu bezeichnen, man kann sogar an eine Gemeinde denken, die sich bloß an die Forderungen des ‘Aposteldekrets’ (Apg 19. 29) hält.

page 473 note 1 Manson, T. W., The Sayings of Jesus (London, SCM 1977 9) 193–4.Google ScholarManek, J., ‘… und brachte viel Frucht’, Die Gleichnisse Jesu (Stuttgart: Calwer, 1977) 44Google Scholar; Catchpole, D. R., ‘John the Baptist, Jesus and the parable of the Tares’, SJT 31 (1978) 557–70, 569–70.CrossRefGoogle Scholar